21.-27.06.2004: Ontario Fishing Lodge

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Die Woche fing schon mal wieder gut an. Kirsten ließ eine heiße gebackene Kartoffel in Helens Schoß fallen. Dann hatten wir nicht genügend Schokoladen-Eis für die Gäste, weil Lisa mal wieder ihrer Schokoladensucht nachkam und die Hälfte eines 4 Liter-Containers alleine zum Abendessen verschlang.

Lisa gehört nicht wirklich zu den Menschen, die kultiviert essen. Alles wurde mit Hotsauce (Tabasco) "verfeinert" und es war unglaublich, welche Massen sie schon zum Frühstück verdrücken konnte. Wir nahmen jede Woche mehr ab, vor lauter Stress hatte man gar keinen Appetit mehr, und Lisa nahm als einzige von uns zu.

Wir wussten immer, an welchem Platz sie zum Frühstück gesessen hatte. Die Schüssel mit Oatie-0´s (Honigringe) war stets überfüllt, oben drauf wurden Milch und die übliche Schokoladensauce gegossen. Wenn Lisa nach der Mahlzeit dann in die Küche ging, lagen durchweichte Oatis-O´s an ihrem Platz. Es waren so viele, dass wir eines Tages sogar ihren Namen damit buchstabierten. Sie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und räumte fortan ihren Platz auf.

In dieser Woche bekamen die Besitzer einige Probleme. Es fing damit an, dass der Besitzer mal wieder auf einen der Bären am Abfallloch schoss - während des Abendessens. Ganz in der Nähe fuhr ein Ranger justamente vorbei und hörte den Schuss. Kurze Zeit später stoppte sein Dienstwagen hinter der Küche und die Besitzer waren in Erklärungsnot. Die Essensabfälle am Loch machten dem Ranger deutlich, dass die Bären deshalb hierher kommen, weil sie was zu fressen finden. Das ist eigentlich nicht erlaubt. Außerdem darf auf Bären im Frühjahr und Sommer nicht geschossen werden. Die Gäste waren natürlich neugierig und bekamen alles live mit.

Dann fingen die Guides und der Besitzer unerlaubt Minnows (kleine Fische, die lebendig an die Angelhaken montiert werden, um Walleye zu fischen) und kippten Tausende davon in den kleinen Teich am Bootshaus. Um Minnows in der Menge zu fangen, benötigt man eine Lizenz, die teuer ist. Es gibt aus diesem Grunde Händler, die diese Lizenz haben, und die Minnows an die vielen Anglercamps für gutes Geld verkaufen.

Unglücklicherweise kam in dieser Woche der Minnow-Händler unangekündigt ins Camp und ein kurzer Blick in den Teich sagte ihm, dass hier ohne Lizenz gefangen wurde. Das gab mächtig Stress, denn der Minnow-Händler wollte Geld sehen, ansonsten zeigt er die Lodge bei den Rangern an.

Dann riefen zwei Amerikaner an und wollten bereits am nächsten Tag anreisen, um ein paar Tage im Camp zu verbringen. Die waren bis dato noch nie hier gewesen und akzeptierten ohne Murren den Broschürenpreis. Die Besitzerin war zunächst sehr happy darüber, bis ihr Ehemann die Vermutung äußerte, dass es sich hier vielleicht um zwei Regierungsbeamte handelt, die die Lodge auf Legalität prüfen wollen.

Es war unglaublich, was in den nächsten 24 Stunden hier abging. Die Panik brach bei den Besitzern aus und man versuchte alles illegale umgehend zu beseitigen. Die Minnows wurden wieder in den See geschmissen, das Abfallloch wurde mit Sand zugekippt und wir durften fortan die Essensreste nur noch in den Mülleimer schmeißen. Dann wurde die Flinte versteckt und die Besitzerin machte persönlich die Kabine für die beiden "Spione" fertig. Wir wurden angewiesen auf keinen Fall mit den beiden zu sprechen. Wir haben die Besitzer noch nie so besorgt gesehen und es war echt schon komisch, wie die beiden im Camp hin- und herrannten.

Es stellte sich natürlich sehr schnell heraus, dass die beiden neuen Gäste nie im Leben Spione waren. Viel Panik um nichts!

Die Besitzer machten dafür bei uns mal wieder unnötigen Stress. Es fing damit an, dass der Besitzer am Vormittag in die Küche kam und auf Helens fast fertige Bratkartoffeln eine Fuhre Öl kippte, obwohl die schon fast fertig waren. Er wollte einem der Guides mal zeigen, wie man "richtige" Bratkartoffeln macht. Er zerhackte einige Kartoffeln und sagte dabei ständig "uncooked". Nur um dem Guide zu zeigen, dass Mädels einfach nicht kochen können. Der glaubte ihm das natürlich auch. Wir konnten das dieses Mal nicht einfach mit einem Schulterzucken an uns vorbei ziehen lassen und sagten ihm unsere Meinung. Was soll der Scheiß?! Die Kartoffeln trieften vor Öl und wir wollten in 10 Minuten mit dem Boot rausfahren. Er schrie uns dann an, dass unsere Bratkartoffeln "nie durchgekocht" seien. So ein Schwachsinn! Die Gäste liebten unsere Kartoffeln und der Besitzer aß selbst jeden Tag eine große Fuhre davon. Seine dagegen waren immer total schwarz und angebrannt. Sogar seine Frau sagte mal zu uns, dass man die eigentlich so gar nicht servieren kann. Wir waren mal wieder kurz davor einfach unsere Sachen zu packen.

Am nächsten Tag fehlte dann unser Boot. Einer der Guides hatte es am Morgen genommen, um damit zu einer flachen Stelle am See zu fahren. Die Motoren der anderen Boote waren dafür zu groß, oder so. Die Besitzerin wusste davon, hielt es aber nicht für nötig uns davon im voraus zu erzählen. Kirsten und Lisa mussten also um 11.30 Uhr im ganzen Camp rumlaufen, um einen der Guides zu finden, damit dieser uns dann mit seinem Boot zum Shorelunchspot fährt. Man hatte uns nie gezeigt, wie man mit den anderen Booten fährt. Er wollte erst das zweite Arbeitsboot nehmen, dass war aber noch nie in dieser Saison benutzt worden und hatte kein Benzin. Außerdem war es voller Wasser durch die Regenfälle, und wir hatten keine Zeit mehr, um es Klarschiff zu machen.

Zum Glück kamen wir rechtzeitig vor den Gästen beim Shorelunchspot an und alles lief gut. Der Guide bekam dann aber bei der Rückkehr von dem Besitzer noch Ärger. Sein Boot verbraucht etwas mehr Benzin als eines der Arbeitsboote und das war es dem Besitzer fürs Shorelunch nicht Wert. Wir hatten Null Mitleid. Hätte man uns früher was gesagt, dann hätten wir das andere Arbeitsboot rechtzeitig fertig gemacht. Kinderkram!

Wenigstens war die Natur guter Laune und es blühte im Camp. Leider war die Mückenplage ebenfalls im vollen Gange. Nachdem wir eines abends zwei Stunden - von unserem sowieso schon kostbaren Schlaf - damit verbrachten ca. 20 Mücken zu killen, holte Kirsten das Moskitonetz raus und befestigte es über unserem Bett. Fortan hatten wir wenigstens beim Schlafen Ruhe.

Am Sonntag haben der Besitzer und die Guides hinter der Küche die Eichhörnchen mit Steinen beschmissen. Der Besitzer nahm den ersten Stein und die Jungs folgten blind diesem erneuten Schwachsinn. Wir konnten es kaum glauben. Zwei der Guides wollten in der Zukunft als Biologen arbeiten - ihre Moral haben sie in diesem Moment wohl vergessen. Es war bezeichnend wie die Guides sich von dem Besitzer negativ beeinflussen ließen. Nur um nicht seiner ständigen Kritik ausgesetzt zu sein. Sehr traurig!