28.6.-04.07.2004: Ontario Fishing Lodge

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Am Montag konnten wir die Messer zum Filetieren des Fisches nicht in den Kühlboxen finden, obwohl wir alle sicher waren, dass wir sie gestern nach dem Abwasch wieder dorthinein getan hatten. Wir durchsuchten die gesamte Küche, konnten die Dinger aber nicht finden. Wir nahmen deshalb zum Shorelunch eines der scharfen Küchemesser mit - ein absolutes No-No von der Besitzerin, aber was sollten wir machen? In letzter Sekunde viel uns dann ein, dass wir noch mal ins Bootshaus schauen sollten und fanden sie dann prompt dort auch. Es stellte sich heraus, dass einer der Jungs die Messer zum Schärfen mitgenommen hatte ohne sie danach wieder in die Küche zu bringen. Wir haben uns fast darüber geärgert, dass wir noch so schlau waren sie aufzutreiben. Es wäre bestimmt spannend für die Gäste gewesen die Jungs beim Filetieren des Fisches mit einem Küchenmesser zu beobachten.

Nach dem Shorelunch hatten wir Probleme unser Boot von der Holzrampe zu schieben. Der Motor hatte sich zwischen den Holzbalken verklemmt. Wir hatten es zunächst gar nicht bemerkt, aber unser Boot war von einem der Guides an eine andere Stelle geschoben worden, um Platz für eines der Gästeboote zu machen. Der Guide hat unser Boot dabei so weit die Rampe raufgezogen, dass der Motor statt im Wasser nun zwischen den Holzbohlen steckte. Na, toll! Wir hatten Glück, dass eines der Gästeboote noch da war, als wir den Schaden bemerkten. Alleine hätten wir das Boot nämlich nicht wieder freibekommen. Ob man uns beim Abendessen vermisst hätte???

Helen war in der Küche für die kreativen Dekorationen zuständig. Diverse Geburtstagstorten wurden mit Zuckerguss verschönert - teilweise mussten wir kurzfristig improvisieren, da die Besitzerin uns nicht immer im voraus darüber informierte. Es kam sogar vor, dass Helen zum Frühstück eine Bratwurst mit einer Kerze dekorierte - die Gäste waren stets angenehm überrascht und freuten sich.

Die Butter wurde normalerweise zu jeder Mahlzeit in dünne Scheiben geschnitten auf Untertassen serviert. Helen sorgte für Abwechslung und kreierte zwischendrin Butterschnecken. Die Gemüseplatte sah jeden Abend anders aus, je nachdem, wer sie gemacht hatte und was drauf war. Helens schönste Deko war ein Fisch mit Oliven-Auge (siehe Foto). Das Auge überlebte nicht einmal den ersten Gast, denn Lisa hatte Helens Deko nicht geschnallt und glaubte, dass die Olive aus versehen auf die Gemüseplatte geraten war. Typisch!

Seit Wochen suchte die Besitzerin einen Weg um Jessica und Lisa loszuwerden. Das sagte sie jedenfalls jeden dritten Tag zu uns. Vermutlich erzählte sie den anderen beiden, dass sie uns am liebsten loswerden möchte. Jedenfalls war auf einmal das große Gerede vom "Urlaub" im Gange. Die Gäste werden über den Sommer zunehmend weniger werden und einige der Guides werden zwischendrin mal eine Woche in den Urlaub gehen. Die beiden Mädels wollten ebenfalls einen Break. Wir dagegen waren erstens sehr skeptisch, dass das Wort "Urlaub" eigentlich "Entlassung" bedeuten könnte und zweitens wollten wir nicht wirklich einen Urlaub, den können wir schließlich den Rest des Jahres haben. Allerdings muss man sagen, dass wir alle definitiv urlaubsreif waren - nach 8 Wochen Stress ohne Unterbrechung und ca. 90-100 Stunden in der Woche.

Unsere Befürchtungen bezüglich der wahren Bedeutung des Wortes "Urlaub" sollten sich schnell bestätigen. Die Besitzerin fragte Helen um Rat, wie sie die beiden Mädels am besten loswerden kann. Beide sollten am Ende der Woche in den "Urlaub" geschickt werden für "eine Woche". In dieser Urlaubs-Woche wollte sie den Mädels dann telefonisch mitteilen, das sie fortan nicht mehr benötigt werden. Feige! Helen fand das nicht sehr witzig und machte ihr klar, dass sie den Mädels wenigstens sagen sollte, dass sie alle Sachen mit nach Hause nehmen sollen. Die Besitzerin antwortete, dass sie den Mädels dann einfach sagen wird, dass ihre Hütte in dieser Woche renoviert wird. Das war natürlich total absurd - keiner krümmte auch nur einen Finger für die Unterkünfte des Personals - und sie sagte den Mädels gar nichts.

Helen war besorgt darüber, dass wir fortan wieder alleine mit den vielen Gästen zurecht kommen müssen und fragte die Besitzerin, wie viele Gäste denn in den nächsten Wochen kommen. Und siehe da, die Besitzerin hatte sich nur den Plan für die nächste Woche angeschaut. Hätte sie mal kurz einen Blick auf die übernächste Woche geworfen, dann wäre ihr schnell klar gewesen, dass wir die Mädels wieder brauchen.

Unglücklicherweise hatte sie den Mädels aber schon gesagt, dass sie in Urlaub gehen müssen. Jetzt musste sie also den Rücktransport für die darauffolgende Woche organisieren, anstatt die Mädels ganz los zu werden. Was für ein Chaos! Sie war danach mal wieder entsprechend schlecht gelaunt. Und wir mussten das mal wieder alle ausbaden.

Am Donnerstag fuhren Helen und Jessica zum Shorelunch raus und Helen warnte Jessica durch die Blume, besser alle Sachen mit nach Hause zu nehmen. Es gab keine Garantie, dass die beiden wieder zurückkommen werden. Die Besitzerin sprach sogar davon Anzeigen in die Tageszeitung für neues Personal zu setzen. Jessica hatte diesbezüglich eh schon eine Vorahnung, da sie am wenigsten von uns mit der Besitzerin zurecht kam. Sie glaubte allerdings nicht, dass es Lisa ebenfalls treffen könnte, den die Besitzerin mochte Lisa in ihrer Art. Das stimmte, Lisa und die Besitzerin hatten einiges gemeinsam. Beide waren sehr launisch und unberechenbar.

Es war jedenfalls nicht klar, wann die Mädels nun in "Urlaub" gehen. Erst hieß es Freitag, dann Sonntag, dann wieder Freitag. Die Mädels waren selbst ziemlich genervt, da sie ständig zuhause anrufen mussten. Die Entscheidung wurde abhängig davon gemacht, wann einer der Guides endlich gehen sollte. Es gab seit Wochen Gerüchte, dass Joel gefeuert werden sollte, aber er blieb von Woche zu Woche. Jetzt sollte es endlich so weit sein. Die Frage war nur, an welchem Tag?

Am Samstag tropfte unsere Klimaanlage heftig. Es hatte mal wieder geregnet. Wir nahmen die Klimaanlage auseinander und stellten fest, dass der Isolierschaumstoff klitschnass war. Wir nahmen ihn raus und trockneten ihn. Helen kletterte zudem auf Winnies Dach und fegte das Regenwasser runter. Das Problem war damit gelöst, vermutlich war der Schaumstoff nur aufgrund von Kondensation nass geworden.

Es war außerdem mal wieder Anreisetag für neue Gäste. Kirsten begrüßte sie mit heißen, frisch gebackenen Franzbrötchen. Lecker!

Sonntag sollte dann der "Urlaubstag" sein. Die beiden Mädels sollten morgens noch schnell die Hütten machen, bevor die Besitzerin sie in den nächsten Ort brachte. Wir haben nicht einmal die Chance bekommen, uns von den beiden zu verabschieden. Joel durfte mal wieder eine weitere Woche bleiben, da einer der Guides vorzeitig das Camp verlassen musste - sein Großvater war leider gestorben.

Diese Woche hatten wir auch einen neuen Besucher hinter der Küche. Eine Gartenschlange aalte sich in der Sonne.