26.7.-01.08.2004: Ontario Fishing Lodge

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Am Montag gab es zum Shorelunch eine neue Fischspezialität. Kevin tränkte die Fischfilets in geschmolzener Butter und würzte sie mit Cajun. Dann wurden die Filets in der trockenen Bratpfanne über dem Feuer gebraten. Wir fanden das total lecker, aber leider hatten wir in dieser Woche Gäste, die keine scharfen Gewürze vertrugen. Das wussten wir aber vorher nicht. Wir fanden es jedenfalls toll, dass der Fisch mal wieder ganz anders zubereitet wurde.

Am Abend wurde auf CNN dann der "Parteitag" der amerikanischen Demokraten live im Fernsehen übertragen. Wir wollten doch mal sehen, wie der neue Bush-Gegner John Kerry so rüberkommt und verfolgten über Stunden diese Hollywood-Veranstaltung. Leider bekommt man davon im Deutschen Fernsehen ja nichts mit. Schon am ersten von vier Veranstaltungstagen boten die Demokraten ihre Creme-de-la-Creme auf. Von Jimmy Carter (kritisierte als einziger heftig Gorge Bush für seine Irak-Politik), über Al Gore bis zu den Clintons - die ganze Armada wurde aufgeboten. Die Krönung des Abends für uns war Hillary Clinton (viele Amerikaner hätten es gerne gesehen, wenn sie statt Kerry bei den nächsten Wahlen gegen Bush antritt), die ihren Noch-Ehemann mit sülzigen Worten in den siebten Himmel lobte und ankündigte. Was für eine Heuchelei - ob Monica sich dass auch angeschaut hat? Billy stolzierte dann auf die Bühne und umarmte seine Frau. Bussi auf die Wange - das wars von seiner Seite. Hillary sah man in sein Ohr sprechen. Man konnte ihr förmlich von den lächelnden Lippen ablesen "So, Du A...loch, das kostet dich ein paar Milliönchen bei einer unserer Scheidung!" Wir haben uns dann fast weggeschmissen, als sich anschließend Bill bei seiner Frau - er nannte sie wörtlich "My senator" - öffentlich bedankte. Hollywood pur!

Am Dienstag hieß es dann leider schon Abschied nehmen von den Damen. Wir haben uns köstlich amüsiert, dass die Frauen mal wieder die besten Anglerinnen waren und als einige auf der Master-Anglerliste auftauchten.

Am Abend gab es erneut Ärger mit den Rangern. Der Besitzer und einer der Guides waren mit ein paar Gästen zu einem anderen See gefahren und wurden dort auf ihre Lizenzen und die Anzahl der gefangenen Fische hin überprüft. Der Guide wollte mal wieder besonders lustig sein und trat den Rangern mit den Worten entgegen, er hätte Fisch in seinen Hosentaschen versteckt. Die fanden das natürlich gar nicht lustig, zumal der Besitzer seine Lizenz nicht dabei hatte und bei einem der Gäste die Lizenz auf ein altes Datum ausgestellt war. Die Ranger kamen dann abends ins Camp, um die Lizenzen noch einmal zu überprüfen. Der Besitzer hatte das schon befürchtet und leerte gerade noch rechtzeitig den Minnowteich - man hatte mal wieder Tausende unerlaubt gefangen.

Am Mittwoch setzte Helen dann ihre Staubsaug-Aktion fort. Sie konnte einfach nicht aufhören! Am Donnerstag beschwerten sich die Gäste über die zu stark gewürzten Steaks.

Wir sahen uns anschließend den letzten Abend des Demokratischen Parteitages an. John Kerry hatte seinen großen Auftritt. Wir fanden die gesamte Veranstaltung inzwischen echt peinlich. Es ist unglaublich, wie die Amis alle Kaliber der Gehirnwäsche auffahren. "We are the greatest nation, bla bla bla." Die alten Vietnam-Gefährten von John Kerry wurden aufgeboten (im Gegensatz zu Bush ist er freiwillig dem Militärdienst beigetreten und hat in Vietnam sogar eine Auszeichnung für das Retten eines Kameraden bekommen). Dann sah man im Wechsel sämtliche Minderheiten auf dem Bildschirm, die Farbigen (Jesus, we love John Kerry!), die Kinder und Familien (2-jährige hielten ein Schild mit Kerrys Namen hoch!), die Behinderten usw. Man gedachte selbstverständlich dem 11. September, denn schließlich werden die Wahlen im November die ersten danach sein. On and on and on.

Ob John Kerry ein besserer Präsident wäre? Wir wissen es nicht. Er hat genau wie Bush den Irak-Krieg befürwortet - er war sogar aktives Mitglied im Sicherheitsrat des Kongresses und hatte Zugang zu den Geheiminformationen, die sich später alle als falsch herausstellten. Er ist in zweiter Ehe mit der Erbin von Heinz-Ketschup verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter aus erster Ehe. Die beiden haben ihren Vater von der privaten Seite vorgestellt - das war ausnahmsweise mal ganz interessant und die beiden haben lustige Geschichten von ihrem Vater erzählt.

Von seiner Rede waren wir nicht wirklich angetan - amerikanisches Wischiwaschi. Das kennt man von Bush ja leider auch nur! Zum Abschluss dieser Veranstaltung (alleine die Sicherheitsvorkehrungen haben 60 Millionen US-Dollar verschluckt - das zahlt der Steuerzahler natürlich) gab es dann für uns noch mal ein echtes Highlight. Im direkten Anschluss an die Kerry Rede sollten Tausende bunter Luftballons und Tonnen von Konfetti auf die Menschenmassen runterrieseln. Aus irgendeinem Grund gab es da aber Probleme. CNN hatte gleichzeitig das Mikrofon ihres Sprechers abgeschaltet, dafür konnte man deutlich live den Organisator der Veranstaltung über den Ether schreien hören "Wo bleiben die Ballons?", "Stoppt das Konfetti, wir brauchen Ballons!", "Ballons Go, Konfetti Go!", "Was machen die da??? Wo bleiben die Ballons?" - das ging über einige Minuten so und man sah vereinzelt Luftballons von der Decke fallen. Wir waren gespannt, wann er an zu fluchen fängt. Ihm war offensichtlich nicht klar, dass ganz Amerika ihn hören konnte. CNN versuchte die Situation zu retten und ging live zu den Interviews über. Dann klappte es endlich mit den Ballons und man konnte die Moderatoren vor lauter Konfetti und Ballons nicht mehr sehen! Wir sind jedenfalls schon auf den Parteitag der Republikaner im November gespannt!

Am Freitag sagte die Besitzerin uns dann, das Lisa im Camp für den Rest der Saison nicht mehr benötigt wird und sie wollte ihr die Sachen mit dem Greyhoundbus zuschicken. Wir machten uns also in die Hütte der Mädels auf und versuchten die wichtigsten Sachen in ihren Rucksack zu stopfen. Den Rest der Klamotten und einen Schlafsack stopften wir in einen Beutel und befestigten den am Rucksack. Das ganze wog locker 30kg!

Wir sprachen anschließend mit der Besitzerin über die verbleibenden Arbeitstage in dieser Saison. Die letzten beiden Gäste sollten die Lodge am nächsten Dienstag verlassen und dann gab es für 9 Tage gar keine Gäste mehr. Ab Mitte August sollten dann wieder Gäste kommen und bis auf drei Tage am Ende des Monats war die Lodge wieder ganz gut bis Ende September ausgebucht. Wir stimmten mit der Besitzerin ab, dass wir in den Tagen ohne Gäste im Camp Urlaub machen. Dafür benötigten wir Vorräte und sie nahm uns am Samstag mit in den Ort, so dass wir uns eindecken konnten. Wir freuten uns schon richtig auf ein paar entspannte Tage!

Am Sonntag beendete Helen dann endlich ihre Staubsauger-Aktion und Kirsten schruppte die Speisekammer. Bei zwei Gästen hatten wir endlich mal wichtig Zeit für solche Sachen. Wir reinigten außerdem alle Hütten und stellten die Matratzen zum Lüften auf. Die Besitzerin rechnete an diesem Tag mit uns komplett ab, wir schuldeten ihr Geld für diverse Säfte und Cornflakes, die sie uns in den letzten Wochen immer mal wieder aus dem Ort mitgebracht hatte.

Abends kamen wir dann gut gelaunt wieder in die Küche für die Abendessensvorbereitungen. Zu unserem Erstaunen stellten wir fest, dass die Besitzerin noch zwei weitere Salate gemacht hatte. Wir hatten morgens bereits wie üblich fünf verschiedene gemacht. Was wollen wir mit sieben Salaten bei nur zwei Gästen? Die Gäste fragten uns dann wie üblich, was es zum Abendessen geben würde und baten um weniger Kartoffeln und Gemüse. Die Besitzerin hatte offensichtlich schon wieder schlechte Laune und fauchte Helen an, warum sie die Gäste nach ihren Wünschen fragt. Die bekommen, was auf dem Teller ist. Helen erklärte ihr ruhig, dass sie die Gäste ja gar nicht gefragt hatte.

Dann wollte Kirsten die Teller auffüllen, wurde aber mehr oder weniger von der Besitzerin beiseite geschupst. Wir fragten die Besitzerin, was das ganze jetzt schon wieder sollte. Sie schaute uns wütend an und sagte zu uns "Lasst uns das jetzt nicht diskutieren. Warum nehmt ihr euch nicht den Rest des Abends frei, ich komme mit zwei Gästen auch alleine klar!"

Wir verstanden mal wieder nicht, warum sie so ätzend zu uns war und waren sauer, denn sie hätte uns den Abend auch schon nach dem Mittagessen freigeben können. Dann wären wir gar nicht erst erschien. Wir verließen wortlos die Küche und regten uns erst einmal auf einer 1 1/2-stündigen Wanderung ab. Uns knurrte danach der Magen, denn wir hatten natürlich auch kein Abendessen bekommen. Das wir hier ständig wie der letzte Dreck behandelt wurden, schlug uns eh auf den Magen. Müssen wir uns das wirklich antun?

Es war offensichtlich, dass die Besitzerin uns endgültig rausekeln wollte. Sie hoffte wohl, dass wir von uns aus kündigen würden. Sie wollte auf einmal, dass wir das Camp während unseres Urlaubs verlassen, obwohl sie uns vor zwei Tagen noch gesagt hatte, dass wir bleiben können. Wir waren dieses Hüh und Hott ja schon gewöhnt und ignorierten in der Regel ihre schlechte Laune. Mal sehen, was der morgige Tag bringen wird.