09.-15.08.2004: Ottawa - Montréal

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Am Montag regnete es den ganzen Tag in Strömen. Für uns ging es weiter östlich am Lake Superior entlang, aber das Wetter ließ leider keinen schönen Anblick zu. Bei einem der Provincial Parks haben wir dann kurz für einen Toilettenstopp angehalten, doch die dortige Toilette stellte sich als unbrauchbar raus. Man folgte dem Hinweisschild und landete auf einem schmalen Trampelpfad, der direkt in die Büsche führte. Hinter einer Biegung kam dann ein Plumpsklo ohne Außenwände, Dach und Toilettenpapier zum Vorschein - einfach nur der Sitz auf eine Holzkiste montiert. Witzig ... aber ... Nein danke!

Am Nachmittag fing Winnie dann auf einmal heftig an zu stottern und zu spucken. Wir gaben Gas, aber er wollte nicht mehr richtig anziehen und kam kaum noch die Berge hoch. Helen glaubte, dass die Ölpumpe defekt sei und Kirsten vermutete den Auspuff. Der röhrte nämlich ganz schön vor sich hin.

Wir machten uns ernsthaft Sorgen. Was war los? Wir waren mitten in der Walachei und mussten noch knapp 50km bis zum nächst größeren Ort - Sault Ste Marie - fahren. Dort dauerte es fast zwei Stunden, um eine Werkstatt zu finden, die große genug für ein Motorhome war. Der dortige Mechaniker stellte mit einem sicheren Blick fest, das eines der Zündkabel defekt war und wir nur noch auf drei Zylindern unterwegs gewesen sind. Außerdem hatte der Auspuff ein großes Loch - der war nach 17 Jahren total verrostet gewesen.

Wir mussten bis zum nächsten Morgen warten, durften aber kostenlos auf dem Hinterhof der Autowerkstatt stehen. Der nette Chef stöpselte uns sogar an die Steckdose an und wir hatten Zeit mal wieder unsere Website upzudaten. Das Wetter war inzwischen zu einem richtigen Sturm geworden, mit heftigen Windböen und Gewitter. Ein Blitz schlug mit lautem Knall nur ca. 20 Meter von uns entfernt in die Straße ein.

Die Reparaturen haben am nächsten Vormittag dann nur ca. 2,5 Stunden gedauert und der Spaß hat uns mal eben 300 US$ gekostet, aber wenigstens konnten wir ohne weitere Probleme unsere Reise fortsetzen.

Am Donnerstag kamen wir in Ottawa - Kanadas Hauptstadt - an und machten den Fehler gleich direkt in die Innenstadt zu fahren. Dort gab es aber in den engen Straßen keinen Parkplatz für den Winnie und wir mussten uns mühsam durch den dichten Verkehr wieder dort raus und zum nächstgelegenen Wal-mart kämpfen.

Dort durften wir zum Glück über Nacht stehen. Wir bestiegen gegen Mittag den Bus und fuhren in 20 Minuten zurück in die Innenstadt (mit dem Winnie hat es 1,5 Stunden gedauert, um da wieder raus zu kommen!). Die Busse haben in Ottawa ihre eigenen Straßen, die wie Dachlose Tunnel gebaut sind - mit 80 km/h rasen die Busse von Station zu Station ohne rote Ampel und anderen Verkehr. Super Prinzip!

Die Innenstadt von Ottawa ist beeindruckend mit ihrem Schlossartigen Regierungsgebäuden. Wir sind auf eine kostenlose Tour ins Parlamentsgebäude gegangen und haben uns die Senats- und Kongresskammern angeschaut. Helen war geneigt sich in den rot-samtenen Königsstuhl von Queen Elisabeth II fallen zu lassen, aber es gab überall Sicherheitskräfte im Gebäude. Es dauert allein 45 Minuten, bis man die Sicherheitskontrollen (wie am Flughafen) am Eingang passiert hat. Toll war der Ausblick vom Peace Tower - dem 90 Meter hohen Turm.

Wir bekamen Hunger und beschlossen mit dem Bus zum Griechischen Festival zu fahren - es war der Vortag zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Athen. Das Essen war richtig lecker und günstig und wir hatten Spaß den Tänzern und Musikanten zuzuschauen.

Abends haben wir uns dann noch die kostenlose und echt sehenswerte Licht- und Soundshow am Parliament Hill angeschaut. Dafür hatte man extra zwei Sitztribünen aufgestellt, die gerammelt voll waren.

Am nächsten morgen wollten wir uns eigentlich noch die Wachablösung vor dem Parlamentsgebäude anschauen, aber es regnete. Statt dessen haben wir Straßenkarten mit einem anderen Camper getauscht, der bei Wal-mart direkt neben uns stand. Die kamen gerade aus Montréal - unserer nächsten Station - und gaben uns gute Tipps.

Bis Montréal sind es nur 130km von Ottawa aus und auf dem Weg haben wir die Grenze zwischen Ontario und Québec überschritten. Auf Anhieb haben wir die Franco-Kanadische Art nicht leiden können. Es fing damit an, dass im Visitor Center an der Grenze keiner richtig Englisch sprach. Wo gibt es denn so etwas noch in Nordamerika? In allen anderen Provinzen Kanadas muss alles per Gesetz zweisprachig abgebildet sein, nur damit die Québec-Kanadier happy sind. Französisch ist ein Pflichtfach in der Schule für alle Kanadier. Und was finden wir hier vor? Man weigerte sich Englisch zu sprechen und alle Produkte, Verkehrsschilder, Menüs usw. sind NUR NOCH auf Französisch. Sogar KFC (Kentucky Fried Chicken) heißt hier PFK (Poulet Frit a la Kentucky)!

Außerdem bekamen wir keine kostenlose Straßenkarte von Quebéc - gibt es in allen anderen Provinzen umsonst, hier sollten wir 3,50 Can$ zahlen. Dann schickte uns der Typ vom Visitor Center auf einen 40km Umweg - eigentlich sollte die Dumpstation, die wir suchten, nur um die Ecke sein (so hatten wir jedenfalls sein gebrochenes Englisch verstanden) - vergeblich! Helen war so sauer, dass sie schon nicht mehr in Montréal halten wollte. Wir waren nicht die einzigen Touristen, denen es so ging. Die Franco-Kanadier sind schlimmer als die Franzosen!

Schlecht gelaunt kamen wir in Montréal an und unsere Laune sollte sich weiter verschlechtern. Unglücklicherweise blieben wir im Feierabendverkehr an einem Freitag, den 13ten stecken. Die Autobahnen in der Stadt waren komplett verstopft und die französischen Verkehrsschilder waren eine Katastrophe! Für die 32km lange Fahrt zum nächsten Wal-mart Parkplatz benötigten wir schlappe 3 Stunden - Schritttempo und hoher Benzinverbrauch!

Total genervt und erschöpft kamen wir um 17.30 Uhr endlich beim Wal-mart an und haben erst einmal für den Rest des Tages alle Viere von uns gestreckt. Der Wal-mart lag sehr schön gelegen direkt neben einer Trabrennbahn.

Am nächsten morgen wollten wir dann bei der nahe gelegenen U-Bahn-Station eine 3-Tageskarte für Bus und Bahn - speziell für Touristen - kaufen, aber der Mann am Schalter hatte die nicht und verwies auf eine Station im Stadtzentrum. Um dorthin zu kommen, sollten wir dann aber erst einmal 2,50 Can$ pro Person zahlen. Die 3-Tageskarte sollte dann zusätzlich 16 Can$ kosten. Wir verstanden mal wieder nur französischen Bahnhof. Warum bekommen Touristen die Touristenkarte nur in der Innenstadt, wenn sie doch fürs ganze Tarifnetz von Montréal gilt? Erneut mussten wir feststellen, dass es Touristen in Québec schwer gemacht wird.

Wir sparten uns die 2,50 Can$ und marschierten 45 stramme Minuten zur besagten U-Bahn-Station, um das Ticket zu kaufen. Wenigstens schien die Sonne!

Die nächsten zwei Tage schauten wir uns dann Montréal an. Unsere erste Station war das Olympische Stadion von 1976 - eine riesige Betonschüssel mit dem höchsten schiefsten Turm der Welt. Hier wollte man schlappe 18 Can$ von uns haben für eine geführte Rundtour. Wir fanden leider keinen Schleichweg für einen Blick ins Innere und mussten uns mit dem kostenlosen Blick ins Olympische Swimmingpool begnügen.

Der Botanische Garten lag gleich nebenan und kostet normalerweise auch Schotter. Wir hatten Glück, denn es war Tag der offenen Tür für Familien. Wir schlichen uns mit einer kleinen Gruppe durch und taten so, als wenn wir dazu gehörten.

Am Nachmittag haben wir uns dann noch die schöne Notré Dame Kirche angeschaut (4 Can$ Eintritt!) und sind danach durch die Altstadt gebummelt. Es war unglaublich, wie viele Hochzeiten wir an diesem Tag gesehen haben. Wahrscheinlich wollte niemand am gestrigen Freitag, dem 13ten heiraten.

Am Sonntag sind wir dann - erneut bei strahlendem Sonnenschein - mit dem Bus über die Formel 1 Strecke gefahren. Die liegt auf einer kleinen Insel und wird den Rest des Jahres als Rollerblade-Strecke und Erholungsgebiet genutzt.

Helen wollte einmal im Leben auf der Pole stehen und sie gewann das Rennen danach sogar! Na ja, Schummel-Schumi (so nennt Helen Michael Schumacher) war eben auch nicht anwesend, um ihr den Sieg streitig zu machen.

Nach dem Rennen war Helen so hungrig, dass sie unbedingt im Englischen Viertel von Montréal ein "traditional English Sunday lunch followed by Spotted Dick and Jam Roly-Poly and Custard" essen wollte. Aber daraus wurde nichts! Entweder konnten wir die Straßenkarte nicht richtig lesen oder die Engländer hatten die Franco-Kanadier satt und sind aus der Stadt ausgezogen! Helen was not amused!

Dafür sind wir dann ins Kino gegangen und haben "The day after tomorrow" von Roland Emmerich geguckt.

Danach konnten wir einen spektakulären Sonnenuntergang von der zweigrößten Kirche der Welt - dem St. Joseph Oratory - genießen. Das Oratory ist ein echter Pilgerort und soll Wunderheilungen vollbracht haben. Die vielen weggeworfenen Krücken sollen Zeugnis dieser wundersamen Ereignisse sein.