23.-29.08.2004: St. John - Fundy Eco Trail - Alma - Cape Enrage - Hopewell Rocks - Maitland

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Am Montag mittag sind wir in St. John angekommen und haben einen kurzen Blick auf die Reversing Falls geworfen. Hierbei handelt es sich um ein Flussgefälle des St. John Rivers. Das Wasser fließt durch eine enge Schlucht in Richtung Meer. Bei Hochwasser steigt der Wasserpegel enorm an und das Wasser fließt dann durch die Schlucht in die andere Richtung.


Reversing Falls in St. John.

In St. Martins - einem sehr hübschen Dorf an der Bay of Fundy - bekamen wir Informationen zum Fundy Ecotrail, einem 11km langen Auto-, Rad-, und Wanderweg direkt an der Steilküste. In der Bay of Fundy gibt es die höchsten Fluten der Welt mit bis zu 10 Meter Unterschied zwischen Ebbe und Flut.

Wir haben den gesamten Dienstag auf dem Ecotrail verbracht und sind über eine Hängebrücke und sehr steile Küstenabschnitte gewandert. Insgesamt waren es am Ende ca. 13 Kilometer, die wir endlich mal wieder gelaufen sind. Und das Wetter war einfach traumhaft! Am Ende des Tages haben wir uns in St. Martins ein Monster-Eis mit drei riesigen Kugeln gegönnt.

Am Mittwoch haben wir ein deutsches Pärchen aus Saarbrücken mitgenommen - Daniel und Friederike. Die beiden studieren in Fredericton ein halbes Jahr lang Sprachen und hatten noch 14 Tage Zeit bis zur Einführungswoche. Mit vollgepackten Rucksäcken (Friederikes wog locker 18-20kg!) sind die beiden einfach mal auf blauen Dunst losgezogen und haben sich per Anhalter durchgeschlagen.

Eigentlich wollten sie von uns nur bis zum Fundy National Park mitgenommen werden, aber der war richtig teuer und im Visitor Center gab es weder einen Einführungsfilm noch Fotos vom Park. Wir boten den beiden an, weiter mit uns zu fahren.

In Alma haben wir kurz noch Brot und Kuchen gekauft und zu viert ging es dann weiter zum Cape Enrage. Der dortige Leuchtturm war sehr schön, die 3 Can$ Spende haben wir uns alle geschenkt. Jede noch so kleine Attraktion kostet hier Geld, das ging langsam echt auf unser Budget.

Unterhalb des Cliffs fanden wir einen super Stellplatz für den Winnie auf einem Steinstrand - Friederike und Daniel fanden auf der anderen Straßenseite ein weiches Fleckchen für ihr Zelt. Wir kochten Blumenkohl mit Kartoffelpüree und Sauce Hollandaise und mussten feststellen, dass uns für 4 Personen ein großer Topf in unserem Sortiment fehlt. Zum Glück hatten die beiden zwei Töpfe dabei. Der Sonnenuntergang und anschließende Mondaufgang waren sehr schön und wir genossen den entspannten Abend.

Am Donnerstag fuhren wir zu den Hopewell Rocks - Pilzartige Gesteinsformationen, die durch Ebbe und Flut geformt wurden. Der Eintritt pro Person kostete uns schlappe 6 Can$ - mit einem Dollar Rabatt durch unsere AAA-Karte. Wir kamen bei Ebbe dort an und konnten die Hopewell Rocks umlaufen, die nächste Flut wäre um 9 Uhr abends gewesen und so lange wollten wir nicht warten (wäre dann eh schon zu dunkel gewesen, um zu sehen, wie hoch das Wasser steigt). Auf dem Parkplatz haben wir nach zwei Stunden Sightseeing dann ein Picknick gemacht. Unsere Tickets haben wir an einen anderen RVer gegeben. Der traute sich aber nicht, die zu benutzen.

Am Nachmittag haben wir in Moncton unsere Vorräte aufgestaut und in der Bibliothek unsere Website upgedated. Dann ging es in Richtung Nova Scotia. Kurz vor der Provinzgrenze haben wir einen schönen Park direkt neben der Autobahn gefunden und wollten dort übernachten. Um 23 Uhr kam aber leider ein Ranger und bat uns weiterzufahren. Friederike und Daniel waren bereits in ihrem Zelt eingeschlafen gewesen und es war schon recht lustig Friederike in Hotpants aus dem Zelt taumeln zu sehen. Fünf Minuten später war das Zelt eingepackt und wir fuhren ca. 2 km weiter und stellten uns in die Einfahrt zu einem Wasserreservoir. Der Boden war etwas steinig und Friederike verbrachte die Nacht auf unseren Sitzkissen, da sie nur eine ganz dünne Isomatte dabei hatte.

Am nächsten Morgen sind wir vorsichtshalber früh zum Nova Scotia Visitor Center direkt hinter der Grenze gefahren und haben dort auf dem Parkplatz Kirstens Spezial-Pfannkuchen mit gebackenen Bananen gefrühstückt. Man sah den beiden an, dass es ihnen gut schmeckte - besser als trocken Brot mit geschmolzener Margarine und warmen Philadelphia Käse.

Am Nachmittag machten wir eine 8km Rundwanderung zu den Wards Falls. Daniel tritt fast auf eine Gartenschlange und erschreckte sich ziemlich. Die Wanderung führte durch einen schönen Wald und endete in einer engen Schlucht mit drei Wasserfällen. Man musste eine steile Holzleiter hoch, um die enge Schlucht und die beiden oberen Wasserfälle zu sehen. Das kostete Kirsten mit ihrer Höhenangst mal wieder etwas Überwindung, aber es lohnte sich.

Nach vier Nächten Free Camping musste mal wieder eine Dusche her und wir fanden einen sehr schönen Campingplatz in Five Islands direkt am Wasser. Nach dem Duschen und Abendessen (Nudeln mit Zucchini und Tomatensauce), holte Kirsten den Rechner raus und zeigte den beiden ein paar Fotos von unseren Reisen.

Über Friederike mussten wir abends immer lachen. Um Platz im Winnie zu haben, wurden die beiden Rucksäcke auf die Vordersitze verstaut. Friederike schaffte es jeden Abend beim Rausholen ihrer Zahnbürste unsere Hupe zu drücken - der halbe Campingplatz war wieder wach! Friederike schien von Natur aus ein kleiner Pleiten-Pech-und-Pannen Typ zu sein. Beim Abwaschen benutzte sie unseren Heißwasserhahn. Bevor Helen sie stoppen konnte, war Friederike von oben bis unten nass. Da wir diesen Hahn nie nutzen, war der Wasserdruck entsprechend groß gewesen und spritzte mit Volldampf raus. Das konnte die Ärmste natürlich nicht wissen, aber warum sollte auch immer nur Kirsten nass werden?

Am nächsten Morgen wachten wir im dichten Nebel auf - eine richtige Suppe, wir konnten das Meer hören aber nicht sehen. Wir beschlossen weiterzufahren und zur Mittagszeit in Truro schien dann auch schon wieder die Sonne. Da wir alle hungrig waren, gönnten wir uns einen leckeren Mittagstisch beim besten Chinesen der Stadt. Danach fuhren wir zur Bibliothek, um mal wieder im Netz nach dem Rechten zu schauen. Während wir die Ergebnisse der Olympischen Spiele anschauten, verfasste Daniel einen Lagebericht für seine Freunde. Er wollte von Helen wissen, was für ein Motorhome wir haben und statt "Winnebago" verstand er "Winniebeagle". Außerdem glaubte es sich im Westen von Kanada zu befinden. Friederike fiel vor Lachen fast vom Stuhl und konnte sich gar nicht wieder einkriegen. Anschließend haben wir noch einen kurzen Spaziergang durch den Victoria Park gemacht.

Am späten Nachmittag ging es dann weiter nach Maitland. Hier kann man die Tidal Bore (Flutwelle) beobachten, wenn das Wasser mit hoher Geschwindigkeit in einen Seitenarm der Bay of Fundy fließt. Daniel wollte hier unbedingt Tidal-Bore-Rafting machen und wir suchten in Maitland vergebens den Rafting-Store. Es wurde bereits dunkel und wir parkten Winnie in einer Kurve an einem Aussichtspunkt direkt auf der Kuppe der Steilküste. Von hier hatten wir einen traumhaften Blick auf die Bay und wurden obendrein mit einem spektakulären Vollmond-Aufgang belohnt. Nachts konnten wir das Plätschern der Flutwellen am Strand hören - es fehlten nur noch die Walgeräusche!

Am nächsten morgen haben wir dann zu unserem Erstaunen festgestellt, das der Rafting Store keine Hundert Meter von uns entfernt lag. Daniel hatte Glück und konnte als erster auf der Warteliste noch mitraften. Es war erneut ein herrlich sonniger Tag. Während Daniel in einem der Raftingboote den Fluss entlang fuhr, machten wir uns mit dem Winnie Flussabwärts zu einer Brücke auf, um dort die ankommenden Flutwellen und Raftingboote zu sehen. Wir hatten Zeit und haben uns erst einmal Blaubeer-Pfannkuchen zum Frühstück gemacht. Lecker!!!

Gegen 11.30 Uhr kam dann die Flut und es war schon erstaunlich, wie schnell das Flutwasser den Fluss entlang raste. Da normalerweise das Flusswasser in die andere Richtung fließt - aufgrund des Gefälles - entstehen Flutwellen, auf denen dann die Boote raften. Von unser Stelle aus, sah das nicht so spektakulär aus, aber nach der Brücke soll dann laut Daniel noch mal richtig die Post abgegangen sein.


Tidal Bore (Flutwelle) Rafting.

Am Nachmittag fuhren wir dann nach Margaretsville - laut Reiseführer "ein Paradies für Fotografen". Na ja, Kirsten konnte mit Mühe und Not ein Foto schießen und nach 10 Minuten haben wir das kleine - etwas heruntergekommene - Fischerdorf wieder verlassen.

Die Nacht haben wir dann in der Nähe auf einem Passport America Campingplatz verbracht - für nur umgerechnet 1,50 € pro Person. Daniel und Friederike sind sogar in den beheizten Pool gesprungen während Helen die Wäsche gewaschen und Kirsten gekocht hat. In der Nacht fing es dann heftig an zu regnen.