08.-14.11.2004: Okefenokee N.W.R. - Stephen C. Foster SP

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Am Montag morgen haben wir zunächst einen kleinen Abstecher über die Grenze nach Florida gemacht, um uns im Visitor Center mit einer ganzen Tüte von Informationen über diesen Staat einzudecken. Anschließend ging es zurück nach Georgia.

Helen hatte uns einen super günstigen Campingplatz (mit PA Rabatt zahlten wir nur 9,61 US$ für einen Full-Hookup-Platz) in Folkston rausgesucht. Zu unserem Erstaunen war der total leer und wir sollten später auch noch herausfinden warum! Aber der Reihe nach ...

Wir hatten uns unsere Post aus San Diego dorthin schicken lassen und die war auch schon da. Wir stöpselten uns an Wasser und Strom an und öffneten anschließend unsere Post. U.a. hatten wir einen Brief vom DMV bekommen, der bereits vor 4 Wochen an uns geschickt worden war. In diesem Brief wurden wir aufgefordert bis zum 10. November den Betrag von 52 US$ für die Jahresregistrierung zu zahlen. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass wir erst Ende November zahlen müssen und nun mussten wir uns mit der Zahlung sputen - ansonsten zahlt man kräftig drauf, wenn die Zahlung zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.

Wir stöpselten uns also umgehend wieder ab und sind direkt zum Post Office in Folkston gefahren, um eine Bareinzahlung zu machen. Hoffentlich kommt der Betrag in den nächsten zwei Tagen dort an. Nach dieser kleinen Stressattacke ging es zurück zum Campingplatz und wir genossen den sonnigen Nachmittag mit Kuchenbacken, Aufräumen und Website schreiben.

Außerdem war es mal wieder an der Zeit unsere Batterien mit destilliertem Wasser aufzufüllen. Bei der hinteren Batterie ist dieses Unterfangen nicht einfach. Die Kabelverbindungen sahen stark korrodiert aus und wir trauten uns nicht, die Kabel abzumachen. Statt dessen zogen wir die Batterie so weit wie möglich aus dem Batteriefach raus und füllten das Wasser mit einer Spritze auf.

Nebenbei registrierten wir die vielen Züge, die an uns vorbei fuhren. Der Campingplatz lag direkt zwischen zwei Bahngleisen und die Züge hupten heftig an den jeweiligen Bahnübergängen, die ca. 100 Meter Luftlinie von uns entfernt lagen. Prompt fiel Helen ein, dass sie irgendwo gelesen hatte, das Folkston das Mekka für Zug-Fans ist. Ca. 60 Züge pro Tag passieren diesen kleinen Ort und am Bahnhof hat man dafür extra eine Aussichtsplattform für die Zug-Touristen gebaut.

Wie zu befürchten war, fuhren die Züge die gesamte Nacht durch - alle 20 Minuten einer! Wir bekamen kein Auge zu und selbst unsere Ohrstöpsel halfen nichts. Jetzt wussten wir, warum dieser ansonsten sehr schöne und saubere Campingplatz so leer war!

Am nächsten morgen waren wir total gerädert und es dauerte bis 2 Uhr nachmittags, bis wir endlich alles geschafft hatten und in Richtung Okefenokee National Wildlife Refuge fuhren.

Beim Starten des Motors hörten wir ein komisches Summen aus der Radiokonsole, obwohl wir gar kein Radio eingesteckt hatten. Dann hörte das Summen auf und wir dachten uns nicht weiter was dabei.

Der Okefenokee Sumpf lag nur 15 Kilometer von Folkston entfernt. Das Wildlife Refuge ist der östliche Eingang zu diesem riesigen Sumpfgebiet und wir schauten uns im Visitor Center erst einmal den 20-minütigen Film an. Sehr schöne Bilder von Wasserschlangen, Alligatoren, zahlreichen Vogelarten, Schildkröten und der einzigartigen Vegetation.

Anschließend spazierten wir auf dem 1,2km langen Holzsteg über dem Sumpf zu einem großen Aussichtsturm, von dem aus man sehr schön die Alligatoren und schneeweißen Reiher beobachten konnte.

Neben dem Visitor Center gab es einen Kanu- und Bootsverleih und wir beschlossen uns schon einmal für den nächsten Tag alle Informationen zu holen. Die Rangerin dort war sehr nett und gab uns tolle Tipps für den Kanu-Trip. Zu unserer Überraschung und Helens größter Erleichterung bot sie uns an, kostenlos eines ihrer Kanus zu nutzen, anstatt unseres vom Dach zu holen und wieder raufzuhieven. Super! Außerdem gab sie uns den genialen Tipp zu einem nahe gelegenen Erholungsgebiet zu fahren - der dortige Campingplatz ist offiziell für die Saison geschlossen, aber man kann dort immer noch kostenlos für die Nacht stehen - mit Strom und laufend Wasser!!! Was will man mehr? Wir waren die einzigen dort - die Züge konnte man in weiter Entfernung noch hören, aber wenigstens konnten wir dieses Mal schlafen!

Am Mittwoch morgen sind wir dann um 7 Uhr aufgestanden und wieder in den Sumpf gefahren. Da wir immer noch bei jedem Start das komische Summen in der Radiokonsole hörten, schauten wir uns auf dem Parkplatz erst einmal unsere hintere Batterie an. Wir hatten zunächst befürchtet, dass wir die Wassercontainer verwechselt und statt destilliertem, normales Wasser in die Batterien gefüllt haben. Aber es stellte sich heraus, dass eines der Kabel gebrochen war. Scheinbar hatten wir die Batterie doch zu weit rausgezogen. Da wir ständig Hookup hatten, haben wir den Verlust der hinteren Batterie (die ist für die Innenbeleuchtung, Wasserpumpe und scheinbar auch für das Radio zuständig) gar nicht bemerkt.

Ein paar nette Helfer aus der Rangerstation schauten sich den Schaden an und reinigten sämtliche korrodierten Kontakte erst einmal mit einer Mischung aus Wasser und Backpulver. Das wirkte wahre Wunder! Coca Cola soll da ebenfalls helfen - wie kommt unser Magen damit nur zu Recht?

Da wir im Moment eh nichts machen konnten, haben wir die Rettungswesten und Paddel rausgeholt und sind auf eine sehr schöne 4,5-stündige Kanutour gegangen. Um den Motorbooten auszuweichen, sind wir in die engen Kanäle gefahren. Wir waren die einzigen dort und es war unglaublich peaceful. Teilweise waren die Kanäle so eng, dass wir mit unseren Paddeln in den Bäumen hängen geblieben sind - zum Glück viel uns keine Schlange ins Kanu!

Dafür haben wir weiße Reiher (Egrets), große Graureiher (Great Blue Herons) und Falken (Red wing hawks) gesehen. Zwischen den Seerosenblättern tauchte dann ein Alligator direkt vor uns auf. Er blieb stehen und schaute uns an - wir blieben stehen und schauten ihn an. Irgendwann wurde es ihm zu langweilig und er tauchte direkt vor uns ab.

Nach 4,5 Stunden taten uns die Arme und Schultern weh - aber wir haben den Tag in der Natur richtig genossen!


Kajaken im Okefenokee NWR.

Am späten Nachtmittag sind wir dann nach Folkston gefahren und haben für 6 US$ das Batteriekabel reparieren lassen. Direkt nebenan gab es einen Auto-Parts-Shop und wir deckten uns mit einer Metallbürste und einem speziellen Anti-Korrosions-Spray ein. Jetzt, wo wir wissen, wie das geht, werden wir auch noch unsere vordere Batterie reinigen. So langsam und allmählich werden wir noch zu richtigen Automechanikerinnen.

Am Donnerstag haben wir eine kurze Wanderung durch den Zypressenwald gemacht - sehr hübsch mit den vielen Sägegras-Palmen. Anschließend ging es in aller Ruhe noch einmal über den Boardwalk zum Aussichtsturm. Ein Alligator lag direkt neben dem Boardwalk im Schilf. Wir trauten uns nicht ihn anzufassen, berührten ihn aber mit unserem Schirmende am Schwanz (sehr hartes Leder). Er war nicht so begeistert von dieser Aktion und machte sich fauchend von dannen.

Helen entdeckte anschließend auf der Damentoilette einen sehr süßen grünen Frosch - er strahlte uns mit seinen großen gelben Augen an.

Eigentlich wollten wir am Freitag noch einmal Kajaken, aber es regnete fast den ganzen Tag und wir nutzten den kostenlosen Strom auf dem Campingplatz, um mal wieder an unserer Website zu arbeiten.

Am Samstag fuhren wir auf die Westseite des Okefenokee Sumpfes zum Stephen C. Foster State Park. Helen wurde beim Verlassen des Autos von vier streunenden Hunden angebellt. Unheimlich! Helen verschanzte sich schnell wieder hinter dem Steuer - die Hunde begleiteten Winnie knurrend bis zur nächsten Straßenecke.

Im State Park haben wir bei stark bewölktem Himmel eine kleine Wanderung gemacht und eine Gopher Tortoise auf einem Baumstamm gesehen. Da der Campground voll war, haben wir uns kurz außerhalb des Parks in eine geschützte Ecke neben der Hauptstraße gestellt.

Da das Wetter am nächsten Tag immer noch bewölkt und recht windig war, beschlossen wir eine Bootstour statt Kajaktrip zu machen. Zum ersten Mal seit Wochen hatten wir zwei Fleecejacken übereinander und unsere Skihosen an. Brrrr!!! Für 10 US$ pro Person fuhren wir 1,5 Stunden durch die westlichen Bereiche des Okefenokee Sumpfes. Wir waren die einzigen Passagiere auf dem kleinen Motorboot. Unser Ranger war noch relativ jung und erzählte uns mit monotoner Stimme alles Wesentliche. Schon mit dem ersten Satz machte er uns klar, dass wir uns keinen guten Tag zum Sichten der Alligatoren ausgesucht hatten - viel zu kalt und windig! Zu seiner größten Überraschung stimmte das allerdings überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil - wir sahen mindestens 10 Stück! Schön war auch die ruhige Fahrt durch die 900 Jahre alten Zypressen, die sich mystisch im schwarzen Wasser spiegelten.


Stephen C. Foster State Park.

Beim Verlassen des Parks wurden wir - und alle anderen Fahrzeuge - an einer Kreuzung von der Polizei gestoppt und mussten unsere Führerscheine zeigen. Das erste Mal für uns. Vermutlich hat die Polizei nur geübt - oder ist ein Mörder aus einem Gefängnis ausgebrochen und wollte sich durch den Sumpf aus dem Staub machen? Unsere Reise führte nach Jacksonville und erneut haben wir mal wieder bei Wal-mart übernachtet.