22.-28.11.2004: Merritt Island NWR - Lake Okeechobee - Palm Beach - Florida Keys

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Nach dem aktionsgeladenen Wochenende haben wir uns am Montag erst einmal in der Natur des Merritt Island N.W.R. erholt. Neben dem Visitor Center gab es einen kurzen Boardwalk an einem See vorbei. Wir hatten Glück und sahen eine Softshell Turtle direkt an uns vorbei schwimmen. Es gab außerdem sehr viele Yellow-bellie Turtles, die in der Sonne alle Viere von sich streckten. Kirsten entdeckte im Gebüsch dann auch noch eine ca. 1 Meter lange Schlange. Sie verkroch sich aber so schnell unter den Palmetto Blättern, dass Andrea keine Chance hatte, ihre erste Schlange zu sehen.

Unser erster Stopp war dann ein Kanal, in dem sich die Seekühe (West Indian Manatees) im warmen Wasser vergnügten. Die Manatees sind fast überall in Florida in den warmen Gewässern zu finden. Da sie Warmblüter sind, muss das Wasser aber eine Mindest-Temperatur von 13°C haben. Im Winter findet man diese friedlichen Tiere häufig auch in der Nähe von Kernkraftwerken, die das warme Kühlwasser in die Flüsse leiten.

Manatees sind verwandt mit den Elefanten, ähneln aber mehr Seeelefanten. Sie können bis zu 1500kg schwer werden und erreichen eine Länge von 3-4 Meter. Aufgrund ihrer abgerundeten Schwanzflosse wurden sie von den ersten spanischen Conquistadores für Meerjungfrauen gehalten.

Sie ernähren sich von Seegras und Algen und fressen pro Tag ca. 10% ihres Körpergewichtes davon - bei erwachsenen Tieren kommen da locker 100kg pro Tag zusammen! Alle 4 Minuten müssen sie zum atmen auftauchen - i.d.R. sieht man nur zwei kleine Nasenlöcher.

Wir waren ganz fasziniert von den Manatees und schauten ihnen über eine Stunde lang zu. Leider sind die Manatees vom Aussterben bedroht. Der Mensch dringt immer mehr in ihre Lebensräume vor und sehr, sehr viele Manatees sterben durch den Kontakt mit Bootsschrauben oder verheddern sich in Angelseide. Manatees sind sehr neugierige Tiere und sie werden vom Motorlärm eher angelockt als abgeschreckt. Da man sie kaum über Wasser sieht ist, rasen die Boote einfach über sie hinweg. Sehr viele Manatees zeigen Schnittwunden von Bootsschrauben auf und die Forscher nutzen diese schon als Erkennungsmerkmal.

Wir haben mit eigenen Augen beobachtet, wie Bootsfahrer die Höchstgeschwindigkeit im Kanal von 5km/h mehrfach überschritten haben. Traurig, mit welcher Arroganz manche Menschen ihrem Vergnügen nachgehen!

Nach einem leckeren Lunch mit Salat und frischem Brot, fuhren wir auf einer Schotterstraße an vielen Alligatoren vorbei. In der Ferne konnten wir die beiden Shuttle-Startrampen sehen. Eine 1,5km lange Wanderung führte uns durch einen Palmenwald. Hier konnte man noch deutlich die letzten Hurricane-Schäden sehen. Zum Abschluss des Tages sind wir dann noch auf einer 11km langen Rundschleife um die Seen gefahren und haben viele Vögel während des Sonnenunterganges beobachtet. Die Nacht haben wir erneut kurz außerhalb des Parks verbracht. Andreas dritte Nacht ohne Dusche, aber dafür mit vielen Noseems.

Am Dienstag sind wir dann südlich nach Fort Pierce gefahren, um uns das Manatee Observation Center anzuschauen. Das wurde aber von einem der Hurricanes total zerstört und war noch nicht wieder aufgebaut worden. Schade! Überhaupt muss man sagen, dass die Hurricane-Schäden von Norden nach Süden zunahmen. Wir sahen auf unserem Weg eine total zerstörte Tankstelle, einen zusammengebrochenen Pizza Hut Laden, umgefallene Bäume, zerknickte Straßenschilder und viele Schäden an den Dächern. Das muss der absolute Horror hier gewesen sein!

Am Nachmittag sind wir gut eine Stunde lang auf dem Deich des Lake Okeechobee spazieren gegangen - ein riesiger See im Zentrum von Florida. Eigentlich wollten wir an diesem Abend mal wieder auf einen Campingplatz fahren, um zu duschen und Haare zu waschen. Aber die Campingplätze rund um den Lake Okeechobee waren belegt, viele davon wurden als Notbehausung für Hurricane-Opfer genutzt. Wir fanden zum Glück in Indiantown einen freien Platz neben einem Burger-Bistro.

Direkt neben uns parkte ein Laster und zunächst dachten wir, dass keiner in der Fahrerkabine schläft. Wir erwärmten Wasser auf dem Herd und füllten unsere Solardusche. Splitterfaser nackt nahmen wir einer nach dem anderen draußen eine Dusche. Es war bereits dunkel, aber der Mond schien und so konnte man schon was sehen. Kirsten war die erste und hörte prompt etwas im Laster rascheln. Sah uns da etwa jemand zu?

Wir holten einen Sarong raus und Andrea und Helen wurden fortan von möglichen Blicken geschützt - man weiß ja nie! Andrea war richtig happy, dass sie nach vier Tagen endlich ihre Haare waschen konnte. Tja, reisen mit Helen und Kirsten bedeutet häufig eben auch: Was nicht tötet, härtet ab!

Am Mittwoch machten wir den Fehler uns bei regnerischem Wetter die Prachtvillen vom Palm Beach anzuschauen. Nicht nur, dass man hinter den hohen Hecken kaum die Häuser erkennen konnte ... nein, der anschließend horrende Verkehr auf der Autobahn in Richtung Süden kostete uns gewaltig Nerven. Miami haben wir uns geschenkt - viel zu gefährlich und am Ende ist es eh nur eine Großstadt.

Im Dunkeln erreichten wir unseren Campingplatz in Homestead. Das Office war schon geschlossen, aber ein netter Franko-Kanadier öffnete uns das Tor und sagte uns, wie wir am nächsten morgen bezahlen können. Kirsten und Andrea genossen erst einmal die heiße Dusche in vollen Zügen. Als Helen dann gehen wollte, war die Tür zur Frauendusche verschlossen. Sie bekam den Schlüssel dafür von dem Franko-Kanadier, aber der funktionierte nicht (es stellte sich später heraus, dass es sein Haustürschlüssel war). Helen wurde es langsam zu bunt und sie ist kurzerhand bei den Männern duschen gegangen. Beim Rausgehen sah sie dann, dass jemand die Tür bei den Frauen wieder geöffnet hatte und ein Mann schaute sie verdutzt an, als sie aus der Männertür kam.

Am Donnerstag morgen (Thanksgiving in den USA) verließen wir bereits um 7.30 Uhr den Campingplatz und fuhren auf die Florida Keys - eine Inselkette mit Tausenden von kleinen Inseln. Die größten, bewohnten Inseln sind durch 42 Brücken miteinander verbunden und bis zum südlichsten Punkt nach Key West sind es gut 200km zu fahren.

Unser erster Stopp war der John Pennecamp State Park auf Key Largo. Das Wetter war bewölkt und zwischendrin gab es immer mal wieder einen Schauer. Wir warfen zunächst einen Blick auf das große Aquarium im Visitor Center und schauten uns anschließend einen 30-minütigen Film über die Manatees an. Nach dem Frühstück ging es auf eine kurze Wanderung durch die Mangroven. Die Mücken freuten sich über die europäischen Opfer und Andrea rannte im fünften Gang den Boardwalk entlang. Wer hat behauptet, dass Urlaub mit Helen und Kirsten durchweg ein Vergnügen ist?!

Es gab einen kleinen Sandstrand im Park und Kirsten wollte ihre neue Schnorchelausrüstung ausprobieren. Das Wasser war herrlich (nach der ersten Überwindung!) und man konnte direkt vom Strand aus unter Wasser ein altes Spanisches Schiffswrack sehen, dass dort 1750 (oder so) gesunken war. Die Bordkanonen waren von Korallen bewachsen und es gab zahlreiche Fische zu sehen. Leider fing es dann an zu regnen.

Andrea kaufte sich anschließend im Shop auch erst einmal eine Maske und Schnorchel für 5 US$, denn Schnorcheln kann man überall in den Keys.

Wir legten einen kurzen Zwischenstopp bei der "African Queen" ein - das Originalboot aus dem Film mit Humphrey Bogart und Katherine Hepburn. Die kleine Nussschale ist bereits zweimal um die Erde gereist!

Anschließend verbrachten wir zwei Stunden in dem Wildlife Rehabilitation Center. Hier kann man kostenlos Hunderte von Vögeln beobachten - aus dichter Nähe. Kirsten gelang es sogar einen Pelikan zu streicheln. Wir nannten ihn "Punker Harry" - er hatte einen weißen Irokesen-Schnitt auf dem Hinterkopf und schien irgendwie fasziniert von Kirsten gewesen zu sein. Immer wieder watschelte er direkt vor ihre Füße, "Klapp, klapp" machte der Schnabel und seine weißen Augen starrten sie erwartungsvoll an. Süß, der Kleine!


Wildlife Rehabilitation Center.

Andrea hatte dann das "Vergnügen" bei der Pelikan-Fütterung zu helfen. Nur mit einem Gummihandschuh bewaffnet, schmiss sie die leckeren, stinkenden Fische in die Pelikan Menge. Kirsten und Helen beobachteten das Geschehen aus sicherer Entfernung. Helen machte sich Sorgen, dass sie mal wieder zur Zielscheibe für einen großen Pelikan-Schiss wird und lief mit den Händen über den Kopf durch das Center. Außer Pelikanen konnte man noch sehr schön die verschiedenen Reiher beobachten - Great Blue Herons, White Egrets, Snowy Egrets und den sehr seltenen Waterman (davon gibt es nur noch 100% Stück auf der Welt). Das Center war ein echtes Highlight mit super Entertainment - ein absolutes Muss, wenn man auf die Keys fährt!

Weiter südlich parkten wir dann für die Nacht auf dem Parkplatz eines Kinos. Wir schauten uns den witzigen zweiten Teil von Bridget Jones an. Trotz des mäßigen Wetters, hatten wir einen tollen Happy Thanksgiving-Tag!

Am nächsten morgen lachte dann die Sonne vom Himmel und es war herrlich warm. Wir stoppten kurz für ein Foto am Anfang der berühmten 7 Meilen Brücke, die von Marathon nach Bahia Honda führt. Neben der hochmodernen neuen Brücke, verlaufen noch Teile der ehemaligen Eisenbahnbrücke, die am Anfang des 20igsten Jahrhunderts gebaut wurde. Hier wurde u.a. der Arnie Schwarzenegger Film "True lies" mit Jamie Lee Curtis gedreht.

Wir hatten eigentlich keine Hoffnung während der Thanksgiving-Feiertage auf den gut besuchten Campingplatz vom Bahia Honda State Park zu kommen, aber zu unserem Glück hatte gerade 5 Minuten vor unserer Ankunft jemand vorzeitig seinen Platz geräumt. Es war offensichtlich zum Streit gekommen - wir fanden den Stellplatz voller Müll vor. Essensreste auf dem Tisch, ein zugemülltes Zelt (ansonsten noch völlig heil), eine Kühlbox und ein Eimer. Wir dachten zunächst, dass wir den falschen Platz zugewiesen bekommen hatten, aber unsere Nachbarin bestätigte, dass die anderen Gäste abgereist waren und einfach alles stehen und liegen gelassen haben. Unglaublich! Wir mussten den Kram erst einmal beiseite schaffen.

Die 32 US$ Campinggebühren beinhalteten zwei freie Tage im State Park (ansonsten kostet es 5 US$ pro Tag) und wir machten richtig Gebrauch davon. Bahia Honda rühmt sich mit den schönsten Sandstränden in den Keys (na ja, wir haben da schon bessere gesehen) und im Glasklaren Wasser kann man Schnorcheln und Schwimmen. Da Helen dieses nicht gerade liebt, hat sie sich einen Vortrag über Falken im Visitor Center angeschaut und ist wandern gegangen.

Andrea und Kirsten beschlossen die Fahrräder zu nehmen, um zum 3km entfernten Sandspur Beach zu fahren. Am Anfang schien das keine gute Idee zu sein. Seit Monaten waren die Fahrräder nicht mehr benutzt worden und entsprechend versandet und eingerostet waren die Schrauben von Fahrradträger. Es dauerte ziemlich lange, bis Kirsten die mit einem Hammer locker bekommen hat und anschließend stellten wir dann fest, dass die Reifen aufgepumpt werden mussten. Wir hatten Probleme mit den Französischen Ventilen und, anstatt Luft in die Reifen zu bekommen, verloren wir mehr und mehr. Frustriert und genervt schoben wir die Räder dann zum dortigen Fahrradverleih. Ein junger Mann kam auf den Trick, wie man die Räder aufpumpt und nach gut 1,5 Stunden Arbeit machten wir uns dann endlich auf dem Weg zum Strand.

Das Wasser war ziemlich warm, aber das Schnorcheln dafür umso schlechter. Es wehte ein kühler Wind und Sonnenbaden war teilweise etwas fröstelnd. Wir machten einen kleinen Strandspaziergang und fuhren dann kurz vor Sonnenuntergang wieder zum Campingplatz zurück. Zum Abendessen gab es Panaculty - Helens Lieblingsgericht aus England mit Kartoffeln, Zwiebeln und Cornbeef. Draußen spielten derweil ein paar Waschbären im Dunkeln direkt neben Winnie.

Am Samstag morgen lachte erneut die Sonne vom Himmel und es war deutlich windstiller - ideal, um auf eine Schnorcheltour zum Looe Key zu fahren. Kirsten und Andrea waren ursprünglich für den Nachmittag gebucht gewesen, entschlossen sich aber kurzfristig auf die 9.30 Tour zu gehen. In aller Eile wurde noch schnell gefrühstückt und die Sachen gepackt.

Wir fuhren mit 8 Gästen auf einem relativ kleinem Motorboot für ca. 40 Minuten zu einem Riff raus. Das Schnorcheln war hier fantastisch. Wir sahen u.a. zwei riesige Barracudas (ca. 1,5 Meter lang) und insgesamt drei Haie (zwei Riffhaie und einen Nurse Shark). Andrea geriet kurz in Panik, als einer der ca. 2 Meter langen Riffhaie direkt auf uns zusteuerte. Kirsten wusste noch von den Galapagos Inseln, dass die keine Gefahr für Menschen sind und beruhigte Andrea erst einmal. Sehr schön waren auch die Blau-Schwarzen Papageien-Fische. Man konnte deutlich das Kratzgeräusch ihrer Schnabelartigen Münder auf den Korallen hören.

Es gab riesige Schwärme von bunten Fischen - hier und da sah man den schönen Französischen Angel-Fisch und Kirsten erspähte sogar einen Ballonfisch. Die Korallen waren ebenfalls noch intakt und wiegten sich in der Strömung. Wer wollte, konnte 1,5 Stunden lang im Wasser schnorcheln - nach einer Stunde wurde es Kirsten aber trotz des 26 Grad warmen Wassers etwas zu kühl. Andrea leihte sich noch einmal Kirstens Flossen und jagte im rasanten Tempo einen Barracuda ums Boot herum. Für nur 24 US$ (wir haben als Campinggäste noch 5 US$ Rabatt bekommen) pro Person hat sich diese Schnorcheltour definitiv gelohnt!


Schnorcheln am Looe Key Riff.

Nachdem wir um 13 Uhr unseren Platz geräumt und Winnie auf dem Besucher-Parkplatz geparkt hatten, genossen wir unser Lunch unter den Palmenbäumen im Schatten. Es war richtig heiß geworden. Anschließend schauten wir uns den Bahia Honda SP von der alten Brücke aus an und machten ein paar Palmenaufnahmen am weißen Sandstrand. Im kleinen Shop gab es Monstergroße Eiskugel - Homemade in den leckersten Sorten. Jeder von uns hatte zwei Kugeln in einer großen Waffel - man waren wir am Ende satt!

Gegen 16 Uhr duschten wir noch einmal ausführlich und machten uns dann nach Big Pine Key auf. Berry hatte uns den Tipp gegeben, dass man auf dieser Insel gut wild campen kann, aber wo? Wir hatten keine Ahnung! Es sah zunächst alles mal wieder nach einem Supermarkt-Parkplatz aus.

An der Einfahrt hing ein eindeutig zweideutiges Schild - wir haben vorsichtshalber in der Bibliothek erst einmal nachgefragt, ob wie hier bedenkenlos für die Nacht stehen können. Die unfreundliche Dame verneinte unsere Frage dann auch prompt. Wir fragten, ob sie u.U. eine andere Möglichkeit kennt. Hinter uns meldete sich dann überraschend eine junge Frau (Jahrgang 1966) zu Wort und bot uns an auf ihrem Grundstück zu parken.

Carolyn war uns auf Anhieb sympathisch. Sie war selbst schon viel gereist und freute sich offensichtlich über unsere Gesellschaft. Ihr Haus lag nah am Meer - direkt an einem Bootskanal und sie wohnte dort selbst erst seit ein paar Monaten mit ihren beiden Hunden. Vor kurzem hat sie ihren Doktor gemacht und war danach in die Keys gezogen, um sich von dem Stress zu erholen. Ursprünglich in Miami geboren, lebte sie jahrelang in Oregon, wo sie auch als Lehrerin tätig war.

Schon am ersten Abend haben wir stundenlang mit ihr geschnackt. Sie ist eine absolute Bush-Hasserin und hat 20.000 US$ aus ihrer eigenen Tasche in eine Veranstaltung gesteckt, um Nicht-Wähler in den Keys dazu zu bringen, sich für die Wahl registrieren zu lassen. Sie hatte die Veranstaltung bereits komplett vorbereitet und dann machten ihr die Hurricanes einen Strich durch die Rechnung.

Wir erfuhren von ihr sehr viele Details über eine mögliche Fälschung der Wahlergebnisse durch die Republikaner. Seit Wochen werden im Internet immer wieder Unregelmäßigkeiten aufgedeckt und man spricht in vielen Kreisen von Wahlbetrug. Ralph Nader, der dritte Präsidentschaftskandidat, lässt jetzt die Wahlergebnisse noch einmal überprüfen. Angeblich hat er sich, nur um dieses Recht zu haben, als Präsidentschaftskandidat aufstellen lassen. Schon vor der Wahl befürchtete er, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugeht. Man kann gespannt sein, ob da noch was folgt. Sämtliche Exit Polls zeigten am Wahltag einen Erdrutschartigen Sieg für John Kerry, am Ende hatte aber dann doch Bush angeblich die Nase vorn. Wir können jedenfalls sagen, dass wir bis dato noch keinen einzigen Bush-Wähler persönlich getroffen haben. Schon komisch, oder?

Die Nacht vor Carolyns Haus war sehr schön ruhig und wir beschlossen, die nächste Nacht ebenfalls dort zu verbringen.

Am Sonntag machten wir einen Ausflug nach Key West. Angeblich sollen die Straßen im alten Viertel so eng sein, dass man da mit dem Wohnmobil nicht durchkommt - geschweige denn einen Parkplatz findet. Man riet uns den Winnie außerhalb der Altstadt zu parken und mit dem Fahrrad dort reinzufahren. Wir sind diesem Rat gefolgt und haben uns ein drittes Fahrrad geliehen. Wir stellten schnell fest, dass wir auch locker mit Winnie dort hätten rein fahren können - ohne Parkplatzprobleme! - aber auf den Rädern war es doch viel netter. Man kam schneller vorwärts und so konnten wir fast alles ohne großen Zeitdruck anschauen.

Key West ist eine alte Hippie- und Schwulen-Hochburg mit vielen Künstler-Ateliers und einem sehr schnuckeligen Hafen. Von hier aus sind es nur noch 90 Meilen (145km) bis Cuba. Die Altstadt besteht aus sehr schönen, bunt bemalten Holzhäusern und es gibt an jeder Ecke etwas witziges zu sehen. Wir kamen natürlich nicht darum herum die berühmte Key Lime Pie (Zitronen-Eisschnee-Torte) zu probieren. Ein kleines Stück kostet hier allerdings schlappe 4 US$ - deshalb haben wir uns zu dritt eines geteilt.

Andrea kaufte sich im Hardrock-Café mal wieder ein T-Shirt (das kannten wir aus Buenos Aires schon von ihr), wir sahen uns kurz das Ernest Hemingway Haus von draußen an (Eintritt war 10 US$ pro Person!) und bummelten anschließend durch den Hafen. Im Wasser tummelten sich große Barracudas.

Den Sonnenuntergang haben wir uns am berühmten Mallory Square angeschaut. Jeden Abend trifft sich hier halb Key West und schaut den vielen Artisten und Künstlern bei ihren Vorstellungen zu. Eine nette Atmosphäre!

Im Dunkeln ging es mit den Rädern dann zurück zu Winnie. Auf dem Weg haben wir noch einen kurzen Stopp beim hiesigen Friedhof gemacht. Die Gräber sind hier in 3er- und 4er Schichten oberirdisch übereinander gestapelt. Sie können nicht unterirdisch begraben werden, da man sofort auf Grundwasser stößt, wenn man hier den ersten Spatenstich in den Sand setzt. Eine Frau hat sogar verfügt, dass ihr Grab auf Stelzen gesetzt wird - aus Angst, dass bei einem der Hurricanes der gesamte Friedhof überschwemmt wird.

Nachdem wir die Räder wieder am Winnie montiert hatten, ging es für einen kleinen Abendsnack zu Taco Bells - Andreas Lieblings-Fastfood-Restaurant. Anschließend fuhren wir wieder zu Carolyn und wir konnten dort sogar ihre Dusche benutzen. Wir haben ihr zum Dank eine Flasche Rotwein mitgebracht.