29.11.-05.12.2004: Florida Keys - Homestead - Everglades NP - Big Cypress National Preserve - Fort Myers - Sanibel/Captiva Island

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Nachdem wir uns von Carolyn verabschiedet hatten, fuhren wir nördlich wieder in Richtung Florida Festland. Wir stoppten erneut an der 7 Meilen Brücke. Andrea und Helen liefen auf der alten Eisenbahnbrücke bis zu dem Stück, wo ein ganzes Brückenteil irgendwann mal in den Ozean gestürzt ist. Kirsten hatte keinen Bock in der sengenden Mittagshitze die 8km hin und zurück zu laufen und begnügte sich mit etwa einem Drittel der Strecke.

Den frühen Nachmittag verbrachten wir entspannt am sehr schönen Sombrero Beach. Andrea und Kirsten drehten eine Runde im Wasser (beim Schnorcheln haben wir hier leider nur tote Korallen gesehen) und genossen anschließend ein Sonnenbad.

Nach leckerem Kaffee und Kuchen fuhren wir weiter und stoppten noch schnell beim größten Hummer der Welt (eine ca. 8-10 Meter großer Nachbau) und dem Dolphin Research Center. Der Eintritt zum Delfin-Center war uns zu teuer. Wir wollten für dieses Geld lieber abends noch einmal ins Kino gehen. Dieses Mal haben wir uns "National Treasure" mit Nicolas Cage angeschaut und die Nacht dann erneut auf dem Kino-Parkplatz verbracht.

Am Dienstag morgen ging es bei bewölktem Himmel über Key Largo wieder zurück nach Homestead. Wir verbrachten den Rest des Tages gemütlich auf dem Campingplatz. Es musste mal wieder Wäsche gewaschen werden und an unserer Website haben wir auch lange nicht mehr gearbeitet. Helen hat fleißig nebenbei Kuchen gebacken.

Am nächsten morgen ging es bei schwülem Wetter zum Visitor Center des Everglades National Park. Hier erfuhren wir, dass der Süden der Everglades immer noch von Moskitos verseucht ist und sich der 75km-Tripp nach Flamingo nicht lohnt.

Kurz entschlossen fuhren wir zum Nordeingang der Everglades - dem Shark Valley. Während der Fahrt klarte sich der Himmel auf und wir kamen bei strahlendem Sonnenschein dort an. Andrea und Kirsten schnappten sich die beiden Mountainbikes (nach all der Praxis in den letzten Tagen, waren die in 5 Minuten fahrbereit) und begaben sich auf den 19km langen Rundweg durch die Everglades. Helen beschloss auf eine geführte Trolley-Tour zu gehen. Die kostete das gleiche, wie ein Leihfahrrad und Helen wollte dieses Mal lieber ihr geschundenes Steißbein schonen.

Keine 20 Meter vom Visitor Center entfernt lag schon der erste große Alligator neben der asphaltierten Straße - eine Mama mit 5 kleinen Alligatoren-Babies (nur 2 Monate alt und ca. 25cm lang).

Alligatoren paaren sich im Frühjahr. Die weiblichen Alligatoren bauen dann aus Schilf und anderer Vegetation ein Nest und legen 20-50 Eier hinein. Für 2 Monate werden die Eier dann durch die Sonne ausgebrütet. Das Geschlecht der Alligatoren wird dabei durch die Temperatur im Nest bestimmt. Bei 30°C und weniger, schlüpfen Weibchen - bei 34°C und mehr schlüpfen Männchen. Wenn die Zeit reif ist, machen sich die Kleinen durch ein hohes, bellendes Geräusch bemerkbar. Die Alligatoren-Mutter öffnet dann das Nest und hilft den Kleinen beim Schlüpfen. Ihr größter Gegner ist meistens der eigene Vater und die Mutter passt höllisch auf, dass sich kein ausgewachsenes Männchen dem Nest nähert. Alligatoren können in der freien Wildbahn bis zu 35 Jahren alt werden, in Gefangenschaft teilweise mehr als 50 Jahre. Der größte, jemals entdeckte Alligator war 5,60 Meter lang.

Andrea und Kirsten stiegen alle 5 Minuten vom Fahrrad, um Fotos zu schießen. Die Alligatoren nahmen überhaupt keine Notiz von uns und wir konnten bis auf 2 Meter an diese Urzeit-Tiere ran. Unglaublich! Einer hatte sogar sein Maul sperrangelweit geöffnet. Kirsten assistierte ihm kein Karies!

Außer Alligatoren sahen wir massenweise Vögel, eine schwarze Schlange (Everglades Racer) und eine äußerst ungeliebte Heuschrecke - der Lobbergrashüpfer ist so groß, wie auf dem Foto. Wenn sie in Schwärmen auftreten, bleibt kein Blatt am Baum - in sekundenschnelle ist alles aufgefressen.

Nach gut 8km kommt man zu einem Aussichtsturm. Hier trafen wir Helen wieder. Sie war ganz begeistert von ihrer geführten Tour und Kirsten und Andrea bekamen ebenfalls 20 Minuten lang Informationen von der Rangerin. Sie erzählte uns, dass sie 1992 ihr Haus in Homestead verlor, als Hurricane Andrew mit über 200km/h über sie hinweg fegte. Das Haus war gerade kurz vorher erst fertig geworden. Sie hat den Hurricane in ihrer Badewanne unter einer Matratze mit ihren beiden Söhnen überlebt. Das Dach und die Wände wurden einfach weggepustet. 14 Tage lang war die Region um Homestead zum Katastrophengebiet erklärt worden. Kein Strom und Wasser und die Militärgarde musste einmarschieren, um das verbliebene Eigentum der Leute vor Plünderern zu schützen. Die Rangerin hatte Glück, dass sie sich während dieser Zeit im Wasser ihres Swimmingpools waschen konnte. Über Monate hat sie dann in einem Wohnwagen gelebt und nach und nach ihr Haus wieder aufgebaut. Dieses Jahr war diese Region nicht von einem der 4 Hurricanes ernsthaft geschädigt worden. Man sah ihr die Erleichterung darüber förmlich an.


Shark Valley.

Da die Sonne langsam am sinken war, beschlossen Andrea und Kirsten die gleiche Strecke wieder zurückzuradeln - dieses Mal im zackigem Tempo. Kurz vor dem Visitor Center hat Helen sie im Trolley dann überholt. Nachdem die Bikes wieder befestigt waren, fuhren wir einige Meilen weiter zu einem kostenlosen Campingplatz im Big Cypress National Preserve. Außer einem Plumpsklo gab es hier nichts weiter, aber dafür standen wir mitten in der ruhigen Natur unter einem spektakulären Sternenhimmel.

Andrea und Kirsten genossen im Dunkeln noch schnell eine Solardusche - das Fahrradfahren war doch recht Schweiß treibend gewesen. Leider machten die Mücken daraus ein sehr kurzes Vergnügen. Außer uns gab es noch einige andere Camper - einige davon hatten sogar ein Lagerfeuer entfacht - eine sehr nette und entspannte Atmosphäre!

Am Donnerstag Vormittag fuhren wir für ca. 2 Stunden auf der relativ festgefahrenen Schotterstraße durch den südlichen Teil des Big Cypress National Preserve. Am Anfang sahen wir noch viele Alligatoren direkt neben der Straße, dann kamen uns mehrere Autos entgegen und die Alligatoren waren bis auf weiteres verschwunden. Na ja, wir hatten eh schon genug gesehen.

Auf dem Weg nach Everglades City, dem West-Eingang zu den Everglades, sahen wir eine ganze Horde von riesigen Störchen (Wood Storks) auf einem Baum sitzen. Kirsten und Andrea pirschten sich für ein Foto ran, aber kaum waren wir von der Straße auf den Grünstreifen getreten, flogen sie alle davon. Zum Glück hatte Kirsten schon vorher ein paar Fotos geschossen!

Am Nachmittag haben wir dann eine 1,5-stündige Bootstour durch die Thousand Islands der Everglades gemacht. Die 16 US$ pro Person waren ein bisschen happig für das, was wir geboten bekamen. Das Boot schlich zunächst fast 30 Minuten durch eine enge Fahrrinne - die Vögel waren nur mit Fernglas in der Ferne zu sehen. Dann nahm das Boot zwischen den Inseln ein wenig Fahrt auf, aber wir waren trotzdem zu weit weg von den Vögeln und man konnte in der Entfernung nur schwach etwas erkennen. Nach knapp 45 Minuten kamen wir in Richtung offenes Meer und hier sahen wir dann endlich das einzige Highlight dieser Bootstour - ein paar Delfine, die sich durch unsere Bug- und Heckwelle angezogen fühlten und auf den Wellen ritten. Der Spaß dauerte gut 5 Minuten und dann ging es genau so wieder zurück, wie wir gekommen waren. Wenigsten konnten wir die Sonne genießen.

Am Freitag hatte Andrea dann das "Vergnügen" mit Kirsten auf eine Kajaktour durch die Mangroven zu gehen. Die Rundstrecke sollte insgesamt 16km lang sein. Nachdem wir das Kajak vom Dach hatten (kein Problem!) und Helen noch schnell ein paar Fotos von den beiden - noch gutgelaunten - Damen gemacht hatte, paddelten wir zunächst 4km über eine Bucht zu einem Durchlass in der Straße, hinter der dann der Kanal durch die Mangroven begann.

Das Wetter war genial und wir kamen zunächst gut vorwärts. Der Kanal durch die Mangroven wurde dann aber enger und enger und schlängelte sich in engen Kurven durch das sumpfige Wasser. Am Anfang haben wir noch fleißig Fotos geschossen, merkten dann aber mit jedem Stopp, dass mehr und mehr Mücken uns entdeckt hatten und wir deshalb besser in Bewegung bleiben.

Der Kanal wurde dann so eng, dass wir teilweise mit den Paddeln in den Mangroven hängen blieben, die wie ein Tunnel über uns zusammengewachsen waren. Komischerweise sahen wir nicht einen einzigen Alligator und auch keine anderen Menschen! Kurze Zeit später wussten wir warum: Millionen von Moskitos attackierten uns - eine echte Plage. Wir bedeckten unsere Köpfe mit dem Kopf-Moskitonetz und sprühten eine ganze Flasche Mückenspray auf unsere nackte Haut. Statt die Natur zu genießen, hieß es nun paddeln, paddeln, paddeln ... bloß schnell durch dieses Stück Mangrovenwald durch!

Andrea schrie vorne immer nur "Rechts" und "Links" (Kirsten konnte von hinten durch das Moskitonetz nicht mehr genau erkennen, wo es lang geht) und Kirsten bediente ruckartig das Ruder, indem sie mit den Fußrasten das Verbindungsseil hin- und her drückte. Mitten an der engsten Stelle, machte es dann "Zenngggg" und das Drahtseil fürs Ruder war gerissen. Scheiße!

Wir hockten im Knietiefen Wasser und die Mücken fraßen sich satt an uns! Der Boden war so schlammig, dass Kirsten nicht aussteigen konnte (wer weiß, wie tief sie gesunken wäre). Statt dessen stieß sie mit ihrem Paddel das Ruder wieder in eine gerade Position und zog es hoch (ansonsten wären wir ständig im Kreis gefahren). Nun hieß es mit den Paddeln alleine um die engen Kurven kommen. Das klappte zum Glück ganz gut und nach ca. 15 Minuten erreichten wir einen See. Um den Mozzies zu entkommen, sind wir ein bisschen in Richtung Mitte des Sees gepaddelt und haben dort erst einmal eine entspannte Kuchen-Pause eingelegt. Um uns herum sprangen die Fische meterhoch aus dem Wasser. Hier kam dann auch wieder unser Humor zurück. Was nicht tötet, härtet ab, oder?

Der See war sehr flach und wir stellten schnell fest, dass wir mit dem Boot eigentlich im lockeren Schlamm saßen - wir bewegten uns keinen Zentimeter in der leichten Windströmung. Nachdem wir uns mit den Paddeln losgestoßen hatten, mussten wir auf dem Rückweg mehrere Sandbänke weit umrunden, um nicht stecken zubleiben. Zum Glück war hier der Wasserverlauf wieder breiter und die Moskitos plagten uns nicht mehr.

Nach 4,5 Stunden erreichten wir dann mit schmerzenden Armen wieder den Campingplatz. Justamente tauchten direkt neben uns zwei Delfine auf. Während Kirsten die Video- und Fotokamera bediente, versuchte Andrea den Delfinen alleine hinterher zupaddeln und uns in Position zu bringen. Wann kajakt man schon mal unter Delfinen?!


Bootstour & Kajaken mit Delfinen.

Kurz vor Sonnenuntergang zogen wir das Kajak dann die Rampe hoch. Erster Stopp war natürlich die Toilette - wir beide hatten eine extrem volle Blase und im kalten Wasser merkt man das ja doch viel mehr.

Dann wurde das Kajak abgespritzt und ein netter, älterer Herr fuhr es mit seinem Golf-Auto die 20 Meter von der Rampe zum Winnie. Helen, die den ganzen Nachmittag über Klarschiff im Winnie gemacht und Kuchen gebacken hatte, half uns das Kajak wieder auf Winnies Dach zu befestigen und dann duschten wir uns erst einmal das viele Mückenspray von der Haut. Wer von uns beiden die meisten Stiche abbekommen hatte, ließ sich schlecht sagen!

Am Samstag mussten wir uns erst einmal von der Strapaze erholen und fuhren ganz gemütlich die Westküste nach Fort Myers hoch. Während Andrea und Kirsten einen kleinen Strandspaziergang machten, schaute sich Helen im Publix-Supermarkt um und entdeckte, dass heute diverse Köstlichkeiten für umsonst kredenzt werden. Da wir eh Hunger hatten, aßen wir uns an Hähnchen Cordonbleu, einem Süß-sauren Wursteintopf, Kräckern mit Spinat-Dipp und Bananenkuchen satt. Gekauft haben wir nichts davon, aber lecker war´s!

Die Nacht haben wir dann mal wieder auf einem Wal-mart-Parkplatz verbracht. Andrea liebt die inzwischen. Kirsten hatte leichte Migräne und wollte nichts mehr kochen und so sind Helen und Andrea dann bei Wal-mart zu McDonalds gegangen. Andrea war begeistert! Die Übernachtung bei Wal-mart ist allerdings nie wirklich "kostenlos". Kaum hat man zu Abend gegessen, wird noch einmal eine Verdauungsrunde im Shop gedreht und irgendwie kauft man immer was! Schuhe (super günstig und Top in der Qualität), CDs, Ersatzteile für Winnie und - nicht zuletzt - leckere Schokolade und Kuchen!

An diesem Abend gab es auch noch einen spektakulären Sonnenuntergang - der Himmel brannte förmlich. Schade, dass wir zu früh vom Strand weg gefahren sind!

Am Sonntag fuhren wir nach Sanibel Island rüber. Diese Insel ist berühmt für ihre breiten Sandstrände, an denen man fast immer schöne Muscheln findet. Allerdings konnte man noch deutlich die letzten Hurricane Schäden sehen. Einer der vier Hurricanes war direkt über diese Insel und Captiva Island gerast und hat in wenigen Minuten die meisten Häuser abgedeckt und viele Bäume umgestürzt. Selbst zwei Monate nach dem Sturm waren die meisten Schäden noch nicht beseitigt. Hier hat es vor 45 Jahren die letzte Hurricane-Katastrope gegeben.

Wir sind auf der 6,5km langen Rundschleife durch das J.N. Ding Darling National Wildlife Refuge (was für ein Name!) gefahren und haben erneut sehr viele Vögel aus nächster Nähe beobachten können.

Für uns war der Eintritt mal wieder kostenlos. Niemand fällt auf, dass unser National Park Pass eigentlich seit Oktober abgelaufen ist und wir werden regelmäßig durch gewunken.

Das sehr nette Personal im Visitor Center hatte uns den Tipp gegeben, auf Captiva Island direkt am Strand beim Mucky Duck Restaurant zu Abend zu essen. Hier soll es sehr leckeren Fish & Chips geben. Leider war das Restaurant aber Sonntags geschlossen. Mit vielen anderen enttäuschten "Gästen" schauten wir uns dafür den Sonnenuntergang von der Strandterrasse aus an. Eine ganze Horde von Delfinen flügte durch das glatte Meerwasser.

Auf dem Weg zum Restaurant hatten wir schon einen sehr schönen, ruhigen Parkplatz direkt hinter der Düne für die Nacht gefunden. Statt Fish & Chips gab es dann selbstgekochtes Chinesisch zum Abendessen. Auch sehr lecker und viel gesünder!