27.12.2004-02.01.2005: Beaumont - Houston - Austin - Fredericksburg - Enchanted Rock SRA - San Antonio

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Am Montag erreichten wir dann Texas. Kurz hinter der Grenze stoppten wir am Visitor Center, um Infos einzusammeln und ein Foto von dem riesigen Texas Stern zu machen.

Dann ging die Fahrt weiter nach Beaumont. Dort haben wir im Internet nach der günstigsten Camping-Toilette gesurft und anschließend mal wieder die Nacht bei Wal-mart verbracht.

Am nächsten morgen führte unser Weg dann nach Houston. Eigentlich wollten wir diese große Stadt vermeiden, aber der günstigste Toiletten-Händler lag direkt an der Autobahn auf der anderen Seite der Stadt.

"Houston, we have a (toilet) problem!" - der Countdown bis zur entgültigen Montage einer neuen Toilette dauerte schlappe 4 Stunden. Es fing damit an, dass der Nachfolger unserer bisherigen Toilette etwas länger war und die Schraubenlöcher zum befestigen der Toilette am Boden nicht 1-zu-1 passten. Wir probierten zwei weitere Toiletten aus, aber die passten auch nicht. Letztendlich mussten wir dann mit einem Teppichschneider unseren Teppich anschneiden, um die erste Toilette passend zu machen. Gut! Dann kam das nächste Problem - unser Wasserzulaufschlauch war zu lang, um an der Toilette montiert werden zu können. Wir mussten ihn verkürzen. Eine haarige Angelegenheit, denn wenn man zu viel abschneidet, muss eine komplett neue Leitung im Winnie gelegt werden. Das Abschneiden schafften wir aber noch, doch der Zulaufschlauch war so steif, dass wir ihn nicht richtig unter die Toilette bekamen - das Wasser leckte in Strömen!

Was nun? Helen lief in den Shop und fragte zum x-ten Male um Rat. Wir bekamen insgesamt 6 Plastikrohrteile, von denen wir am Ende dann zwei benötigten, um eine S-Kurve zwischen Zulaufschlauch und Toilettenanschluss zu legen. Kirsten war mächtig am Schwitzen, aber nach 4 Stunden hatten wir es dann geschafft - unsere neue Toilette war eingebaut und weit und breit war kein Leck zu sehen. Puhhhh!

Feierlich donnerten wir anschließend unsere alte Toilette in den Müll und den ekelhaften Bezug gleich mit.

Erschöpft und hungrig machten wir uns gegen 16 Uhr auf den Weg in Richtung Austin. Der erste Wal-mart auf der Strecke war unser! Wir mussten uns erst einmal entspannen und die neue Toilette wurde auch gleich eingeweiht!

Am Mittwoch morgen ging es dann bei dichtem Nebel nach Austin. Das Wetter klarte gerade rechtzeitig wieder auf und wir beschlossen uns in Austin die Lyndon B. Johnson Library und das Kapitol anzuschauen.

Die LBJ Library war wirklich interessant. Der Eintritt und das Parken sind kostenlos und wir haben zwei sehr interessante Stunden dort verbracht. LBJ war Fize-Präsident unter JFK und wurde nach der Ermordung sein Nachfolger. Er regierte von 1963 bis 1968 - keine leichte Aufgabe in dieser turbulenten Zeit mit dem Aufstand der Afro-Amerikaner in den USA und dem Vietnam Krieg. In dieser Zeit wurden auch Robert Kennedy und Martin Luther King ermordet.

In der Library befinden sich neben 31 Millionen Dokumenten auch die damalige Staatslimousine. LBJ war der erste Präsident, der nach der Ermordung von JFK eine gepanzerte Limousine bekam, die später auch von Gerald Ford, Jimmy Carter und Ronald Reagan genutzt wurde. Wir waren besonders beeindruckt von den Gastgeschenken aus aller Welt - u.a. goldene Schwerter und Säbel aus Arabien, wertvolle Schmuckstücke, antike Gegenstände aus Süd Amerika und Afrika und Meissner Porzellan aus Deutschland.

Das Oval-Office aus der damaligen Zeit wurde original im Maßstab 1:8 nachgebaut - es gab sogar so etwas wie einen Computer (oder war das eine Telefonanlage?). Kirsten fand besonders bewegend den Brief von Jackie Kennedy, den sie einen Tag nach der Beerdigung von JFK an die Johnson geschrieben hat.

Ein 30-minütiger Film fasste noch einmal das Leben von LBJ und seiner Frau zusammen. LBJ war ursprünglich Lehrer und hat mit seiner sozialen Einstellung wirklich sehr viel für die Amerikaner getan. Unter seiner Regie wurde die gesamte USA mit Strom ausgestattet, er führte die Krankenversicherung ein und hat enorm viel für die Gleichberechtigung der Schwarzen, Frauen und anderer Minderheiten in den USA getan. Bei den Amerikanern wird er aber immer als der Präsident in Erinnerung bleiben, der den Vietnam Krieg zur Eskalation gebracht hat.

Kirsten hat bei der Eintragung ins Gästebuch dann noch eine Louise Keetz aus Albuquerque entdeckt. Sie war am gleichen Tag da wie wir und Kirsten hat kurz überlegt, ob sie sie ausrufen lassen sollte. Ob die mit Kirstens Familie verwandt ist? Das "z" war jedenfalls genauso geschrieben, wie im Deutschen (mit dem Strich durch das z). Das machen die Amis i.d.R. nicht. Der Name "Keetz" ist in Deutschland so selten, dass fast alle mit Kirstens Familie verwandt sind. Wenn wir irgendwann mal in Albuquerque sind, dann werden wir in die gelben Seiten schauen und sie einfach mal anrufen.

Von der LBJ Library sind wir dann mit den kostenlosen (Arma) "Dillo"-Trolley zum Kapitol gefahren. Die Rückbänke waren so glatt, dass wir bei jeder scharfen Kurve von einer Seite zur anderen gerutscht sind. Zwei Mädels haben sich köstlich über uns amüsiert.

Das Kapitol von Austin ist aus rosa Granit gebaut und war bei der Fertigstellung (1888) das siebthöchste Gebäude (100 Meter) der Welt. Eine kostenlose Tour führte uns u.a. in den Senatssaal. Hier erfuhren wir, dass die Bush-Familie gar nicht aus Texas, sondern aus New England kommt. Der Senat trifft sich hier nur alle 2 Jahre für ein paar Wochen - kein Wunder, dass Gorge W. Bush (ehemaliger Gouverneur von Texas) der Präsident mit den meisten Urlaubstagen ist!

Beeindruckend ist die riesige Kuppel des Kapitols. Man kann bis in den 4-ten Stock hoch und auf einer Galerie nach unten schauen - nur etwas für Schwindelfreie Besucher, denn die Balustrade geht einem gerade mal über das Kniegelenk!!! Helen hielt Kirsten beim Fotografieren vorsichtshalber am Gürtel fest.

Wir sind anschließend mit den "Dillo" dann noch ein bisschen durch Austin gekurvt. Gegen 17 Uhr waren wir wieder bei der LBJ Library. Wir wollten noch bei Tageslicht aus der Stadt raus, aber Winnie sprang nicht an. Er gab keinen einzigen Mucks von sich! Tja, Kirsten hatte vergessen die Lichter auszumachen und die Batterie war platt!

Aber keine Panik auf der Titanic ... schließlich hatten wir hinten ja auch noch eine Batterie und ein Startkabel. Wir waren gerade dabei, die beiden Batterien miteinander zu verbinden, als eine sehr nette Texanische Familie vorbeikam. Der Vater fuhr seinen Wagen direkt vor und wir konnten uns an seine Batterie anschließen. Erneut muss man sagen, dass die Amis im Notfalle immer zur Hilfe kommen. Toll! Wir hätten es sicherlich auch ohne deren Hilfe geschafft, aber so ging es einfacher und wir hatten außerdem noch ein nettes Gespräch dabei.

Im Dunkeln sind wir dann zu einem Wal-mart in Johnson City gefahren. Unsere Batterie konnte sich während der einstündigen Fahrt wieder ein bisschen aufladen. Das musste wohl auch mal geübt werden.

Am Donnerstag ging es dann nach Fredericksburg weiter. Diese Stadt wurde ursprünglich von Deutschen gegründet und man sieht nach wie vor überall den Deutschen Einfluss. Es gibt Deutsches Essen in den Restaurants und zwei Deutsche Bäckereien mit richtigem, sehr schweren und ungesüßten Mehrkornbrot! Übers Internet haben wir uns erst einmal auf den letzten Stand der Ereignisse in Südasien gebracht und nebenbei unsere Website upgedated.

Die nächsten drei Nächte haben wir auf einem sehr schönen PA Campground in Fredericksburg verbracht. Am Sylvester Morgen schien die Sonne und wir haben den Nachmittag in der Enchanted Rocks State National Area verbracht, die 27km nördlich von Fredericksburg liegt. Hier kann man - ähnlich wie am Ayers Rock in Australien - über rote, nackte Felsen wandern. Der Eintrittspreis von 10 US$ ist ziemlich hoch, aber wir haben die 6,5km lange Wanderung um und über die Enchanted Rocks genossen. Ein passendes Jahresende - so ähnlich hatte für uns das Jahr im Organ Pipe National Park ja begonnen.

Statt Sylvesterparty (war uns zu teuer), Sekt und erzwungener guter Laune, ließen wir das Jahr ruhig und besonnen vor dem Fernseher ausklingen. Wir waren die einzigen im TV-Raum des Campingplatzes und konnten ungestört die vielen Berichte über die Sunami anschauen. Die Bilder waren ohne Frage schockierend. Wir haben Pee Pee Island (diese Insel haben wir 1997 auf unserer Asien-Tour besucht) überhaupt nicht wieder erkannt.

Kurz nach Mitternacht konnten wir nicht mehr - uns fielen die Augen zu und wir sind ins Bett gegangen. Am nächsten morgen haben wir erst einmal unseren Abwasch gemacht. Letztes Sylvester sind wir ja während des Abwaschs ins neue Jahr gerutscht. Das wollten wir uns dieses Jahr aber nicht wieder antun. Wir machten uns einen ruhigen Tag auf dem Campingplatz.

Am Sonntag verließen wir pünktlich um 12 Uhr mittags den Campingplatz. Das Wetter war Scheiße und auf dem Weg nach San Antonio begann es heftig zu regnen. Nach gut einer Stunde Fahrt, fuhren wir auf den ersten Wal-mart Parkplatz kurz außerhalb von San Antonio. Wir nahmen die Bücher raus und lasen entspannt bei einer Tasse Kaffee. Später haben wir bei Wal-mart dann noch einige Vorräte für unseren Mexiko-Trip gekauft. Das meiste landete in einem Karton unter unserem Tisch, da wir im Moment keinen Platz mehr in den Schränken und Regalen haben.