03.-09.01.2005: San Antonio - Pleasanton - McAllen - La Pesca - Ciudad Victoria

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Wir wollten uns in San Antonio die Alamo Mission anschauen. Sie war einer der tragischen Schauplätze im Texanisch-Mexikanischen Unabhängigkeitskrieg. Rund um die alten Gebäude der Alamo Mission gibt es zahlreiche Parkplätze. Sie sind aber leider in privater Hand und die Preise für ein Wohnmobil lagen zwischen 15 und unglaublichen 50 US$ für den Tag. Eine absolute Frechheit!

Wir hatten jedoch Glück und fanden in relativer Nähe einen Parkplatz mit Parkuhr. Für 1 US$ konnten wir dort für 2 Stunden parken. Die lange Parkplatzsuche hat uns aber leider Zeit gekostet und wir haben den Start des preisgekrönten Alamo-Films im angrenzenden IMAX um 4 Minuten verpasst. Man wollte uns nicht mehr reinlassen und der nächste Film sollte erst wieder in zwei Stunden beginnen. Schade!

Etwas angesäuert haben wir uns dann aber wenigstens den Schauplatz der Alamo-Schlacht in aller Ruhe angeschaut (der Eintritt ist übrigens kostenlos). Die wenigen Texaner, die 1867 (oder so) gegen eine ganze Armee von Mexikanern für die Unabhängigkeit von Texas kämpften, wurden alle getötet. Darunter so bekannte Leute wie Davy Crockett.

Unsere zwei Stunden Parkuhr reichten noch für ein schnelles Mittagessen und dann haben wir uns ganz schnell wieder von San Antonio verabschiedet, um unserer Fahrt in Richtung Süden fortzusetzen. Die Nacht haben wir mal wieder auf einem Wal-mart Parkplatz in Pleasanton verbracht. Außer uns standen da mindestens noch acht weitere Motorhomes.

Am Dienstag sind wir dann direkt bis an die Texanisch-Mexikanische Grenze nach McAllen gefahren. Diese Grenzstadt ist ziemlich groß und uns ist der starke Verkehr und die unübersichtliche Straßenbeschilderung mächtig auf den Keks gegangen. Bei Barnes and Noble haben wir noch schnell unser vorbestelltes Buch über alle Campingplätze in Mexiko abgeholt. Dann versuchten wir im Dunkeln den Weg zu Wal-mart zu finden, landeten aber aufgrund von Baustellen und sonstigen Wirrwarr irgendwo anders. Frustriert haben wir uns am Ende einfach auf einem Home Depot Parkplatz (Max Bahr in Deutschland) gestellt.

Während Kirsten am nächsten morgen noch länger im Bett blieb, ging Helen bei Home Depot einkaufen. Sie kaufte u.a. einen neuen Filter für unsere Klimaanlage. Der alte Lappen war uns vor ein paar Tagen auseinandergefallen. Mit 29°C war der Tag unglaublich heiß. Schweißgebadet kamen wir gegen mittag bei einem PA Campground im angrenzenden Mission an. Nach dem Dumpen und Reinigen des Toilettentanks (der stank zum Himmel und musste erst einmal mit Domestos entkeimt werden), fuhren wir am Nachmittag zu einer Werkstatt. Wir hatten seit ein paar Tagen Benzingeruch und vermuteten ein Leck im Benzinschlauch. Es dauerte eine Weile, bis wir die richtige Werkstatt gefunden hatten, aber ein junger Mann behob unser Problem in nur 20 Minuten. Der Benzinschlauch hatte sich ein wenig gelockert und die Schrauben wurden wieder festgezogen. Das ganze hat uns 15 US$ gekostet.

Den Rest des Tages verbrachten wir mit Wäsche waschen und aufräumen. Wir hatten uns in Houston eine Rolle mit Aluminium-Isolierung gekauft, um die Fenster vor der Sonnen- und Kälteeinstrahlung zu schützen. Kirsten schnitt die Folie entsprechend für alle Fenster zu und montierte sie mit Klettverschlüssen.

Mitten in dieser Arbeit kam ein älteres Ehepaar vorbei und fragte Kirsten, wo wir herkommen und wo wir hinwollen. Das übliche Gequatsche. Kirsten erzählte ihnen, dass wir morgen über die Grenze nach Mexiko wollen. Das Ehepaar fragte darauf hin, ob wir Missionare seien. Häh, wie kommen die denn darauf? Auf Kirstens Rückfrage kam die Antwort "Because we are missionaries!" Dann beugte sich der Mann zu Kirsten runter und sagte rechthaberisch: "You know, that the only truth lies in the bible, don´t you!" und die Frau fragte Kirsten, welchen Glauben wir denn angehören würden. Oh Gott, scheinbar hatten wir es hier mit fanatischen, amerikanischen Christen zu tun (wetten, dass die Bush gewählt haben!). Kirsten überlegte kurz und sagte trocken: "Well, we believe in us!" Na, dass sorgte dafür, dass die beiden sich ohne weiteres Wort aus dem Staub machten, während Helen sich vor Lachen im Winnie fast in die Hosen machte.

Um 22.45 Uhr bezogen wir erschöpft unser Bett und stellten dabei fest, dass wir ein bisschen Schimmel auf den Spanplatten unter der Matratze hatten. Die rasanten Temperaturwechsel in den letzten drei Wochen haben offensichtlich dazu geführt, dass sich Feuchtigkeit unter der Matratze gebildet hatte. Wir haben versucht den Schimmel so gut wie möglich von den betroffenen Brettern zu bürsten, beschlossen dann aber um Mitternacht doch noch eine Nacht hier in McAllen anzuhängen, um am nächsten Tag dieses Problem lösen zu können.

Der Manager vom Campingplatz war total nett und wir konnten am nächsten Tag seine Kreissäge nutzen, um die Schimmelbefallenen Ecken auf den Spanplatten abzusägen. Anschließend wollten wir unseren Wasserfesten Matratzenbezug in der Maschine waschen. Um den abzubekommen, müssen wir immer die ganze Matratze aus den Winnie rausnehmen. Eine gute Gelegenheit, um die Matratze gleich mal wieder zu drehen. Leider nieselte es an diesem Tag aber und wir fragten den Manager, ob wir unsere Matratze auf einem der Tische im angrenzenden Spiele- und Fernsehraum zwischenlagern können. Er hatte überhaupt kein Problem damit, solange wir um 7 Uhr abends fertig sind, dann sollte es angeblich einen Spieleabend für die Camper geben. Kaum lag unsere Matratze auf dem Tisch, kam ein alter Gnattergreis vorbei und beschimpfte uns. Wir versuchten ihm die Situation in aller Ruhe zu erklären, bekamen aber nur folgenden Kommentar zu hören: "Well Jesus Christ. Piss on that!" Langsam ging uns dieser Campingplatz auf die Nerven. Wir waren die einzigen "New ones", ansonsten campen hier seit Jahren die gleichen Leute für mehrere Monate am Stück - offensichtlich amerikanische Rentner ohne Benehmen. Der arme Manager (der war selbst erst vor 3 Wochen hier angefangen)!

Am Freitag morgen haben wir dann schon um kurz vor 8 Uhr den Campingplatz verlassen - wir waren erleichtert, dass keiner von den unfreundlichen Campern unsere Reifen aufgeschlitzt hat!

Bevor wir um 9 Uhr an der Grenze ankamen, haben wir noch schnell Brot eingekauft und Mexikanische Pesos geholt. Die Grenzformalitäten haben nur etwa eine Stunde gedauert. Auf der amerikanischen Seite haben wir dieses Mal vorschriftsmäßig unsere Ausreisekarte abgegeben, dann ging es über die Internationale Brücke von Pharr zum Immigrationsbüro in Mexiko.

Hier gab es zu unserer Überraschung überhaupt keine Schlange und wir bekamen ohne Probleme unsere Touristenkarten (210 Pesos/18,60 US$ pro Person) und unseren Fahrzeugsticker (340 Pesos/30 US$).

Nach einem kurzen Frühstück sind wir dann die 322km nach La Pesca gefahren. Die Autobahnen waren sehr gut geteert und wir kamen recht gut voran. Der gestrige Regen hatte allerdings Schlamm auf den Straßen hinterlassen und der arme Winnie sah aus wie Sau!

Gegen 17 Uhr kamen wir auf dem sehr schönen Campground in La Pesca an. La Pesca ist ein kleines Fischerdorf an der Ostküste vom Mexiko. Der Campingplatz war proppenvoll. Eine Karawane von über 20 großen US-Motorhomes (die reisen alle zusammen und haben eine Reiseleitung für 62 Tage) hatte kurz vor uns den Campingplatz erreicht. Zum Glück bekamen wir aber noch einen Full-Hookup Platz. Luis, der 14-jährige Sohn des Campground Managers, hatte alle Hände voll zu tun. Die anderen Motorhomes und Pkws (an jedem der Monster-Wohnmobile hing natürlich auch noch ein Pkw dran) waren nicht viel sauberer als der Winnie und Luis mutierte zum Autowäscher. Er fragte uns, ob wir ihm am nächsten Tag eventuell dabei helfen können, er würde uns auch dafür bezahlen. Da uns der Campingplatz 15 US$ pro Nacht kostete, erklärten wir unser Einverständnis. Warum sollen wir nicht nebenbei ein wenig arbeiten? Luis mochte uns sofort und brachte uns später sogar noch frisch frittierten Fisch vorbei, der wunderbar zu unseren gebackenen Kartoffel passte.

Am Samstag morgen mussten dann aber doch nicht so viele Wohnmobile und Pkws gewaschen werden und Luis benötigte unsere Hilfe nicht. Schade eigentlich! Wir machten uns statt dessen daran den Winnie mal wieder richtig zu schruppen. Seit ein paar Wochen sind wir stolze Besitzer eines 1,74 US$ teuren Duschkopfes für unseren Wasserschlauch. Dieser hat diverse Einstellungen von Sprühfunktion bis zum ganz harten Wasserstrahl. Damit machte es richtig Spaß den Winnie sauber zu machen. Man, sah der danach gut aus!

Das Wetter wurde richtig warm und sonnig zum Nachmittag hin und wir machten eine 8km lange Rundwanderung ins Dorf und wieder zurück. Mexiko ist ja so ganz anders als die USA. Die Straßen sind vielleicht nicht so sauber und es laufen überall herrenlose Hunde herum, aber dafür sind die Mexikaner so ein liebenswertes Volk. Uns wird ständig freundlich zugewunken und wir schaffen es ganz gut, uns mit unserem gebrochenen Spanisch zu verständigen. "Viva el Mexico" - wir haben uns richtig wieder auf dieses Land gefreut!

Am Sonntag mussten wir erst einmal warten, bis die große Karawane so gegen 10 Uhr den Campingplatz verließ. Wir hatten keinen Bock mit dieser langen Blechkolonne auf den engen Straßen von Mexiko zu fahren. Vor uns lagen eh nur knappe 120km bis Ciudad Victoria. Ganz gemütlich sind wir die gefahren, immer achtsam, dass wir nicht in fiese Schlaglöcher geraten oder womöglich einen der hohen Topes (ein kleiner Asphalthügel, der die Autofahrer auf Schritttempo runterbremsen lässt) übersehen. Wenn man darüber rast, dann knallt man mit der Schnauze schwer auf die Straße und das wollen wir unserem Winnie in keinem Fall antun.

In Ciudad Victoria haben wir in einem sehr großen Supermarkt erst einmal einen Großeinkauf gestartet. Endlich können wir wieder richtigen Joghurt und leckeres Brot genießen! Anschließend haben wir uns für zwei Nächte auf einem Campingplatz eingebucht. Dort trafen wir dann auch Madeleine und Peter wieder, die zeitgleich mit uns an der Grenze ihren Papierkram erledigt hatten. Die beiden Kanadier (Peter kommt ursprünglich aus Heidelberg) waren mit einem VW-Bus unterwegs und kommen jetzt schon zum 6-sten Male hierher. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und haben stundenlang miteinander gequatscht.