10.-16.01.2005: Ciudad Victoria - Tamasopo

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Madeleine und Peter hatten uns den Tipp gegeben, dass wir bei Wal-mart den Guia Roji (ein sehr detaillierter Straßenatlas von Mexiko) bekommen würden. Außerdem wollten wir Kopien von unseren Touristenkarten machen und noch mal Geld tauschen. Wir machten uns zu Fuß auf und latschten zwei Stunden lang durch die staubigen Straßen von Ciudad Victoria. Am Ende hatten wir zwar leckere Donuts gegessen und uns ein paar Getränke gekauft, dafür gab es aber den Guia Roji nicht mehr und wir kamen ohne Kopien und Pesos wieder zum Campingplatz zurück. Na ja, das ist eben Mexiko - man bekommt nicht immer, was man will, aber es gibt ja immer noch "Mañana"!

In der Zwischenzeit war eine US-Karawane mit etwa 20 großen Wohnmobilen angekommen. Der arme Winnie und der kleine VW-Bus von Mad und Pet wirkten zwischen den Riesen wie kleine Zwerge. Wir haben einen lustigen Nachmittag mit den beiden Kanadiern und einem farbigen Ehepaar aus Ohio verbracht. Gay und Howard waren tatsächlich die ersten farbigen RVer, die wir in den 15 Monaten unserer Reise durch Nordamerika gesehen haben. Sie hatten sich ihren Wohnwagen gerade erst vor ein paar Monaten gekauft und ihre aller erste Reise führte gleich nach Mexiko. Mutig! Wie immer haben wir gegenseitig tolle Tipps und Tricks ausgetauscht.

Am Dienstag morgen ist Kirsten schon um 7.45 Uhr aufgestanden, um Madeleine und Peter Tschüß zu sagen. Die beiden wollten in zwei Tagen über die Berge nach Guadalajara fahren. Sie haben uns zum Abschied ihren alten Guia Roji (2000 Version) gegeben. Toll! Auch wenn die neuesten Straßen fehlen, ist der immer noch besser, als unsere grobe AAA-Karte. Anschließend legte sich Kirsten wieder ins Bett und wir sind doch tatsächlich noch einmal ganz tief eingeschlafen - die Abfahrt der 20 US-Motorhomes haben wir gar nicht mitbekommen und waren ganz überrascht, als wir gegen 10 Uhr fast ganz alleine auf dem Campingplatz standen. Unsere vielen Wal-mart Nächte müssen uns total gegen Autolärm abgehärtet haben!

Gegen 11.30 Uhr haben wir Ciudad Victoria verlassen und unser Weg führte durch eine sanfte Hügellandschaft direkt nach Ciudad Valles. Da Helen sich schon Sorgen über die relativ hohen Campingkosten machte, beschlossen wir die Nacht auf einer Pemex-Tankstelle zu verbringen. Wir hatten von mehreren Leuten gehört, dass die 24 Stunden lang bewacht sind und man sich keine Sorgen um seine Sicherheit machen muss.

Unglücklicherweise waren wir am Anfang direkt neben einer Durchgangsstraße zu einem kleinen Dorf gestanden und das halbe Dorf lief direkt an unserer Tür vorbei. Nach Sonnenuntergang versammelten sich dann ein paar Jungendliche direkt vor unserem Fenster und tranken ein paar Biere. Wir haben uns vorsichtshalber auf die andere Seite der Pemex gestellt und dort eine erstaunlich ruhige Nacht verbracht.

Am Mittwoch morgen sind wir dann schon um 8 Uhr unterwegs gewesen. Eigentlich wollten wir uns die Ruinen von Tamuin anschauen, aber wir konnten die Hinweisschilder, die es laut Lonely Planet hätte geben sollen, nicht finden und gaben am Ende auf - ein 60km Umweg für nichts. Kein guter Start in den Tag.

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann zurück nach Ciudad Valles und dann weiter westlich nach Tamasopo. Hier wollten wir uns die schönen Wasserfälle anschauen. Bis Tamasopo waren es eigentlich nur 60km von Ciudad Valles, aber die Strecke führte in engen Serpentinen durch die Berge und wir blieben immer wieder hinter Tanklastern und mit Zuckerrohr vollbeladenen Lkws stecken. Die Straßen sind in Mexiko größtenteils nur einspurig in beide Richtungen und man hält recht häufig die Luft an, wenn sich große Fahrzeuge passieren. Ganz schön eng!

Wir kamen gegen 14.30 Uhr in Tamasopo an. Die Einwohner winkten uns fröhlich zu, als wir im Schritttempo durch die sehr enge "Hauptstraße" des Dorfes fuhren. Es gibt kurz hinter dem Dorf etliche Abzweigungen, die zu den verschiedenen Wasserfällen führen. Wir haben die wesentlichen Abzweigungen verpasst und sind in Trampolin gelandet. Die dortige Zufahrt zu den Wasserfällen wurde durch einen Schulbus versperrt und wir befürchteten schon, dass wir erneut einen Umweg für nichts gemacht hatten.

Auf dem Rückweg nach Tamasopo entdeckten wir jedoch ein Hinweisschild, das uns zu den Wasserfällen von El Paraiso führen sollte. Wie fast überall in Mexiko sind die Seitenstraßen nicht mehr asphaltiert und Winnie holperte im ersten Gang den Feldweg entlang. Nach 250 m kam die Abzweigung zum sehr schönen Hotelgelände von Tamisagua mit sehr schönen Wasserfällen. Helen konnte aber niemanden dort finden und fragen, was die Übernachtung dort kostet. Statt dessen folgten wir den handbemalten Hinweisschildern zum Campingplatz. Es stellte sich heraus, dass es zwei Campingplätze gab. Der Manager von El Paraiso Campingplatz wollte 100 Pesos (ca. 9 US$) von uns für die Nacht haben, aber außer den schönen Wasserfällen gab es dort sonst nichts. Da die Sonne heiß vom Himmel brannte (ca. 50°C in der Sonne) parkten wir Winnie erst einmal 200 m entfernt davon und aßen zu Mittag - im Winnie war es so heiß, wie in der Sauna und so holten wir den Tisch und die Stühle raus und setzten uns in den Schatten.

Kurze Zeit später hielt ein Pkw neben uns und ein sehr netter Mexikaner fragte uns, wo die Wasserfälle sind. Er war total begeistert von Winnie und freute sich sichtlich, dass wir ihm Einlass in unser kleines Reich gewährten. Mit unseren dürftigen Spanischkenntnissen und unter Zuhilfenahme von Körpersprache erklärten wir ihm die wesentlichen Details. Er hat alles bestens verstanden und bedankte sich Hände schüttelnd bei uns.

Nach dem Mittagessen beschlossen wir uns den anderen Campingplatz anzuschauen - wir wollten in keinem Fall an diesem Tag in dieser Hitze weiterfahren - wir waren erschöpft. Auf einem weiteren Feldweg folgte wir den Hinweisschilder nach "Paso Ancho". Der Weg führte durch ein frisch gepflügtes Feld und über eine schmale Brücke. Auf der anderen Seite gab es eine Ausbuchtung, in der wir drehen konnten ... das ganze kam uns "Mexikanisch" vor. Kirsten beschloss zu Fuß weiterzulaufen, in der Hoffnung, dass wir endlich den anderen Campingplatz finden würden. Und siehe da, keine 200m weiter lag er direkt an einem sehr sauberen Fluss. Auf dem Hügel waren drei sehr moderne Hütten gebaut. Ein Volleyball-Netz war über den Rasen gespannt und das Toiletten-Häuschen sah auch sehr sauber aus. Kirsten fand sofort Gefallen an diesem Camp und Don Chaco (der Manager) wollte nur 60 Pesos (ca. 5,30 US$) für die Nacht haben.

Happy machte sich Kirsten auf den Weg zu Winnie und stolperte dabei förmlich über einen 50 Peso Schein, der mitten auf dem Feldweg lag (auf dem Hinweg hatte sie den gar nicht gesehen). Das war doch endlich mal ein gutes Omen! Helen freute sich ebenfalls und da wir die einzigen im Camp waren, konnten wir uns anschließend in aller Ruhe entspannen. Zur Abkühlung sind wir erst einmal im Fluss baden gegangen. Es gab auch kalte Duschen in der Toilette, aber da das Wasser eh aus dem Fluss abgepumpt wurde, nutzen wir lieber den Fluss. Herrlich! Ein kleines Paradies mitten im Dschungel. Wir beschlossen gleich ein paar Tage hier zu bleiben.

Am nächsten Tag strahlte erneut die Sonne vom Himmel und wir legten unseren Solarwasserschlauch auf die Motorhaube. Wir hatten nur noch wenig Propan im Gastank und mussten sparen. Den Tag verbrachten wir entspannt mit Schwimmen, Lesen und Spazieren gehen. Wir schauten uns die umliegenden Wasserfälle an - ganz nett, aber nicht wirklich spektakulär.

Am Abend kamen Bob (Roberto) und Suzanne - zwei Californier, die seit 5 Jahren in Tamasopo leben - vorbei. Da Don Chaco und sein Boss Charto nur Spanisch sprechen, baten sie die "Gringos" mal bei uns vorbeizuschauen, um uns auf Englisch zu sagen, wo die tollen Wasserfälle sind. Leider waren wir gerade beim Abendessen und uns blieb nicht viel Zeit zum Schnacken.

Am Freitag morgen wurden wir dann um 7.50 Uhr von einem Klopfen an unserer Tür geweckt. Bob brachte uns ein paar Brötchen vorbei. Kirsten hatte ihn gestern nach eine Bäckerei im Ort gefragt und er machte sich Sorgen, dass wir dort hinfahren, ohne welche zu bekommen. Die Bäckerei öffnet nämlich nicht vor 15 Uhr. Das war wirklich super nett, aber wir waren nicht wirklich wach, um uns ausführlich dafür zu bedanken.

Gegen Mittag haben wir uns dann zur Puente Del Dios aufgemacht. Dieses war der heiße Tipp von Bob und Suzanne und nach einem ca. halbstündigen Spaziergang durch den Dschungel wussten wir auch, warum man das unbedingt gesehen haben muss. Ein rauschender Wasserfall stürzte sich in eine große, runde Senke. Überall rieselten kleine Wasserfälle die ca. 30m hohen Steilwände hinab. Das ultrablaue Wasser sammelte sich wie in einem großen, runden Swimmingpool. Was für ein Paradies!

Von dem Pool aus floss das Wasser durch eine Steinhöhle (Puente Del Dios = die Brücke Gottes) auf die andere Seite der Felswand in den Fluss, der letztendlich an unserem Camp vorbei führte. Kirsten zog ihren Badeanzug an und folgte einer Reiseleiterin, die zwei Israelischen Jungs diesen Ort zeigte.

Das Wasser in der Höhle war Türkis und man sah viele kleine Fische. An den Höhlenwänden saßen Schwalbenpärchen, die fröhlich vor sich hinzwitscherten. Das Sonnenlicht fiel durch die Öffnung zum Pool hin auf die Wasseroberfläche in der Höhle und die Reflektionen an den Wänden sahen aus, wie eine kleine Lichtshow. Traumhaft! Das Wasser war ca. 25°C warm (es entspringt weiter oben am Berg einer natürlich heißen Quelle) und Kirsten blieb über eine Stunde im Wasser. Helen war das Wasser zu kalt und sie machte statt dessen Fotos und Video.


Puente Del Dios.

Am Samstag sind wir dann mit den Rädern in das 3-4km entfernte Tamasopo gefahren. Wir wollten uns bei Bob und Suzanne bedanken und gleich noch wieder neue Brötchen kaufen. Die sind wirklich lecker hier in Mexiko. Bob und Suzanne hatten uns gesagt, dass wir im Ort einfach nach den "Gringos" fragen sollen. Man würde uns schon den Weg zu ihrem Haus zeigen. Und tatsächlich, jeder kennt hier die beiden und wir hatten keine Probleme sie zu finden.

Die beiden saßen mit zwei Kanadischen Freunden (Jenny und Cam) auf der Veranda und wir blieben gleich vier Stunden und schnackten über Gott und die Welt. Anschließend haben wir uns dann noch bei der Panaderia (Bäckerei) mit Brötchen und Kuchen eingedeckt. Ein Brötchen kostet hier weniger als 10 €-Cent.

Ein wenig erfroren (das Wetter war am Nachmittag deutlich kühler geworden) kamen wir dann kurz vor Sonnenuntergang wieder auf unserem Campingplatz an. Wir waren erstaunt, dass der auf einmal proppenvoll mit Gästen und Autos war. Eine große Mexikanische Gruppe hatte die drei Hütten gebucht und war die ganze Nacht am feiern. Außerdem lernten wir Sarah und Stuart aus England kennen. Die beiden hatten sich für 1800 US$ einen Kombi in den USA gekauft und sind für ein paar Monate damit unterwegs. Die Luftmatratze lag im Heck auf einem Holzgestell und die beiden hatten einen kleinen Gaskocher dabei.

Die Mexikanische Musik ließ unseren Winnie bis 6 Uhr morgens vibrieren und wir bekamen kein Auge zu. Die Mexikaner verstehen es zu feiern und singen aus voller Kehle zu den heißen Rhythmen. Viva el Mexico! Eine tolle Atmosphäre und keiner hat gekotzt!

Um 6 Uhr morgens fing es dann an zu regnen und die Party war vorbei. Um 10 Uhr stapelten sich dann 7 Personen in einen VW-Käfer, die anderen verteilten sich auf die restlichen Autos und auf einmal war es wieder ruhig. Nach nur knapp 4 Stunden Schlaf standen wir auf und schnackten ein wenig mit Sarah und Stuart. Bob kam gegen 11.30 Uhr vorbei und wollte nachschauen, ob jemand aus dem Dorf für das Sonntägliche Picknick vorbei gekommen ist. Aber das Wetter war heute zu schlecht und statt dessen wurden wir vier zum Abendessen bei Bob und Suzanne eingeladen.

Gegen 14 Uhr kam dann doch die Sonne raus und wir sind mit Sarah und Stuart noch einmal zur Puente Del Dios gelaufen. Gegen 17 Uhr haben wir uns dann in Sarahs und Stuarts Kombi nach Tamasopo aufgemacht. Mit Winnie wären wir nie die engen und steilen Straßen raufgekommen.

Der Abend bei Bob und Suzanne war total nett. Wir konnten dort vor dem Essen sogar heiß duschen. Es gab Reis, Rindfleisch in einer pikanten, mexikanischen Tomatensauce, gemischten Salat und Knobi-Brot. Dazu wahlweise Weiß- und Rotwein. Während Bob den Abwasch erledigte, gab uns Suzanne tolle Tipps über Mexiko. Man merkte den beiden richtig an, dass sie sich über ihre englisch-sprechenden Gäste freuten. Wir haben unsere besten Reisegeschichten von uns gegeben und gegen 23.30 Uhr machten wir uns dann müde auf den Heimweg.