17.-23.01.2005: Ciudad Valles - Xilitla - Semita Grande - Ixmiquilpan - Pachuca - El Chico NP - San Juan Teotihuacán

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Nach fünf schönen und entspannten Tagen in Tamasopo hieß es für uns nun weiter in Richtung Süden zu fahren. Nachdem wir Sarah und Stuart noch unsere besten Tipps für die Baja gegeben haben, machten wir in Tamasopo noch einmal kurz Halt, um uns von Suzanne und Bob zu verabschieden.

Gegen 16 Uhr fuhren wir dann weiter in Richtung Ciudad Valles. Ca. 20km davor stoppten wir für die Nacht auf einer PEMEX-Tankstelle.

Am Dienstag morgen haben wir in Ciudad Valles dann erst einmal Propan geholt (wir waren bis auf den letzten Tropfen runter) und Trinkwasser gekauft. Gegen Mittag haben wir Winnie auf dem Campingplatz vom Hotel Valles geparkt. Die nette Hotelmanagerin hat uns mit einem Stadtplan versorgt und wir sind zu Fuß ins Stadtzentrum gelaufen, um einzukaufen. Unsere dreckige Wäsche haben wir bei einer Wäscherei abgegeben und nach drei Stunden wieder abgeholt. So sauber war unsere Wäsche lange nicht mehr und sie duftete nach Rosen. Unsere Wäsche hatte es scheinbar nötig!

Den Rest des Abends haben wir am Computer verbracht, damit wir am nächsten Tag endlich mal wieder ein Update unserer Website machen konnten. In der Hektik, hat Kirsten dann ganz vergessen eine Online-Überweisung zu machen und sie musste wieder zum Internet-Café rennen. Leider akzeptiere ihre Bank die TAN-Nummer nicht und Kirsten rannte im schwülen Wetter erneut zu Winnie zurück, um eine neue zu holen. Durch das ganze Internethin- und her konnten wir dann erst gegen 15 Uhr den Campingplatz verlassen.

Unser Ziel war Xilitla (spricht sich Hi-lit-la). Hier hat Edward James, ein verrückter Engländer (was sonst?!) und angeblich unehelicher Enkel von König Edward VII, bizarre Gebäude, Brücken, Skulpturen und Spiraltreppen in den Dschungel bauen lassen. Der Mann war steinreich und ein Fan von Picasso und Dalí. Vor dem zweiten Weltkrieg ist er in die USA geflüchtet und hat Mexiko erstmals 1945 besucht. Dabei hat er sich in die exotisch-tropischen Pflanzen und Vögel im Dschungel von Xilitla verliebt. Nachdem seine Orchideen-Zucht durch einen außergewöhnlichen Schneesturm zerstört wurde, baute er mit Hilfe seines Mexikanischen Freundes Plutarco Gastelum Anfang der 60-iger Jahre Zementblumen und -pflanzen in den Dschungel. In den nächsten 17 Jahren folgten dann bizarre, surrealistische Gebäude und Skulpturen. Er starb 1984 und hinterließ kein Geld zur Erhaltung von Las Pozas (die Pools) und der Dschungel begann über seine Kreationen zu wachsen.

Von der Hauptstraße Mex 120 führt eine ca. 1,5km lange Schotterstraße zu Las Pozas. Wir kamen dort gegen 17 Uhr an und verbrachten die Nacht auf dem "Parkplatz" - das war eigentlich mehr eine Verbreiterung der Schotterstraße zum Wenden der Autos.

Am nächsten Vormittag haben wir uns dann ausreichend Zeit genommen, um uns diesen unglaublichen Ort im Dschungel anzuschauen. Überall führten Steinpfade durch den Dschungel und wir haben schnell gemerkt, dass wir uns ohne Karte verlaufen. Aber auch mit Karte war es ein echtes Abenteuer. Helen war mutig genug sich auf die gewundenen Treppenstufen zu wagen (nichts für Kirstens Höhenangst). Wird der Zement wirklich halten? Gruselig!

Wir waren jedenfalls begeistert von diesem schrägen Ort. Wer hätte gedacht, dass man so etwas zwischen all den Jahrtausend alten Maya-, Toltec- und haste-noch-gesehen-Tempeln in Mexiko findet? Die Engländer müssen halt immer ein wenig anders und verrückter sein, als andere!


Xilitla.

Gegen 15 Uhr sind wir dann weitergefahren. Auf der Mex 85 ging es südlich durch die schöne Sierra Madre. Wir hatten eigentlich gehofft, dass wir kurz vor Sonnenuntergang irgendwo eine PEMEX finden würden (Campingplätze gab es weit und breit nicht auf dieser Strecke), aber es gab keine. Wir hielten schließlich in einer breiten Kurvenausbuchtung. Hier gab es, wie überall in Mexiko zu sehen, einen Steinaltar mit der Mutter Maria (erinnert fast an Bayern).

Wir waren gerade dabei uns richtig hinzustellen, als ein sehr netter Mexikaner (Francisco) mit seiner Frau hielt und uns auf Spanisch sagte, dass wir hier nicht sehr sicher über Nacht stehen können. "Sígame" (Folgt mir), sagte er und wir folgten ihm einen Kilometer weiter in ein kleines Dorf namens Semita Grande. Hier lebten Freunde von ihm und er arrangierte für uns, dass wir den Winnie für die Nacht in ihrem Vorgarten parken konnten. So lernten wir die Familie Martinez Lopez kennen.

Francisco, der zweite an diesem Abend, und seine Frau hatten insgesamt 5 Kinder. Sie waren ganz begeistert von Winnie und freuten sich riesig unser kleines "casita" (Häuschen) von drinnen zu sehen. Wir haben den beiden 7-jährigen Zwillingen (die anderen Kinder waren schon erwachsen und lebten nicht mehr zu Hause) Stifte und Schreibblöcke geschenkt und verbrachten gut zwei Stunden im Wohnzimmer der Familie. Die Großmutter hatte extra für uns noch einen weiteren Verwandten geholt, der mal für kurze Zeit in den USA gearbeitet hat und etwas Englisch sprach. Aber wir haben uns bestens auf Spanisch und mit der entsprechenden Körpersprache unterhalten. Toll, dass man auf diesem Wege mal einen Einblick in eine Mexikanische Familie bekommt!

Am nächsten morgen sind wir nach einer kurzen Verabschiedung (die Kinder wurden gerade für die Schule fertig gemacht) schon um 8 Uhr weitergefahren. Über die 1500 m hohen Berge ging es auf den engen Serpentinen nach Ixmiquilpan. Wir kamen dort gegen 13.15 Uhr an und hatten Probleme im engen Stadtzentrum einen Parkplatz zu finden. Wir schafften es gerade noch vor der Siestazeit einen Blick in das alte Kloster (wurde Mitte des 15ten Jahrhunderts gebaut) zu werfen.

Auf dem Weg zum El Chico National Park, hielten wir kurz bei Soreana (einem großen Supermarkt) in Pachuca. Aus der Baja kannten wir noch die leckere Mettwurst und die erstklassigen Wiener Würstchen und deckten uns entsprechend ein.

Von Pachuca aus führte uns eine 4,5km lange Steigung zum El Chico National Park. Winnie kämpfte sich mühsam die Steigung im ersten Gang hoch. El Chico liegt auf über 2700m und Winnie ging im wahrsten Sinne des Wortes die Luft aus.

Hinter dem Eingangstorbogen zum National Park führte eine steile Sandabfahrt zum einzigen vermeintlichen Full-Hookup Campingplatz. Als wir dort ankamen, waren aber die Tore geschlossen und der Campingplatz sah aus, als wäre er schon seit Monaten nicht mehr geöffnet gewesen. Wir fanden aber einen schönen, geräumigen Platz direkt neben dem Campingplatz und haben dort eine sehr ruhige Nacht inmitten der Nadelbäume und Bergfelsen verbracht.

Kirsten erwachte in der Nacht von einem Alptraum - Winnie war auf einem Steilhang ins Rollen gekommen und konnte nicht mehr Bremsen. Sollte das ein schlechtes Omen sein? Kirstens Unterbewusstsein machte sich offensichtlich Sorgen, dass Winnie die steilen Berge nicht mehr rauf bzw. runter kam.

Und Tatsache: als wir am nächsten Morgen den steilen Sandweg wieder zur Hauptstraße rauf wollten, wurde Winnie langsamer und langsamer. Der kalte Motor war kräftig am Röhren und wir schafften es nicht. Mitten auf dem Hang zog Helen die Handbremse und Kirsten stieg aus, um die Lage zu checken. Wir rollten ein wenig rückwärts, bis Winnies Hinterreifen vor ein paar Steinbrocken stehen blieben. Während Helen Gas gab, schob Kirsten kräftig von hinten an. Winnie machte tatsächlich Fahrt und kämpfte sich Meter für Meter die erste Steigung hoch. Kirsten rutschte auf einem losen Stein aus und fiel auf die Schnauze. Keine Zeit zum Wundenlecken! Sie sprang schnell wieder auf die Beine und schob weiter an. Auf knapp 2800m waren ihre Lungen am Zerplatzen und der Puls lag bei 230 Schlägen die Minute. Nachdem wir die erste Steigung geschafft hatten, dauerte es gut 5 Minuten bis sich Kirsten einigermaßen erholt hatte, die Handflächen brannten von den Schürfwunden.

Aber es gab ja noch die zweite Steigung. Zum Glück konnte Helen auf einer ca. 150m langen Flachstrecke Schwung holen. Ohne Rücksicht auf Schlaglöcher fuhr sie mit Vollgas die zweite Steigung hoch. Kirsten machte dieses Mal Fotos - so schnell hätte sie eh nicht laufen können. Winnie schaffte es mit letzter Kraft über die Kuppe und wir standen ohne Schaden wieder auf der Hauptstraße.

Uns war klar, dass Winnie in dieser Höhe mit seinen 4 Zylindern und dem ca. 3500kg Gewicht weiterhin Probleme haben wird und wir überlegten, wie wir das Gewicht mehr nach vorne verlagern können.

Unglücklicherweise führte die Asphaltstraße durch den National Park bergab nach Mineral Del Chico, einem kleinen Dorf am Fuße der Berge. Und wir mussten die ganze Strecke auf dem Rückweg wieder hoch. Aber schließlich wollten wir ja was sehen und so fuhren wir weiter runter und noch weiter runter. In Mineral Del Chico wurden die Straßen immer enger und auf einmal hörte der Asphalt auf und vor uns tat sich eine sehr steil bergab führende Schotterstraße auf, die direkt zur Kirche führte. Wir wussten sofort, dass wir da nie im Leben wieder hoch kommen. Kirsten stieg erneut aus, während Helen auf der steilen Asphaltstraße die Handbremse zog. Zum Glück war wenig Verkehr unterwegs. Am Ende der Asphaltstraße konnte man rechts auf einen relativ großen Parkplatz fahren. Da Helen eh nicht auf der Steigung drehen konnte, blieb uns nichts anderes übrig, als auf den Parkplatz zu fahren. In der 90°-Kurve zum Parkplatz lag Winnie verdammt schräg in der Luft und Kirsten hatte schon Angst, dass wir umkippen werden. Aber wir schafften es und machten erst einmal Pause auf dem Parkplatz. Wir entspannten uns bei einem kleinen Spaziergang durch das hübsche Dorf, fanden aber keine flachere Alternative für den Weg raus.

Dann räumten wir sämtliche Wasserflaschen und schweren Teile von hinten nach vorne und verstauten alles hinter den Fahrersitzen. Wir drehten auf dem Parkplatz und Helen fuhr erneut um die 90°-Kurve, während Kirsten abermals von hinten anschob. An der Ecke stand ein Dorfpolizist und zwei junge Männer, aber anstatt mal zu helfen, schauten die uns neugierig zu. Typisch Männer! Die scheinen alle gleich in der Welt zu sein! Lass die Frauen mal arbeiten ...

Wir schafften es um die Kurve und Winnie fuhr langsam aber stetig im ersten Gang den Berg rauf. Da Helen nicht stoppen konnten, musste Kirsten - schwer nach Luft schnappend - wohl oder über ein paar Hundert Meter den Berg hoch stapfen, bis Helen zu einer flacheren Stelle kam und Winnie stoppen konnte. Kirsten musste von dieser erneuten Anstrengung fast kotzen.

Das hielt sie aber nicht davon ab, eine halbe Stunde später auf eine knapp 5km lange Rundwanderung zu einem Aussichtspunkt zu gehen. Der schmale Wanderpfad führte über gut 100% Höhenmeter auf eine Bergkuppe, von der man einen tollen Blick ins Tal und auf die umliegenden Berge des El Chico NP hatte. Uns begleitete ein Hund den Berg hinauf und wir folgten seinen vier Pfoten. Auf dem Rückweg haben wir ihn dann nicht mehr gesehen - vermutlich waren wir doch ein wenig zu langsam, kein Wunder nach all den sportlichen Aktivitäten!

Als wir zum Winnie zurückkamen, stellten wir fest, dass Wasser hinter dem Fahrersitz auf den Parkplatz tropfte. Wir dachten erst, dass wir ein Loch in unserem Wassertank hatten, aber es stellte sich heraus, dass eine der Wasserflaschen hinter dem Fahrersitz geplatzt war und 4 Liter Wasser fanden ihren Weg durch den Teppichboden nach draußen. Na, super! Irgendwie war das heute unser Pechtag. Wir stopften ein paar Handtücher unter den Teppich und versuchten das meiste Wasser aufzusaugen. Mehr konnten wir im Moment nicht tun.

Da wir dir Nacht in keinem Falle wieder neben dem geschlossenen Campingplatz verbringen wollten, machten wir uns auf die Suche nach einer Alternative. Die fanden wir dann kurz vor Sonnenuntergang direkt neben der Hauptstraße. Eine Parkdurchfahrt war von ein paar Büschen von der Straße getrennt und wir standen sicher und geschützt dort die Nacht über. Am nächsten morgen klopfte bei uns die Polizei an und wollte wissen, ob alles in Ordnung sei. Sehr nett!

Das Wetter war nicht das beste und wir beschlossen direkt nach San Juan Teotihuacán im Nordosten von Mexiko City zu fahren. Mitten im Ort sollte es einen Campingplatz geben, aber wir hatten Probleme den im engen Straßengewirr zu finden. Als wir endlich dort ankamen, sah der Platz geschlossen aus. Keine anderen Camper waren zu sehen und das Tor war zu. Wir überlegten schon, wo wir jetzt hinfahren sollten, stiegen dann aber aus, um die Lage noch einmal aus der Nähe zu checken. Dabei stellten wir fest, dass das Tor nicht mit Schlössern verriegelt war. Toilette, Duschen und Strom funktionierte, aber es war keine Menschenseele zu sehen. Vielleicht waren die Einkaufen, oder so ... wir parkten den Winnie jedenfalls dort und genossen erst einmal eine heiße Dusche.

Zwei Stunden später fuhren dann Wolfgang und Ursula aus Hamm mit ihrem Karmann Wohnmobil auf den Platz. Wir treffen nicht häufig Deutsche und kamen gleich ins Gespräch mit den beiden.

Ursula hatte später Probleme mit dem Runterladen von ihren digitalen Fotos auf den PC und holte Kirsten zur Hilfe. Wolfgang wollte mit seinen 69 Jahren nichts von moderner Technik wissen und konnte nicht helfen. Ursula hat erst vor kurzem damit angefangen und lernt Stück für Stück damit umzugehen. Kirsten versuchte später eine CD-Brennsoftware auf Ursulas Rechner zu installieren, damit sie mit ihrem DVD-Laufwerk Sicherheitskopien ihrer Fotos machen kann. Das brachte den Rechner aber so zum Abstürzen, dass absolut nichts mehr ging. Der PC ließ sich nicht neu starten und bei Kirsten brach schon die Panik aus. Was war los? Zum Glück hatte Ursula ein kleines Handbuch für den PC - allerdings nur noch in Französisch, Holländisch und Spanisch. Es dauerte eine Weile, bis Kirsten die Anweisungen zum Neustart in Holländisch verstand. Man musste die Starttaste lediglich 4 Sekunden lang drücken - diese Errungenschaft gab es bei Kirstens 7 Jahre alten Rechner noch nicht, woher sollte sie das also wissen?

Problem erkannt, Problem gebannt! Nachdem Kirsten die Brennsoftware wieder deinstalliert hatte, lief der Rechner wieder ohne Probleme. Es stellte sich eh heraus, dass das DVD/CD-Laufwerk nur Lesen aber nicht brennen konnte. Kirsten bot Ursula an, am nächsten Abend dann mit ihrem Rechner eine Sicherheitskopie aller Fotos zu machen.

Kirsten fiel nach diesem anstrengenden Tag gegen 23 Uhr erschöpft ins Bett, konnte aber nicht schlafen. Was für ein Tag!