24.01.2005: Mexico City

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Wir hatten uns am Montag morgen um 8.10 Uhr mit Wolfgang und Ursula verabredet, um gegen 8.30 Uhr den Bus von San Juan nach Mexico City zu nehmen. Die gut einstündige Fahrt zum Terminal Norte kostete pro Person nur 18 Pesos (1,60 US$). Mit dem Auto nach Mexico City zu fahren ist unmöglich. Gleich hinter San Juan mussten alle Männer an der Autobahn aussteigen und wurden von der Polizei nach Waffen abgetastet. Diese Sicherheitsmaßnahmen werden in allen Bussen rund um diese riesige Stadt durchgeführt.

Mexico City liegt in den Bergen auf gut 2200 Meter Höhe und ein Viertel der Gesamtbevölkerung (25 Millionen Menschen) leben in der Hauptstadt. Sie gehört damit zu den 3 größten Städten der Welt. Die Luftverschmutzung ist unglaublich und das Wasser muss aufwendig und kostenintensiv aus den umliegenden Tälern in die Stadt gepumpt werden.

Wir haben schon in den Vororten einen Geschmack auf diese unglaublichen Dimensionen bekommen: die Berghänge im Norden waren zugebaut mit Häusern und wir steckten schnell im Stau fest. Abhängig von der letzten Zahl auf den Autokennzeichen darf man hier nur an bestimmten Tagen fahren, um den Verkehr und damit vor allem die Luftverschmutzung einzudämmen. Touristen in Wohnmobilen werden von der Polizei angehalten und müssen eine derbe Strafe zahlen.

Da wir davor bereits entsprechend vorgewarnt waren, genossen wir die langsame Fahrt im Bus und hatten ausreichend Zeit einen Eindruck durchs Fenster zu gewinnen. Gegen 9.30 Uhr kamen wir am Terminal Norte an. Von dort haben wir die U-Bahn ins Stadtzentrum genommen. Unglaublich, welche Menschenmassen mit der Bahn unterwegs waren. Wie in Japan haben Menschen von draußen geschoben, um die Türen zuzubekommen. Klaustrophobisch und nicht ungefährlich! Überall lauern in dieser Stadt Taschendiebe und wir wurden am Ticket-Schalter von einer jungen Mexikanerin davor gewarnt. Ihr war vor ein paar Tagen das Portemonnaie aus der Hosentasche geklaut worden und sie hat es erst zu Hause bemerkt.

Wir sind beim Alameda Central - einer großen Parkanlage - ausgestiegen. Die berittene Polizei mit ihren schnittigen Sombreros erlaubte uns ohne Probleme ein Foto von ihnen zu machen. Am Palast der Schönen Künste vorbei sind wir dann auf einer der vielen Prachtstraßen (Avenida Madero) im historischen Zentrum von Mexico City in Richtung Kathedrale und Präsidenten Palast gelaufen. Das alte Stadtzentrum erinnert stark an Paris und wurde 1987 zum Weltkulturerbe erklärt.

Auf dem Weg zum Zócalo, dem zentralen Platz von Mexico City, sind wir an dem wunderschönen Casa de los Azulejos vorbei gelaufen. Das 1596 gebaute Gebäude ist von außen mit blauen Kacheln bedeckt, die in China produziert wurden. Etwas weiter die Straße runter haben wir einen Blick in den Palacio de Iturbide (Palast von Iturbide) geworfen. Es wurde Ende des 18ten Jahrhunderts gebaut und hat eine sehr schöne, barocke Fassade. Hier hat einer der Helden der Unabhängigkeit, General Agustín Iturbide, gewohnt, der 1822 zum Kaiser Augustín I ernannt wurde. Die alten Türklopfer stammen noch aus dieser Zeit. Das Gebäude gehört heute einer Bank und im sehr schönen, überdachten Innenhof fand z.Zt. eine Bilderausstellung statt.

Durch die teilweise engen Straßen im Stadtzentrum fahren fast nur die Grün-Weißen VW-Käfer Taxis und man sieht überall fliegende Händler zwischen den Nobelshops dieser Straße. Paris mit südländischem Flair!

Der Zócalo ist ein riesiger, steiniger Platz ohne Bäume, dafür aber mit einem monströsen Fahnenmast. 1520 hat der Spanier Cortés den gesamten Platz mit den Steinen der alten Azteken Tempel gepflastert. Das heutige Stadtzentrum von Mexico City war ursprünglich mal das Zentrum der Aztekenstadt Tenochtitlán und die Spanier haben diese Tempel zerstört und die imposante Catedral Metropolitana auf den Fundamenten aufgebaut. Die Arbeiten begannen 1573 und es hat 250 Jahre gedauert, bis diese Kathedrale vollendet wurde. Der Untergrund war ursprünglich mal ein riesiger See und das Gewicht der Kathedrale führte zum Absenken des Untergrundes. Man sieht überall in der Kathedrale die Risse und die schiefen Fußböden.

Auf der Ostseite des Zócalo befindet sich der riesige Präsidenten Palast. In den Treppenaufgängen und im ersten Stock befinden sich die fanstatischen Wandmalereien von Diego Rivera, die er zwischen 1929 und 1935 gemalt hat. Sie erzählen die Geschichte Mexikos bis zur Revolution von 1910. Diego Rivera war der Mann von Frida Kahlo. Die Lebensgeschichte von Frida wurde vor ein paar Jahren mit Selma Hayek verfilmt. Ein toller Film und wir waren ganz beeindruckt, den Original-Schauplatz zu sehen, an dem sich Frida und Diego kennen gelernt haben.

Der Eintritt zum Palast ist kostenlos, Wolfgang musste aber für uns alle seinen Personalausweis bei den Sicherheitskräften zeigen. Nach dem morgendlichen Sightseeing, brauchten wir eine Pause und fanden einen gemütlichen Pizza-Hut gleich um die Ecke. Die Mexikanischen Cafés waren leider überfüllt zu dieser Tageszeit.

Anschließend haben wir noch einen Blick auf die Überreste des Templo Mayor geworfen. Dieser Platz war für die Azteken das Zentrum des Universums und man glaubt, das dieses der exakte Spot ist, an dem die Azteken den symbolischen Adler mit der Schlange im Schnabel auf einem Kaktus sitzend sahen. Das heutige Staatssymbol von Mexiko.

Die Spanier haben auch diesen Tempel zerstört. 1978 hat man bei Leitungsarbeiten die 8-Tonnen schwere antike Steinscheibe der Azteken Göttin Coyolxauhqui gefunden und die Regierung beschloss darauf hin, sämtliche Gebäude über dieser antiken Stelle abzureisen und die Überreste des Tempels auszugraben.

Nebenan findet man bunte Marktstände und wir schauten den Conchero Tänzern bei ihrer Performance zu. Sie soll an die vor-spanische Kultur erinnern. Die Concha ist eine Muschel und die Fußgelenke und der Federkopfschmuck der Tänzer sind bestückt damit.

Keine 50 Meter weiter sieht man die Reinigungszeremonie eines Schamanen. Sehr viele Mexikaner glauben noch an die alten Traditionen und der gute Mann hatte viel zu tun. Aus dem Kelch dampft es und der Schamane bläst diesem Dampf auf den gesamten Körper. Aberglaube oder Scharlatanerie ... wer weiß, ob es nicht doch hilft.

Wir hatten genug vom historischen Stadtzentrum gesehen und fuhren mit der U-Bahn in den Süden der Stadt, um noch einen Blick in das Frida Kahlo Museum zu werfen. Der Fußweg von der Bahn war knapp eine halbe Stunde und leider standen wir dann vor verschlossenen Türen. Ausgerechnet heute hatte das Museum seinen Ruhetag. Schade!

Erschöpft von dem vielen Laufen und den Eindrücken ging es dann gegen 16 Uhr mit der U-Bahn zurück zum Terminal Norte und anschließend wieder mit dem Bus nach San Juan Teotihuacán. Helen hatte etwas Probleme mit den Ticketpreisen, aber am Ende haben wir dann doch das gleiche bezahlt, wie auf der Hinfahrt.

Erneut wurden alle männlichen Fahrgäste nach Waffen durchsucht. Viele davon laufen auch mit einem Mundschutz gegen die Abgase rum. Dieses Prozedere scheint für die Mexikaner aber normal zu sein und wir fühlten uns durchaus sicher.

Kurz nach Sonnenuntergang sind wir dann wohlbehalten wieder beim Campingplatz angekommen. Dort waren inzwischen auch Günther und Ilsemarie, ein weiteres Deutsches Paar, geparkt. So viele Deutsche hatten wir in unseren 15 Monaten noch nicht getroffen. Wir haben den Rest des Abends damit verbracht, auf dem Computer unsere Bilder zu bearbeiten und zu sichern. Später hat Kirsten dann auch die erste Ladung Bilder von Ursulas Rechner mühsam mit ihrem 64MB USB-Stick auf ihren eigenen PC geladen und auf CD gebrannt.

Und dann kam noch Lulu (der Name hätte uns schon warnen sollen) vorbei. Sie war die vorübergehende "Managerin" des Campingplatzes, da der Besitzer im Krankenhaus von Vera Cruz lag. Laut Lulu wegen eines Herzinfarktes, aber eine Holländerin, die in einem der Zimmer wohnte, sagte uns, er hätte sich die Hand mit heißem Öl verbrannt. Anyway ... Lulu sagte uns, dass wir 75 Pesos (6,70 US$) "each" zahlen müssen und bat uns diese am nächsten Tag in ihrem naheliegenden Italienischen Restaurant zu zahlen.