25.-04.02.2005: Teotihuacán - Tepotzotlán - Tula - El Tajín - Monte Gordo

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Die Sonne lachte am Dienstag morgen wieder vom Himmel und wir fuhren um 11 Uhr auf mit einem Taxi zu den 3km entfernten Ruinen von Teotihuacán. Teotihuacán war Mexikos größte antike Stadt und vermutlich die Hauptstadt des größten vor-spanischen Königreiches. Die einzelnen Teile dieser fantastischen Stadt wurden zwischen 100 und 600 nach Christus gebaut. Im 8ten Jahrhundert zerfiel diese Stadt aufgrund von Sozialen und Ökonomischen Faktoren und wurde von den Bewohnern verlassen.

Das Taxi setzte uns am Tor 2, dem westlichen Eingang ab und unser erster Blick fiel auf die gigantische Sonnenpyramide. Sie ist über 70m hoch mit einer Basislänge von 222m und damit die drittgrößte Pyramide der Welt hinter der von Cholula (ebenfalls Mexiko) und der Cheops Pyramide in Ägypten. Sie wurde um 100 nach Christus ohne Zuhilfenahme von Metallwerkzeugen, Pferdegespannen und Rädern gebaut und besteht aus drei Millionen Tonnen Gestein und Geröll.

Wir nahmen als erstes die 248 steilen Stufen in Angriff, um uns von oben einen Blick auf die gesamte antike Stadt verschaffen zu können. Die Stufen waren in der Hitze ein echter Killer. Anstrengend!

Von Süden nach Norden verläuft die Todesallee durch die gesamte Stadt. Die Azteken haben später geglaubt, dass die großen Tempel rechts und links davon Grabstätten von Teotihuacáns Führern waren. Am nördlichen Ende steht die Mondpyramide mit ca. 45 m Höhe. Ihre Stufen sind noch höher und steiler, als die der Sonnenpyramide und uns wackelten die Knie (nichts für Kirstens Volleyball-geschädigten Gelenke!).

Auf der Süd-West-Seite des Mondplatzes liegt der Palast von Quetzalpapálotl. Hier soll der ranghöchste Priester gelebt haben. Im Innenhof findet man verzierte Säulen mit Vogelmotiven. Wir haben im Schatten dort erst einmal eine Mittagspause eingelegt.

Anschließend sind wir die Todesallee bis zum Museum runtergelaufen. Man wird ständig von den fliegenden Händlern angequatscht. Helen hat aus Spaß mal um die Decken gehandelt. Unglaublich, wie schnell die Preise von 500 Pesos (ca. 45US$) auf 200 Pesos runtergingen. Aber uns war das immer noch zu teuer. An dieser absoluten Touristenattraktion zahlt man eben auch horrende Touristenpreise.

Das Museum hat uns gut gefallen und es hat außerdem gut getan, in den Klimatisierten Räumen ein wenig abzukühlen. Wir waren seit Stunden in der Sonne unterwegs und haben beide einen heftigen Sonnenbrand bekommen. Unsere vierstündige Tour fand ihr Ende am Tempel von Quetzalcóatl ganz im Süden der Stadt. Hier restauriert man gerade die alten Fassaden des Tempels. Wir hätten uns noch viel, viel mehr in dieser gigantisch großen Anlage anschauen können, aber unser Akku und die Kamerachips waren voll.

Mit dem Taxi ging es wieder zurück nach San Juan. Auf dem Weg zum Campingplatz sind wir beim Italienischen Restaurant vorbei gegangen, um unsere Campingkosten zu bezahlen. Wir hatten eigentlich vor noch eine vierte Nacht anzuhängen und zahlten Lulu 300 Pesos. Im Hinausgehen hörten wir dann ihren Aufschrei. Es stellte sich heraus, dass sie 75 Pesos pro Person haben wollte - "each" heißt normalerweise "pro Nacht", sie meinte aber "pro Person" und wollte noch einmal 300 Pesos von uns haben. Also, das konnte nicht sein. Sowohl unser Church & Church Buch wie auch der Lonely Planet gaben weniger als 10 US$ für einen Full-Hookup Platz an. Außerdem waren die Toiletten und Duschen seit Wochen nicht gesäubert worden und stanken bis zum Himmel. Das war einfach zu viel Geld, was sie von uns wollte und wir weigerten uns diesen horrenden Preis zu zahlen. Sie erzählte uns, dass die beiden anderen Deutschen Paare das aber schon bezahlt hätten. Nach heftiger Diskussion gab sie uns unsere 300 Pesos wieder und wir gingen erst einmal zum Campingplatz zurück, um mit den anderen zu sprechen.

Die waren auch sauer, über diesen Preis, hatten aber keine Lust auf Ärger und Diskussionen und haben brav bezahlt. Wir wurden bei Günther und Ilsemarie zum Kaffee eingeladen und haben erst einmal gemütlich eine Runde geschnackt. Anschließend sind wir noch zu sechst in die angrenzende alte Kirche gegangen.

Kirsten war am Abend dann gerade dabei die restlichen Bilder für Ursula zu sichern, als Lulu wieder vorbei kam und Geld von uns wollte. Erneut gab es eine laute Diskussion und sie wollte uns vom Platz schmeißen. Im Dunkeln wollten wir aber nicht weiterfahren und Helen hat es dann mit einem Trick versucht. 300 Pesos für zwei Nächte - schließlich konnte sie ja nicht beweisen, dass wir schon am Sonntag Abend hier gestanden haben. Zunächst freute sich Lulu über unser "Einsehen", ging dann aber anschließend zu der Holländerin rüber und hörte von der, dass wir schon drei Nächte hier verbracht haben. Prompt kam sie wieder bei uns angestapft. Helen behauptete dann einfach, dass das jemand anders war und da sie es nicht beweisen konnte, zog sie schließlich von dannen. Wir glaubten, dass wir es am nächsten morgen mit der Polizei zu tun haben werden, aber zum Glück geschah nichts bis zu unserer Abfahrt.

Wir verabschiedeten uns von den Deutschen und machten uns über Landstraßen auf den Weg nach Tepotzotlán. Man wäre wesentlich schneller dorthin gekommen, wenn wir die vielen kostenpflichtigen Autobahnen um Mexico City genommen hätten, aber die Tollgebühren hätten uns locker 15 US$ gekostet und das war es uns nicht wert.

Für die 75km nach Tepotzotlán haben wir dann schlappe 3,5 Stunden gebraucht (muss ein neuer Rekord sein!). Im alten Stadtzentrum von Tepotzotlán musste wir dann verkehrt herum in eine Einbahnstraße, da die Kurve zur richtigen Straße so eng war, dass wir nicht rumkamen. Wir waren da aber nicht die einzigen.

Kirsten wollte sich unbedingt die spektakuläre Kirche von San Francisco Javier anschauen. Helen hatte nicht wirklich Lust dazu und da wir keinen vernünftigen Parkplatz fanden, hat Helen zwei Straßenblöcke von der Kirche entfernt einfach die Motorhaube aufgemacht und eine Panne im Halteverbot vorgetäuscht.

Das klappte wunderbar. Während Kirsten eine Stunde lang durch die vergoldete Kirche (erbaut 1670-1682) und das angrenzende Museum lief, wurde Helen von mehreren Seiten Hilfe mit der "Panne" angeboten. Helen verwies aber stets darauf hin, dass der Motor noch zu heiß sein und als Kirsten zurück kam, wurde noch etwas Kühlwasser und Öl aufgegossen - mehr zur Show, als das wir es wirklich benötigt hätten!

Anschließend sind wir die 30km auf einer Tollroad nach Tula gefahren. Der Umweg über die kostenlosen Landstraßen wäre zu kompliziert gewesen und hätte uns zwei Stunden gekostet. An der Tollstation standen wir in einer Schlange, bei der es nicht vorwärts ging. Vor uns bogen die Autos auf die nächste Spur ab und wir folgten vorsichtshalber. Ein großer Pickup-Truck mit Wohnwagen versperrte das Kassenhäuschen. Ein Tourist (offensichtlich Holländer) stieg aus und kam auf uns zu. Der Fahrer war in Mexico City von der Polizei angehalten worden und musste eine hohe Strafe zahlen. Er hatte folge dessen keine Pesos mehr und fragte uns, ob wir ihm 20 US$ in Pesos umtauschen können. Zum Glück konnten wir dem armen Mann helfen. Er sah so gestresst aus!

In Tula haben wir die Nacht dann direkt vor dem Eingang zu den dortigen Ruinen verbracht. Fünf Mal kam die Polizei vorbei und schaute bei uns nach dem Rechten. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob wir beruhigt oder besorgt sein sollten, hatten aber eine ruhige und sichere Nacht.

Am nächsten morgen haben wir uns dann die 4,5 m hohen Steinkrieger von Tula angeschaut. Sie waren ursprünglich mal die tragenden Säulen für das Dach eines Pyramidentempels.

Zwischen 900-1150 nach Christus soll Tula der Hauptsitz der Toltecs gewesen und die Tempel sollen mit Gold, Jade und Quetzal Federn geschmückt gewesen sein.


Tula.

Nach dem Mittagessen sind wir dann von Tula wieder rüber nach Pachuca gefahren. Bei Soreana haben wir erneut unsere Vorräte aufgestockt, Propan geholt und sind dann anschließend wieder die 4,5km lange Steigung zum El Chico NP raufgefahren. Dort oben haben wir die Nacht auf der PEMEX-Tankstelle verbracht.

Am Freitag morgen ging es weiter zu den Basalt-Wasserfällen von Huasca. Ein netter Zwischenstopp auf unserem Weg rüber an die Ostküste nach Poza Rica. Wir mussten über die nebligen Berge und hingen lange hinter diversen schwer beladenen Lastern fest. Unser rechter Vorderreifen knackte bei jeder Biegung laut. Wir machten uns Sorgen. Gegen 15.45 Uhr kamen wir in einem kleinen Bergdorf an. Dort gab es neben der PEMEX eine Werkstatt und wir ließen unsere Reifen überprüfen. Es stellte sich heraus, dass wir nicht mehr genügend Schmierfett in den Gelenken der Vorderachse hatten. Die netten Mechaniker konnten das für uns beheben und nun fahren wir wieder ohne Geräusche.

Es war bereits 17 Uhr und wir überlegten kurz, ob wir die Nacht auf der PEMEX verbringen sollten, aber die war sehr eng und der ständige Lasterverkehr war uns zu laut. Wir hofften die letzten 45km bis Poza Rica noch in Tageslicht zu schaffen, um dort auf einer PEMEX zu stoppen. Poza Rica stellte sich dann aber als sehr große Stadt heraus und wir konnten keine ruhige PEMEX außerhalb des Ortes finden. Im Dunkeln sind wir dann noch die restlichen 20km bis zu den Ruinen von El Tajín gefahren. Anstrengend, die Straße hatte viele Topes und Schlaglöcher und wir mussten höllisch aufpassen. Erschöpft, aber ohne Probleme, erreichten wir dann den Parkplatz in El Tajín. Die Nacht dort war sehr ruhig. Wir wurden allerdings von ein paar Pferden und Hunden erschreckt, die in den Mülltonnen nach Essbaren wühlten.

Das Wetter war am nächsten morgen extrem schwül und bewölkt. Wir hatten Glück und kamen mit unseren Studentenkarten nach kurzer Diskussion kostenlos in die Ruinen. Wir waren fast die einzigen zu dieser frühen Stunde dort und schauten uns das Wesentliche in einer dreiviertel Stunde an.

Die Ruinen waren komplett vom Dschungel überwachsen und noch heute sind große Teile davon nicht ausgegraben worden. Herausragend ist die Nischen-Pyramide mit ihren 365 Nischen. Man vermutet, dass es sich hier um einen antiken Kalender handelt, der die 365 Tage im Jahr abbildet. Außerdem befinden sich hier 17 Ballcourts. Hier wurden grausame Ballspiele abgehalten, die menschliche Opfer forderten. Die detaillierten Steinreliefs an den Wänden zeugen von diesen Geschehnissen. El Tajín entstand zwischen 100-700 nach Christus und wurde nach Kämpfen gegen 1200 verlassen.

Um 11 Uhr fand dann auf dem Vorplatz die Vorstellung der Voladores statt. Im nahegelegenen Papantla ist diese Luftakrobatik seit Jahrhunderten eine Tradition. Vier Voladores steigen einen ca. 70m hohen Mast bis zu einem viereckigen Holzgestell am Ende des Mastes hoch. Vier dicke, lange Seile werden anschließend um den oberen Teil des Mastes gedreht und die vier Voladores binden sich das Ende um ihre Hüften. Anschließend besteigt der Musiker den Mast. Er spielt Musik auf einer Flöte und schlägt im Takt auf einer kleinen Handtrommel. Ohne Sicherung tanzt er stehend auf der 30cm großen Plattform. Wenn die Musik stoppt, lassen sich die vier Voladores rückwärts über das Holzgerüst fallen und schweben minutenlang in der Luft, während sich langsam das Seil durch die Drehbewegung der Plattform entwindet. Vermutlich handelt es sich hier um den Vorläufer des modernen Bungeejumpings.


Voladores in El Tajín.

Wir sind dann anschließen durch Papantla gefahren und weiter südlich zur Smaragdküste. Auf dem Weg mussten wir Gebühren für eine Brücke zahlen. Normale Pkws (Kategorie 1A) sollten 18 Pesos kosten. Wir hatten bei der letzten Tollstation vor Tula nur für diese Kategorie zahlen müssen, aber dieses Mal wollte man uns 32 Pesos für die nächsthöhere Kategorie abknüpfen. Wir zeigten dem Kassierer unseren Zahlschein vom letzten Mal und bestanden auf die Kategorie 1A. Der wollte aber mehr und es dauerte nicht lange und wir fragten nach dem Chef (in Mexiko muss man in Streitfällen immer nach dem Chef fragen). Wir stellten den Motor ab und hinter uns bildete sich eine lange, laut hupende Fahrzeugschlange. Wütende Fahrer warfen uns obszöne Handzeichen zu und fingen an uns auf Spanisch zu beschimpfen. Wir blieben ruhig und saßen die Situation in Ruhe aus. Der Chef war wohl anderweitig unterwegs, jedenfalls ließ man uns schließlich für den Preis von Kategorie 1A durchfahren.

Später haben wir dann in unserem Church & Church Buch gelesen, dass wir tatsächlich in die zweite Kategorie gehören, da wir hinten eine Doppelbereifung haben. Okay, Frechheit siegt eben manchmal doch. Mal sehen, was beim nächsten Mal passiert.

Nach all den Ruinen und Sightseeing brauchten wir eine Pause und wir fanden einen schönen Campingplatz in Monte Gordo. Für 700 Pesos (62 US$) haben wir hier entspannt eine Woche lang die Füße hochgelegt. Kirsten war sogar zwischendrin mal im Meer baden.