05.-13.02.2005: Veracruz - Catemaco - Villahermosa

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Nach einer Woche haben wir dann Abschied von unserem Urlaubsort genommen und sind weiter südlich nach Veracruz gefahren, um dort den Karneval zu sehen. Erneut haben wir versucht die kostenpflichtigen Autobahnen zu vermeiden, mussten dabei aber mehrere Stunden Umweg in Kauf nehmen und am Ende sind wir dann doch wieder auf der kostenpflichtigen Autobahn für die letzten 20km nach Veracruz geraten. Wir waren entsprechend schlecht gelaunt, zumal wir dadurch im Dunkeln in Veracruz ankamen.

Zu allem Überfluss mussten wir quer durch die Stadt, um zum Wal-mart zu gelangen. Die eigentliche Hauptstraße durch Veracruz war auf dem Samstag abend aber wegen des Karnevals komplett gesperrt und wir sind fast verzweifelt im dichten Verkehr.

Wir haben uns total verfahren und wussten nicht einmal mehr, wo wir auf unserer bescheidenen Stadtkarte waren. Schließlich sind wir unserem Gefühl gefolgt und fanden doch tatsächlich nach Stunden endlich den Wal-mart Parkplatz. Völlig fertig haben wir uns dann gegen 20.30 Uhr erst einmal was zu essen gemacht. Wir waren gerade dabei uns zu entspannen, als laute Musik über den Parkplatz schallte. Die angrenzende Bowlingbahn wollte dem Karnevaltreiben in der Stadt wohl Konkurrenz machen. Gegen Mitternacht wurde die Musik dann leiser gestellt und wir konnten endlich erschöpft ins Bett gehen. Da der Wal-mart um 23 Uhr schloss, waren wir die einzigen auf dem riesigen Parkplatz, aber die Nacht war ruhig und sicher.

Am Sonntag morgen wurden wir dann erneut mit lauter Musik beschallt. Eine Bierpromotion fand direkt vorm Wal-mart Eingang statt und der laute Beat dröhnte in unseren Ohren. Mexiko ist wirklich ein super lautes Land!

Bei bedecktem, aber sehr schwül heißem Wetter nahmen wir dann den Bus in die Innenstadt. Das Busfahren hier ist ein Erlebnis. Wir krallten uns förmlich an den Sitzen fest! Die Fahrer bahnen sich ihren Weg durch den dichten Verkehr mit lautem Hupen und Beschimpfungen. Jede Minute haben wir die Luft angehalten, wenn sich zwei Fahrzeuge um Haaresbreite verfehlten.

Zum Glück kamen wir unbeschadet beim Zócalo an und holten uns ein paar Informationen zum Karneval im kleinen Touristenbüro. Die Stadt war wirklich im Ausnahmezustand. Veracruz ist in Mexiko wohl der Hauptort für die Karnevalwoche. Tausende von Menschen waren auf den Straßen unterwegs - überall roch es nach Urin. Am Wochenende fanden pro Tag zwei Umzüge mit den ca. 40 geschmückten Karnevalswagen statt. Dabei ging es über mehrere Kilometer vom Hafen bis zum Playa Mocambo und anschließend wieder zurück. Auf der gesamten Strecke waren Tribünen aufgebaut und das Bier floss in Strömen.

Das Ende der Strecke lag in Gehweite zum Wal-mart. Das haben wir aber leider am Morgen noch nicht gewusst, sonst hätten wir uns den Weg in die recht unspektakuläre Innenstadt gespart. Uns knurrte am Nachmittag ziemlich der Magen und wir haben uns auf der Costa Verde (eine nette Straße mit vielen Restaurants) ein typisch mexikanisches Restaurant ausgesucht.

Die Speisekarte sagte uns gar nichts und so haben wir uns einfach angeschaut, was andere Gäste aßen. In gebrochenem Spanisch und mit viel Fingerzeigen hatten wir dann unsere Bestellung abgegeben - ohne wirklich zu wissen, was wir bekommen würden und was uns dieses Abenteuer kosten wird. Aber es fing sehr lecker mit einer mexikanischen Bohnensuppe an. Anschließend mussten wir warten bis unser Hähnchen fertig gegrillt war. Wir bekamen zusätzlich gegrillten Kaktus (sehr sauer und nichts für uns), Maistortillas und geröstete Zwiebeln. Dazu gab es scharfe Guacomole und diverse Saucen. Helen traute sich mit dem Probieren und stippte jeweils nur die Spitze von einem Zahnstocher in die Saucen. Das reichte aber, um Feuer zu speien. Mannomann, war das scharf! Ihr liefen die Tränen.

Am Ende waren wir aber gut gesättigt und der ganze Spaß hat uns 75 Pesos (7 US$) gekostet. Anschließend sind wir direkt zum Strand gelaufen und haben gerade noch das Ende vom ersten Karnevalszug mitbekommen. Nach 6 Stunden Po-Wackeln waren die Tänzer auf dem Wagen aber so erschöpft, dass sie nur noch müde ins trotzdem begeisterte Publikum winkten. Wir hatten Spaß mit drei mexikanischen Männern. Die hatten schon ziemlich viel Bier gebechert, waren aber gut drauf und schnackten uns an. Einer konnte sogar "Deutsch" - "Auf Wiedersehen", "Guten Tag" und "Scheiße" waren sein Wortschatz. Das hatte er von einem deutschen Kollegen in einem mexikanischen VW-Werk gelernt.

Auf dem Weg zum Wal-mart haben wir uns dann in aller Ruhe noch einmal die parkenden Karnevalswagen angeschaut. Die Tänzer saßen alle am Straßenrand und machten sich wir hungrige Löwen über ihr Essen her. In zwei Stunden sollte der Karnevalszug wieder in Richtung Hafen starten. Ein Mann erzählte uns, dass er mit seinen Freunden seit 23 Jahren auf einem der Karnevalswagen in Veracruz unterwegs ist. Geübt wird dafür nicht, man muss einfach nur Lust am Tanzen haben. Nach 7 Tagen gibt es dann auch Preise für die Gewinner in den verschiedenen Kategorien. Mit dem Karneval in Rio de Janeiro kann sich Veracruz aber in keinem Fall vergleichen.

Am Montag sind wir dann weiter südlich in Richtung Laguna Catemaco gefahren. Auf dem Weg haben wir einen kurzen Zwischenstopp in Santiago Tuxtla gemacht, um den größten Olmec Kopf (3,4m) auf dem Dorfplatz zu sehen. Die Olmecs waren vermutlich die erste Zivilisation Mexikos und sind Vorfahren der Mayas und Azteken. Sie haben vor ca. 3000 Jahren an der Golfküste gelebt. Es wurden diverse riesige Steinköpfe aus Basalt gefunden und es bleibt ein Rätsel, wie die Olmecs ohne Metallwerkzeuge daran gearbeitet und sie anschließend transportiert haben.

Wir haben an diesem Abend ca. 5km außerhalb von Catemaco auf einer PEMEX Tankstelle die Nacht verbracht. Am nächsten morgen sind wir dann zum Campingplatz direkt am See gefahren. Catemaco ist ein Urlaubsparadies für die Mexikaner. Der große See ist von Vulkanen umgeben und der Ort liegt ganz idyllisch in den grünen Bergen.

Wir haben zwei Nächte dort verbracht und an unserer Website gearbeitet. Es war ziemlich heiß und wir hatten keine große Lust mit dem Boot zu der berühmten Affeninsel zu fahren. Kurz vor Sonnenuntergang konnte man die Fischer beim Auswerfen ihrer Netze beobachten und Tausende von Vögeln zwitscherten lautstark in den Bäumen - ein echtes Abendkonzert.

Am Donnerstag sind wir erst gegen 14 Uhr aus Catemaco abgefahren. Unser Ziel war eigentlich Villahermosa, aber erneut haben wir uns verfahren, um den kostenpflichtigen Autobahnen auszuweichen. Langsam wird das echt lästig und wir können jeden Touristen verstehen, der auf das Geld scheißt und doch lieber auf den teuren Straßen unterwegs ist. Wenn wir alle kostenpflichtigen Autobahnen in Mexiko benutzen würden, dann kommen wir auf eine stattliche Summe vom über 1300 US$ - dafür können wir fast zwei Monate leben!

Ca. 90km vor Villahermosa haben wir dann kurz nach Sonnenuntergang eine PEMEX gefunden, die noch im Bau war. Die Arbeiter haben selbst in einem Wohnwagen die Nacht dort verbracht und wir haben uns einfach daneben gestellt.

Am nächsten morgen sind wir dann in Villahermosa erst einmal einkaufen gegangen. Anschließend fuhren wir auf den Parkplatz des Messegeländes. Hier konnten wir kostenlos stehen und wurden 24 Stunden lang bewacht. Es gab sogar saubere Toiletten und Duschen (kalt aber erfrischend) dort und in einem ehemaligen Restaurant funktionierten die Steckdosen noch. Strom und Wasser kostenlos - was will man mehr?

Außer uns parkten dort schon zwei andere Motorhomes und ein amerikanisches Ehepaar lud uns ein, mit ihrem Auto zum La Venta Museum, der einzigen Attraktion in Villahermosa, zu fahren. Wir sagten dankbar zu, mussten dann aber auf den Rücksitzen voller stinkender Hundehaare sitzen.

Das La Venta Museum ist ein Freiluftmuseum. Im ersten Teil befindet sich ein Zoo mit den Urwald-Tieren aus Tabasco. U.a. sieht man dort Jaguare und einen wunderschönen schwarzen Panther. Im hinteren Teil des Museums führte ein Pfad durch einen schönen Wald, rechts und links davon waren die 3000 Jahre alten Olmec Ausgrabungen zu sehen. Wir haben gut zwei Stunden benötigt, um uns die riesigen Olmec Köpfe, -Säulen und verzierten Steine anzuschauen. Um uns herum wieselte eine deutsche Neckermann-Gruppe und es war nicht immer leicht ungestört Fotos zu schießen.

Am Samstag waren wir dann alleine auf dem Messegelände und wir parkten Winnie direkt unter dem offenen Dach des Restaurants, um etwas Schatten in der Hitze zu bekommen. Wir passten haarscharf rein. Wir genossen den Tag in aller Ruhe. Es war einfach zu heiß, um etwas zu unternehmen. Auf dem Messegelände fand eine Veranstaltung der Zeugen Jehovas statt und wir hörten den ganzen Tag die laute Live-Musik aus dem Stadion. Dieses Kirchengedudel ging ganz schön auf die Nerven!

Am Sonntag machten wir dann den Fehler bei 34°C in die Stadt zu laufen, um ein Telefon zu finden. Telefone gab es genug, aber wir bekamen nirgendwo eine Telefonkarte. Zwischendrin mussten wir bei McDonalds erst einmal unseren Durst stillen. Helen war knallrot im Gesicht und uns drohte ein Hitzschlag. Völlig erledigt kamen wir wieder bei Winnie an.

Wir hatten uns gerade mit einem Getränk hingesetzt, als ein Auto mit deutschem Wohnmobil vorfuhr. Peter (fast 70) und Irene (Ende 50) aus Potsdam sind seit Ende Dezember in den USA und Mexiko unterwegs. Wir waren uns gleich sympathisch und haben stundenlang gequatscht. Peter machte den Zeugen Jehovas kräftig Konkurrenz, als er Udo Jürgens auflegte. Wer hätte gedacht, dass wir in Mexiko deutsche Schlager hören würden. Herrlich!

Peter hat vor Jahrzehnten eine Waffelfabrik (Stenger) gegründet, die u.a. McDonalds, Hanuta und große Eishersteller beliefern. Seine beiden Söhne führen heute das Geschäft weiter. Die beiden waren mit ihren Wohnwagen schon in Russland, Israel, Ägypten und Afrika unterwegs und wir hatten richtig Spaß uns gegenseitig unsere Reisegeschichten zu erzählen. Außerdem sind beide fanatische Fußballfans und bekommen von ihren Kindern immer die Bundesligaergebnisse per SMS geschickt. So erfuhren wir, dass der HSV jetzt schon Fünfter ist und die Bayern gegen Bielefeld verloren haben. Ein sehr netter Abend!