28.2.-06.03.2005: Xpu-Há - Tulum - Bacalar - Calakmul - El Centenario - Palenque

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Am nächsten morgen haben wir dann zwangsläufig die große Trocken-Aktion gestartet. Zum Glück schien wieder die Sonne und wir konnten die Bettbezüge auf die Leine hängen. Die Spanplatten unter der Matratze waren ebenfalls feucht und wir haben sie zum Trocknen auf die Motorhaube gestellt. Die Matratze wollten wir bei dem vielen Sand nicht nach draußen bringen und so haben wir unseren Heizlüfter angemacht und unter die Matratze geschoben. Bei eh schon 28°C draußen, konnten wir uns im Winnie tagsüber nicht mehr aufhalten. Abends war dann aber bis auf dem Teppich alles wieder trocken.

Da wir die Dumpstation auf dem Campingplatz nicht anfahren konnten (die lag auf einem sandigen Hügel, den wir mit Winnie nicht befahren konnten), nutzten wir Peter und Irenes portablen Toilettencontainer und leerten unseren Schwarz- und Grauwassertank in mehreren Durchgängen. Kirsten schnitt anschließend Helen und Peter die Haare. Was für ein anstrengender Tag!

Am Dienstag morgen entdeckten wir dann kleine Ameisen in unserer Küche. Die waren über eines der Palmenblätter auf Winnies Dach gekommen und fanden zielsicher durchs Küchenfenster ihren Weg. Wir haben mit dem Sprühreiniger versucht sie zu töten, hatten aber nur minderen Erfolg. Mit ihrer 2mm Größe verstecken die sich in jeder kleinen Ritze und wir werden bestimmt noch wochenlang damit zu tun haben.

Am späten Nachmittag sind wir dann weiter nach Tulum gefahren. Auf dem Weg haben wir noch kurz Halt bei einem Freizeit-Wasserpark gemacht, aber die 28 US$ Eintritt pro Person waren uns zu teuer. Eigentlich hatten wir vor, Irene und Peter auf einem Campingplatz am Strand von Tulum wiederzutreffen. Die beiden waren aber 3 Stunden vor uns aus Xpu-Há abgefahren und wir konnten sie in Tulum nicht wiederfinden.

Für 60 Pesos (5,50 US$) haben wir dann direkt an einem traumhaft weißen Sandstrand die Nacht verbracht. Vom Strand aus konnten man direkt die berühmten Felsenruinen von Tulum sehen - das ersparte uns den Eintritt.

Kirsten wollte eigentlich am nächsten morgen eine Schnorcheltour zum Riff raus machen, aber der Wind war so heftig, und der hohe Wellengang ließ das leider nicht zu. Schade, denn die Karibikküste von Mexiko ist ein Paradies für Taucher und Schnorchler.

Statt dessen sind wir in die örtliche Jugendherberge gegangen und haben dort nach langer Zeit mal wieder unsere Mails gecheckt. Durch Zufall konnten wir dort auch die Championsleague Spiele im Fernsehen sehen. Endlich mal wieder Fußball!

Am Abend sind wir dann 9km nördlich von Tulum zu Hidden Worlds gefahren. Dieses Unternehmen macht Schnorchel- und Tauchtouren in den unterirdischen Höhlen und Flüssen. Kirsten hat sich dort für den nächsten morgen eingebucht und wir durften auf deren Parkplatz sogar die Nacht verbringen.

Seit Tagen plagte Kirsten schwerer Durchfall und sie war froh dort die Toiletten nutzen zu können. Woher der Durchfall kam, wissen wir nicht - Helen hatte jedenfalls keine Probleme und wir haben eigentlich das gleiche gegessen. Kirsten versuchte seit Tagen das Problem mit Hungern und Cola trinken in Griff zu bekommen, aber nichts schien zu helfen. Sie hoffte nur, dass sie nicht am nächsten morgen im engen Taucheranzug einen Anfall bekommen würde.

Die Schnorcheltour dauerte 3 Stunden und kostete 36 US$ (eigentlich 40 US$, aber Kirsten bekam 10 % Rabatt auf ihren gefälschten Presseausweis!). Kirsten musste eine halbe Stunde auf zwei andere Touristen warten, aber dann ging es in der sehr schön kleinen Gruppe los. Joaquin, ein sehr netter Mexikaner mit sehr gutem Englisch, fuhr uns mit einem einzigartigen Fahrzeug durch den Dschungel. Sämtliche Autos hier bestehen nur noch aus dem Motor und das Fahrgestell und man fühlt sich wie im Fred Feuerstein Film. Wir mussten hinten auf einem Holzgestell stehen und uns auf der hügeligen Sandstrecke gut festhalten. Kirsten machte den Fehler und fragte Joaquin, wie schnell denn diese Fahrzeuge noch fahren können. Beth ist bei der rasanten Fahrt fast hinten rausgefallen. Durch das heftige Rütteln fiel der Autoschlüssel aus dem alten Schloss und Joaquin konnte ihn zunächst nicht finden. Prompt blieben wir auf einer Bergkuppe stehen und der Motor ging aus. Was nun? Joaquin fragte Ben nach seinem Autoschlüssel und Ben entdeckte kurz darauf zufällig Joaquins Schlüssel vor dem Fahrersitz. Bis heute ist nicht ganz klar, ob das ganze gewollt oder ungewollt war, aber wir hatten unsere Unterhaltung!

Nach 20 Minuten kamen wir dann an unserer ersten Höhle an. Über eine Metallleiter ging es auf eine kleine Plattform. Unsere Taucheranzüge hatten wir schon an und wir gingen direkt mit dem Schnorchel und der Maske ins Wasser. Joaquin gab uns zwei super gute Unterwasserlampen und wir drehten in der riesigen Tropfsteinhöhle ganz langsam unsere Runde. Leider hat Kirsten keine Unterwasserkamera und es lässt sich kaum mit Worten beschreiben, wie toll dieses Schnorchelerlebnis war. Das Wasser war glasklar und man konnte über und unter Wasser Hunderte von riesigen Stalaktiten und Stalagmiten sehen. Teilweise waren sie zu einer enormen Säule zusammengewachsen. Durch die Höhlendecke kamen die Baumwurzeln durch und unter Wasser breiteten sie sich in riesigen Fächern aus. Es gab kleine Fische und Joaquin behauptete sogar, dass es hier Frischwasserkrokodile gibt (na, ja ...).

Nach gut 1,5 Stunden haben wir die erste Höhle verlassen und sind zur zweiten gefahren. Diese war im Vergleich zur ersten sehr niedrig und eng und man stieß ständig mit dem Schnorchel gegen die dünnen Stalaktiten. Wie ein Aal mussten wir uns durch die Tropfsteinsäulen winden - nichts für Leute mit Klaustrophobie! Wir konnten in dieser Höhle viele Fledermäuse in den Felsritzen beobachten. An einer ganz engen Stelle haben wir dann die Lampen ausgemacht - es war stockdunkel und Beth begann laut durch den Schnorchel zu atmen. Gruselig! Kirsten war ebenfalls ganz froh, als die Lichter wieder angingen.

Diese Schnorcheltour gehört ganz bestimmt zu einem der Top-Highlights in Mexiko. Vor ein paar Jahren wurde hier der IMAX Film "Journey into amazing caves" gedreht. Infos dazu findet man unter www.hiddenworlds.com.mx.

Am Nachmittag sind wir dann weiter zur Laguna Bacalar gefahren. Nachdem Kirsten morgens bereits 2,5 Stunden im Wasser war, ging Helen abends alleine im berühmten Cenote Azul baden. Das Wasser im 90 Meter tiefen Süßwasserpool war sehr schön warm und ganz sauber. Um dort baden gehen zu können, musste man durch ein Open-Air Restaurant durch. Einer der Kellner warf Tortillas ins Wasser, um die Fische zu füttern. Da Helen Hunger nach der langen Fahrt hatte, wartete sie mit weit aufgerissenem Mund auf ihren Fang. Hmmm, lecker!

Der angrenzende Campingplatz war uns zu teuer und so haben wir die Nacht kostenlos direkt vor der alten Festung im Ort verbracht. Auf der anderen Seite des Zócalos hörten wir Lautsprecheransagen und laute Musik. Wir fanden heraus, dass an diesem Abend die lokalen Schulen einen Marschier-Wettkampf veranstalteten. I.d.R. marschierten 6 Mädchen (vereinzelt war mal ein Junge zu sehen) für ca. 5 Minuten vor einem großen Publikum - eines der Mädels gibt dabei lautstark die Kommandos. Draußen auf dem Platz wurde vorab noch einmal geübt. Marschieren scheint in Mexiko eine große Tradition zu sein und dieser Wettkampf wurde erstaunlich ernst genommen.

Den Freitag vormittag haben wir dann noch einmal gemütlich am Cenote Azul verbracht - bei der Hitze tat das kühle Bad richtig gut. Kirsten konnte mit der Schnorchelmaske auch ganz viele bunte Fische unter Wasser beobachten. Anschließend ging es für uns weiter zu den Ruinen von Calakmul. Auf dem Weg dorthin hat sich Kirsten noch schnell die Ruinen von Chicanná angeschaut (bei der Hitze war sie die einzige dort!).

Es war kurz nach 17 Uhr, als wir an der Abzweigung zu den Ruinen von Calakmul kamen. Für die 60km lange Straße in den Dschungel muss man normalerweise 80 Pesos pro Wohnmobil und 20 Pesos pro Person zahlen (also gut 11 US$). Wir hatten aber Glück, denn niemand bewachte zu dieser Tageszeit die Schranke. Wir haben noch kurz gehupt, aber als keiner kam, ist Helen einfach ausgestiegen und hat uns eigenhändig die Schranke geöffnet.

Nach 20km, auf der bis dahin noch zweispurigen Straße, kam die nächste Schranke bei einer Ranger Station. Wir dachten, dass wir spätestens hier zahlen müssen, aber die netten Ranger fragten uns nicht nach einem Beleg und wir konnten kostenlos dort die Nacht verbringen. Der eigentlich "Campingplatz" lag auf einem kleinen Hügel und da Winnie da nicht hochgekommen wäre, parkten wir unmittelbar auf der Straße hinter der Schranke - keiner rechnete zu dieser späten Stunde noch mit weiterem Verkehr.

Kurze Zeit später besuchten uns eine ganze Horde von sehr bunten Fasanen (oder waren es Pfaue?). Anyway, die Nacht war sehr schön ruhig.

Früh am nächsten morgen sind wir dann die restlichen 40km auf der einspurigen, Schlangenförmigen Straße zu den Ruinen von Calakmul gefahren. Calakmul war zwischen 250 und 695 AD der Sitz einer Supermacht, dem sogenannten Königreich des Schlangenkopfes. Es umfasste ca. 100 Quadrat-Kilometer und war mit seinen über 100%0 Gebäuden noch größer als das benachbarte Tikal in Guatemala. Zwischen diesen beiden Stätten hat es am Ende des 7ten Jahrhunderts einen Krieg gegeben, den Calakmuls König Garra de Jaguar verlor.

Die Ruinen wurden erst 1931 von einem amerikanischen Biologen entdeckt. U.a. fand man das Grabmahl des Königs Garra de Jaguar mit seinem 2000 Jade-Teilen (heute zu sehen im Festungsmuseum von Campeche). Ansonsten sind noch sehr wenige der Tausende Gebäude ausgegraben.

Wir sind bei unglaublich heißen Temperaturen und ziemlich hoher Luftfeuchtigkeit 3 Stunden lang durch die Ruinen gelaufen - nach 10 Minuten waren unsere T-Shirts klitschnass. Trotzdem schafften wir es bis auf eine sehr hohe Pyramide rauf und hatten von dort aus einen tollen Blick auf den Dschungel und die anderen Pyramiden.

Erschöpft haben wir dann erst einmal Mittag gemacht und Irene und Peter fuhren vor. Wir hatten eigentlich gedacht, dass sie noch irgendwo an der Karibikküste waren. Peter wollte unbedingt, dass Helen in ihren Hauslatschen noch einmal für ihn marschiert und wir verabredeten uns anschließend für den Abend in einem Restaurant in El Centenario.

Wir timten unser Rückfahrt auf der 60km langen Straße so, dass wir wieder nach 17 Uhr durch die Schranke fuhren. Leider haben wir nicht sehr viele Tiere in dieser tollen Dschungellandschaft gesehen, nur ein paar Wildschweine, Nasenbären und einen Toucan. Hier soll es aber noch eine ganze Anzahl von wilden Jaguars geben.

Das Restaurant in El Centenario lag direkt an einer Lagune und wenn man dort abends essen geht, kann man kostenlos auf dem riesigen Rasenplatz die Nacht verbringen. Wir bestellten leckeres gegrilltes Hähnchen mit Pommes.

Kaum hatten wir Platz genommen stand schon eine 1-Liter Bierflasche auf unserem Tisch - gespendet von 4 mexikanische Frauen und 2 Männern am Nachbartisch. Wir freuten uns zunächst über diese nette Geste und spendeten im Gegenzug ebenfalls ein Bier. Kaum hatten wir unseren Teller aufgegessen, ging eines der Mädels zur Jukebox und heiße Rhythmen ertönten. Ehe wir uns versahen, tanzten wir mit den 6. Am Anfang fanden wir das noch ganz lustig, merkten aber ganz schnell, dass etwas nicht stimmte, denn die Mädels umgarnten uns und wir fanden uns in einer Art Dirty Dancing wieder - deren Knie rammten sich rhythmisch in unseren Scheiden!! Nach dem Lied setzten wir uns ganz schnell wieder an unseren Tisch und gaben vor, völlig erschöpft zu sein. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass die beiden Männer Polizisten waren und die vier Damen Prostituierte. Sie hielten uns offensichtlich für amerikanische Männer (passiert uns immer wieder mit unseren kurzen Haaren) und Helen bekam sogar einen Heiratsantrag. Man, waren wir froh, als endlich Irene und Peter aus dem Dunklen auftauchten. Der Abend war gerettet. Wer weiß, was sonst noch alles passiert wäre?

Am Sonntag sind wir mit den beiden dann im Convoy nach Palenque gefahren. Gegen 15 Uhr kamen wir auf dem Mayabell Campingplatz an. Dieser liegt in Fußweite zu den Ruinen und hat ein sehr nettes kleines Restaurant, in dem jeden Abend Live-Musik gespielt wurde. Die Duschen waren kalt, aber das störte bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit nicht wirklich. Abends stellten wir im Restaurant dann fest, dass dieser Campingplatz offensichtlich auch eine Hochburg für heutige Hippies ist. Diese leben in Hängematten unter einem offenen Palmendach. Drogen sind hier an der Tagesordnung. Im angrenzenden Dschungel finden die hier wohl sogenannte Magic-Mushrooms (Pilze, die high machen). Na ja, jedem das seine!