21.-27.03.2005: Lagos de Montebello - San Cristóbal de Las Casas

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Montag mittag sind wir dann zur Laguna Montebello gefahren. Wir hatten uns ein wenig Sorgen gemacht, dass Winnie u.U. den steilen Sandweg in Tziscao nicht hochkommen würde. Kirsten stieg aus, um den möglichen Gegenverkehr zu checken und Helen fuhr mit Vollgas um die Ecke und ohne Rücksicht auf Schlaglöcher den Hügel rauf. Winnie schaffte es aber locker, dafür ging Kirsten in der Hitze mal wieder die Pumpe.

Die Laguna Montebello ist ein ziemlich großer See im National Park und hier halten viele Reisebusse. Mehrere Restaurants und Verkaufsstände säumen die Außenkante der großen Rasenfläche. Das Campen ist hier kostenlos und wir haben uns mitten auf den Rasen gestellt.

Mit unserem Tisch und den Stühlen saßen wir in Winnies Schatten. Helen hatte sämtliche Reiseführer und Straßenkarten rausgeholt, um unsere weitere Strecke zu planen. Aus dem nichts kamen zwei kleine mexikanische Mädchen an. Ohne Worte blätterten sie völlig entspannt in unseren Büchern rum und schauten sich die Fotos an. Kirsten hat dann ein wenig mit den beiden auf Spanisch geplaudert. Echt süß die beiden! Am nächsten Tag besuchten sie uns noch mal und wollten uns sogar was vorsingen. Die Kinder hier in Mexiko sind fast überall sehr fröhlich und völlig unaufdringlich. Sie freuen sich immer, wenn sie mit uns reden können und sind total fasziniert vom Winnie. So ein Fahrzeug haben sie noch nie gesehen und wir zeigen häufig auch Winnies Innenleben. Die Kleinen haben dann mal was Spannendes zu erzählen.

Am Dienstag kamen dann ein paar junge Männer vorbei, die eine Touristen-Umfrage machten. Wir hatten leichte Probleme den spanischen Fragebogen auszufüllen. Nachmittags haben wir dann noch einen 2-stündigen Spaziergang an der Lagune gemacht. Es gab keine anderen Wohnmobile dort, aber mehrere mexikanische Familien hatten Zelte aufgebaut. Aus irgendeinem Auto plärrte auch wieder laute Musik.

Am Mittwoch sind wir dann wieder nach San Cristóbal zurückgefahren. In Comitán haben wir eine kurze Mittagspause eingelegt und sind nach langer Zeit mal wieder Pizza essen gegangen. In San Cristóbal haben wir dann zufällig auf den Parkplatz eines großen Supermarktes Sarah und Stuart wiedergetroffen, die wir vor zwei Monaten in Tamasopo kennen gelernt hatten. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag zum Mittagessen in der Stadt.

Der Campingplatz hatte sich in den letzten 5 Tagen merklich aufgefüllt - fast alles Kanadier und wir hatten Glück noch einen Full-Hookup Platz zu ergattern. San Cristóbal ist einer der schönsten Orte, um die Osterfestlichkeiten in Mexiko hautnah mitzubekommen.

Das Mittagessen mit Sarah und Stuart war sehr nett. Wir haben uns gegenseitig über unsere Mexiko-Reise upgedated. Den beiden gefällt Mexiko genau so gut wie uns und sie haben schon einmal ihren geplanten Rückflug von Mai auf Ende Juni verschoben. Wir sind anschließend noch gemeinsam über den Mercado Municipal gebummelt. Für umgerechnet 3,50 € haben wir dann fast 13kg Obst eingekauft - eine halbe Wassermelone, eine Honigmelone, eine ganze Ananas, 15 Orangen, einen Eimer Zwiebeln und einen Eimer Tomaten. Unglaublich günstig das Ganze und super frisch und lecker! Kirsten musste aber das meiste in ihrem Rucksack zurück zum Campingplatz schleppen. Schweißtreibend! Da nicht alles in den Kühlschrank gepasst hätte, wurden die Ananas und die beiden Melonen in mundgerechte Stücke geschnitten und in Tupperbehälter verfrachtet. Genügend Vitamin C für die nächste Woche!

Am Abend fand dann am Zócalo noch ein klassisches Konzert vom Chiapas Jugend-Orchester und Chor statt. In einem Theater konnte man kostenlos zwei klassischen Gitarristen zuhören. Die Stadt war proppenvoll - eine nette und entspannte Atmosphäre!

Am Karfreitag sind wir dann schon um 10 Uhr bei einer der Hauptkirchen im Ort gewesen, um die Kreuzigungsprozession von Anfang an mitzubekommen. Unglaublich, wie detailliert das hier in San Cristóbal nachgespielt wird!

Ein echtes Schauspiel mit verkleideten Römern auf Pferden und zu Fuß, einem Pontius Pilatus und natürlich Jesus. Das Ganze dauerte über 5 Stunden - von der Verurteilung durch Pontius Pilatus, über den Kreuzigungsgang rund um die Stadt, bis zur Kreuzigung. Der arme Jesus-Darsteller muss dabei alleine das riesige Holzkreuz 3 Stunden lang durch die Stadt schleppen. Hunderte von Leute begleiteten ihn auf den Gang und Tausende standen am Straßenrand.

In den anderen Hauptkirchen der Stadt fanden kleinere Prozessionen und Gebete statt. Überall vermischten sich Touristen mit den einheimischen Tzotzils - und Helen brachte eine ganze Tzotzil-Familie zum Lachen, als sie einem mürrisch guckenden Baby ihre Sonnenbrille anbot. Das kleine Mädchen verzog angewidert die Schnute und alles musste lachen! Völkerverständigung auf sympathische Art!

Am Samstag nachmittag zeigten Jungs aus den umliegenden Dörfern am Zócalo traditionelle Tzotzil Sportarten. Alle Spielgeräte waren aus Naturprodukten gefertigt. Geierfedern wurden z.B. an einem Maiskolben befestigt und man warf sich diesen Riesenfederball über ca. 30 Meter zu. Ein paar Jungs spielten Hockey, die Holzschläger waren handgeschnitzt und entsprechend schief und krumm - nicht einfach, damit den Schafswollball zu treffen. Nach jedem Spiel wurden Touristen dazu eingeladen, die Sportart mal auszuprobieren - i.d.R. gegen ein einheimisches Team.

Der absolute Höhepunkt war das Feuerspiel. Ein Wollball, der mit Hanf umspannt war, wurde in Benzin getränkt und dann angezündet. Zwei 3er-Teams versuchten dann diesen brennenden Ball mit der Rückhand in zwei "Holztore" (an einem langen Stab waren in der Mitte zwei kleine Holzrechtecke befestigt) zu befördern. Für dieses Spiel fanden sich aber absolut keine Touristen - man nahm stattdessen einen nicht-brennenden Ball!

Es machte richtig Spaß den begeisterten Kindern in ihren traditionellen Kostümen zuzuschauen. Trotz der dicken Wollponchos, kamen die bei diesen rasanten und ziemlich anstrengenden Spielen kaum ins Schwitzen!

Am Sonntag war dann der absolute Ausnahmezustand in der ganzen Stadt. Wir schätzen, dass mindestens 20.000 Menschen auf der Straße waren. Kurz nach 11 Uhr wurde auf dem Zócalo die diesjährige Frühlings- und Friedens-Schönheitskönigin gekrönt. Aurora war 19 Jahre alt - sie hatte ein ganz hübsches Gesicht, dafür aber Monster viele Pickeln auf dem Rücken und die Achseln waren blutig rasiert! Außer ihr standen noch weitere Schönheitsköniginnen aus der umliegenden Region auf der sehr schönen, mit bunten Blumen geschmückten, Bühne. U.a. die "Königin des Goldes" - die "junge" Dame war ca. 80 Jahre alt, und muss die einzige in ihrer Kategorie gewesen sein ... hässlicher ging es gar nicht! Wir haben sie nicht ein einziges Mal lächeln sehen.

Nach der Krönung wurden die Damen dann in einem großen Karnevals-artigen Umzug in der Stadt präsentiert. Die Straßen waren in 5er-Reihen mit Menschen gesäumt. Viele davon standen auf Stühlen. Wir hatten uns einen Platz auf einem Blumenpodest gesichert und standen obendrein noch auf Stühlen, um über alle anderen rüber schauen zu können.

Clowns, Trommler, Tänzer in bunten Kostümen und verkleidete Menschen auf Stelzen begleiteten die geschmückten Umzugswagen, von denen aus die Schönheitsköniginnen Bonbons in die Menge schmissen. Ein wunderbares, lautes Spektakel - tausend Mal besser, als der Karneval in Veracruz!

Wir sind zwischendrin mal ins Internet gegangen und konnten dort nebenbei die zweite Halbzeit des WM-Qualifikationsspiel Mexiko gegen die USA sehen. Der 2 zu 1 Sieg der Mexikaner trug noch einmal zusätzlich zur ausgelassenen Stimmung rund um die Stadt bei.

Wir hatten Glück, denn der Umzug kam noch einmal direkt am Internet-Café vorbei und dieses Mal standen wir dicht genug dran und Helen lieferte sich mit den Mexikaner eine Bonbon-Fangschlacht. Da die meisten tatsächlich kleiner als Helen waren, musste sie nicht einmal hochspringen!


Bunter Umzug in San Cristóbal de Las Casas.

Am Nachmittag gab es dann in der Stierkampfarena von San Cristóbal noch die traditionelle Corrida. Wir haben uns dieses blutige Spektakel aber nicht reingezogen.