25.4.-01.05.2005: Creel - San Ignacio - Cusarare - Divisadero - Bahuichivo - Urique - Batopilas

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Am Montag morgen wurden wir unsanft um 6.45 Uhr geweckt. Ein Laster war keine 5cm neben uns geparkt und schmiss seinen Motor an. Das Warmlaufen der Maschine dauert immer so seine 10 Minuten. Unglücklicherweise war es ein alter Diesellaster und die Auspuffgase drangen in den Winnie ein, obwohl wir alle Fenster geschlossen hatten. Nach 2 Minuten rangen wir nach Luft und konnten kaum noch atmen. Wir versteckten uns unter den Bettdecke und fingen an zu husten. Endlich, endlich ... fuhr er dann los. Helen öffnete unsere Dachluke und saugte förmlich die frische Luft in ihre Lungen.

Bei sehr schönem Wetter sind wir die restlichen Kilometer nach Creel, dem Ausgangspunkt zur Kupferschlucht, gefahren. Der dortige Campingplatz war total leer, aber auch sehr teuer. Eigentlich sollten wir mit unserem Passport America Pass dort für den halben Preis stehen können, aber die Mitarbeiterin vor Ort wusste davon nichts und der Manager wurde erst wieder für den nächsten Tag erwartet. Wir beschlossen für die Nacht in der Walachei zu stehen und machten uns einen entspannten Tag in der Umgebung von Creel.

Wir fuhren nach San Ignacio, einem sehr kleinen Indio-Dorf. In Fußnähe kann man hier Gesteinsformationen sehen, die an Frösche und große Pilze erinnern. Anschließend sind wir zum Parkplatz nahe des Cusarare Wasserfalls gefahren. Um dort hinzukommen, mussten wir von der Hauptstraße ab eine sehr steile Schotterstraße runterfahren. Winnie kam ins Rutschen und wir befürchteten schon in den Bäumen zu landen. Das kann ja heiter werden, wenn wir da wieder hoch müssen! Unten am Fluss lagen ein paar Indio-Hütten und eine nette Mexikanerin erlaubte uns vor ihrem kleinen Shop für die Nacht zu stehen. Wir waren sofort von Kindern und Hunden umzingelt und mussten mal wieder unsere kleine "Casita" (sprich den Winnie) zeigen.

Am nächsten morgen sind wir dann die 3km am Fluss entlang zu dem Wasserfall gelaufen. In der jetzigen Trockenzeit kam aber nur ein Rinnsal runter, die Wanderung hin und zurück hat uns aber Spaß gemacht.

Kirsten musste vor der Steigung zur Hauptstraße mal wieder aussteigen. Dieses Mal nicht um zu schieben, sondern um den Verkehr im Falle eines Falles zu stoppen. Helen wartete unten am Hang und gab dann Vollgas. Ohne zu stoppen kroch sie langsam auf die Hauptstraße. Geschafft! Mit dem Winnie kommen wir wirklich überall hin. Braver Junge!

In Creel haben wir dann in der Touri-Info (Los Tres Amigos) tolle Tipps für unsere Ausflüge in die verschiedenen Canyons von einer hier lebenden Amerikanerin bekommen. Sie organisierte sogar für uns eine Bleibe für den Winnie auf einem der Hotelparkplätze, während wir mit Bus und Bahn die Canyons für mehrere Tage besuchen.

Den Nachmittag haben wir dann ganz entspannt auf dem Campingplatz verbracht. Der Manager hat uns für die eine Nacht einen guten Preis gemacht und wir konnten endlich mal wieder schön duschen! Eine Stute mit ihrem Fohlen mochte den Winnie scheinbar auch und fraß das Gras um uns herum.

Am Mittwoch sind wir dann mit gepackten Rucksäcken auf den Zug nach Bahuichivo aufgesprungen. Die Zugfahrt von Los Mochis (an der Westküste) bis nach Chihuahua gehört mit zu den schönsten Zugfahrten in der Welt. Das beste Stück über lange Holzbrücken durch tiefe Täler fängt aber erst hinter Bahuichivo an. Unsere Fahrt war am oberen Canyonrand und außer Bäumen rechts und links war nicht viel zu sehen.


Zugfahrt zum Copper Canyon.

Der Zug stoppte für 15 Minuten in Divisadero. Von hier aus kann man einen Blick in den Copper Canyon (Kupferschlucht) werfen. Er ist einer von 20 Canyons in dieser Gegend, neun davon sind tiefer als der Grand Canyon in Arizona. Das einzig wirklich Interessante auf der 4,5 Stunden langen Zugfahrt, waren die Tarahumaras - Einheimische, die ihre geflochtenen Handarbeiten entlang der Zugstrecke verkaufen. Die Tarahumaras sind berühmt für ihre langen und ausdauernden Läufe entlang der steilen Canyonwände.

Mit gut einer Stunde Verspätung kamen wir in Bahuichivo an. Von dort aus sind wir dann direkt mit einem alten amerikanischen Schulbus nach Urique gefahren. Was für eine Fahrt! Die erste Stunde ging es auf einer roten Schotterstraße noch hügelig rauf und runter. Ein Tanklaster fuhr uns voran und versperrte die enge, kurvige Straße und wir schluckten mächtig Staub. Wir kamen durch mehrere kleine Dörfer und Leute stiegen aus und zu. Nach gut 1,5 Stunden kamen wir am Urique Canyon Rand an und sahen einen spektakulären, feuerroten Sonnenuntergang. Dann wurde es schlagartig stockdunkel und wir fuhren die letzte Stunde mit nur ca. 10 km/h auf der einspurigen Sandstraße die sehr steile Canyonwand hinunter. 1900 Höhenmeter wurden im ständigen Zickzack bewältigt, die Reifen nur eine Handbreit vom Abgrund entfernt. Wir sahen die Lichter vom Urique Dorf ganz unten in der Schlucht und hatten das Gefühl, dass wir eher auf einem Flugzeug Anflug waren. Wir befürchteten jede Sekunde, dass die Bremsen von dem Schulbus versagen und wir in den Abgrund rasen würden. Unnötigerweise ärgerten Passagiere den Fahrer auch noch und peitschten ihn mit einem Gürtel auf den Rücken, nach dem Motto: Schneller! Schneller! Der Fahrer schaute mehr nach hinten als nach vorne und wir verbrachten eine äußerst krampfhafte Stunde. Gegen 21.30 Uhr kamen wir dann endlich unversehrt in Urique an. Wir waren die einzigen Touristen an Bord und wurden natürlich als letztes bei unserem Hotel abgesetzt.

Wir buchten uns für zwei Nächte (15 US$/Nacht) in ein kleines, aber sauberes Zimmer ein. Nach einer kurzen Dusche vielen wir erschöpft ins Bett. Unglücklicherweise tropfte die Dusche die ganze Nacht über!

Am nächsten morgen waren wir schon früh beim Frühstück. Die Auswahl war "groß": Rührei oder Rührei mit Schinken. Kirsten entschloss sich für die vegetarische Variante und lag damit richtig. Helen konnte vor lauter Schinken ihr Rührei gar nicht finden und aß nur ein paar Mais-Tortillas. Anschließend haben wir uns unsere Rucksäcke geschnappt und wollten am Fluss entlang laufen. Nach gut einer halben Stunde mussten wir aber wieder umkehren. Wir hatten die Sonnencreme vergessen und zu wenig Wasser dabei. Es war morgens um 9 Uhr schon monsterheiß im Canyon und wir schwitzten uns tot. Gegen 10 Uhr sind wir dann erneut von Urique aus gestartet. Der Wanderweg war relativ eben - nur ein paar kleine Hügel hier und da. Aber die Hitze setzte uns wirklich zu. Um nicht einen Hitzschlag zu bekommen, tauchten wir immer wieder unsere Hüte in das kalte Flusswasser.

Nach gut 10km haben wir mittags einen schattigen Platz unter einer großen Kaktee gefunden und Mittag gegessen. Eigentlich hatten wir vor weiter zu laufen, aber die Landschaft war überall die gleiche und wir beschlossen umzukehren. Auf dem Rückweg kamen wir durch ein kleines Dorf. Ein Mexikaner saß auf seinem Pferd und trieb das arme Tier immer in einen Bretterzaun. Wir merkten gleich, dass der was im Schilde führte. Er schaute uns so aggressiv an. Wir versuchten ohne Probleme an ihm vorbei zu kommen, aber auf einmal war das Pferd genau neben Kirsten und der Typ beugte sich runter und zog mit einer Hand an ihrem Nacken. Kirsten machte sich frei und wir gingen ohne ein weiteres Wort weiter. Er lachte nur und rief uns auf Spanisch obszönes hinterher. Die Frau von Tres Amigos hatte uns schon gewarnt, dass es hier Idioten gibt. Inzucht ist in den kleinen Canyon Dörfern gang und gebe und Drogen jeder Art werden hier auch angebaut und konsumiert. Alleine darf man hier als Frau in keinem Falle unterwegs sein. Aber der Typ war ein Einzelfall, ansonsten haben wir hier unten nur sehr nette Leute getroffen.

Gegen 15 Uhr sind wir dann erschöpft von der Hitze wieder bei unserem Hotel angekommen. Nach 21 km Wanderung und 4 Liter Wasser genossen wir eine kalte Dusche und entspannten uns für den Rest des Tages. Die Wanderung hat uns gut gefallen, ist aber in keinem Falle mit dem Grand Canyon zu vergleichen. Der Urique Canyon ist zwar tiefer aber auch sehr viel breiter und die steilen Canyonwände kommen einem gar nicht so hoch vor. Außerdem ist das Farbenspiel im Grand Canyon um Klassen besser.

Abends sind wir dann ins Hotel Barranca gegangen und genossen ein super leckeres Abendessen mit Hähnchen gebraten in Knobiöl und dazu Pommes. Genau das richtige nach diesem Schweißtreibenden Tag!

Am nächsten morgen sind wir dann um 8 Uhr morgens wieder nach Bahuichivo gefahren - dieses Mal in einem kleinen Minibus. Der Fahrer war der gleiche wie bei der Horrorfahrt vor zwei Tagen. Wir hatten den Eindruck, dass er nicht nur Busfahrer sondern auch Drogendealer war. Er stoppte in Urique mehrfach um andere Passagiere aufzugabeln und Sachen aus- bzw. zuzuladen. Wo immer wir stoppten drückten ihm Leute Geld in die Hand. Gestern haben wir im Supermarkt beobachtet, dass ein Mann 6000 Pesos an den Kassierer bezahlte, obwohl kaum war auf dem Tresen lag. Wir beschlossen, unser Gepäck in Bahuichivo zu kontrollieren. Man weiß ja nie, ob jemand Drogen bei uns versteckt.

Dieses Mal konnten wir bei Tageslicht sehen, wie eng und steil die Straße die Canyonwand entlang war. Ein toller Blick ins Tal! Fotos und Video konnte man aber kaum machen, da die Fahrt einfach zu holprig war.

In Bahuichivo hörten wir, dass es einen Bus nach Creel geben sollte. Der hätte uns das 3,5 Stunden lange Warten auf den Zug ersparen können, aber ausgerechnet heute war er kaputt. Wir trafen einen netten jungen Mexikaner, der gut Englisch sprach und in den USA studierte. Mit ihm zusammen versuchten wir auf einem der Pickups eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen, aber es hielt einfach keiner an. Wir gaben uns nach gut einer Stunde geschlagen und stellten uns auf das lange Warten für den Zug ein.

Während wir unsere Bücher lasen, sahen wir einen Mann mit Wanderstöcken auf den Gleisen auf uns zu kommen. Es stellte sich heraus, das Jürgen (oder auch Janosch) Deutsch-Tscheche war und wie wir ein echter Weltenbummler. Er wollte am heutigen Tag nach Urique runter und wir gaben ihm ein paar Tipps. Er hätte eigentlich bis 18 Uhr abends auf den Bus nach Urique warten müssen, aber gegen Mittag tauchte an der Bahnstation ein Jeep mit einem Amerikaner auf und Kirsten besorgte Janosch eine Mitfahrgelegenheit. Wir mussten dagegen dann sehr lange 5 Stunden auf den Zug warten.

Um 21 Uhr kamen wir dann wieder in Creel an und es war kein Problem für uns im Winnie eine Nacht auf dem Hotelparkplatz zu schlafen. Am nächsten morgen saßen wir um 7 Uhr morgens schon wieder in einem Bus und fuhren 6 Stunden lang nach Batopilas. Die letzten zwei Stunden davon führten auf einer spektakulären Schotterstraße in und durch den Batopilas Canyon. Dieser war schöner als der Urique Canyon mit seinen steilen, recht grünen Canyonwänden. Wir passierten einen versteinerten, gelben Wasserfall (sah so aus, war aber in Wirklichkeit Schlamm und Geröll, dass beim Silber-Bergbau abgetragen wurde).


Busfahrt nach Batopilas.

Zusammen mit Marilyn und David (beide Radiomoderatoren aus Colorado) suchten wir uns ein kleines Hotel in Batopilas - ein sehr hübsches altes Dorf, das Jahrhunderte lang als Behausung für die Bergleute diente und der zweite Ort in Mexiko mit Elektrizität war. Wir sind abends zusammen nett essen gegangen und haben dann nur einen Verdauungsspaziergang durchs Dorf gemacht. Im Dunkeln konnte man die Handteller großen Frösche am Fluss quaken hören. Wir mussten um 21.30 Uhr wieder beim Hotel sein, da die Besitzerin die Tür nachts abschloss. Ausgangsperre in unserem Alter!

Am nächsten morgen gab es dann Bratkartoffeln mit Rührei, eine Art Porridge (Weizenschleim) und Tortillas zum Frühstück. Das war im Preis (18 US$/Nacht) inbegriffen und wir saßen zu viert gemütlich um den runden Tisch im Innenhof. Wir nutzen den Tag zu einer Wanderung zu der verloren Kathedrale von Satevó. Diese lag ca. 8km von Batopilas entfernt direkt neben dem Fluss und keiner weiß, warum sie an diesem einsamen Ort gebaut wurde.

Ein paar Kinder öffnete die Kirche für uns mit einem Schlüssel und wir erholten uns von der Hitze in der wunderbar kühlen Kirche. Wir gaben den Kindern zum Dank ein paar Marshmallows und die teilten sich die Tüte gerecht auf. Marylin und David hüpften anschließend in den kalten Fluss. David machte den Vorschlag auf dem Rückweg doch einen der Tarahumara Pfade auf der anderen Seite des Flusses zu nehmen. Großer Fehler! Am Anfang sah man noch so etwas wie einen Pfad, aber der muss von Ziegen getrampelt worden sein. Nach gut einer halben Stunde landeten wir nämlich im Dickicht und mussten unweigerlich über die Steine am Flussufer weiter. Da wir unsere Tevas nicht mithatten, konnten wir den Fluss nicht überqueren, um auf der anderen Seite wieder nach Batopilas zu laufen. Helen wurde immer heißer und heißer und hatte einen Knallroten Kopf von der Hitze. Kurz vor Batopilas fanden wir dann aber einen kleinen Holzsteg, der uns wieder über den Fluss auf den richtigen Pfad brachte. Dieses kleine Abenteuer hat uns zwei Stunden mehr als auf dem Hinweg gekostet und unsere erste Anlaufstelle in Batopilas war ein Getränkeshop. Die meisten hatten aber geschlossen (Feiertag in Mexiko) und wir mussten ganz durchs Dorf, um uns eine eiskalte Cola zu kaufen. Herrlich!

Uns war erneut nach Hähnchen mit Pommes zumute, aber in den meisten Restaurants gab es weder Kartoffeln noch Hähnchen. Wir fanden aber dann doch noch einen Hähnchengrill - leider ohne Pommes!

Wir sind dann kurz nach 22 Uhr ins Bett gegangen, da unser Bus nach Creel am nächsten morgen schon zur unchristlichen Zeit von 5 Uhr fahren sollte. Marylin und David wollten auf eine 3-tägige Wanderung von Batopilas nach Urique gehen, merkten aber schnell, dass sie bei dieser Hitze zu viel schweres Gepäck mithatten. Sie baten uns einen ca. 14-15kg schweren Sack mit nach Creel zurückzunehmen, damit sie Platz für Getränke in ihren Rucksäcken haben. Kein Problem für uns.