20.9.-02.10.2005: Courtenay - Seattle - Mt. Rainier NP - Mr. St Helens NVM

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Zwei Tage nach der vorgezogenen Bundestagswahl (Was für ein Drama!!! Und wer wird nun Kanzler(in)???), ging es dann wieder mit dem Flieger von Hamburg nach Vancouver Island. Die 3,5 Wochen in Hamburg waren wie immer sehr, sehr schön, aber auch ein wenig hektisch. Kirsten war mit ihrer Mutter sogar am letzten Mittwoch vor der Wahl noch in den Messehallen, um Kanzler Schröder - vermutlich ein letztes Mal - live zu sehen. Dann wurde noch der neue Airbus A380 in Hamburg vorgestellt und das Wetter war auch durchgehend sonnig. Helen war nach 10 Tagen nach England geflogen, um nach zwei Jahren mal wieder ihre Freunde und Familie zu besuchen.

Ohne Probleme haben wir uns dann am Dienstag, den 20. September wieder am Flughafen London Heathrow getroffen. Auf Vancouver Island wurden wir von Heide, Gertrude und ihrer Tochter Miriam abgeholt. Gertrude und Miriam waren einen Tag vor uns angekommen, und so hatten Heide und Dieter das Haus voll. Wir fühlten uns gleich wieder wie zu Hause, sind aber nur zwei Tage dort geblieben und dann am Donnerstag, den 22. September in unser drittes Winnie-Jahr aufgebrochen. Dieses Mal haben wir ausnahmsweise keinen Job in einer Fishing Lodge (Nie wieder!) und werden schon Anfang Juni nach Hamburg zurückkehren, um die Fußball-WM in Deutschland live mitzubekommen (hat man ja auch nicht alle Tage!).

Bei strahlendem Sonnenschein ging es am Freitag mit der Fähre von Victoria rüber nach Port Angeles. Wir hatten überhaupt keine Probleme unser 3-Monatsvisum für die USA zu bekommen und sind direkt nach Bremerton gefahren.

Von dort aus haben wir am nächsten Tag als Fußpassagiere die Fähre nach Seattle genommen. Die einstündige Hin- und Rückfahrt kostete pro Person nur 6 US$. Dafür können wir uns den Aufwand und das Benzin (mit fast 3 US$ pro Gallone auf dem Höchststand - fast doppelt so viel wie vor zwei Jahren!) mit dem Winnie sparen.

Der Blick von der Fähre aus auf die Skyline von Seattle war das Beste. Ansonsten hat die Stadt nicht wirklich viel zu bieten. In nur 3,5 Stunden haben wir uns den berühmten Pike Street Market mit seinen tollen Blumenständen, dem frischen Fisch und den Kunsthandwerken, die Space Needle und die großen Sportarenen angeschaut. Zwischendrin gab es Fish und Chips.

Auf einem zentralen Platz mitten zwischen den hohen Häusern gerieten wir dann unfreiwillig in eine Anti-Bush-Demonstration. Ca. 1000 Amerikaner protestierten gegen den Irak-Krieg. An dieser Stelle muss ich, Kirsten, doch mal dem Noch-Kanzler Schröder und Joschka Fischer dafür danken, dass sie uns da herausgehalten haben. Mit Merkel wären wir dabei gewesen und wer weiß, ob nicht dann in der Hamburger U-Bahn ein Bombenanschlag gewesen wäre. Wir fanden es jedenfalls gut, mal zu sehen, dass es auch Amis gibt, die dagegen sind und auf die Straße gehen. Viel zu häufig hört man leider: "What? You don´t support our troops?"

Irgendwie gerieten wir im Gedrängel an die Polizei, die versuchte mit Fahrrädern die Demonstranten in die Enge zu treiben. Wir wollten einfach nur aus der Menschenmenge raus, aber die Polizisten ließen uns nicht durch ihre Absperrung. Aggressiv rammten sie und die Räder in die Waden. Eine Amerikanerin schrie einen Polizisten mit den Worten an "You might have noticed that this is a PEACEFUL demonstration!"

Nach einer Weile gelang es uns aus der Demo herauszukommen. Gegen 16.30 Uhr ging es dann mit der Fähre wieder zurück nach Bremerton. Im Lichte der untergehenden Sonne konnte man in einiger Entfernung den schneebedeckten Mount Rainier, dem höchsten Vulkan (4392m) in den Cascades, sehen. Auf dem Hinweg hatten die tiefen Wolken diesen majestätischen Anblick noch verhindert.

In Bremerton sind wir dann direkt in den Winnie gestiegen und in Richtung Mount Rainier gefahren. Dieser verfärbte sich direkt vor unserer Nase in ein schönes Abendrot. Ein toller, sonniger Tag! Davon soll es hier in Washington pro Jahr nicht allzu viele geben.

Der Sonntag brachte wieder tolles Wetter und wir sind die steile Bergstraße rauf zum Sunrise Visitor Center gefahren. Von hier oben hatten wir einen tollen Blick auf die vielen Gletscher des Mount Rainier. Dieser hat mehr Eis auf seinem Gipfel, als alle anderen Cascade-Vulkane zusammen. Er ist in den USA der am meisten gefürchtete Vulkan, da es jeder Zeit zu gewaltigen Schlammlawinen kommen kann und Großstädte wie Tacoma und Seattle nahe dran liegen. Für die Menschen, die in seiner Umgebung leben, gibt es eine 10%-ige Chance in ihrem Leben von einer dieser gewaltigen Schlammlawinen getötet zu werden.

An diesem Tag war aber alles friedlich und wir machten uns auf eine 6,5km lange Rundwanderung zum Frozen Lake. Wir genossen gerade den tollen Blick auf die gesamte Cascade-Range und dem ebenfalls schneebedeckten Mount Adams, als wir hinter uns eine Frau stolpern hörten. Die war schwungvoll den Berg runter gelaufen und hatte offensichtlich ihre Augen nicht auf ihre Füße, sondern die traumhaft schöne Landschaft gerichtet, als sie mit dem Schuh an einem Stein hängen blieb. Wir konnten nur noch sprachlos dem unglaublichen Bauchklatscher beobachten. Mit ausgestreckten Armen knallte sie voll auf den Boden. Mannomann, was für ein Stunt! Zum Glück hatte sie sich nicht verletzt und wir halfen ihr wieder auf die Beine. Anschließend bekamen wir immer wieder Lachanfälle - es sah einfach zu komisch aus! Die Ärmste!

Am Montag sind wir dann rund um den Mt. Rainier gefahren, haben diverse kurze Wanderungen gemacht und sind zum Schluss noch zum Jackson Memorial Visitor Center auf der Südseite des Vulkans gefahren. Nach einer kleinen Wanderung mit traumhaftem Blick auf den Nisqually Gletscher haben wir noch schnell für 25 US-Cents im Visitor Center geduscht (sehr schön sauber und heiß!). Anschließend entdeckten wir im Dunkeln noch einen tollen, kostenlosen Campingplatz auf der Westseite des Vulkans, kurz hinter Ashford. Dieser war eigentlich für Pferdebesitzer gedacht, aber außer uns stand nur noch ein weiterer Ami (ebenfalls ohne Pferd) dort.

Wir stellten am nächsten morgen fest, dass wir uns im Dunkeln per Zufall gleich auf den richtigen Platz gestellt hatten. Die meisten lagen geschützt zwischen den Bäumen, unser hatte aber fast den ganzen Tag Sonnenlicht. Da es bereits tagsüber merklich kühler wurde, bevorzugten wir die Wärme. Uns gefiel es so gut hier, dass wir gleich vier Nächte dort blieben. Leider war nach zwei Tagen die Sonne weg und es goss in Strömen.

Am Freitag sind wir dann nach Randle gefahren und haben den Tag auf einem PA-Campground verbracht. Winnie musste von drinnen nach all dem Regen mit unserer kleinen Heizung ein wenig ausgetrocknet werden und wir genossen mal wieder eine heiße Dusche.

Am Samstag schien es morgens etwas aufzuklaren und wir beschlossen zum Mount St Helens zu fahren. Im Mai hatten wir ja schon die West und Nordseite des Vulkans besucht. Dieses Mal wollten wir die Ostseite zum Windy Ridge rauf. Das Wetter wurde im Laufe des Tages aber leider immer schlechter. Wir waren gerade oben auf dem Windy Ridge angekommen, als ein heftiger Schneesturm über uns hinweg zog. Der Schnee wurde immer dicker und die Straße langsam weiß. Ohne ein Foto zu schießen, machten wir uns schnell wieder runter vom Berg. Immerhin hörte es weiter unten auf zu schneien und wir hatten einen sehr schönen Blick auf die herbstlich verfärbten Sträucher, die zwischen den vielen Baumruinen (der gewaltige Ausbruch von 1980 hat die Bäume wie Streichhölzer umgeknickt) gewachsen waren. Auf der steilen Abfahrt fingen unsere Bremsen mal wieder an zu qualmen und wir mussten erst einmal für 45 Minuten am Straßenrand anhalten, um die wieder abzukühlen. Aber eine Tasse Tee und spannende Bücher lassen die Zeit immer schnell vertreiben. Weiter südlich fanden wir für die Nacht dann einen Stellplatz im Wald und es regnete und regnete und regnete!

Am Sonntag regnete es immer noch. Sehr schade, denn wir hatten keinen schönen Blick auf den gigantisch breiten Columbia River. Wir blieben die Nacht über nördlich von Portland auf einem Wal-mart Parkplatz, da wir am nächsten Tag einen Ölwechsel dort machen lassen wollten.