03.-09.10.2005: Portland - Columbia River Gorge - Spring Rock SP - Newberry NVM - Crater Lake NP

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Am nächsten morgen mussten wir dann geschlagene zwei Stunden für den Ölwechsel bei Wal-mart Schlange stehen. Erst wollten sie uns gar nicht nehmen, da wir angeblich zu hoch und zu breit für die Einfahrt zur Werkstatt wären. Alles Schmu! Wir lassen unseren Ölwechsel immer bei Wal-mart machen (14 US$) und die Gebäude sind USA und Kanada weit alle gleich. Es stellte sich später heraus, dass der "Chef-Mechaniker" sich nicht traute den Winnie auf die Rampe zu fahren. Wir boten ihm an, das selbst zu machen, aber das war nicht erlaubt. Muss ihm schon ein wenig peinlich gewesen sein, dass zwei Weibsbilder dieses Motorhome fahren und damit keine Probleme haben. Männer!

Leider müssen wir an dieser Stelle aber auch sagen, dass Frauen am Steuer auch nicht immer die Hellsten sind. Direkt zwei Plätze vor uns in der Schlange stand nämlich ein Jeep und die Fahrerin war für ein paar Stunden shoppen gegangen und hatte den Schlüssel für das Auto mitgenommen. Wir überlegten schon zusammen mit dem Chef-Mechaniker, wie wir den Winnie am besten um das Auto herum in die Werkstatt bekommen, als die Alte zum Glück doch noch auftauchte. Der Mechaniker war mehr erleichtert als wir! Tja, Leute, so sehen unsere Alltagsdramen aus!

Am späten Nachmittag kamen wir dann bei Phyllis und Russ in Portland, Oregon an. Die beiden hatten wir im Januar 2004 auf einer Bootstour zu den Grauwalen in der Baja kennen gelernt. Wir haben damals gar nicht viel mit den beiden gesprochen, da wir mit Ingo, Marika und Dirk zu diesem Zeitpunkt zusammen waren und folge dessen auf dem Boot nur Deutsch gesprochen wurde. Aber die beiden haben uns am nächsten morgen ihre Visitenkarte gegeben und waren seit dem fleißige Leser unserer Website. Wir hatten regelmäßigen Kontakt per Email und wurden für ein paar Tage nach Portland eingeladen.

Nach dem vielen Regen war es ein echter Luxus in ihrem kleinen Gästeappartement zu übernachten. Wir hatten ein eigenes Badezimmer, eine kleine Küchezeile und einen Fernseher! Am Ende sollten wir fünf Nächte dort verbringen. Der arme Russ hatte vor ein paar Tagen eine Virusinfektion bekommen (zum Glück nicht ansteckend) und die Tabletten machten ihn mehr krank als gesund. Trotzdem hatte er die Kraft mit uns etwas zu unternehmen.

Es kommt ja selten vor, dass wir Leute treffen, die mehr von der Welt gesehen haben als wir, aber die beiden gehören dazu. Russ hat in den 70iger Jahren die Welt in einem selbstgebauten Boot umsegelt und war mit einem VW-Bulli in Afrika und Asien unterwegs. Die beiden sind außerdem mit ihrem Van jedes Jahr in Mexiko und den USA unterwegs und haben damit auch eine lange Reise durch Europa gemacht. Es gab also viel zu erzählen und eine spannende Geschichte jagte die andere.

Die beiden besitzen mehrere Häuser auf ihrem Gelände die untervermietet sind und von ihrem Bruder verwaltet werden. Es fehlt den beiden also weder an Geld noch an Zeit zu reisen. Toll, vor allem, wenn man bedenkt dass Russ schon fast 70 ist. Phyllis ist die älteste von insgesamt 10 Kindern (5 Jungs, 5 Mädels). Ihre Mutter ist eine von 10 Schwestern und hat bereits 21 Enkelkinder! Phyllis Großeltern sind Deutsche und Phyllis verbringt eine Menge Zeit damit, den Deutschen Familienstammbaum zu studieren. Dieser hängt an der Wand und geht zurück bis zum Jahre 1630! Phyllis hat ganze Bücher über Teile der Familie. Faszinierend!

Am Dienstag erholte sich Russ von seiner Infektion und Phyllis war unterwegs. Wir nutzten die Zeit unser Alkovenfenster erneut mit einem Spezialsilikon (den hatte uns Russ aus einem Marineladen besorgt) abzudichten. Kirsten kleisterte das gesamte Fenster förmlich damit ein. Russ lieh uns ein Spezialgestell, dass über unsere Motorhaube passte und so konnten wir ohne Probleme darauf stehen und alle Stellen erreichen.

Die beiden kümmerten sich rührend um uns und wir genossen unsere Zeit in Portland in vollen Zügen. Am Mittwoch fuhren wir mit den beiden entlang des Columbia River Gorges. Das Wetter war deutlich besser, als vor ein paar Tagen und wir hatten einen netten Nachmittag bei den Multnomah Falls mit anschließendem Kaffee und Kuchen. Auf dem Rückweg nach Portland hielten wir am Stauwerk. Hier gibt es eine künstliche Lachsleiter, durch die Millionen von Rot-, Silber- und Königslachse pro Jahr aufsteigen, um weiter Flussaufwärts zu laichen. Durch unterirdische Glasscheiben konnten wir bewundern, wie die Lachse der enorm starken Strömung trotzten und sich kraftvoll vorwärts bewegen. Unglaublich, was dass für eine Energie kosten muss, aber die Lachse sind biologisch so darauf geeicht, irgendwann an ihren Geburtsort zurück zu kehren, abzulaichen und dann zu sterben.

Nicht weit davon entfernt befand sich eine Lachs- und Stör-Aufzuchtsstation. Hier konnten wir 3 Meter lange Störe bewundern. Wir wussten gar nicht, wie riesig diese Fische sind. Der größte im Columbia River gefangen Stör kam auf gut 7 Meter! Das gibt einige Kilos an Kaviar! Etwas dramatisch war dann der Anblick der Lachse, die in den riesigen Becken laichen wollten. Die Becken waren bereits so voller Lachse, dass man die Tore an den Lachsleitern geschlossen hatte. Aber Hunderte von Lachse versuchten dennoch über die Mauern zu springen, um ins Becken zu gelangen. Die Ärmsten klatschten laut gegen den Beton - viele von ihnen hatten blutige Flecken und abgeschürfte Stellen auf der Haut. Ein ziemlich grausamer Anblick, aber die Lachse sterben ja eh. Viele davon hatten auch schon eine rote Haut.


Lachse und Störe im Columbia River.

Trotz Kaffee und Kuchen waren wir nach dem vielen Sightseeing schon wieder hungrig. Phyllis und Russ luden uns zu einem All-You-Can-Eat Dinner ein. Es gab leckere Salate, Suppen, Nudelgericht, Pizza und Nachtisch. Da wir das erste Mal da waren, bekamen wir als Gastgeschenk noch Schoko-Kekse und einen 15%igen Rabatt auf das Essen. Wenn es um Service geht, lassen sich die Amis nicht lumpen.

Am Donnerstagabend haben die beiden uns dann zu einem Filmvortrag über West-China mitgenommen. Der Filmmacher und Livemoderator war ein bekannter TV-Star (u.a. die Kanadische Version von "Der Preis ist heiß") mit dem Namen Buddy Hutton. Er führte lustig und charmant durch den Film. Viele der Orte hatten wir selbst bei unserer Reise 1997 gesehen, vieles war aber auch neu oder in der Zwischenzeit entstanden. Wir bekamen wieder richtig Lust auf China. Ein tolles und sehr spannendes Land!

Freitagmittag ging es dann nach Downtown Portland, für amerikanische Verhältnisse eher Provinzstatt mit entspanntem Charme. Wir stoppten beim internationalen Rosengarten (sogar Helmut Schmidt hatte hier seine Rose!) und fuhren dann anschließend in das gerade wieder neu eröffnete Kunstmuseum. Moderne Kunst ist ja wirklich nicht so unser Ding. Was manche Leute Kunst nennen, finden wir eher Schrott! Was soll bitte eine Reihe von Fernsehern, auf denen immer der gleiche Sonnenuntergang zu sehen ist mit Kunst zu tun haben? Helen sah sich jede der vier Etagen im Zeitraffer an und wartete dann geduldig auf einem der Sofas auf uns. Gääähhnnnn!!! Aber Dank Phyllis´ Mitgliedschaft kamen wir kostenlos ins Museum und das neue Gebäude mit seinen Glasfassaden war schon toll!

Am Samstag hieß es dann Abschiednehmen. Das Wetter sollte besser werden und wir wollten unbedingt Crater Lake und Lassen National Park im Sonnenschein erleben. Wir werden die beiden wahrscheinlich eh Anfang Dezember in Mazatlan, Mexiko wieder treffen. Phyllis und Russ haben da ein Time-Sharing-Appartment und werden eine Woche lang dort Urlaub machen.

Gegen 14 Uhr machten wir uns auf den Weg in Richtung Mount Hood. Diesen Vulkan haben wir aufgrund des bewölkten Wetters leider nie ganz zu sehen bekommen, aber da wir eh schon andere gesehen hatten, war das nicht so schlimm. Über ein Plateau ging es vorbei an vielen Vulkanen der Cascadekette nach Bend. Kurz vor Bend haben wir noch einen Abstecher in den Spring Rock State Park gemacht. Leider war die Sonne schon am untergehen und wir begnügten uns mit ein paar schnellen Fotos. Hier kann man ansonsten toll zwischen den bizarren Felsformationen wandern gehen.

Die Nacht haben wir auf einem Supermarkt Parkplatz verbracht. Ausnahmsweise waren wir mal früh im Bett, aber gegen 23 Uhr kam der Parkplatzreinigungsdienst. Der Mann mochte uns wohl nicht und fuhr eine Stunde lang um uns herum. Rauf und runter ... rechts und links ... rundherum und noch einmal. Grrrrr ... das Gedröhne hat genervt! Aber der Boden um Winnie herum war potzblitz sauber!

Am Sonntagmorgen lachte die Sonne endlich mal wieder so richtig vom Himmel. Wir verbrachten den Vormittag und frühen Nachmittag im Newberry National Volcanic Monument. Hier konnte man alte Lavaströme bewundern. Einer davon enthielt das kostbare schwarze Glas, Obsidian. Die Indianer haben daraus Masken gefertigt und es war eine Zeitlang sogar eine Art Geldmittel, mit dem gehandelt wurde. Heute werden daraus Skalpelle gemacht, die um einiges schärfer und präziser sind als Stahl-Skalpelle.

Gegen 17.30 Uhr erreichten wir dann den Crater Lake National Park. Vor 7500 Jahren war hier die Spitze eines riesigen Vulkanes in sich kollabiert und hinterließ einen gigantischen Krater, der sich über die Jahre mit Regenwasser füllte. Wir kamen kurz vor Sonnenuntergang dort an und der Anblick war einfach ... Wow!!! Es herrschte totale Windstille und das Wasser war glatt wie ein Spiegel. Außer uns war kaum jemand da. Wir hatten den National Park für uns alleine und fuhren gemütlich um den westlichen Rand des Kraters und stoppten an jedem Aussichtspunkt. Man konnte einfach nicht genug von diesem Anblick bekommen.

Da sämtliche Campingplätze im Park zu teuer oder geschlossen waren, verbrachten wir die Nacht in Klamath Falls bei Safeway. Es war sehr spät als wir dort im Dunkeln ankamen und wir hatten überhaupt keine Lust zu kochen. Nebenan gab es aber Burger King. Yummi, wenn man Hunger hat.