17.-23.10.2005: Napa Valley (Calistoga) - Sausalito - San Francisco - Monterey

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Am Montag ging es von der Küste aus über die Berge ins berühmte Weingebiet - Napa Valley. Die sehr steile (bis zu 16% Gefälle) und kurvenreiche Straße machte unseren Bremsbelegen zu schaffen und wir mussten zwischendrin eine Pause zum Abkühlen der Bremsscheiben einlegen.

Das Napa Valley liegt in einem Tal zwischen den Bergen - überall sieht man die Weinreben. Die Straße durchs Valley führt an den meisten Weingütern vorbei, 90 Grad Kurven sind keine Seltenheit hier. Wirklich hübsch gelegen und die Weingüter sehen schwer nach Geld aus.

In Calistoga wurden wir dann von Suzanne, ihrer Tochter Anna und der Enkeltochter Isabella an der Shell Tankstelle abgeholt. Wir konnten den Winnie direkt auf der Auffahrt vorm Haus parken und bekamen sogar einen Stromanschluss. Isabella (8) zeigte uns gleich ihre beiden süßen Kaninchen - einer davon mit Hängeohren.

Zum Abendessen gab es leckeren gekochten Schinken, Salat und Kartoffelgratin - die Überbleibsel einer Vortagsparty. Es ging total locker zu und wir fühlten uns wie zu Hause. Bob, Suzannes Mann, haben wir leider den ganzen Abend nicht gesehen. Er hat die letzten zwei Monate auf einem Weingut gearbeitet und im Moment muss er 16 Stunden am Tag rackern, da die Weintraubenernte im vollen Gange war.

Suzanne hat uns am nächsten Tag dann mit auf eine kleine Tour durchs Napa Valley genommen. Wir haben Bob bei der Arbeit besucht. Der Ärmste sah total abgemagert und erschöpft aus. Mit 58 Jahren kein leichter Job. Seine Hände waren von der Weinsäure total aufgerissen und dunkelblau. Er hatte gerade mal 5 Minuten Zeit, um uns das kleine aber sehr feine Weingut (Neyer´s) zu zeigen. Die günstigste Flasche geht hier für 35 US$ über den Tisch, die teuerste für 100 US$.

Am Mittwoch waren wir fast den ganzen Tag alleine im Haus. Suzanne fuhr mit einer Freundin nach Berkeley und Anna und die Kinder kamen erst gegen 16 Uhr nach Hause. Nach dem Abendessen haben uns Bob und Suzanne Bilder von ihrer jährlichen Arztaktion in Tamasopo und anderen Dörfern gezeigt. Ca. 30 Ärzte und Krankenschwestern, ein Pfarrer und ein professioneller Clown aus den USA kommen für 3-4 Tage in diese Gegend von Mexiko, um die Erwachsenen und Kinder mit kostenlosen Untersuchungen zu versorgen. U.a. gibt es Optiker, die den Alten Lesebrillen verpassen. Diese werden gebraucht aus den USA mitgebracht und sind für die armen Mexikaner in dieser Gegend ein echter Segen. Kinder werden gegen alles Mögliche geimpft und Kranke mit Tabletten versorgt. Suzanne und Bob haben das Ganze vor einigen Jahren initiiert und sie kümmern sich um die Verpflegung und Unterkünfte aller Beteiligten. Beeindruckend!

Am Donnerstag sind wir dann weiter nach Sausalito gefahren. Es war schon dunkel, als wir dort ankamen. Auf der Autobahn sind wir in ein Schlagloch gefahren. Der heftige Ruck sorgte dafür, dass unser Radio nicht mehr funktionierte. Wir fanden einen Parkplatz direkt unterhalb der Golden Gate Bridge und mussten feststellen, dass unsere gesamte Beleuchtung im Winnie ebenfalls ausgefallen war. Nach kurzer Überlegung schauten wir uns die hintere Batterie an und stellten fest, dass sich eine Verbindung gelöst hatte. Wir haben die notdürftig wieder angesteckt und sind dann runter zum Wasser gefahren, um uns die Golden Gate Bridge und San Francisco bei Nacht anzuschauen. Der Himmel war ziemlich klar und wir waren begeistert von dem Anblick. Wie sich herausstellte, sollten wir die Golden Gate Bridge über die nächsten Tage aufgrund des dichten Nebels nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Leider erwischte uns kurze Zeit später ein Polizist bei unserem nächtlichen Parkplatz und jagte uns von Dannen. Er gab uns dankender Weise einen Tipp, wir mussten dann aber feststellen, dass ein riesiges Hinweisschild auf dem Park & Ride Parkplatz "No Overnight Camping" sagte. Wohl oder Übel fuhren wir auf der sehr steile Hangstraße zurück ins Zentrum von Sausalito und parkten in einer Nebenstraße.

Am Freitag ging es dann früh morgens über die total vernebelte Golden Gate Bridge. Für die 5 US$ Gebühr haben wir absolut nichts gesehen. Da wir mit dem Winnie nicht auf den steilen Straßen im Stadtzentrum von San Francisco fahren wollten, parkten wir ihn am Golden Gate Park und fuhren von dort aus mit dem Bus zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Pro Fahrt zahlt man hier nur 1,50 US$ und bekommt einen Transferschein, der beliebiges Umsteigen für die nächsten zwei Stunden erlaubt. Super, dass sollten die mal in Hamburg einführen!

Unser erstes Ziel war Fishermans Wharf. Wir stellten uns in die lange Schlange für die Bootstour nach Alcatraz. Laut Leuchtanzeige war die nächste freie Tour erst wieder am Sonntag möglich, aber wir hatten Glück und eine Frau hinter uns in der Schlange wollte ein paar Tickets für den heutigen Tag zurückgeben, da sich ihre Freundin das Bein gebrochen hatte. Wir griffen gleich zu und eine Stunde später waren wir schon auf dem Schiff rüber zur berühmten Gefängnisinsel.

Sie ist nur gut 1,5km vom Festland entfernt, galt aber zu seiner Zeit, als der sicherste Ort der Welt für Kriminelle. Ursprünglich war hier eine Festung um 1850 gebaut worden, um die Golden Gate Einfahrt vor Räubern während der Goldgräberzeit zu schützen. Später wurde diese dann zu einem Militärgefängnis umgewandelt. Zwischen 1934 und 1963 saßen in diesem staatlichen Hochsicherheitsgefängnis hochkarätige Kriminelle wie z.B. Al Capone, Robert "Birdman" Stroud und "Machine Gun" Kelly ein. Es soll insgesamt 14 Ausbruchsversuche gegeben haben, aber die meisten wurden entweder auf der kleinen Insel wieder geschnappt oder getötet. Offiziell hat es nie jemand erfolgreich geschafft. Das Gefängnis wurde nach 29 Jahren wegen zu hoher Kosten geschlossen und gammelte so vor sich hin. Keiner wollte die Insel haben. In den 70iger Jahren haben dann Indianer die Insel für 18 Monate besetzt, um für ihre Rechte zu kämpfen. Sie wurden später mit Gewalt von der Insel geholt. Anschließend wurde die Insel Teil der Golden Gate National Recreation Area und ist seit dem eine echte Touristen Attraktion.

Die Überfahrt mit der Fähre war eisig aber kurz. Für 16 US$ pro Person bekamen wir auf der Insel dann einen Audioplayer mit Kopfhörern, auf dem eine 35-minütige Audiotour ablief, die man wahlweise stoppen, vor- und zurückspulen konnte. Sie führte detailgenau durch die verschiedenen Teile des Gefängnistraktes und war wirklich ihr Geld Wert. Wir erfuhren u.a., dass die Insassen nur während der Malzeiten sprechen durften, ansonsten war absolutes Schweigen im Gefängnis angesagt. Aber es gab auch Positives. So war dieses Gefängnis zu der damaligen Zeit das einzige mit heißen Duschen, damit sich möglich Ausbrecher nicht an die kalten Wassertemperaturen gewöhnen konnten. Außerdem gab es die wohl beste Gefängnisküche in den USA, damit es erst gar nicht zu Massenaufständen in der Kantine wegen schlechtem Essen kam. Die Zellen waren klein und enthielten mit einem Bett, einem Regal, dem Klo und einem kleinen Waschbecken nur das Allernötigste. Wir waren insgesamt drei Stunden hinter Gittern, haben diese aber sehr genossen. Muss man mal gesehen haben!

Anschließend sind wir noch durch die Gassen der Fishermans Wharf gebummelt und haben den "Buschmann" kennen gelernt. Ein lustiger farbiger Straßenkünstler saß auf einem Bierkasten und versteckte sich hinter zwei Blätterzweigen. Dann riss er plötzlich die Zweige auseinander und grölte wie ein Gorilla die Leute mit einem lautem "Hhhooaaahhhh" an. Es war wirklich lustig, wie sich die Leute erschraken. Der Gute bekam für diese Aktion seht viel Geld zugesteckt. Muss man sich mal merken, falls die Kohle irgendwann ausgeht!

Anschließend haben wir uns noch die alten Dampf- und Segelschiffe am Pier 54 angeschaut und sind ins kostenlose Maritime Museum gegangen, um die vielen handgemachten Modellschiffe zu bestaunen. Wir waren happy über diesen gelungenen Tag aber ein wenig erschöpft und machten uns mit dem Bus wieder auf zum Winnie. Die Nacht war relativ ruhig an der stark befahrenen Straße.

Am Samstag ging es erneut mit Bussen ins Stadtzentrum. Nach einem kurzen Stopp im Visitor Center fuhren wir durchs berühmte China-Town. Der Bus war voller Chinesen, wir die einzigen Nicht-Chinesen. Schon witzig, man kam sich wie in einem anderen Land vor. Im China-Town von San Francisco leben ca. 1,6 Millionen Chinesen - die größte Enklave außerhalb von China. Es herrscht ein buntes Treiben auf den Straßen, die Gerüche und Sprache sind alles andere als amerikanisch. Faszinierend!

Zu Fuss ging es dann die sehr steile Lombard Street hoch. Helen ist sogar rückwärts gegangen, um ihre Waden zu entlasten. Ein kleiner Teil der Lombardstraße ist nicht gerade, sondern schlängelt sich zwischen Blumenbeten in engen Kurven nach unten. Hier könnten wir mit dem Winnie nie im Leben runter.


Unser San Francisco Video.

Anschließend sind wir im China-Town Indisch Essen gegangen. Wir hatten keine Lust auf ein dicht gedrängeltes China-Restaurant mit Knochen auf dem Boden und Geröpse in der Luft. Das Lunch-Buffet beim Inder war gut und wir konnten uns in aller Ruhe ein wenig entspannen.

Zu Fuß ging es dann durch China-Town. Wir hörten eine Blaskapelle und dachten schon an einen Drachenumzug. Es stellte sich aber heraus, dass es sich hier um die Beerdigung eines reichen Chinesen handelte. Die lange Sarg-Limousine wurde von mehreren Fahrzeugen begleitet, die Bilder des Verstorbenen zeigten. Eigenartig! Anschließend haben wir dann noch eine chinesische Hochzeit beobachtet (alle in billigen, grellen Klamotten). Die Fahrt mit dem Cable Car haben wir uns geschenkt. Pro Fahrt sollte es 5 US$ kosten und die Schlangen an den Endpunkten waren uns einfach zu lang.

Stattdessen sind wir in Nike-Town gegangen. Über 5 Etagen kann man hier alles von Nike kaufen. Wir hatten einen Gutschein in unserem Reiseführer für ein kostenloses Geschenk - ein Anhänger mit Nike-Logo á la Hundemarke. Aber es gab richtig guten Café Latte umsonst. Helen, die von den vielen Menschen im Nike-Town (am nächsten Tag fand der Nike-Frauen-Marathon in SFO statt) total genervt war, entspannte sich sofort. Auf dem Rückweg zum Bus kamen wir dann zufällig noch beim Apple-Store vorbei. Für Kirsten - nach Jahrlanger Arbeit für diesen Kunden - ein echtes Muss. Der Laden war proppenvoll und die neuen iMacs und iPods standen zum Ausprobieren zur Verfügung. Apples Design ist einfach spitzenmäßig!

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei den berühmten Victorianischen Häusern in der Postcard Row (die wohl am meisten fotografierten Häuser der Welt) ging es zurück zum Winnie. Ach ja, wir waren auch noch Einkaufen und haben den Käse für 2,50 US$ an der Kasse liegen lassen. Die Amis verpacken ja jedes Teil in eine Tüte und die haben wir wohl liegengelassen. Pech gehabt.

Gegen 16.30 Uhr verließen wir dann San Francisco. Im dichtem Nebel ging es die Küstenstraße entlang weiter in Richtung Süden. Wir fanden erneut einen sehr ruhigen Vista Point für die Nacht.

Am Sonntag ging es weiter bis Monterey. Hier sind wir kurz über die Fishermans Wharf gelaufen - sehr touristisch und kitschig - aber die Muschelsuppe zum Probieren war schon lecker! Auf dem Weg zu der Seelöwenmole fand Kirsten dann noch einen Dollarschein. Die Nacht über haben wir bei der Bibliothek auf dem Parkplatz gestanden. Sehr ruhig und geschützt.