21.-27.11.2005: San Carlos - Álamos

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Montag war dann ein langer Fahrtag angesagt. Von Santa Ana über Hermosillo ging es bis nach Guaymas. Die Nacht sollten wir dort mal wieder auf einer PEMEX Tankstelle verbringen. Beim Tanken tauchte mal wieder unser Benzinproblem auf. Der Tankwart schaffte es nicht, den Luftschlauch abzuziehen. So versuchten wir uns selbst daran, aber außer abgeschürften Händen kam nichts bei raus. Ein junger Mexikaner sah uns unterm Winnie liegen und kam zur Hilfe. Aber auch er schaffte es nicht. Frustriert gaben wir kurz nach Sonnenuntergang auf. Die vielen Fliegen gingen uns auf die Nerven!

Am nächsten morgen zog sich Kirsten dann die Abwaschhandschuhe an und machte sich mit neuen Kräften ans Werk. Und siehe da ... auf einmal war der Schlauch ab! Super! Jetzt konnten wir wieder tanken und weiterfahren. Das war das erste Mal, dass wir es selbst geschafft hatten. Kirsten war stolz wie Bolle!

In Guaymas haben wir dann unsere Vorräte aufgestockt und sind anschließend herumgefahren, um uns ein paar der Campgrounds in dieser Region anzuschauen. Alle sehr nett, mit Swimmingpool, direktem Zugang zum Meer, sauberen Duschen usw. Wir entschieden uns für den wohl besten Campground in Mexiko, dem El Miramar RV Park, etwas außerhalb von San Carlos. Hier kostet die Nacht zwar 22 US$ (für unser Budget schon horrende!), aber der Campground war es wirklich wert. Er ist sehr schön gelegen, hat sehr saubere Waschräume und vor allem einen sehr schnellen und kostenlosen Internetzugang.

Wir blieben drei Nächte dort und Kirsten nutzte die Zeit ausgiebig, um kostenlose Musik aus dem Internet runter zu laden. Wir brauchten mal wieder was Neues! U.a. fand Kirsten ein Live-Duett mit Melissa Etheridge und Dolly Parton. "Jolene" wurde nun jeden Tag mehrfach gespielt und von Kirsten laut mitgesungen. Helen war kurz vor der Ermordung!

Zur Wiedergutmachung bekam Helen dann am Mittwoch von Kirsten einen Haarschnitt verpasst. Im Kopf "Jolene" summend (laut traute sich Kirsten das in Helens Gegenwart nicht mehr zu singen!), waren die Haare nach nur 40 Minuten (ein neuer Rekord) flott wieder in Form gebracht.

Kirsten stellte außerdem ihre Poster zum Verkauf ihrer Foto-CDs auf, aber nicht ein einziger Kunde kam vorbei! Okay, der starke Wind wehte die Poster ständig um ... viel Bewegung für Kirsten, aber Null-Einnahme! Vielleicht sollten wir mit Haare schneiden unser Geld machen?! Helen konnte Kirstens Haare im Moment nicht schneiden, da sie hinter dem linken Ohr einen 1 Cent großen Furunkel voller Eiter hatte. Das Risiko da mit der Schere rein zu schneiden war einfach zu groß.

Am Donnerstagabend sind wir dann zu dem nahe gelegenen Lookout gelaufen, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Vom Meer aus kam ein Gewitter auf uns zu. Die dunkle Wolke war schon beeindruckend! Kaum waren wir wieder beim Winnie, fing es an zu regnen.

Am Freitag ging es dann bei strahlendem Sonnenschein weiter. Wir wollten eigentlich weiter nördlich auf einem der einsamen Strände parken, aber die Straße dort hin war so sandig, dass wir wieder umkehrten. Der Fischerhafen von Guaymas war auch nicht wirklich beeindruckend (hier sollen die Schrimps so groß wie Katzenbabys sein) und so machten wir uns weiter auf gen Süden und verbrachten die Nacht auf einer sehr lauten PEMEX. Bettelnde Kinder verbrachten die halbe Nacht vor unserem Motorhome und weckten uns morgens lautstark auf. Das kommt in Mexiko zum Glück sehr selten vor!

Wir fuhren deshalb schon früh weiter und hielten später für ein Frühstück an. Rund um Ciudad Obregón befinden sich dann diverse Mountstationen auf der Autobahn. Wir wollten die vermeiden, um Geld zu sparen und folgten den Beschilderungen für die "Libre". Am Anfang ging auch alles noch super, aber dann müssen wir irgendwo im Straßengewirr eine falsche Entscheidung getroffen haben, denn keiner der Orte war mehr auf unsere Karte versehen und der Verkehr wurde weniger und weniger. Ein schlechtes Zeichen! Denn normalerweise umfahren viele Mexikaner die kostenpflichtigen Autobahnen.

Wir folgten mehr oder weniger der Sonne und unserem Gefühl und kamen nach einer Weile auch in Villa Juarez an. Den Ort fanden wir wieder auf unserer Karte und laut dieser führte eine Straße auch wieder zurück zur Autobahn. Aber rund um Villa Juarez waren sämtlich Ausfallstraßen aufgerissen (Rohrarbeiten oder so). Wo immer wir hinfuhren tauchte nach einer kurzen Weile ein Sandhügel mitten auf der Straße auf und versperrte die Weiterfahrt. Wir mussten mehrfach wieder zurück in den Ort. Ein Polizist sah uns bei der dritten Durchfahrt und hielt uns an, um zu helfen. Laut seinen Angaben sollten wir auf einer bestimmten Straße einfach nur gerade aus fahren ("Derecha, derecha, derecha"), sie würde automatisch wieder zur Autobahn führen. Na ja, für Mexikaner mag das funktionieren, aber nicht für den Winnie. Die Straße bestand ausnahmslos aus Schotter und mit dem geradeaus fahren war das auch nicht so einfach, da man ständig an V-Abzweigungen kam. Rechts oder links?

Nach einer Weile gaben wir frustriert auf und fuhren erneut nach Villa Juarez zurück. Wir folgten der einzigen Asphaltstraße und den Umleitungsschildern. Wohin sie uns führen würde, wussten wir nicht! Kurze Rede, langer Sinn: die Straße wurde immer schlechter und wir endeten auf einer Feldstraße mit riesigen Schlaglöchern! Völlig genervt kamen wir dann nach drei Stunden Umweg (43km) wieder dort an, wo wir hinwollten. Die Autobahngebühren hätten uns umgerechnet 17 US$ gekostet. Wir haben für den Umweg zwar wesentlich weniger an Benzingeld benötigt, aber unsere Nerven waren dafür am Ende! Auch das ist Mexiko!

Wir schafften es aber dennoch ohne weitere Probleme noch vor dem Sonnenuntergang (gegen 17.30 Uhr) nach Álamos zu kommen. Hier fanden wir einen sehr schönen Campground (Rancho Acosta) - eine echte Oase der Ruhe direkt neben dem örtlichen Friedhof!

Álamos ist ein Weltkulturerbe. Das kleine Dorf liegt eingebettet in den Hügeln der Sierra Madre. 1540 nutzten die Spanier diesen Ort als Ausgangspunkt für ihre Kriegszüge gegen die lokalen Mayo und Yaqui Indianer. Einige Hundert Jahre später wurden in dieser Region dann große Funde von Gold und Silber in den umliegenden Bergen entdeckt. Während der Mexikanischen Revolution wurde Álamos dann mehrfach von den rebellischen Yaquis angegriffen und um 1920 herum, verließen die einstigen Bewohner diesen Ort. Die Stadt wurde zur Geisterstadt und die großen, luxuriösen Haciendas und kolonialen Gebäude rotteten vor sich hin. 1948 entdeckte ein Amerikaner Álamos und restaurierte eines der Gebäude am zentralen Marktplatz. Er machte anschließend Werbung für diesen Ort und verdiente ein Vermögen beim Weiterverkauf und Ländern und Gütern an reiche Amerikaner. Álamos wurde ein Ort für amerikanische Künstler und Schriftsteller, die nach und nach die alten Gebäude wieder komplett restaurierten. Viele von denen leben noch heute hier.

Wir verliebten uns in diesen wunderschönen Ort und blieben insgesamt neun Tage dort. Álamos gehört für uns zu den Muss-Man-Umbedingt-In-Mexiko-Gesehen-Haben-Orten. Die engen Pflasterstein-Straßen und die wunderschönen bunten Gebäude laden zum Entdecken ein. Viele von ihnen haben tropische Pflanzen in ihren Innenhöfen und die entspannte Atmosphäre in Álamos ist kaum zu übertreffen. Obendrein ist die Bevölkerung sehr freundlich und es ist immer was los.

Wir sind am Sonntag auf den Markt gegangen und haben uns erst einmal wieder mit frischem Obst und Gemüse eingedeckt. Die frisch zubereiteten Weizentortillas sind hier ebenfalls ein echter Genuss! Den Nachmittag haben wir dann entspannt auf dem Campingplatz verbracht. Kirsten hat sogar ein kleines Mittagschläfchen in der Hängematte eingelegt. Herrlich!