28.11.-04.12.2005: Álamos

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Am Montag haben wir dann einige unserer Camping-Nachbarn kennen gelernt. Larry und Shirley verbringen hier jedes Jahr gut 5 Monate in Álamos. Sie kommen aus Nova Scotia (Kanada) und sammeln über das Jahr Spielzeug, Klamotten, Fahrräder und andere nützliche Dinge für die bedürftigen Kinder in Álamos und Umgebung. Ihr 5th-Wheeler ist Oberkante-Unterlippe mit Kisten gefüllt, wenn sie sich auf den langen Weg von Kanada nach Mexiko machen. Vor Ort arbeiten sie mit mehreren Missionen zusammen und helfen aus, wo es nur geht. Das Ganze wird über Spenden und den Verkauf von alten Postkarten über Ebay finanziert. Informationen dazu findet man auf ihrer Website www.avoiceinthedesert.com.

Annette and Bob (ehemals Engländer, die heute ebenfalls in Kanada leben) bauen in Navajoa gerade ein Weisenhaus. Sie verbringen ebenfalls 5 Monate hier in Álamos und hoffen, dass das Weisenhaus dieses Jahr noch fertig wird.

Für uns ist es immer wieder spannend mit solchen Leuten zu sprechen, die sich mit Leib und Seele für diese guten Sachen einsetzen. Die meisten von ihnen sind bereits Rentner und verbringen ihren Lebensabend mit dieser sinnvollen Aufgabe. Neben Geld und Zeit braucht es aber auch häufig sehr viel Geduld, um diese Dinge in Mexiko umzusetzen. Bürokratie und fehlende Infrastruktur führen häufig zu Problemen und der Arbeitsaufwand ist enorm. Hut ab! Auf der anderen Seite zahlt sich die Sache immer wieder aus, wenn man das strahlende Lächeln der bedürftigen Kinder sieht. Viele von ihnen sind missbraucht worden oder drogenabhängig. Ein teuflischer Kreislauf aus dem die Kinder nur mit entsprechender Hilfe wieder rauskommen.

Am Dienstag sind wir eine Weile durch die Stadt gelaufen. Auf dem Rückweg entdeckten wir einen Video- und DVD-Verleih. Für nur 1 US$ konnte man sich hier DVDs für 24 Stunden ausleihen. Wir nahmen uns "The Manchurian Candidate" mit und machten unseren ersten Fernseh-Abend im Winnie. Ein toller Film mit Denzel Washington und Merryl Streep, die für uns eine beeindruckende Kopie von Hillary Clinton darstellte.

Am nächsten Tag haben wir uns dann gleich noch einen weiteren Film ausgeliehen: "The Forgotten" mit Julianne Moore. Wir hatten "forgotten", dass wir den in Deutschland schon im Kino gesehen hatten, aber diesen Film kann man sich gerne ein zweites Mal anschauen!

Am Donnerstag durfte Helen dann ihr erstes Türchen vom Galaxy-Adventskalender öffnen. Den hatten wir für teures Geld (8 US$) in San Diego gekauft - frisch importiert aus England. In der Hitze fällt es einem schon schwer Weihnachtsgefühle aufkommen zu lassen!

In der Mittagshitze sind wir dann den steilen, aber trockenen Wasserfall zum Mirador (Aussichtspunkt) raufgeklettert. Der Blick von oben auf die alte Stadt war schon super! Runter sind wir dann über die normale Straße gelaufen - der Abstieg über den Wasserfall war uns zu gefährlich!

Auf dem zentralen Plaza de Armas konnten wir dann einen Mann beobachten, der in waghalsigen Kletteraktionen Weihnachtsleuchten an jede Palme anbrachte. Eine gefährliche und sehr Kraft raubende Arbeit. Es gab insgesamt 18 Palmen auf dem Platz, die meisten locker über 50 Meter hoch. Ob der Gute versichert ist?

Abends haben wir uns dann endlich Michael Moores "Fahrenheit 9-11" auf DVD angeschaut. Seit zwei Jahren wollten wir diesen Film schon gucken! Zum Teil war der sogar lustig, aber insgesamt ist man schon erschrocken darüber, wie eng die Bush- und die Bin Laden-Familien miteinander verbunden sind. Den Bin-Ladens gehört gut 7% der USA. Ein enormer Wirtschaftsfaktor, den sich die Amis nicht kaputt machen lassen wollen. Ein Kongressabgeordneter erzählte, dass die USA sofort in extreme finanzielle Schwierigkeiten geraten würde, sollten die Bin Ladens ihr Geld aus dem Land ziehen. Nachtigall, ick hör dir trapsen! Der Film wurde unmittelbar vor der letzten Präsidentschaftswahl gezeigt. Für uns ein Film, den man in den amerikanischen Schulen zeigen sollte. Dennoch wurde Bush wiedergewählt! Unserer Meinung nach, war die Wahl aber nicht ganz koscher. Viele Kanadier und auch Amerikaner sind der gleichen Meinung!

Am Freitag haben wir uns dann sehr frisches Brot in der alten Bäckerei in Álamos gekauft. Hier wird alles noch in einem riesigen Steinofen gebacken. Dort trafen wir Debbie, die ebenfalls auf unserem Campingplatz steht. Sie überredete uns zu diversen Kuchen und wir machten uns anschließend zu dritt mit gefüllten Taschen wieder auf den Rückweg. Der Geruch der frischen Backware war so köstlich, dass wir nicht bis zum Winnie warten konnten.

Debbies Mann Dewey lud uns zum Tee ein und wir verbrachten ein paar Stunden mit der Aufnahme und Weitergabe von guten Tipps für Mexiko. Dewey kommt schon seit 20 Jahren hierher und kennt unglaublich viele Mexikaner. Die beiden campen in der Regel auf kostenlosen Stellplätzen. Diese Tipps lieben wir am meisten und freuen uns schon auf die Entdeckung ihrer Lieblingsecken. U.U. treffen wir die beiden im Januar oder Februar wieder. Sie fliegen für die Weihnachtszeit erst einmal wieder nach Phoenix und kommen dann Anfang Januar zurück nach Mexiko.

Abends hatten wir dann unsere vierte DVD-Nacht in Folge - so viel "Fernsehen" hatten wir seit zwei Jahren nicht mehr! Dieses Mal sahen wir einen weiteren Denzel Washington Film: "Out of time" - spannend!

Am Samstag haben wir dann erst einmal Klarschiff im Winnie gemacht. Außerdem wurden Unterhosen mit der Hand gewaschen. Manchmal "arbeiten" wir eben auch! Abends haben uns Dewey und Debbie (D&D) in einem alten VW-Käfer (gehört der Campground Besitzerin) mit in die Stadt genommen. Die beiden wollten zum Gottesdienst in die Kathedrale und wir wollten zu einem kleinen Restaurant, wo an diesem Abend eine Mexikanerin mexikanische Folklore-Lieder singen sollte.

Der Abend war für uns eine absolute Pleite! Die Sängerin war ein junges Mädchen, das weder gut singen noch Gitarre spielen konnte. Helen hielt sich fast die Ohren zu! Das Essen war ebenfalls schlecht. Wir bestellten BBQ-Chicken und hofften auf ein warmes Essen, schön mit Käse überbacken. Stattdessen kam trocken Brot mit Mayonnaise bestrichen. Darüber kaltes Huhn und Käsewürfel, die nach Pappe schmeckten. 15 US$ aus dem Fenster geschmissen!

Wir hatten gerade unser Essen beendet, als Helen Gestank á la Männertoilette wahrnahm. Es stellte sich aber heraus, dass es sich hier um ein Fischgericht am Nachbarstisch handelte. Die Gesichter waren entsprechend! Dieses Restaurant wird nicht lange bestehen bleiben!

Dewey und Debbie kamen noch vorbei, wir rieten ihnen aber von Speis und Trank ab. Die beiden nahmen uns dann im VW-Käfer wieder mit zum Campingplatz. Dewey spielte ein wenig den Reiseführer und wir fuhren dreimal um den Marktplatz herum. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er lieber ein Eis oder Hotdog wollte. Am Ende wurde nichts gekauft, aber dafür hatten wir Spaß beim Beobachten der ziemlich aufgetakelten jungen Männer und Frauen.

D&D luden uns ein, ihr Wohnmobil von drinnen mal anzuschauen. Das Teil ist gut doppelt so lang wie der Winnie und hat sogar eine Waschmaschine! Aus "kommt doch kurz mal rein" wurde dann ein langer Klönabend und wir kamen erst spät nach Mitternacht ins Bett.

Am nächsten Tag begannen in Álamos dann die Weihnachtsfestlichkeiten. Die ganze Woche über sollten Veranstaltungen auf der Bühne vor der Kathedrale stattfinden. Wir machten uns gegen 18 Uhr zum Plaza de Armas auf. Dieser sah in der bunten Weihnachtsbeleuchtung richtig hübsch aus. Rundherum waren kleine Fahrgestelle für die Kinder aufgebaut. Es gab sogar Autoskooter!

Wir kauften uns leckeren Schokoladenkuchen an einem der vielen Fressstände und setzten uns auf eine Parkbank. Von hier aus konnten wir ganz bequem die Mexikaner beobachten, die förmlich an uns vorbei flanierten. Alle waren in Schale geschmissen. Wir waren schon ein wenig überrascht, dass die 14 bis 15-jährigen Mädchen geschminkt, mit Fick-mich-Stiefeln und Bauchnabelfreien, sehr engen Klamotten hier auftauchten. Mexiko ist erz-katholisch und das hatten wir hier in Álamos nicht erwartet. Die Jungs liefen dagegen in weiten Schlabberklamotten, die Hose auf halber Arschhöhe hängend herum. Typisch "junge Leute von heute" eben.

Am Abend wurde es in Álamos immer richtig kalt und man sah die älteren Menschen teilweise sogar in Skijacken rumlaufen. Nach 90 Minuten Warten ging es dann endlich auf der Bühne los. Leider wurden aber erst einmal die gut 20 Personen einzeln vorgestellt, die dieses Fest organisiert und geplant hatten (Schnarch ... Gähn!) Helen wollte schon gehen, ihr war inzwischen richtig kalt geworden.

Aber dann begann das Abendprogramm. Die übliche Miss-Álamos-Wahl voran - ein Mädel hässlicher als das andere. Und dabei sehen die mexikanischen Mädchen doch immer so hübsch aus. Vermutlich ist Schönheit nicht das Hauptkriterium bei diesen Wahlen ... Pappi muss wohl ein gut gefülltes Portemonnaie oder eine wichtige Position im Ort haben.

Endlich, endlich ... ging es dann richtig los. Live-Musik und Tänze aus allen Regionen von Mexiko. Leider war die Musik so laut, dass uns die Ohren davon flogen. Die Männer hämmerten mit ihren Holzsandalen auf der Bühne rum - River Dance á la Mexiko! Wir schauten eine Weile zu und machten uns dann auf den Heimweg. Unsere letzte Nacht in Álamos ... schnief!