06.-12.03.2006: San Miguel de Allende - Guanajuato

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Helen sorgte am Montag für kulinarischen Hochgenuss. Ihr berühmter Kartoffelgratin mit viel Knoblauch, dazu Hähnchen Casserole. Beides wurde über Stunden in unserem kleinen Ofen gekocht. Da es nur Platz für eine Auflaufform gibt, wurde beides im Wechsel gekocht. Nach drei Stunden Arbeit vertilgten wir das Ganze in nur 10 Minuten - aber sehr, sehr lecker!

Am Dienstagnachmittag sind wir dann nach Guanajuato gefahren. Diese sehr alte Kolonialstadt liegt eingebettet zwischen den Bergen und ist ein echtes Highlight in Mexiko. Für uns die schönste Stadt, die wir bis dato gesehen haben!

Über Jahrhunderte wurde hier Bergbau betrieben und die Stadt verfügt über eine der besten Universitäten Mexikos. Es wird vor allem Kunst und Musik hier studiert und die Stadt hat einen sehr jugendlichen Charme mit vielen kleinen Kneipen und sehr günstigen Restaurants.

Da sich die Stadt aufgrund der umliegenden Berge nicht weiter ausdehnen kann, ist alles auf engsten Raum gebaut. Wir hatten vorab schon gehört, dass man sein Fahrzeug lieber außerhalb der Stadt parken und stattdessen mit dem Bus in die Stadt fahren sollte. Wir fanden für die Nacht einen Parkplatz an einer sehr belebten Ausfallstraße. Aber es gab direkt gegenüber eine Busstelle und wir machten uns am nächsten Tag ins Stadtzentrum auf.

Die Busfahrt war äußerst unterhaltend. Zwei Straßenmusikanten begleiteten uns mit tollem Gesang und Gitarren und die Fahrt war nichts für schwache Nerven. In den engen und steilen Kurven wurden wir von einer Seite zur anderen Seite unserer Sitze geschleudert. Der Fahrer nahm keine Rücksicht auf Verluste und die Fensterscheiben ratterten lautstark im Takt. Es ging rauf und runter, durch diverse Tunnel und wir verloren komplett den Überblick auf unserer Karte und stiegen am Ende da aus, wo die meisten anderen auch ausstiegen. Uns tat der Rücken weh von den harten Sitzen und wir mussten uns erst einmal orientieren. Da die Stadt in einem tiefen Talkessel liegt, sind wir einfach bergab gelaufen. Man erreicht automatisch eine der beiden Hauptstraßen, die von Ost nach West durch das Stadtzentrum laufen.

Um dem gestiegenen Autoverkehr gerecht zu werden, wurden unterhalb und mitten durch die Häuserschluchten Tunnel gebaut. Diese sind wir Katakomben und laufen einspurig in eine bestimmte Richtung. Wie sich die Leute im Tunnel orientieren blieb uns ein Rätsel - das Ganze war wie ein großes Labyrinth und es gab sogar Bushaltestellen dort unten. Die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung war allerdings groß.

Wir sind stundenlang durch die engen Pflastersteingassen gelaufen. Eine davon ist die wohl schmalste Gasse der Welt. Sie heißt Calle del Besos (Kuss-Gasse) und ist gerade einmal Schulterbreit. Eine Legende besagt, dass ein Liebespaar, dessen Eltern gegen die Beziehung waren, sich hier jeden Abend geküsst hat. Die Balkone der Familien berührten sich über der Gasse fast und das Paar machte regen Gebrauchs davon. Angeblich hatte diese Romanze aber kein Happy-End. Schnief!

Es gibt viele kleine Plazas, schöne Kirchen und einen überdachten Markt, in dem man günstig DVD-Filme kaufen kann. Wir deckten uns mit 6 Filmen (darunter alle Harry Potter-Filme) für nur 10 US$ ein.

Leider verdarb uns Kirstens Kamera ein bisschen die Laune. Von einem Bild zum nächsten ging der Sucher nicht mehr. Vermutlich ein elektronisches Problem. Jetzt kann sie nur noch Bilder über den LCD-Bildschirm machen und das nervt - insbesondere bei sehr starker Sonneneinstrahlung. Außerdem ist der Batteriebedarf um ein Vielfaches höher. Die Kamera war gerade mal zwei Jahre alt! Okay, wir nutzen sie jeden Tag, aber das darf einfach nicht passieren. Natürlich ist die Garantie bereits abgelaufen und Kirsten muss schauen, wo sie die Kamera reparieren lassen kann. Wahrscheinlich ist der Kauf einer neuen günstiger!

Mit dem Bus ging es abends dann wieder zurück zum Winnie und wir haben uns den ersten Teil von Harry Potter 4 auf dem Computer angeschaut (die Computerbatterie reichte nicht für den kompletten Film). Komischerweise hat uns der Film dieses Mal besser gefallen, als im Kino.

Am Dienstag sind wir dann rund um Guanajuato auf der Ringstraße unterwegs gewesen, die oberhalb der Stadt verläuft. Nebenbei wurde unsere Computerbatterie aufgeladen, damit wir am Abend den restlichen Teil von Harry Potter 4 gucken können.

Über eine steile Schotterstraße ging es zum Pipila Denkmal hoch. Von hier aus hat man einen traumhaften Blick auf die ganze Stadt. Die Ringstraße ist sehr kurvig und eng und empfiehlt sich nur für kleinere Fahrzeuge. Für Good-Old-Winnie aber kein Problem!

Am Nachmittag haben wir uns noch den Tempel von Valenciana angeschaut - eine hübsche verzierte Kirche mit Goldaltaren. Gegenüber gab es einen kleinen Laden mit Süßigkeiten aus der ganzen Umgebung. Da musste Helen rein! Der Verkäufer war Weltklasse! In nur 10 Minuten hatten wir alles probiert, was man dort so finden konnte. Manche "Süßigkeiten" waren voller Chilli - die Mexikaner lieben es feurig! - und uns brannte der Mund. Während Kirsten unter Tränen brav die Teile runterschluckte, spuckte Helen die Stücke in ihre Hand und ließ sie unauffällig verschwinden. Am Ende haben wir eine ganze Tüte voller Spezialitäten gekauft. Man konnte bei dem Verkäufer gar nicht anders.

Anschließend sind wir zu einem großen Kinoparkplatz gefahren und wollten dort die Nacht verbringen. Nach einem Chinese-Take-Away (wir konnten gar nicht alles davon essen und gaben den streunenden Hunden den Rest), haben wir uns abends den neuen Spielberg-Film "München" angeschaut. Ein sehr konfuser Film über das Attentat auf die Israelis während der Olympischen Spiele 1972.

Um Mitternacht wollten wir gerade ins Bett gehen, als jemand an unsere Tür klopfte. Der Parkplatzwächter machte uns zu so später Stunde darauf aufmerksam, dass wir hier nicht über Nacht stehen durften. Zum Glück gab es gegenüber eine PEMEX-Tankstelle.

Am Freitag sind wir dann den Rest der Ringstraße rundum Guanajuato entlang gefahren und haben am Ende kurz unterhalb des Pipila-Denkmals geparkt. Hier sollten wir die nächsten beiden Nächte verbringen. Nachts hatten wir einen traumhaften Blick auf die erleuchtete Stadt und ansonsten war es angenehm ruhig.

Am Samstagnachmittag sind wir dann die steilen Stufen runter in die Altstadt gelaufen, um einer sehr berühmten Tradition in Guanajuato zu folgen. Jeden Freitag-, Samstag- und Sonntagabend laufen hier Musikanten mit ihren Seiteninstrumenten durch die engen Gassen und spielen munter mexikanische Klassiker. Die Musiker sind in alte Kostüme gekleidet und Hunderte von Touristen folgen den vielen kleinen Musikgruppen durch die Straßen. Wer kann, singt laut mit. Wir mussten uns mit Tanzen und Klatschen begnügen. Genossen aber die tolle Atmosphäre.

An der Kuss-Gasse wurde ein Stopp eingelegt und ein kleiner Junge brachte die Menge zum Lachen, in dem er diverse Kuss-Szenarien und deren entsprechende Namen beschrieb. Muss echt lustig gewesen sein, denn außer uns lachten alle. Wir verstanden leider zu wenig Spanisch. Kirsten stand direkt hinter dem Jungen und versuchte mitzulachen, denn sie war auf jedem Foto drauf! Wir folgten den Musikern für gut 1,5 Stunden und nahmen die letzte Gondel den Berg hinauf.

Am Sonntag sind wir dann außerhalb der Stadt zu einem Campingplatz gefahren und haben dort zwei sehr ruhige Tage verbracht.