24.-30.04.2006: Big Bend NP - Guadalupe Mountains NP - Carlsbad Caverns NP - Roswell - White Sands NM

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Am Montagmorgen sind wir vor Sonnenaufgang aufgestanden und haben uns beim ersten Tageslicht zum Chisos Basin aufgemacht. Auf dem Weg dahin konnten wir einen wunderschönen Sonnenaufgang erleben. Anschließend gab es einen kurzen Moment der Panik, denn Kirsten konnte ihre Kameraabdeckung nicht wieder finden und wir mussten noch einmal zurück, um die Straße abzusuchen. Am Ende fand sich die Abdeckung dann unter dem Beifahrersitz wieder.

Oben auf dem Parkplatz des Chisos Basin haben wir erst einmal reichhaltig gefrühstückt und dann ging es auf eine 21km lange Wanderung zum South Rim. Dabei mussten wir 700m Höhendifferenz überwinden. Mutti fand auf dem ersten Drittel der Strecke einen Bambuswanderstock und machte den gleich zu ihrem. Wir hatten unsere ausfahrbaren Wanderstöcke dabei und das erleichtert die Knie ungemein, besonders beim runter laufen.

Unterwegs kamen wir an einer Komposttoilette vorbei. Helen musste erst einmal die Anweisungen dafür lesen: Deckel auf, das Geschäft verrichten, Hose hoch, draußen aus einem Container eine Blechdose mit Torf füllen und den dann in die Grube schütten. Hatten wir bis dato auch noch nie gehabt.

Gegen 13.15 Uhr kamen wir oben am South Rim an und genossen den tollen Blick ins Tal über die Wüstenlandschaft. In der Ferne sah man die Spalte vom Santa Elena Canyon. Es war nicht einfach dort oben einen schattigen Platz für das Mittagessen zu finden und wir machten uns relativ zügig wieder auf den Weg nach unten. Der Rückweg führte durch einen anderen Canyon - teilweise war noch Wasser vom Sturm in den ansonsten ausgewaschenen Bachläufen. Kirsten entdeckte zwei Frösche, die sich scheinbar paarten. Außerdem sahen wir Rehe, große Schmetterlinge und Kaninchen. Ein Berglöwe lief uns aber nicht über den Weg - zum Glück!

Gegen 18.15 kamen wir wieder beim Winnie an und Mutti lud uns zum Essen in die Mountain Lodge ein. Nach neun Stunden Wanderung hatten wir keine Lust zum kochen. Wir verbrachten die Nacht im Chisos Basin Campground. Auf dem Weg dorthin lief uns eine ganze Familie von Javelinas über den Weg. Diese sind eine Mischung aus Wild- und Warzenschwein und kommen nur in dieser Gegend vor.

Kirsten entdeckte eine Stromdose in der Damentoilette und nahm sich einen Stuhl und den Computer mit, um ihre Kamerachips auf den Rechner zu laden. Einige ältere Damen waren von dem WC-Büro nicht besonders angetan - man hört und riecht eben doch alles!

Am nächsten morgen haben wir dann bei sehr schönem Sonnenschein die 7km lange Wanderung zum "Window" gemacht. Der Wanderpfad war relative eben und tat unseren doch etwas müden Knochen sehr gut. Am Ende konnte man durch eine Felsspalte in das Tal schauen. Hier schießt das Wasser zur Regenzeit über eine Kante einige Hundert Meter tief und man musste enorm aufpassen, auf dem glitschigen Felsen nicht das gleiche Schicksal zu erleiden. Beim Window trafen wir zwei nette Amis aus Bisbee, Arizona und ihren Deutschen Freund, der ebenfalls aus der Nähe von Hamburg kommt. Die Welt ist klein!

Gegen Mittag haben wir dann das Chisos Basin verlassen und wollten an der einzigen Tankstelle im Park Benzin hohlen, aber die Elektronik am Zapfhahn funktionierte nicht. Wir kalkulierten unser restliches Benzin und fuhren westlich aus den Big Bend National Park in Richtung Presidio raus. Gleich außerhalb des Parks gab es eine Tankstelle, aber diese hatte nur noch Diesel oder Superplus Benzin, das ein Vermögen kostet. Und so fuhren wir weiter und weiter und unsere Benzinnadel setzte zum Sturz an. Kurz vor Lajitas ging dann die Benzinlampe an und Mutti fürchtete schon, dass sie schieben muss. Wir fanden keine weitere Tankstelle in den Minidörfern und mussten am Ende dann doch unseren 20-Liter Extratank nutzen.

Lajitas war ursprünglich mal ein Kavallerieposten und wird heute zu einer erstklassigen Golf- und Pensionsanlage umgebaut. Das Badland Hotel sieht aus wie eine alte Westernstadt und wir schauten uns dort mal um. Sehr nett, aber wer möchte in dieser Einöde und Hitze direkt an der Mexikanischen Grenze seinen Lebensabend verbringen?

Die 200 Einwohner von Lajitas hatten aber offensichtlich viel Humor, denn zwei Damen im Hotel erzählten uns von Mayor Clay Henry - eine männliche Ziege, die seit Jahren Bürgermeister in diesem Dorf ist. Bei den letzten Wahlen hat er gegen zwei Männer und einen Hund gewonnen. Wir mussten den Bürgermeister natürlich kennen lernen und der Gute weiß, wie man sich in einem so hohen Amt zu bewegen hat. Er lag faul mit seiner Ische in der Sonne. Kaum sah er uns, sprang er auf und posierte vor uns. Kirsten durfte ihm sogar die langen Ohren kraueln. Was man nicht alles für eine Wiederwahl tut!

Die Strecke bis nach Presidio führte uns auf einer sehr kurvigen Achterbahnstraße immer direkt am Rio Grande entlang. Eine sehr schöne Landschaft, besonders für Harley Davidson Fahrer. Kurz vor Presidio musste Helen dann vielen Tausendfüßlern auf der Straße ausweichen.

Auf dem Campingplatz in Presidio genossen wir mal wieder eine herrliche Dusche und schmissen zwei Ladungen Wäsche an. Kirsten nutzte den Strom für die Fotos und am Ende fielen wir erschöpft gegen Mitternacht ins Bett.

Am nächsten morgen holten wir erst einmal Benzin und fanden eine Mexikanische Bäckerei. Auf die ofenfrischen Brötchen mussten wir 15 Minuten warten und wir schnackten eine Runde in Spanisch mit dem jungen Bäcker. Helen entdeckte Muffins und vertilgte gleich einen direkt vor Ort. Die waren so lecker, dass Helen gleich noch drei bestellte. Der junge Bäcker fand das offensichtliche super und packte einen kostenlos obendrauf. Dann nahmen wir 10 heiße Brötchen von Blech und lernten El Padre, den Vater vom jungen Bäcker kennen. Er freute sich über unser Spanisch und man könnte sagen, dass eine internationale Freundschaft geschlossen wurde. Am Ende bekamen wir noch zwei weitere Brötchen und drei Donuts kostenlos obendrauf. Der Einkauf hatte sich gelohnt und Mutti erlebte ein Stück Mexikanischer Gastfreundlichkeit in den USA mit.

Auf unserem Weg nach Norden hielten wir in Marfa. Hier aßen wir die leckeren Brötchen zu Mittag und schauten uns anschließend das Hotel Paisano an, in dem Liz Taylor, James Dean und Rock Hudson übernachteten als sie den Film "Giganten" drehten. Eigentlich wollten wir uns hier das Video zu den berühmten Marfa Lichtern anschauen. Fast jeden Abend finden nicht weit von Marfa mysteriöse Lichtphänomene statt. Dabei soll es sich um helle Lichtkugeln handeln, die durch die Luft tanzen. Jeder sieht sie anders und bis heute weiß man nicht genau, wie sie verursacht werden. Aber der Film wurde leider nicht in Marfa, sondern im 60km entfernten Alpine gezeigt und wir wollten nicht bis zur Nacht warten, um die Lichter mit den eigenen Augen zu sehen.

Unser Tagesziel waren die Guadalupe Mountains und auf dem Weg dahin sahen wir einen großen Forschungszeppelin und einen Prada-Schuhladen mitten in der Walachei. Wer kauft dort diese teueren Schuhe???

Wir fuhren zurück in die Mountaintime-Zeitzone und bekamen eine Stunde geschenkt. Gegen 18 Uhr fanden wir einen sehr schönen Rastplatz gleich außerhalb des Guadalupe Mountains National Park mit einem sehr schönen Blick auf die hohen Berge und die umgebenden Täler.

Am Donnerstagmorgen sind wir zum Visitor Center gefahren und erfuhren dort, dass für den Nachmittag schwere Gewitter erwartet werden. Wir machten uns zügig zum McKittrick Canyon auf und genossen die 11km lange Wanderung. Auf dieser entdeckten wir sich paarende Libellen, riesige schwarzblaue Käfer, Schmetterlinge, bunte Echsen und vier Rehe, die uns mit ihren großen Augen anschauten. Wir besuchten die Pratt Lodge und versuchten zu verstehen, was der Texas Ranger uns da in seinem tiefsten Slang über den Besitzer zu vermitteln versuchte. Das Endziel der Wanderung war eine kleine Grotte. Ein netter Spaziergang.

Kurz vor 17 Uhr kamen wir beim Carlsbad Caverns National Park an und holten uns schnell ein paar Informationen im Visitor Center über die Fledermäuse, die hier jeden Abend zu Tausenden die Tropfsteinhöhlen verlassen. Wir mussten bis 18.30 warten und machten uns Bratkartoffeln zum Abendessen.

Am Eingang der großen Höhle ist ein Amphitheater und eine sehr witzige junge Rangerin erzählte uns alles wichtige über die Mexican Free-tailed Bats. Sie kommen Anfang Mai aus ihrem Winterquartier in Mexiko nach Carlsbad. Man hat mit modernster Technik im letzten Jahr 680.000 Fledermäuse gezählt, die nur alleine aus diesem einen Höhlenausgang jeden Abend geflogen kommen. Die Weibchen sind zu dieser Zeit bereits schwanger und bringen ihre Jungen nach 3 Monaten Tragezeit hier an den Füßen hängend zu Welt. Fledermäuse sind die einzigen fliegenden Säugetiere auf der Welt und essen jede Nacht die Hälfte ihres Körpergewichtes (das beträgt 28g) an Insekten.

Bevor die Fledermäuse die Höhle verlassen, sieht man Hunderte von Schwalben rein- und rausfliegen. Wenn kaum noch Schwalben unterwegs sind, weiß man schon, dass die Fledermäuse im Anflug sind. Da seitlich an uns ein Gewitter vorbei zog und es leicht regnete, waren die Fledermäuse heute spät draußen. Gegen 19.37 Uhr sahen wir dann die ersten am Höhleneingang. Sie kreisen zunächst an den steilen Höhlenwänden hoch und nutzen die Thermik. Dann bogen sie rechts vom Amphitheater ab und machten sich auf in die Lüfte, um die halbe Nacht Insekten zu fangen. Die angestammte Fledermauspopulation war zur Zeit noch nicht in Carlsbad angekommen und wir sahen deshalb Fledermäuse, die auf ihrer Durchreise zu ihren eigentlichen Sommerhöhlen waren. Ein beeindruckender Anblick! Wir sahen tausende, erfuhren aber von der Rangerin später, dass diese Anzahl als "dünn" bezeichnet wurde. Wie muss der Himmel schwarz aussehen, wenn 680.000 von diesen zierlichen Tierchen die Höhle verlassen?! Man vermutet, dass sich hier mal 8-9 Millionen Fledermäuse in dieser Höhle aufgehalten haben. Ihr Kot belegte über 10 Meter dick den Höhlenboden. Ein sehr guter Dünger, der früher hier von Menschen abgebaut wurde.

Da wir weder auf dem Parkplatz des Visitor Centers noch im nächsten Dorf über Nacht stehen durften, fuhren wir zu einem 10km entfernten Rastplatz. Kaum standen wir da, zog ein heftiges Gewitter über uns rüber. Zum Glück waren die Hagelkörner dieses Mal aber nur sehr klein.

Am nächsten morgen sind wir dann in die Tropfsteinhöhlen gegangen. Drei Stunden lang haben wir über die einzigartigen Stalaktiten und Stalagmiten gestaunt. Der geteerte Pfad führte vom Eingang steil bergab in die riesigen Hallen (die größte misst alleine 14 Fußballfelder) und an jeder Ecke findet man etwas Neues. Wirklich sehenswert!


Fledermäuse am Eingang zu den Carlsbad Caverns.

Am Nachmittag haben wir auf dem Weg nach Roswell noch den Living Desert State Park besucht. Hier werden auf einem relativ großen Gelände verletzte Tiere, wie Berglöwen, Schwarzbären, Hirsche, Präriehunde und Reptilien gehalten und wieder aufgepäppelt.


Living Desert State Park.

Anschließend erwischte uns kurz vor Roswell ein heftiger Seitenwind, der zum Sandsturm ausartete und Helen hatte richtig Mühe Winnie auf der Straße zu halten. Zum Abendessen gab es zwei leckere Pizzen von Pizza Hut.

Mutti erlebte dann ihre erste Nacht bei Wal-mart. Wir gingen Einkaufen und kamen gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Gewittersturm zum Winnie zurück. Dieses Mal regnete es aber nur sehr stark.

Roswell wurde berühmt durch den vermeintlichen Crash eines UFOs im Jahre 1947. Alles im Ort ist diesem Ereignis angepasst und sogar an der Bushaltestelle bei Wal-mart trifft man die Außerirdischen. Wir schauten uns an diesem morgen das UFO Museum an und lasen die Tatsachenberichte der vielen Augenzeugen. Das Militär hat schon nach einigen Stunden versucht, dass Ereignis als Absturz eines Wetterballons abzutun, aber der Bauer, der das Wrack und die angeblich drei getöteten Außerirdischen entdeckte, machte vorab Meldung beim hiesigen Sheriff und wurde dann anschließend vom Militär dazu gezwungen öffentlich zu sagen, dass er sich geirrt hat. Andere Augenzeugen wie Ärzte und eine Krankenschwester, die sich um die Außerirdischen im Militärkrankenhaus kümmerten, starben auf mysteriöse Art und Weise und viele andere erzählten erst kurz vor ihrem Tode (fast 50 Jahre später) was sie wirklich gesehen hatten. Tja, am Ausgang des Museums ist man so schlau wie vorher. Wir diskutierten mit einem sehr netten Amerikanischen Ehepaar, ob es sich nun wirklich um eine UFO- oder doch nur eine amerikanische Hollywood-Geschichte gehalten hat. Die Meinungen waren deutlich geteilt. Sicher ist, dass dort definitiv etwas vertuscht wurde. Aber werden wir die Wahrheit jemals erfahren? Lebt Elvis doch noch? Und beging Marilyn Monroe wirklich Selbstmord? Wer tötete JFK?

Wir setzten am Nachmittag unsere Fahrt fort und fuhren in die Berge bis nach Cloudcroft, einem sehr netten Ski-Ort (es lag aber kein Schnee mehr). Hier fanden wir einen sehr netten Parkplatz für die Nacht, die bitterkalt auf über 3000m Höhe war.

Am Sonntag fuhren wir dann die Berge auf der anderen Seite wieder runter und konnten in der Entfernung schon die weißen Gipsdünen vom White Sands National Monument sehen. Nachdem wir uns im Visitor Center einen kurzen Film angeschaut hatten, ging es mit Winnie auf der zum Teil asphaltierten Schleife mitten in die weiße Wüste.

Der Gips ist relativ fein und strahlend weiß. Ohne Sonnenbrille verbrennt man sich hier die Netzhaut. Wir machten mehrere kleine Wanderungen und entdeckten bunte Kakteen und Blumen. Es war sehr heiß und wir tranken wie die Blöden. Je weiter wir in die Dünen fuhren, umso weniger Bäume, Yucca- Palmen und Sträucher waren zu sehen. Am Ende der Schleife fährt man dann auf den weißen Gipskristallen.

Mutti und Kirsten sind 20 Minuten lang durch das schiere Weiß gestapft - ein einmaliger Anblick! Wie Schnee, und im Hintergrund sieht man die dunklen Berge. Dann holte Kirsten das Boogieboard raus und wollte rasant die Dünen runter rutschen. Well, die Geschwindigkeit war "enorm" - das Brett stoppte so stark auf dem Gips, dass Kirsten mehr vom Brett rutschte, als mit dem Brett die Düne runter. Mutti versuchte es auch noch einmal, aber es war anstrengender die Düne raufzustapfen, als runter zu kommen.


Spaß in den Gipsdünen von White Sands.

Nach diesem kleinen Abenteuer fuhren wir weiter nach Las Cruces und verbrachten die Nacht dort auf einem netten Campingplatz. Kirsten musste zweimal zur Dusche laufen, da sie immer besetzt war. Am Ende kam ein junges Pärchen zusammen aus der Damendusche! Na, Na!