29.5.-04.06.2006: Rocky Mountains NP - Denver

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Am Montag war es A...-kalt. Der Wind blies uns eisig ins Gesicht und die gefühlten Temperaturen lagen morgens bei unter Null Grad Celsius. Wir waren dieses Mal sehr früh aufgestanden, um in jedem Fall noch einen Parkplatz am Bear Lake zu bekommen.

Wir holten unsere gesamten Winterklamotten (Fleecemützen, Handschuhe, Skihosen, warme Unterwäsche und Fleecejacken) raus und machten uns auf eine knapp 20km lange Wanderung zu den Alberta Falls, dem Mills Lake und Black Lake. Eigentlich wollten wir nur bis zum Mills Lake laufen, hörten dort aber, dass die Wanderung zum weiter oben gelegenen Blake Lake wunderschön sein soll.

Der Pfad führte durch ein tolles Tal mit zackigen Felsen auf beiden Seiten. Kurz hinter dem Mills Lake fingen dann aber die Strapazen an. Statt Wanderpfad gab es nur noch Schnee und wir stapften zum Teil Knöcheltief weiter und weiter. Wir folgten dem einzigen Paar Fußstapfen im Schnee, die offensichtlich von dem jungen Mann stammten, der uns den Tipp zum Weiterlaufen gegeben hatte. Hinter uns war noch ein weiteres Ehepaar unterwegs und wir trafen sie an einer Stelle, an der wir uns verlaufen hatten.

Die Wanderung wurde zum Abenteuer, denn wir mussten teilweise sehr steile Schneehänge hoch oder runter. Ein falscher Tritt oder ein unglückliches Ausrutschen hätten zu einer rasanten Rutschpartie auf dem Allerwertesten werden können und unten drohte immer ein reißender Fluss mit eisigem Wasser. Wir kamen an tollen Eiszapfen-Formationen vorbei und erreichten nach ein paar Stunden den gefrorenen Blake Lake. Der lag auf über 3500 Meter und es war bitterkalt dort oben. Wir blieben deswegen auch nur ein paar Minuten, um etwas zu essen und zu trinken und machten uns dann auf den Rückweg.

Wir waren ziemlich kaputt und unsere Beine machten mehr und mehr schlapp. Außerdem kostete es uns viel Konzentration durch den Schnee zu stapfen. Entsprechend häufig landeten wir im Schnee. Helen schlug es alle 10 Minuten hin. Am Anfang war es noch lustig, aber mit jedem weiteren Ausrutscher in den Schnee wurde es anstrengender. Kirsten, die vorweg lief, hörte hinter sich immer nur ein Stöhnen und dann Helens Ausruf "Ass wiping time!", was bedeutete, dass Helens Hintern abgeklopft und vom nassen Schnee befreit werden musste.

Erschöpft kamen wir dann gegen 16.30 wieder beim Winnie an und gönnten uns erst einmal ein heißes Wasserbad inklusive Haare waschen. Dann fuhren wir zurück zu Judy. Sie kam vorbei und wir schnackten gut zwei Stunden mit ihr bei einer heißen Tasse Tee.

Am nächsten Tag war es dann wunderbar windstill und wir hatten tolle Spiegelungen in den Seen. Bei strahlendem Sonnenschein und deutlich wärmeren Wetter machten wir eine sehr schöne 6km lange Wanderung zu den Bear-, Nymph-, Dream- und Emerald Lakes.

Zum Nachmittag hin bewölkte es sich ein wenig, aber wir machten noch einmal eine 6km lange Wanderung zum Gem Lake rauf. Der Aufstieg war ziemlich steil und wir fühlten erneut unsere Beine nach den vielen Wanderungen. Zu unserer Überraschung gibt es aber Menschen, die diesen Anstieg rauf rennen - so mal eben als kleiner Trainingslauf.

Abends lernten wir dann Luna kennen - eine Chinchilla Dame, die Judys Tochter Jessica gehört. Da Jessica sich gerade in Asien aufhält, passt Judy auf Luna auf. Was für ein süßes Tierchen! So was Kuscheliges mit dunklen Knopfaugen und großen Ohren. Zum Mitnehmen! Luna liebt es zu baden. Chinchillas sind aber Wüstentiere und sterben, wenn ihr Fell mit Wasser in Berührung kommt. Stattdessen nehmen sie ein Staubbad. Luna hat dafür ein Keramikbad in Form eines Chinchillas. Judy packte einen Löffel Chinchilla-Sand rein und schwups saß Luna in ihrem Bad. Wie in einer Waschmaschine dreht sie sich durch den Sand - wir sahen mehr oder weniger nur den Staub aus dem Keramikbad kommen. Aber anschließend ist das Fell so weich, dass man es kaum mit den Fingerspitzen fühlen kann.

Judy ließ Luna dann frei im Wohnzimmer rum laufen und die liebte das. Mit ihren kurzen Vorderpfoten und den langen Hinterbeinen hoppelte sie hinter die Möbel, durch unsere Beine durch, in die Stereoanlage - man konnte sie gar nicht mehr stoppen. Am Ende mussten wir sie dann trickreich wieder in ihren Käfig locken. Da wir am nächsten Tag aufbrechen und in Richtung Denver fahren wollten, verabschiedeten wir uns von Judy. Sie fährt jeden morgen um 6.30 Uhr zur Arbeit - zu früh für uns!

Am nächsten morgen fanden wir dann aber noch ein kleines Abschiedsgeschenk von ihr auf unserer Motorhaube - eine Tüte mit Naschkram, Sonnencreme- und Body Lotions-Proben. Wir hatten mit ihr am Vortage schon Bücher getauscht und sie hatte uns außerdem ein paar gebrauchte Schuhüberzieher zum Wandern im Schnee geschenkt. Wir können ihr gar nicht genug für ihre tolle Gastfreundlichkeit danken! Diese wunderbaren Begegnungen mit hilfsbereiten Menschen sind immer ein Highlight in unserem Leben!

Am späten Vormittag fuhren wir dann zur Süd-Ost-Seite des National Parks und machten eine sehr entspannte 10km lange Wanderung vom Wild Basin Trailhead zu den Cascade- und Ouzel Falls. Abends standen wir dann Mutterseelen allein in einer kleinen Parkbucht im Roosevelt National Forest.

Am Donnerstag fuhren wir dann aus den Rockies runter nach Denver rein. Es war deutlich wärmer, um nicht zu sagen - heiß - hier. Wir versuchten im mehreren Visitor Centern, Bibliotheken und zum Schluss Camping World Informationen zum Einlagern von Winnie zu bekommen. In ein paar Tage sollte es für zwei Monate nach Deutschland gehen und wir wollten Winnie so nahe wie möglich am Flughafen unterbringen.

Schon unsere erste Storage-Anlaufstelle gefiel uns gut. Zwei sehr nette Männer zeigten uns alles und wir buchten Winnie für 30US$ pro Monat dort ein - wir hatten ein gutes Gefühl! Anschließend sind wir dann zu einem Wal-mart gefahren und haben dort die letzten Tage damit verbracht unsere Sachen für Deutschland zu packen und Winnie für die Einlagerung vorzubereiten.

Es war monsterheiß - in Winnie herrschten über 35°C und Helen konnte den Abwasch nur mit einem Propeller direkt vor der Nase erledigen.