18.-24.09.2006: Grand Canyon NP - Fredonia - Coral Pink Sand Dunes SP - Zion NP - Kolob Canyons

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Diese Woche begann mit einem sehr frühen Start. Es war noch stockdunkel draußen, als wir um 5 Uhr morgens aufgestanden sind und bitter kalt. Auf der Halbstündigen Fahrt zum North Kaibab Trailhead musste Helen wieder einmal Kaninchen und Rehen ausweichen.

Vor gut 3 Jahren sind wir den South Kaibab Trail von der Südseite des Grand Canyons runter gelaufen, haben zwei Nächte in der Phantom Ranch verbracht und sind dann den Bright Angel Trail wieder hoch gelaufen. Dieses Mal wollten wir das Ganze von der Nordseite angehen. Wir hatten allerdings keine Reservierung für die Phantom Ranch und die war zu dieser Jahreszeit voll mit Rim-to-Rim Hikers (dabei überquert man den Grand Canyon von einer Seite zur anderen und wird dann mit einem Bus-Shuttle wieder zurück gefahren für 70 US$ pro Person!).

Da wir kein Zelt haben und auch gar nicht erst den Versuch unternahmen in die Phantom Ranch zu kommen, beschlossen wir den North Kaibab Trail bis zum Cottonwood Campground runter und am selben Tag noch wieder hoch zu laufen. Das ist eine Strecke von insgesamt 22km Länge und man muss 1250 Höhenmeter runter und wieder hoch.

Da die Sonne zu dieser Jahreszeit abends um 18 Uhr untergeht und man im Canyon die Hand nicht mehr vor den Augen sieht, hieß es also früh aufstehen. Kurz vor Sonnenaufgang gegen 6 Uhr morgens waren wir dann auf dem steilen und teilweise sehr sandigen Pfad unterwegs. Der erste - und für uns am Tagesende letzte - Teil der Strecke war am steilsten. Runter geht man noch relativ schnell, aber hoch wird das eine andere Sache sein. So früh am morgen waren relativ wenige Menschen auf dem Pfad. Wir trafen ein Deutsches Pärchen aus Köln, das am unten am Colorado zelten wollte. Sie ließen sich Zeit für die ebenfalls 22km - an diesem Tag ging es ja nur bergab für sie.

Dann trafen wir auf eine Gruppe von 3 amerikanischen Männern (davon einer um die 70 Jahre alt) und einer jungen Frau, die an einem Tag den Canyon von der Nord- zur Südseite überqueren wollten. Das sind über 45km und man muss schon extrem fit sein, um das an einem Tag zu schaffen. Der Rekord für die schnellste Überquerung wird übrigens von einer Frau gehalten, die den Iron-(Wo)man auf Hawaii mehrfach gewonnen hat. Sie hat es in der unglaublichen Zeit von nur 4 Stunden geschafft!!!

Die Gruppe war eine Stunde vor uns gestartet und machte alle 20 Minuten Pause. Wir trafen sie mehrmals beim Abstieg und konnten gar nicht glauben, dass sie den Canyon an einem Tag überqueren wollen. Die waren dafür viel zu langsam! Wir haben für die ersten 11km bis zum Cottonwood Campground gut 4 Stunden benötigt und die Gruppe erreichte den erst gut eine Stunde nach uns so gegen 11 Uhr. Von dort aus sind es nochmals 11km bis zum Colorado runter (bei deren Tempo ist das dann schon 15 Uhr nachmittags). Auf der anderen Seite geht es dann aber noch einmal 23km und 1700 Höhenmeter hoch. Wir haben das vor 3 Jahren in 9 Stunden geschafft. Das hätte für die Gruppe eine Ankunftszeit von Mitternacht bedeutet mit 6 Stunden in der totalen Dunkelheit. Sie hatten weder Zelte noch Taschenlampen dabei. Und der ältere Mann stolperte direkt vor unseren Augen und hatte Probleme wieder hoch zu kommen. Unverantwortlich und einfach nur dumm!!! Was aus ihnen geworden ist, wissen wir nicht. Man kann nur hoffen, dass sie in der Phantom Ranch einen Platz für die Nacht bekommen haben.

Wir waren jedoch genau in unserem Zeitplan und machten am Cottonwood Campground erst einmal eine Halbstündige Mittagspause. An diesem Tag waren Elektriker, die die letzten Sturmschäden reparierten mit einem Hubschrauber im Canyon unterwegs. Wir hatten sie weiter oben an einer Servicestation schon getroffen und Kirsten versuchte Fotos von dem Hubschrauber im Flug zu machen. Die beiden Piloten warteten neben der Maschine am Cottonwood Campground. Der Hubschrauber war auf großen Steinen geparkt. An dieser Stelle lag vor ein paar Tagen noch ein echter Hubschrauber-Landeplatz, aber das heftige Gewitter sorgte für eine Gerölllawine und deckte den Landeplatz mit Steinen zu.

Wir schnackten eine Runde mit den Piloten und Kirsten machte noch schnell ein Foto - es sollte nicht das letzte Mal an diesem Tag sein, dass wir den Hubschrauber sahen.

Dann begann der lange Aufstieg für uns. Inzwischen brannte die pralle Sonne in den Canyon und die Temperaturen stiegen auf über 30°C. So gegen 12 Uhr kamen wir bei den Roaring Springs an - einem langen Wasserfall, der direkt aus den steilen Felsen entspringt. Hier machte Helen Bekanntschaft mit einem Muli-Arsch. Sie war genau auf Augenhöhe, als das Tier anfing zu pupsen und zu scheißen - keine 50cm von Helens Kopf entfernt. Helen hielt sich die Nase zu und meinte, dass das Loch Handteller groß gewesen ist. Kirsten entging diesem "Drama", da sie eine bunte Raupe auf dem Weg fotografierte. Wir machten eine Viertelstündige Pause an den Roaring Springs und siehe da, der Hubschrauber flog erneut direkt an uns vorbei. Wir winkten den beiden Piloten zu.

Für den Aufstieg haben wir dann am Ende gut 6,5 Stunden benötigt - sehr anstrengend!!! Unterwegs trafen wir eine Frau aus den USA, deren Wanderschuh buchstäblich auseinander fiel. Sie komplette Sohle hatte sich vom Rest des Schuhs gelöst. Sie versuchte verzweifelt mit ihren Schnürsenkeln das ganze zusammen zu halten. Wie kann man eine solche Wanderung nur mit so schlechtem Schuhwerk machen?

Gegen 16 Uhr rannte dann Fabian - ein Deutscher, der 6 Monate lang in den USA studiert hatte - an uns vorbei. Er war am späten Nachmittag von oben gestartet und wollte "nur mal schnell" zur Redwall Bridge runter laufen. Das sind hin- und zurück 8,5km, und das auf dem absolut steilsten Stück des Canyons. Wir warnten ihn vor der Gefahr der drohenden Dunkelheit, da er keine Taschenlampe dabei hatte. Aber er sah fit aus und schaffte es immerhin noch bis auf die halbe Strecke zwischen Supai Tunnel und der Brücke bevor er wieder umdrehte. Er holte uns kurz vor Schluss ein und wir klönten eine Runde.

Wir trafen ihn an den Duschen wieder. Diese waren heute leider stark frequentiert und das Wasser war entsprechend nur lauwarm - nichts für unsere müden Muskeln. Helen hatte anschließend sogar blaue Lippen und musste sich erst einmal eine Tasse Tee im Winnie kochen.

Fabian kam dann noch rüber und wir gaben ihm ein paar gute Tipps für weitere Sehenswürdigkeiten (The Wave & Buckskin Gulch) in dieser Gegend. Er hatte nach dem Studium nur 3 Wochen Zeit und war mit einem Mietwagen unterwegs, um noch so viel wie möglich zu sehen. Pro Tag kamen da gut 500km Fahrt bei raus.

Wie wir später von ihm erfahren haben, hat er aber leider die Erlaubnis für die Wave nicht bekommen. Wir erfuhren in Kanab, dass im Moment pro Tag 20-50 Leute anstehen, um die 10 Tagespermits in der Lotterie zu ergattern. Da der Buckskin Gulch nach 3 Meilen noch hüfthoch mit Wasser gefüllt war, schenkten wir uns die Fahrt dahin und machten stattdessen 3 Tage Pause auf einem Campingplatz in Fredonia. Wir mussten unbedingt mal wieder Wäschewaschen und unsere Bilder und Webseite am Computer bearbeiten.

Am Samstagnachmittag ging es dann weiter zum nahe gelegenen Coral Pink Sand Dunes State Park - Sanddünen in einer dunkelorangen Farbe. Da Helen das Laufen im tiefen Sand nicht mag, zog Kirsten alleine mit ihrer Kamera los und fotografierte die Buggies und Quadbikes, die über die steilen Dünen flogen. Sie traf dabei auf eine ganze Gruppe von Männern, die ihren Spaß in einem selbstgebauten Buggy hatten. Kirsten zeigte Mike, wie er Mehrfachaufnahmen mit seiner neuen digitalen Kamera machen konnte und bekam zum Dank eine Einladung von Bruce mal eine Runde mit dem Buggy zu drehen.

Sie wurde hinten mit einem 5-Punkt-Gurt festgeschnallt (wie bei der Formel 1) und bekam über ihre Brille noch eine Skimaske auf, damit der Sand nicht in die Augen fliegt. Dann ging es los - ein irres Gefühl, wie das Teil über die Dünen schoss. Bruce drehte ein paar Testrunden und fuhr dann mit Vollgas in eine Delle. Kirsten sah bei der Ausfahrt aus der Delle nur noch blauen Himmel und dann hoben wir ab: ca. 3 Meter hoch und 15 Meter weit. Der Hammer! Wie auf dem Dom und Kirsten hat ja so etwas wie Flug- und Höhenangst. Wir wiederholten das Ganze dann noch zwei Mal und Kirsten stieg anschließend happy grinsend, aber mit recht wackeligen Beinen wieder aus. Ein super Erlebnis! Und Helen war neidisch, aber auch sauer, da sie Hunger hatte und dachte, dass Kirsten früher wieder zum Winnie zurückkommt.

Wir machten schnell ein paar Bratkartoffeln und Kirsten brannte dann noch zwei CDs mit den Fotos, die sie dann anschließend noch an Mike und Greg als Dankeschön gab.

Am Sonntag sind wir dann früh aufgestanden und durch den Zion National Park gefahren. Von der Ostseite her muss man durch einen engen Tunnel fahren. Wir kannten das schon vom letzten Mal und wussten, dass Winnies Maße kleiner waren, als zugelassen. Dennoch wurden wir vor dem Tunnel von einem Ranger angehalten, der uns nicht glaubte, dass wir ohne Eskorte durchfahren können. Er nahm das Maßband raus und musste dann kleinlaut zugeben, dass er sich mit Winnie verschätzt hatte. Der sieht halt stattlicher aus, als er ist - der Gute!

Da wir beim letzten Mal schon die diversen Wanderungen im Park gemacht haben, fuhren wir direkt auf der anderen Seite wieder raus und machten dann den Fehler zum Kolob Reservoir hoch zu fahren. Die 77km hin und zurück waren reine Zeit- und Benzinverschwendung. Das Reservoir entpuppte sich als kleiner Angelsee und die Fahrt dahin war auch wenig spektakulär.

Über St. Gorge führte unsere Fahrt dann südlich weiter zum Snow Canyon State Park. Der hörte sich in den Beschreibungen ganz toll an und soll pro Jahr 100%.000 Besucher (insbesondere Kletterer) anziehen. Wie die da allerdings alle hinkommen, bleibt uns bis heute ein Rätsel. Wir fanden jedenfalls keine Hinweisschilder oder Wegweiser zum Park und mussten uns durchfragen (zwei anscheinend gedopte junge Mädels, gaben uns kichernd schwammige Anweisungen). Wir sahen nach einer langen Irrfahrt dann den Eingang zum Park, aber die roten Felsen sahen alles andere als interessant aus und wir schenkten uns die 5US$ Eintritt. Noch eine Zeit- und Benzinverschwendung!!!

Wieder in Richtung Norden fahrend erreichten wir am Nachmittag den westlichen Teil des Zion National Parks - die Kolob Canyons. Bei sehr schönem, sonnigem Wetter machten wir noch eine 8km lange Wanderung zum Double Arch Alcove - einem Doppelsteinbogen, der im unteren Teil eine riesige offene Höhle mit interessanten Wassermarkierungen hat.

Anschließend ging es auf der kurzen Scenic Route den Berg rauf, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Kurz außerhalb des Parks, auf der anderen Seite des Highways, fanden wir einen guten Stellplatz für die Nacht, den im Kolobs Canyon gibt es keine Campingplätze für RVs.