19.11.-02.12.2007: Reno - Lake Tahoe - Auburn - Las Vegas

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Nachdem am Montag noch die Flüssigkeit für die Automatik ausgetauscht wurde, machte Tolly einen Abgastest für Winnie. Und dieser fiel sehr positiv aus. Die Kohlenwasserstoff-Werte lagen wieder deutlich unter der geforderten Norm in Kalifornien und wir freuten uns. Anschließend musste dann allerdings die enorme Rechnung bezahlt werden. Na ja, hoffentlich bleibt uns Winnie jetzt noch ein paar Jahre lang treu.

Am nächsten Tag meldete sich ein Interessent für eines unserer Fahrräder und Kirsten machte sich im eiskalten Wetter daran das Fahrrad von oben bis unten zu schruppen und einzuölen. Sah am Ende fast wie neu aus! Wir konnten es dann aber leider nicht loswerden.

Dafür kam Gary vorbei (er und seine Frau hatten unser Kajak gekauft) und lud uns für den Donnerstag zum Thanksgiving Essen ein. Wow! Die beiden hatten ihre drei Töchter zu Hause, dazu eine Freundin und die Schwester von Marty und da machten zwei weitere hungrige Münder den Kohl nicht mehr fett. Wir sagten begeistert zu. Thanksgiving ist einer der bedeutendsten Feiertage in den USA und wir freuten uns darüber, diesen mit einer amerikanischen Familie teilen zu dürfen.

Obendrein mussten wir nicht selbst die 60km nach Fernley fahren, denn Martys Töchter Angie und Shelley sowie die Freundin Penny holten uns um 10 Uhr morgens ab. Marty war bereits um 6 Uhr morgens aufgestanden, um den Truthahn und den Schinken in die Öfen zu hauen. Die Küche sah bei unserer Ankunft wie ein Schlachtfeld aus und wir packten alle gleich kräftig mit an, um die restlichen Salate, Dipps, Gemüseplatte, diverse Kuchen, gefüllte Eier usw. fertig zu stellen. Der Kühlschrank war proppenvoll und wir fragten uns nur: Wer soll das alles essen?

Um 1 Uhr war dann alles fertig und wir setzten uns an den voll gedeckten Tisch. Mannomann, war das lecker! Und trotzdem ... obwohl wir zu neunt waren, sah es am Ende kaum so aus, als hätten wir was gegessen. Helen und Gary waren die einzigen, die direkt im Anschluss noch Nachtisch runter bekamen. Wir anderen mussten erst einmal kräftig sacken lassen.

Das Wetter war kühl aber traumhaft sonnig und wir alle schnappten draußen ein wenig Luft und spielten mit den beiden Hunden. Martys und Garys Golden Retreiver hatte vor 8 Wochen 9 Welpen zur Welt gebracht und Luna war die letzte die noch hier war. So süß mit ihren großen, flauschigen Pfoten.

Anschließend zeigten uns Marty und Gary Fotos von ihrer letzten Kajaktour, die sie mit unserem ehemaligen gemacht haben. Die beiden sind richtig happy über das Kajak. Marty leidet an Arthritis in den Beinen und liebt das Kajaken - eine der wenigen Dinge, die sie in der freien Natur ohne Probleme machen kann. Fast jedes Wochenende sind die beiden damit unterwegs. Wir freuen uns, dass unser altes Kajak an die richtigen Leute gegangen ist. Jetzt kommt es wenigstens häufig zum Einsatz.

Nach dem Kaffee und Kuchen (es gab pro Person einen ganzen Pie!) wurde dann das neue Monopoly rausgeholt. Die neuen Spielfiguren waren - ganz amerikanisch - eine Tüte Pommes, ein Handy, ein Computer, ein Flugzeug usw. Auch die Geldscheine bewegten sich nun in Millionenhöhe statt Tausendern. Wir hatten riesigen Spaß und alle Weiber spielten direkt oder indirekt mit. Wie immer, wenn es ums Geld geht (ob im Spiel oder wahren Leben) ging es heiß her und der Kopf rauchte. Am Ende waren nur noch Chrissie und Kirsten über und wir teilten uns den Sieg nach einigen Runden, ansonsten hätten wir noch bis nach Mitternacht gespielt.

Dann holte Marty die Pappteller raus und wir nahmen alle noch eine volle Portion Essen mit nach Hause. Der Rest (und das war immer noch viel) musste dann eingefroren werden. Angie fuhr uns alle wieder nach Reno und wir gaben ihr noch unser "Milepost"-Buch mit, dass wir auf unsere Reise durch BC und den Yukon verwendet haben, da Marty und Gary nächstes Jahr nach Alaska mit ihrem Wohnmobil hoch wollen. So wäscht wie immer eine Hand die andere und wir alle hatten einen tollen Tag!

Wir verließen Sunshine Service am Freitagmorgen. Die Werkstatt war wegen des Feiertages geschlossen und wir schmissen den Schlüssel für das Tor durch den Postschlitz. Wir fuhren aber nur zum nächsten Wal-Mart, um dort erst einmal unsere Vorräte aufzustocken. Außerdem gönnten wir uns dort beide einen Haarschnitt. Zwei ältere Damen machten den Notdienst für das ansonsten feste Personal. Beide waren schon pensioniert und sprangen heute nur mal so zum Spaß ein. Wir waren ein wenig skeptisch, ob wir am Ende überhaupt vernünftig aussehen werden.

Helen war als Erste dran und es dauerte keine 5 Minuten und sie sprach Deutsch mit ihrer Friseurin. Die war vor 40 Jahren aus Deutschland in die USA ausgewandert und sprach noch richtig gut Deutsch. Kirsten musste sich kurze Zeit später dann mit einer Griechin, die ebenfalls vor 40 Jahren in die USA ausgewandert war, auf Englisch unterhalten. Richtig lustig waren die beiden Damen drauf. Und wir konnten alle vier in vollen Zügen über die jetzige US-Regierung herziehen. Ach ja, die Haarschnitte waren auch OK!

Nachts war es bitter kalt und da wir keinen Strom hatten, musste zwischendrin mal die Gasheizung angemacht werden. Obwohl eigentlich abgeschaltet, weckte diese uns dann aber um 2 Uhr morgens mit lautem Gekreische auf - beim Start hört die sich immer so an, als wenn jemand mit der Flex Metall zersägt. Dann stellte sie sich selbst wieder ab. Keine 20 Minuten später wiederholte sich der Spaß. Wir hatten keine Ahnung, warum das passierte. Gibt es bei einer bestimmten Minustemperatur eine Anschaltautomatik, damit die Wasserleitungen nicht einfrieren? Das hatten wir noch nie gehabt, aber wir sind ja auch selten in solchen kalten Temperaturen unterwegs.

Am nächsten Tag sind wir dann zum Lake Tahoe hochgefahren. Das Wetter war zu kalt für eine lange Wanderung. Wir machten stattdessen nur einen kurzen Spaziergang in South Lake Tahoe.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Auburn in Kalifornien. Hier hatten wir am Montagmorgen einen Abgastest in einer Werkstatt. Und wir wären fast durchgefallen! Die beiden Werte, die in Nevada getestet werden lagen im Grünen Bereich, aber der Stickstoffabgas lag mal eben um das 10-fache höher, als bei unseren vorherigen Tests und wir blieben nur ganz knapp unter dem zugelassenen Wert!

Mit dem Zertifikat fuhren wir dann direkt zum nächsten DMV, um unseren Registrierungsaufkleber fürs nächste Jahr zu bekommen. Dieser wird uns aber automatisch per Post zugeschickt. Wir beschwerten uns außerdem darüber, dass wir trotz Erneuerung unserer Kalifornien-Führerscheine Anfang April diesen Jahres immer noch keine Führerscheine vom DMV hatten. Man teilte uns mit, dass die Bearbeitung und Verifizierung unserer Reisepass-Kopien beim INS zu lange gedauert hat und unsere Visas zu dem Zeitpunkt nicht mehr gültig waren. Da sich da auch in der Zukunft nichts ändern werde, gab man uns zwei Formulare zur Erstattung unserer Kosten mit. Ob da aber jemals was kommt?

Wir machten uns am Nachmittag dann wieder nach Reno auf, um Tolly das erschreckende Ergebnis unserer Stickstoffwerte mitzuteilen. Außerdem hatten wir ein kleines Leck im neuen Zylinderkopf entdeckt.

Wir verbrachten dann erneut drei Nächte in unserem "Reno-Zuhause". Das Leck war schnell geklärt und machte keine weiteren Probleme. Das Stickstoffproblem war da schon ein anderes Thema. Es gibt da ein Ventil mit einem kleinen Stift, der bei laufender Maschine hoch und runter geht. Dieser hatte sich beim Ausbau der Maschine scheinbar mit Partikeln zugesetzt und klemmte. Ein neues Ventil und eine Dichtung mussten erst geordert und dann eingebaut werden und das dauerte mal wieder. Seufz! Aber auch das Problem wurde am Ende gelöst. Hoffen wir jedenfalls, denn testen konnten wir den Stickstoffwert in Nevada nicht und nach Kalifornien wollten wir auch nicht noch einmal, zumal der Abgastest uns weitere 100 US$ gekostet hätte. Wir müssen da also auf gutes Glück vertrauen.

Am Mittwochabend sind wir dann noch einmal mit Tolly im Baldini´s Casino Essen gegangen und am Donnerstagmorgen nahmen wir nun endgültig Abschied von Reno. Über den Highway 95 fuhren wir zwei ganze Tage lang bis nach Las Vegas runter - mit den ersten Schneestürmen im Nacken.

In Las Vegas verbrachten wir ein Nacht auf dem Parkplatz des Tropicana Hotels. Kaum wurde es dunkel, machten wir uns zu einem Bummel auf dem Strip auf. In den letzten vier Jahren hatte sich nicht wirklich viel geändert. Es gab nur ein neues Casino für uns, ansonsten sah man aber viele neue Baustellen. Wo soll das hier noch hinführen? Nevada leidet wie viele andere US-Staaten an Wassermangel und trotzdem werden immer mehr Hotels in diese Wüste gebaut. Eine typische amerikanische Verschwendung.

Dennoch kann man sich ehrlicherweise dem vermeintlichen Charme und den Attraktionen auf dem berühmten Las Vegas Boulevard nicht wirklich entziehen. Im MGM Casino direkt gegenüber vom Tropicana, gab an diesem Abend Andrea Bocelli ein Konzert. Kirsten hatte die Monitorreklame vom Klo aus gesehen. Da Helen Opernfan ist, fragten wir nach Eintrittskarten. Da Helen wie immer den Mund nicht aufmacht, musste Kirsten das übernehmen und fragte nach Andrea "Boticelli" statt "Bocelli". Helen versank vor Charme im Boden (Gottogott, so schlimm war das nun auch wieder nicht, oder? Wer kann sich schon die Opernstars merken?). Die Tickets sollten aber 125 US$ pro Peson kosten. Nein Danke, wir hatten die Kohle nach der teuren Reparatur nicht! Schön drüber gesprochen zu haben!

Wir schauten uns anschließend die Wasserspiele zu Rachmaninov-Musik (Helen war im siebten Himmel. Habe ich den jetzt richtig geschrieben???) vorm Bellagio Casino an und verliefen uns dann kurze Zeit später im Caesar´s Palace Casino. Wir waren hier schon letztes Mal gewesen, hatten uns da aber die wunderschönen Swimmingpools nicht angeschaut. In der Shoppingmeile gab es ganz neu den Spielzeugladen von FAO Schwartz. Da wurde Helen wieder zum Kind, aber den 1200 US$ teuren Stoffelch konnten wir uns leider nicht mehr leisten.

Anschließend verliefen wir uns im Venetian Hotel (die Casinos sind extra so gebaut, damit man zwar rein, aber möglichst nicht wieder raus kommt). Helen machte Bekanntschaft mit den Blue Men, wir verzichteten auf den neusten Schrei - die Sauerstoff-Bar, küssten uns dafür auf der Rolltreppe, die über die Rialtobrücke führte (aaahhhh, so unromantisch!) und machten uns anschließend auf den Rückweg.

Was sind das bloß immer für Schmerzen, wenn man durch eine Statt läuft? Kirstens Hüfte zuckte heftig und sie musste sich zweimal fast auf die Straße legen - unfreiwillig! Helens Füße taten weh ... Stöhn! Okay, nach 5 Stunden war das vielleicht auch nicht ganz ungewöhnlich. Seit Monaten sind wir nicht mehr richtig gewandert und von Kondition war da keine Rede mehr. Man wird alt!

Ein farbiger Mann, der Karten für Nutten verteilte, suchte dann auch noch unsere Bekanntschaft. "Where are your from, ladies?" - das Übliche, halt. Helen wollte kurzen Prozess machen und knallte ihm zackig, militärisch und - ach so typisch Deutsch - ein "Deutschland" vor die Nase und lief zügig an ihm vorbei. "Ick sprecke Deutschland", antwortet der eigentlich ganz süße Mann und drückte Kirsten die Hand. Kirsten wechselte ein paar freundliche Worte mit ihm (um den so üblichen Deutschen Eindruck wieder zu verbessern - Danke, Helen!) und erfuhr, dass er aus Kenia kam.

Am Sonntagmorgen wurden wir dann um 6 Uhr von über uns kreisenden Hubschraubern geweckt. Was war los? Plötzlich hörten wir eine laute Explosion! Oh, Gott, ein Anschlag auf Las Vegas und wir mittendrin, dachten wir sofort. Helen sprang aus dem Bett, konnte dann aber ihren Zigarettenanzünder nicht finden. Die zweite Explosion donnerte laut und Kirsten macht das Rollo im Alkoven hoch, um die Gefahr für uns einzuschätzen. Bloß nicht aus dem Bett raus bei dieser Eiseskälte. Wir hatten mal gerade 5°C im Winnie. Kurze Zeit später dann aber die Entwarnung. Über dem Mandalay Bay Hotel fand ein Feuerwerk statt! Wer sich das zu dieser Tageszeit - zumal es schon hell wurde - hat einfallen lassen, wissen wir nicht. Wir legten uns anschleißend erleichtert wieder hin und schliefen noch eine Runde.

Am späten Nachmittag fuhren wir dann zum Lake Mead rüber und fanden einen ruhigen Stellplatz in der Natur ... dachten wir jedenfalls!