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Für Helen begann der "Trip from Hell" bereits in Mexico City. Die Maschine aus Paris kam mit so viel Verspätung in Mexico City an, dass die Check-In Dame von Air France Helen
schon gleich darauf aufmerksam machte, dass sie ihren Anschlussflug von Paris nach Birmingham verpassen würde. Man stellte neue Aufkleber für ihr bereits in Obregon eingechecktes Gepäck her und
schickte einen Flughafenmitarbeiter los, um Helens Gepäck zu finden und die Aufkleber zu tauschen.
Statt um 16 Uhr kam sie kurz nach 20 Uhr in Birmingham an ... aber das Gepäck fehlte! Für Helen eine Katastrophe, denn die Hochzeit ihrer Nichte Naomi fand in drei Tagen statt und ihre gesamten
Klamotten waren im Hauptgepäck.
Den nächsten Tag verbrachte Helen damit, Air France am laufenden Band anzurufen. Die wussten überhaupt nicht, wo sich ihr Gepäck befand - vermutlich war es noch in Mexiko.
Zwei Stunden vor Geschäftsschluss stürmte Helen bei Mark´s and Spencers (Edelmodeladen in England) rein und rief "Hilfe, ich brauche Hilfe!". Eine super nette Verkäuferin schupste die verzweifelte Helen in
eine Umkleidekabine und dann suchte sie mit mehreren Kollegen alles zusammen, was Helen so brauchte. Schuhe, Oberteile, Röcke, Hosen, Jacken, Handtaschen, Modeschmuck und Unterwäsche. Helen hatte ja
nur die Klamotten, die sie am Leibe trug. Voll bepackt und gute 300 Pfund leichter verlies Helen kurz vor Ladenschluss als letzte das Kaufhaus. Die Damen hatten sichtlich ihren Spaß mit Helen und konnten gar nicht glauben, dass
es sich um ein und dieselbe Person handelte, die da vor ein paar Stunden nach Hilfe gerufen hatte.
Die Hochzeit fand 200 Meilen nördlich von Birmingham statt und Helen und ihr Vater waren in einem noblen Hotel untergebracht. Am Hochzeitstag lies sich Helen vom Hotelpersonal kostenlos schminken - sie hat ja selbst Null Ahnung, wie man das
macht. Professionelle Hilfe musste her und die Hoteldame lackierte auch gleich noch Helens Fußnägel Knallrot.
Helens Verwandte und Bekannte haben sie bei der Hochzeit kaum erkannt. Trés chic! Helen und ihr Vater blieben bis nach Weihnachten bei Helens Bruder und kehrten am 27. Dezember nach Birmingham zurück. Inzwischen war
Helens Gepäck beim Nachbarn abgegeben worden. Viel zu spät natürlich. Helen hofft, dass Air France nun zumindest einen Teil der 300 Pfund übernimmt.
Helens Rückflug nach Mexiko wurde dann zum echten Marathon. Eigentlich hätte sie innerhalb eines Tages von Birmingham nach Paris, von dort aus nach Mexico City und dann gleich weiter nach Ciudad Obregon fliegen sollen. Aber
der 5. Januar 2009 sorgte in Europa für extremen Schnee und Eis und Helen saß zunächst ein paar Stunden auf der Startbahn in Birmingham fest. Die Maschine wurde falsch enteist und das ganze musste noch einmal wiederholt werden. Oh, oh! Da
kommen schon mulmige Gefühle auf. Natürlich kam sie total verspätet in Paris an und verpasste prompt ihren Weiterflug nach Mexiko. Inzwischen waren auch mehrere Flüge in Charles de Gaulle gestrichen worden - das Schneetreiben wurde immer heftiger.
Zum Glück ergatterte Helen noch ein Hotelzimmer und Essensgutscheine kostenlos von Air France, denn Stunden später war alles ausgebucht und viele Passagiere mussten direkt auf dem Flughafen übernachten. Helen schickte Kirsten rechtzeitig eine Mail, so dass Kirsten nicht vergebens
nach Obregon fuhr.
Aufgrund der vielen ausgefallenen Flüge vom Vortag, verzögerte sich Helens Flug nach Mexico City um zwei Stunden. Entsprechend verspätet kam sie abends in Mexico City an und verpasste ihren Flug nach Obregon. Da Kirsten schon nach Obregon unterwegs war, ließ Helen über das
Flughafenpersonal ein Telegramm nach Obregon schicken. Kirsten musste schon lachen, als alle Passagiere aus Mexico City durch waren, aber weit und breit keine Helen zu sehen war. Sie bekam am Schalter Helens Nachricht und verbrachte die Nacht im Winnie vor dem
Flughafen. Wie gut, dass wir ein Wohnmobil haben!
Helen musste sich auf eigene Kosten ein Hotel in Mexico City suchen. Sie bekam nur 4 Stunden Schlaf und nahm dann am nächsten morgen gleich den ersten Flieger nach Obregon. Und ihr Gepäck war doch tatsächlich auch da!!!
Während Helens Abwesenheit saß Kirsten nicht auf der faulen Haut, sondern verpasste dem Winnie von drinnen einen neuen Anstrich. Fünf Mal musste sie mit der Hellgelben Acrylfarbe über die Plastiktapete streichen, damit die Farbe hielt und das Tapetenmuster nicht mehr zu sehen war.
Man denkt ja, dass das bei so einem kleinen Wohnmobil recht zackig gehen sollte, aber das war hier nicht der Fall. Kirsten musste das Regal in der Dusche komplett abbauen, Tisch und Schuhregal mussten raus. Dann wurde auch noch die Matratze
aus dem Alkoven gewürgt und versperrte einen Tag lang den Durchgang im Winnie. Mit anderen Worten ... es herrschte Chaos im Winnie und zum Glück war Helen nicht da, denn es gab keinen Platz zum Sitzen. Kirsten musste teilweise sogar auf dem
Fußboden essen. Fenster und Türrahmen wurden abgeschraubt und mit weißer Sprühfarbe "erneuert". Am Ende ließ sich das Ergebnis aber blicken. Winnie erstrahlte im sonnigen Gelb! Jetzt müssen nur noch neue Rollos und Kissenbezüge her!
Für Kirsten war das Ganze schon eine Tortur. Jeder Muskel tat weh - ganz besonders die Finger in der rechten Hand vom Festhalten der Farbrolle.
Anschließend blieb keine Zeit zur Entspannung. Kirsten programmierte für unsere Webseite ein neues Layout und arbeitete nebenbei noch an ihrem Projekt, das wohl nie fertig wird.
Neben dem Streichen gab es aber auch immer wieder Momente der Abwechslung. Am 25. Dezember veranstaltete der gesamte Campingplatz bei Mike und Joan ein Potluck-Dinner. Am nächsten Tag ist Kirsten unvorsichtig und Perris, der Hund der Campingplatzbesitzer huscht an ihr vorbei in den Winnie und
verkriecht sich vor der Toilette. Er hat panische Angst vor Knallkörpern und die Mexikaner feiern die Weihnachtstage reichlich damit. Kirsten versuchte es erst mit Zureden, dann mit Drohungen, dann mit kräftigem Ziehen am Halsband (der arme Hund war schon am Würgen) - aber Perris krallte sich mit den
Vorderpfoten im Teppich fest und bewegte sich keinen Millimeter. Kirsten musste schließlich Milli zur Hilfe hohlen und nur das gemeinsame Raustragen brachte den gewünschten Erfolg. Was wir beide nicht wussten, war, dass Perris zwei Tage vorher einen anderen Campingplatzhund blutig gebissen hatte. Die 11-jährige Angel wurde einen
Tag nach Perris "Besuch" im Winnie ein zweites Mal von ihm gebissen und wir alarmierten die Besitzer. Das ganze wurde uns zu gefährlich, zumal er auch andere Hunde und den Wassermann gebissen hatte. Joans Tochter war mit ihrem 2-jährigen Sohn zu Besuch und wir hatten alle Angst, dass Perris den Kleinen schnappen könnte. Die Besitzer
legten ihn fortan an die Kette, denn andere Camper mit Hunden drohten abzureisen.
Dann wurde Kirsten im Ort von einem Fernsehteam aus Chicago gestoppt. Die waren auf der Suche nach Amerikanern, die in Mexiko leben oder ihren Urlaub verbringen. Sie drehten eine Dokumentation über die illegale Einwanderung der Mexikaner in die USA. Der Mann, der die Interviews machte, wurde in Navojoa geboren und vertrat somit die Interessen seiner
Mexikanischen Landsleute. Milli und Dick erklärten sich zu einem Interview bereit. Kirsten wurde anschließend nach ihrer "Europäischen Meinung" zu diesem Konflikt befragt.
Und schwupptiwupps fing auch schon das Musikfestival in Álamos an. Eigentlich wollten sich das auch Edi und Jochen anschauen. Aber die kamen mit ihrem neuen Wohnmobil (über 40 Fuß lang) nicht durch die engen Gassen zum Campingplatz. Am 11. Oktober 2008 wurde Álamos von einer
schweren Flutwelle begraben (eine Folge der massiven Regenfälle durch den Hurricane Norbert). Nachts rollten massive Schlammlawinen die umliegenden Berge runter und unterspülten die Hauptstraße. Eine der Brücken zum Flughafen brach auseinander und versperrte den Wassermassen
eine Zeit lang den Weg. Um 23.30 war der Druck der Wassermassen dann so groß, dass der Brückendamm brach und Álamos innerhalb von 5 Minuten unter einer fast 2 Meter hohen Schlammwelle begrub. Vier Menschen, die direkt am Flussufer wohnten, kamen ums Leben. Bäume wurden entwurzelt, Autos von den Schlammmassen mitgerissen und
zerquetscht, Mauern fielen um, Häuser füllten sich mit Schlamm. So etwas hatte es erst einmal in der Geschichte von Álamos gegeben, vor ziemlich genau 100 Jahren. Es gab überhaupt keine Warnung für die Bewohner und die meisten schliefen zu dieser Nachtstunde schon nichts ahnend in ihren Betten.
Tagelang mussten Hubschrauber der Armee Hilfslieferungen einfliegen. Viele Bewohner Álamos verloren alles. Es drohte Cholera Gefahr, denn die Abwasserleitungen brachen
auseinander und die Fäkalien liefen ungefiltert durch die Stadt.
Als Kirsten zwei Monate später in die Stadt fuhr, war das meiste schon wieder aufgeräumt und sauber. Nur die Abwasserleitungen waren noch nicht wieder neu gelegt. Im Flusslauf befand sich nach wie vor viel Wasser und da größere Wohnmobile nur über diesen - normalerweise ausgetrockneten - Flusslauf zum Rancho Acosta Campingplatz gelangen, blieb Edi und
Jochen nichts anderes übrig, als auf dem Campingplatz vor der Stadt zu parken. Dieser ist aber sehr unattraktiv und kostet fast das Doppelte, wie die Rancho Acosta. Edi und Jochen blieben also nur zwei Tage.
Kirsten bekam das neue Wohnmobil zu sehen und wurde zum Abendessen eingeladen. Als Jochen sie dann um 22 Uhr nach Hause fahren wollte, war das Tor verriegelt und Kirsten konnte nicht raus. Ergo musste sie die Nacht bei Edi und Jochen und den beiden Hunden Max und Moritz verbringen. Platzmäßig Null Problemo, denn der gesamte hintere Teil des Wohnmobils ist
die Garage für das Quadbike! Über dem Quadbike an der Decke ist ein großes Bett, das hydraulisch runter gelassen werden kann!! Edi versorgte Kirsten mit einem Schlafsack - leider hatte Kirsten weder eine Zahnbürste noch Klamotten dabei, aber uns echte Camper schreckt ja eh nichts ab! Nun treffen wir uns alle in ein paar Wochen in Teacapan ... hoffentlich!
Das Musikfestival war dieses Mal nicht ganz so gut, wie in den letzten beiden Jahren. Für unseren Geschmack war es zu Opern-lastig. Dieses Mal konnte man die Sopran- und Tenorstimmen nicht nur abends im Palacio, sondern auch tagsüber in der Kathedrale und auf den beiden Stadtbühnen hören. Es fehlten die fröhlichen und bunten Volkstänze Mexikos. In kleinem
Format fanden diese beim Artesania statt, aber dass lag fast 40 Minuten von unserem Campingplatz entfernt und war uns bei der Wärme zu weit. Angeblich hatte man bewusst das Augenmerk mehr auf die Klassische Musik gesetzt, um die Mexikanische Jugend von heute von Álamos fern zu halten. Im letzten Jahr sollen die nämlich die Stadt mit
Bierflaschen und Müll verwüstet haben. Wir können diesen Eindruck nicht bestätigen und hätten uns gerne mehr Pop und Latinomusik gewünscht.
Dennoch muss man erneut sagen, dass alle Veranstaltungen tagsüber nicht nur kostenlos, sondern auch von hoher Qualität waren. Highlights für uns waren der Opernchor Sonoras (da bekommt man schon eine Gänsehaut, wenn gewaltige Stimmen "Va pensiero" in der
Kathedrale singen), eine 4-köpfige Percussionband, die neben Marimba, Percussion und Schlagzeug auch ihre Körper zur Musik nutzten und am Ende das Stück "Mahlzeit" mit Heferollen und Kochlöffeln auf Plastiktischen hämmerten. Das machte schon Spaß! Und am vorletzten Abend trat dann noch Buena Fe auf, deren Sänger locker als Kubanischer Eros Ramazotti durchgehen könnte.
Am Montagabend war das Programm nicht so dolle und Andrew und Rosemary luden uns und Peter McAlister zum Abendessen ein ... unter der Bedingung, dass Helen ein Shepard´s Pie macht. Andrew liebt Helens Shepard´s Pie. Beim letzten Mal hat er sogar die Teller anschließend abgeleckt, und das mit über 70 Jahren! Helen machte eine große Fuhre und Andrew strahlte am Ende des Abends, denn es war
noch was übrig geblieben. Wir hatten einen echt lustigen Abend und Andrew musste uns am Ende gegen 23 Uhr völlig übermüdet rauskomplimentieren.
Wir bekamen auch zweimal sehr überraschenden Besuch. Brian und Lily machten extra für uns einen Stopp in Álamos auf dem Weg nach Guadalajara. Wir hatten die beiden Anfang 2004 auf der Baja kennen gelernt. Sie wussten von unserem letzten Webupdate, dass wir in Álamos waren, und verbrachten ein paar Tage hier. Brian feierte am Montag seinen 76igsten Geburtstag und verbrachte diesen zum ersten Mal in einer Kirche zum Mittagskonzert. Wir konnten
gar nicht glauben, dass Lily auch schon 75 ist. Die beiden sind unglaublich fit und reisen noch immer durch die ganze Welt.
Ein paar Tage später hupte es dann vorm Winnie und Esther und Sharron stiegen aus. Wir hatten letztes Jahr zusammen mit Esther das Haus von Sharron und Robert in Huatabampito eingehütet. Die beiden waren für eine Nacht nach Álamos gekommen.
Und dann rastete Helen mal kurz aus. Wir bekamen einen neuen Campingnachbarn. Dieser sägte aber erst einmal zwei riesige Äste von einem ansonsten völlig gesunden Baum ab, um überhaupt auf den Platz zu kommen. Muss das sein? Obendrein blockierte er unsere Internetverbindung im Winnie - wir waren sauer! Als Helen draußen eine rauchen ging, prahlte er damit, dass ihm die
Campingplatzbesitzer doch für das Beschneiden der Bäume etwas bezahlen sollten. Helen fragte ihn darauf hin "Warum sägen Sie nicht gleich alle Bäume ab, dann haben wir alle keinen Schatten mehr!". Er konterte mit der üblichen Nummer, dass er Winzer sei und genau wüsste, wie man Bäume beschneidet. Helen fragte ihn darauf hin, ob er die Campingplatzbesitzer um Erlaubnis gefragt hat, denn schließlich gehörten ihm diese
Bäume ja nicht. Er: "Ich habe andere Leute hier auf dem Platz gefragt, die Bescheid wissen". Helen: "Sind Sie Amerikaner?" Er: "Ja, warum?" Helen verdrehte die Augen und ließ den Mormonen aus Utah mit einem "Ich muss gehen!" stehen. Die Kleine kann zum Wadenbeißer werden, sage ich euch!