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Bei strahlendem Sonnenschein und 34°C machten wir eine relativ kurze Wanderung in den Water Canyon der Red Cliffs Recreation Site. Vom Campingplatz aus folgt man im
Prinzip immer dem Wasserlauf des Flüsschens in Richtung Westen und nach ca. einer halben Stunde erreicht man die Verengung des Canyons.
Nur wenige Meter weiter gibt es einen kleinen Wasserfall. Diesen überwindet man, in dem man die so genannten Moqui Stufen erklimmt. Diese wurden vor Hunderten von Jahren von den
Moqui Indianern in den Felsen gehauen. Heutzutage ist zusätzlich ein Seil gespannt, um mögliche Unfälle zu verhindern. Wir haben das ohne Probleme gemeistert, wie die beiden folgenden
Videos zeigen:
Kirsten klettert die Moqui Stufen.
Helen klettert die Moqui Stufen.
Etwa 150m hinter dem Wasserfall ging es dann für uns nicht mehr weiter. Der Canyon verengt sich immer mehr und sehr, sehr tiefe Wasserpools versperrten uns das Weiterlaufen. Kirsten versuchte sich kurz an den glatten und steilen Felswänden entlang zu hangeln, fand aber kaum Halt und drehte gleich wieder um.
Stattdessen entschieden wir uns einen steilen Aufstieg zu erklimmen, um einen Blick von oben in den Water Canyon zu werfen. Kirsten machte sich ohne Rucksack bis ganz nach oben auf. Von hier aus hatte man einen sehr schönen Blick auf den weiteren Verlauf des Water Canyons. In weiten Bögen windet sich dieser durch die Felsen, die
wie aufgeschichtete Pfannenkuchen aussehen.
Wir verbrachten die Nachmittagshitze unter einem Schattenwerfenden Metalldach direkt neben Winnie. Wie gut, dass wir jetzt zwei Liegen haben! Kirsten machte sich am späten Nachmittag dann noch zu einem Seitenarm in der Recreation Site auf, entdeckte dort aber nicht viel Aufregendes. Auch die ca. 2km lange Rundwanderung zu den Anasazi-Ruinen hätte sie
sich in der Hitze schenken können. Die 1000 bis 1400 Jahre alten "Gebäudereste" sind nicht mehr, als ein paar flache Steinplatten, die in einem Erdloch kreisförmig angelegt sind.
Wir füllten unsere Wasserflaschen noch schnell mit frischem Quellwasser auf, genossen eine warme Solardusche, nutzen das restliche Wasser für einen Abwasch und dann ging es anschließend wieder zum BLM Campingplatz nahe des Zion National Parks.
Am nächsten morgen hieß es wieder einmal früh um 6 Uhr aufstehen. Wir waren schon viele Male im Zion National Park, aber eine Wanderung stand noch aus - die waghalsige Erklimmung des Angel´s Landing.
Hin- und zurück sind es mal gerade 8km - normalerweise ein Klacks für uns. Diese haben es allerdings in sich. Wir nahmen den kostenlosen Shuttle vom Zion Visitor Center und stiegen am The Grotto Shuttle-Stop aus. Nach ca. 5 Minuten fängt es an steil zu werden. Richtig steil! Ein geteerter Pfad führt in steilen uns sehr kurvenreichen Serpentinen nach oben. Für uns lag
dieser erste Anstieg (ca. 250 Höhenmeter) am frühen morgen zum Glück noch im Schatten. Helen hatte sich nicht einmal ein langärmeliges Hemd oder eine Fleece-Jacke mitgenommen und fror auf den ersten Metern der Wanderung. Aber der Anstieg sorgt ganz schnell für ein schneller pumpendes Herz und entsprechend schweißtreibend wird es.
Anschließend geht es relativ flach weiter durch den Refrigerator Canyon. Jemand hatte vor uns in einer Felsspalte einen Brahmakauz entdeckt und diese Information wurde stetig weiter gegeben. Am Ende des Refrigerator Canyon folgte dann der nächste Anstieg - die berühmten Walter´s Wiggles. Mit ca. 25-30% ging es sehr steil bergauf!
Kurz dahinter erreicht man den Scott´s Lookout. Von diesem Plateau hat man einen tollen Blick auf Angel´s Landing und die umliegenden Steilwände des Zion National Parks.
Für viele ist das auch schon der Endpunkt der Wanderung. Insbesondere für Leute mit Höhenangst. Was folgt ist nur etwas für Verrückte oder Menschen ohne Angst.
Denn von nun an heißt es "bloß nicht nach unten schauen und gut festhalten"! Über einen ganz schmalen Grat führt der "Weg" zum Angel´s Landing Felsen rüber. Dabei erklimmt man zum Teil extrem steile Passagen und zieht sich mehr oder weniger an der Eisenkette hoch. Rechts und links geht es senkrecht mehrere Hundert Meter bergab. An der engsten Stelle war der Grat mal gerade einen Meter breit (siehe Fotos). Letztes Jahr sind
hier drei Menschen gestorben. Darunter ein 14-jähriger Junge und eine Frau, die mit ihrem frisch angetrauten Mann in den Flitterwochen war.
Kirsten, die unter extremer Höhenangst leidet, durfte darüber gar nicht nachdenken, dennoch wackelten die Beine am Anfang mehr vor Angst, als vor Anstrengung. Eigentlich hatte sie das Weiterlaufen zum Angel´s Landing gar nicht geplant, aber ein paar Wanderer, die bereits wieder auf dem Rückweg waren, haben gesagt, das der Grat eigentlich die schlimmste Passage sei, anschließend wäre es "relativ" breit. Kirsten beschloss also die Sache anzugehen - umdrehen kann man immer noch!
Irgendwann ist man aber so fasziniert von den tollen Blicken ins Tal, dass man seine Angst fast vergisst. Rauf ist eh leichter als wieder runter, aber darüber kann man dann später nachdenken. Wir schafften es jedenfalls ohne Probleme und standen stolz auf dem schmalen - ca. 500 Meter hohen - Plateau des Angel´s Landing. Wie man den Fotos entnehmen kann, fand Helen das Ganze sehr spaßig, Kirsten fiel das Lächelns schon schwerer.
Wie beim Mount Everest, passieren hier die meisten Unfälle auf dem Rückweg. Vorsicht war also geboten. Kirsten war es scheißegal, wie sie da sicher wieder runter kommt und nahm die steilsten Passagen wenig Ladylike auf dem Allerwertesten!
Anschließend liefen wir noch gut 1,5km auf dem West Rim Trail entlang. Dieser startet vom Scott´s Lookout und geht Meilenweit in das Hinterland des Zion National Parks. Inzwischen war es aber sehr heiß geworden (30°C) und unsere Wasservorräte reichten nicht für eine längere Wanderung. Wir liefen nur bis zu einem Aussichtspunkt, an dem man von weitem noch einmal die Walter´s Wiggles sehen konnte.
Auf dem Weg nach unten ließen wir es dann ruhig angehen. Die steilen Passagen gehen extrem auf die Knie und Schienbeine und fast der gesamte Weg lag nun in der prallen Sonne. Der Brahmakauz saß auch noch bei unserer Rückkehr in der Felsspalte und wir machten mehrere Wanderer darauf aufmerksam.
Mit dem Shuttle ging es zurück zum Visitor Center. Wir genossen ein wohlverdientes Mittagessen (Gyros und Falafel) in einer Snackbar beim Zionkino und verbrachten anschließend ein paar entspannte Nachmittagsstunden im Winnie. Gegen 17 Uhr sind wir dann noch einmal in den Shuttle gestiegen, um zu den Narrows raus zufahren. Leider war zu dieser Zeit der Wasserstand im Fluss zu hoch und die Narrows waren für eine Wanderung gesperrt. Dennoch konnte man zumindest auf dem asphaltierten Weg bis zum Fluss runter laufen.
Lustigerweise sah Kirsten beim Passieren des Campingplatzes die beiden Fahrzeuge der Schweizerpärchen, die wir bereits in Teacapan kennen gelernt hatten. Kirsten hängte den Kopf aus dem Shuttlefenster und schrie ein lautes "Hallo" rüber. Helen, die andächtig der Shuttlekommentierung lauschte, dachte, dass Kirsten von einer Wespe oder so gestochen wurde und alle Personen im Shuttle drehten sich zu uns um. Na ja, uns kennt ja keiner!
Auf dem Weg zu den Narrows fuhren wir noch einmal am Angel´s Landing Felsen vorbei. Von unten sah das noch steiler aus, als vom Scott´s Lookout und im nach herein fragten wir uns, warum wir dieses Risiko überhaupt eingegangen waren. Hätten wir diesen Blick von unten vor der Wanderung gesehen, dann wären wir womöglich nicht gegangen - zumindest Kirsten nicht.
Kurz vor Sonnenuntergang haben wir die vier Schweizern dann noch besucht und lange gequatscht. Entsprechend kamen wir erst gegen 22 Uhr wieder beim BLM Campingplatz an. Zu spät für eine Solardusche - der gute alte Waschlappen musste mal wieder herhalten.
Am nächsten morgen sind wir dann gegen 8 Uhr durch den Zion National Park in Richtung Osten gefahren. Aus irgendwelchen Gründen war der Verkehr durch den Tunnel dieses Mal nur einspurig und wir mussten ein paar Minuten warten. Direkt hinter dem Tunnel haben wir geparkt und sind auf einen kurzen Spaziergang zum Canyon Overlook gegangen. Von hier oben hat man einen weiteren fantastischen Blick auf den Zion National Park.
Über den HW 9 ging es dann zur Mt. Carmel Junction. 2 Meilen weiter nördlich in Mt. Carmel sind wir dann rechts in die Tait Lane abgebogen (GPS-Koordinaten: N37° 14' 55.59", W112° 39' 46.47"). Ein kurzer Sand-Schotterweg (ca. 0,4 Meilen) führt durch einen flachen Bachlauf zum Parkplatz für die Red Cave (GPS-Koordinaten: N37° 14' 50.65", W112° 39' 29.25"). Diese kleine Ausbuchtung liegt direkt vor einem Metalltor und gehört zu einem Bauernhof. Ursprünglich musste man den Bauern um Erlaubnis für das
Betreten seines Landes bitten, aber seit kurzem ist das nicht mehr nötig - der Bauer und die BLM Behörde haben sich darüber geeinigt.
Vom Parkplatz geht man durch das Tor (ist es geschlossen, sollte man es hinter sich schließen, ist es offen, dann sollte man es offen lassen) und dann direkt nach links weg auf einen Schotterweg, der langsam einen Hügel ansteigt. Wer ein Allradfahrzeug hat, kann hier auch noch weiterfahren. Es gibt zwei V-Abzweigungen auf dem Schotterweg - hier immer rechts halten. Der Schotterweg geht auf dem Hügelkamm in einen ziemlich sandigen Weg über. Man folgt dem Sandweg bis es wieder nach unten in den so genannten
Sand Wash geht (vom Parkplatz aus sind es ca. 25 Minuten bis zum Sand Wash). Unten im Wash angekommen geht man nach links und folgt dem Wash. Dieser endet direkt am Eingang der Upper Red Cave (Wanderzeit vom Parkplatz aus ca. 45-50 Minuten).
Die Upper Red Cave ist spektakulär und erinnert sehr stark an den Lower Antelope Canyon - ist aber kostenlos!!! Der enge Slot Canyon windet sich farbenfroh um die engen Kurven. Schon nach wenigen Biegungen muss man die ersten Felsenbarrieren überwinden. Mit der Kaminklettertechnik geht das ganz gut. Uns kamen zwei Jungs mit einem Hund entgegen und die erzählten uns, dass man nach der vierten Barriere aufpassen muss. Eine Bull Schlange (auch Gopher Snake genannt) liegt dort fauchend im Sand. Sie ist zwar nicht giftig, kann dafür
aber aggressiv zubeißen und das kann schmerzlich werden. Die Jungs haben sich da nicht vorbeigetraut und für uns war schon direkt an der vierten Barriere Schluss. Der fast 2 Meter hohe, sehr glatte und senkrechte Felsanstieg hatte oben einen Überhang und wir trauten uns da nicht rüber. Rauf wäre es noch gegangen, aber runter war uns zu mulmig. Wenn man da abrutscht und fällt, dann kann man sich schnell die Knochen brechen und außer uns war niemand mehr in der Red Cave.
Dennoch hatten wir viel Spaß beim Felsklettern in diesem fantastischen Slot Canyon. Runter ging es teilweise nur auf dem Hosenboden (siehe Helen im Video).
Nach den vielen tollen Wanderungen gönnten wir uns zwei Tage auf einem Full-Hookup Campingplatz in Long Valley Junction. Wir mussten mal wieder Wäsche waschen und richtig duschen.
Dann ging es weiter am Bryce Canyon vorbei nach Escalante. Hier haben wir eine 3-stündige Wanderung im Escalante Canyon gemacht, um die Natural Bridge zu sehen. Erneut mussten wir mehrfach einen Fluss durchqueren - entsprechend war Kirsten in Tevas und Helen in ihren neuen Wasserlatschen unterwegs. Neoprensocken brauchten wir dieses Mal nicht. Es war extrem heiß und das Wasser war herrlich zum Abkühlen.
Anschließend ging es steil bergan. Winnie musste über einen 3200m hohen Pass rüber, ehe wir den Capitol Reef National Park erreichten. Kurz nach 17 Uhr erreichten wir das bereits geschlossene Visitor Center, hatten aber Glück das zwei Ranger uns noch Auskunft über die Caineville Wash Road zum Cathedral Valley geben konnten.
Dieses spektakuläre Tal mit seinen Kathedralen-artigen Sandsteinfelsen haben wir beim letzten Mal nicht besuchen können, da das Wetter zu schlecht war. Die 26 Meilen lange Ton-Schotter-Sandstraße ist bei Nässe nicht zu befahren. Wir erfuhren aber, dass es seit Monaten hier nicht geregnet hatte und die Caineville Wash Road komplett trocken war.
Wer ein Allradfahrzeug hat kann das Cathedral Valley über eine Rundschleife erreichen. Bei River Ford geht es links vom HW 24 auf die Hartnet Road. Kurz dahinter muss man den Fremont River überqueren - für uns eine unüberwindbare Hürde, denn der Wasserpegel war 30cm hoch und Winnie ist zu schwer und würde im sandigen Flussufer stecken bleiben.
Von vornherein war also klar, dass wir das Cathedral Valley nur über die Caineville Wash Road und wieder zurück erreichen werden. Die Ranger schauten allerdings sehr skeptisch, als sie hörten, dass wir mit einem Wohnmobil unterwegs waren. Das hätte sich vor uns wohl noch nie jemand getraut. Allerdings soll man die Strecke auch mit einem normalen PKW befahren können und bis dato waren solche Strecken für
Winnie nie ein Problem gewesen. No risk, no fun! Wir können immer noch wieder umdrehen ...
Wir erreichten die Abzweigung zur Caineville Wash Road gegen 17.30 Uhr und hatten gut drei Stunden Zeit bis zum Sonnenuntergang. The going was tough though ... wie man im Englischen so sagt. Nach 3 Meilen auf der Caineville Wash Road mussten wir durch einen Canyon durch. Hier wand sich die Ton-Sandstraße in engen Kurven rauf und runter. Helen musste mehrfach aussteigen und Kirsten langsam über die schwierigen Steinpassagen leiten. Alles im ersten Gang und häufig mit voller Kraft auf den Bremsen kämpfte wir uns Meter
für Meter vor. Der etwa 4 Meilen lange Abschnitt durch den Canyon ist nicht wirklich für ein Wohnmobil geeignet, aber nun waren wir schon mal da und umkehren war auf der schmalen Straße auch nicht möglich. Wir machten uns schon Sorgen für den Rückweg. Kaum hatten wir den Canyonabschnitt hinter uns gelassen ging es aber relativ einfach weiter. Bis zum Temple of the Sun and Moon war die Straße relativ eben. Man musste nur auf Waschbrettabschnitte und tiefe Sandstellen aufpassen. Im tiefen Sand kommt uns Winnie Gewicht wieder
zu gute. Mit Vollgas bleibt er in der Spur und macht das locker! Dennoch schafften wir es nicht mehr ganz bis zum Sonnenuntergang am Temple of the Moon and Sun. Beide lagen bereits im Schatten, als wir dort ankamen. Wir parkten für die Nacht direkt am Glass Mountain und Kirsten stellte den Wecker für den Sonnenaufgang um 6.30 Uhr.
Wir waren die einzigen dort und genossen die absolute Ruhe - kein Laut weit und breit, man konnte das Rauschen des eigenen Blutes in den Ohren hören. Wir waren ziemlich kaputt. Für die 18 Meilen auf der Caineville Wash Road haben wir 2,5 Stunden benötigt und das bei voller Konzentration. Eine Tasse Tee und ein leckeres Abendessen sorgte für Entspannung.