26.05. - 23.06.2009: Sawtooth NRA - Bigfork - Whitefish - Okanagan Valley (Kanada)

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Im strömenden Regen ging es weiter nach Arco in Idaho. Hier waren wir auf den Tag genau schon einmal vor zwei Jahren gewesen. Und erneut ging es zum Abendessen in das Pickels Place Restaurant. Nach dem Essen deckten wir uns erneut mit John´s Spice Mix ein - ein Gewürz, das man wunderbar für Fleisch, Suppen und Saucen verwenden kann.

Wir verbrachten die Nacht auf dem dortigen Parkplatz und am nächsten morgen ging es bei strahlendem Sonnenschein weiter in Richtung Sun Valley. In dem kleinen Pupsdorf Carey entdeckten wir eine kleine und offenbar sehr alte Post. Die Postbeamtin (wir kennen ihren echten Namen nicht, nannten sie aber unter uns "Mariah Carey") war super nett und freute sich sichtlich über die internationale Kundschaft. Wir waren offensichtlich die ersten, die hier stoppten, und die Weltkarte im Postamt hat nun eine rote Stecknadel bei Birmingham, England.

"Mariah Carey" erzählte uns, dass ein neues Postgebäude in Carey bereits im Bau ist und sie nächstes Jahr dahin umzieht. Endlich eine Post mit Heizung und Klimaanlage - keine Schweißattacken im Sommer mehr und keine Postbeamtin als Michelin-Männchen verkleidet im Winter! Wir verstanden ihre Vorfreude, vermuten dennoch, das der Charme der alten Post nicht mit hinüber wechselt.

Ach ja, wir haben nicht nur geklönt, sondern auch eine Menge Geld im Postamt gelassen. Helen hat für 44$ ein fettes Fotoalbum an ihren Vater geschickt. Mariah war happy!

Im Gegensatz zum letzten Mal haben wir nur einen Nachmittag und die Nacht in Sun Valley verbracht. Am nächsten morgen ging es im Hagelsturm in die Sawtooth Mountains. Wir hofften auf schönes Wanderwetter, aber leider drohten immer wieder fette Gewitterwolken und so blieb es bei kurzen Spaziergängen. Wir genossen dennoch ein paar Tage pure Entspannung und gönnten uns eine Lammkeule in der Redfish Lake Lodge.

Weiter ging es in Richtung Norden nach Missoula, Montana. Hier tätigten wir Großeinkäufe bei Wal-Mart und dem Baumarkt Lowe´s. U.a. kauften wir eine dicke Rolle mit feinmaschigen Moskitonetzen. Unsere alten zeigten diverse Risse auf und da wir den Sommer in Kanada verbringen wollten, mussten neue her. Moskitos und No-Seems sind dort oben eine echte Plage!

Nach dem Einkauf bei Lowe´s entdeckten wir Kühlflüssigkeit auf dem Parkplatz unter Winnies Motor. Oh oh, was war da denn los? Also Motorhaube auf und tatsächlich: der Kühlschlauch, der in den Kühler führt, war halb abgerutscht und heißes Kühlwasser strömte aus. Wir hatten schon mal Probleme in Henderson, Nevada und haben dort die Klemme um das Schlauchende fester angezogen. Dieses war aber zunächst nicht möglich, denn die Klemme drehte im Wahrsten Sinne des Wortes durch. Wir bekamen das Scheißding nicht ab und Helen musste zu Lowe´s rein und einen Metallschneider und eine neue Klemme kaufen.

Kaum hatten wir die alte Klemme ab, entdeckten wir, dass sich das Einlaufrohr am Kühler nach innen verbogen hatte. Offensichtlich hatten wir beim letzten Mal die Klemme zu stark angezogen. Wir würgten den Schlauch etwas weiter rüber und befestigten ihn mit der neuen Klemme. Das schien zu halten, wir fuhren aber vorsichtshalber zur nächsten Werkstatt. Die sahen sich das ganze an und da keine Kühlflüssigkeit austrat, gab man uns den guten - und zum Glück kostenlosen - Rat, doch zu warten, bis wir wieder Probleme damit haben.

Ohne Motorprobleme ging es weiter nach Bigfork zu Andrew und Rosemary. Die wohnen direkt am Echo Lake und dankt GPS fanden wir das Haus auch wieder - allerdings lotste uns GPS-Mary über eine 3km lange Schotterstraße durch Bigfork. Besser wäre es gewesen auf dem Highway Bigfork zu umgehen. Wir lernen halt immer noch wieder dazu.

Andrew und Rosemary waren für eine Woche nach Las Vegas geflogen. Ihr Enkel hatte seinen Highschool Abschluss. Wir versprachen in ihrer Abwesenheit die Blumen zu gießen und nutzen die Tage, um die neuen Moskitonetze in die Fenster und Türen einzubauen. Zwischendrin bekam Kirsten ihren Aufräumtick (kommt nicht allzu häufig vor!) und schaffte richtig Platz im Winnie. An der Webseite wurde auch mal wieder fleißig gearbeitet.

Am 8. Juni holten wir dann Andrew und Rosemary in Kalispell vom Flughafen ab und vorbei war es mit der Entspannung. Diverse "Projekte" standen an, darunter Fensterputzen und Gartenarbeit. Tausende von Tannenzapfen sammelten wir ein - ein Job, der alle 6 Wochen gemacht werden muss. Wir füllten über 20 schwarze Müllsäcke mit Tannenzapfen. Eins war mal wieder für uns klar: einen Garten werden wir nie haben - einfach zu viel Arbeit.

Neben der körperlich harten Arbeit (sind wir ja auch nicht gerade gewohnt) gab es aber auch viel Vergnügen. Abends wurde lecker gekocht. Anschließend haben wir entweder einen Film geguckt oder Bridge gespielt. Rosemary ist eine erstklassige Bridge-Spielerin und brachte uns mit sehr, sehr viel Geduld und großem Fachwissen das Bridgespielen bei.

Wir spielen beide gerne Kartenspiele und kennen eine Menge, darunter Doppelkopf und Skat. Aber Bridge ist wohl das mit am Abstand schwierigste Kartenspiel der Welt. Alleine das Reizen ist eine Wissenschaft für sich. Wer das nicht kann, der bringt seinen Partner in größte Schwierigkeiten und Bridgespieler kennen keinen Spaß. Da kann böses Blut fließen, wenn man grobe Fehler macht. Zu allem Überfluss gibt es verschieden Bridge-Theorien und je nachdem welche Theorie man bevorzugt, reizt man. Spielt man mit neuen Leuten, dann muss erst einmal geklärt werden, wer wie spielt, ansonsten entstehen schon beim Reizen große Missverständnisse.

Gott oh Gott, uns rauchte der Kopf. Nachts konnten wir tagelang nicht schlafen. Das Gehirn wollte einfach nicht abschalten. Wir schliefen im Untergeschoss in Andrew und Rosemarys Haus und deren Schlafzimmer lag direkt über uns. Entsprechend flüsterten wir die halbe Nacht und versuchten uns gegenseitig die Regeln zu erklären. Kaum war einer von uns kurz vorm Einschlafen, fing die andere wieder an zu flüstern: "Wie war das noch, wenn man keine 12 Punkte auf der Hand hat aber 5 von einer Farbe?" usw., usw.

Richtig gute Bridgespieler brauchen laut Rosemary mindestens 10 Jahre, um wirklich gut Bridge spielen zu können. Wer nicht ständig spielt, verlernt das ganze auch schnell wieder.

Kirsten fand im Internet eine kostenlose Bridge-Software, mit der man üben kann. Bridge kann man nämlich nur zu viert spielen, und da wir nur zwei im Wohnmobil sind, werden wir nicht häufig spielen. Rosemary deckte und mit Zetteln über Zetteln ein, die das Reizen vereinfachen und zumindest die wichtigsten Bridgeregeln erklären.

Andrew hatte irgendwann dann keine Lust mehr auf Bridge und holte das Schachbrett raus, um Helen Schach beizubringen. Kirsten fielen nach und nach die Regeln wieder ein und wir spielten Stundenlang. Am Ende war Andrew kurz vorm Einschlafen und auf dem Brett bewegte sich nichts wirklich vorwärts. Wir erklärten ein gegenseitiges Unentschieden und gingen kurz vor Mitternacht ins Bett.

Andrew fuhr mit uns auch ein paar Mal mit dem Hausboot über den Echo Lake. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die vielen Luxusvillen und die umliegenden Berge. Sehr entspannend!

Ein absolutes Highlight war für uns das neugeborene Rehkitz. Die Geburt selbst haben wir leider alle verpasst, aber die Rehmammi führte den Kleinen direkt an Andrew und Rosemarys Haus vorbei auf die Halbinsel. Der Kleine war vielleicht eine halbe Stunde alt und musste erst einmal seine langen Beine sortieren lernen. Das war wirklich süß anzusehen und selten erlebt man so etwas so hautnah (siehe Video):


Frisch geborenes Rotkalb.

Am 18. Juni ging es dann für uns weiter nach Whitefish. Wir besuchten Lisa, die gerade vor kurzem aus Costa Rico zurückgekehrt war und zurzeit bei ihrer Mutter lebte. Stundenlang wurde geklönt, es gab ja so viel zu berichten. Abends machten wir uns dann alle gemeinsam zum nahe gelegenen Safeway Laden auf. Dieser hatte heute Wiedereröffnung nach 7 Monaten Umbaupause und lockte mit kostenlosen Proben und super Angeboten.

Wir geben es gerne zu: Wir haben uns voll gefressen! Stundenlang haben wir alle Kostproben abgeklappert (einige davon zweimal!): frische Ananasstückchen, New York Steak Häppchen, Tortilla Chips mit leckeren Salsas, Kuchen, Kekse, Suppen, Salate, Sandwichs, Säfte und, und, und. Einfach köstlich! Am Ende waren wir pappsatt und Lisas Mutti war happy, dass sie abends nicht mehr für uns kochen musste.

Gekauft haben wir gar nichts! Zumindest nicht an diesem Abend. Wir schliefen die Nacht über im Winnie auf der Auffahrt, genossen morgens noch eine heiße Tasse Tee mit Lisa und ihrer Mutter und fuhren dann anschließend noch einmal zu Safeway.

Erneut fraßen wir uns durch die Kostproben. Dieses Mal aber mit Einkaufswagen und der wurde gut gefüllt. Es gab so super günstige Angebote, da konnten wir nicht "Nein" sagen. Allein mit unserer Safewaykarte und dem Gutscheinheft sparten wir über 30 US$. Und dann zog Helen an der Kasse noch das große Los. Unser Kassenzettel wies einen Sondergewinn von 25US$ als Geschenkgutschein auf!

Unser Glück sollte aber nicht lange anhalten. Kaum hatten wir Kalispell in Richtung Idaho verlassen, fing es heftig an zu regnen. Nach 80km dampfte unsere Motorhaube und wir fuhren in eine Parkbucht. Was war los? Kirsten öffnete die Motorhaube und musste gleich in Deckung gehen. Kühlwasser spritze ihr aus dem erneut nicht ganz befestigten Kühlschlauch entgegen. Da die Maschine heiß war, dauerte es gut eine halbe Stunde bis das Kühlwasser aufhörte zu Spritzen, dennoch mussten wir weitere 1,5 Stunden im Regen warten, bis das Kühlwasser kalt genug war, um den Schlauch komplett abzuziehen.

Kirsten holte die Zange raus und bog dann vorsichtig das nach innen gebogene Rohr wieder in die ursprüngliche Form. Unser Kühler ist gerade einmal zwei Jahre alt und das Kupferrohr ist offensichtlich schon korrodiert und entsprechend weich. Das Problem hatten wir mit unserem alten Kühler nicht. Heutzutage wird einfach alles billiger und damit schlechter produziert.

Na ja, wir befestigten den Schlauch wieder, füllten reichlich Kühlwasser nach und fuhren dann 5 Meilen weiter. Erneut stoppten wir, aber es leckte nichts. Hmmmm ... mal sehen, wie lange wir dieses Mal ohne Leck davon kommen.

Wir fuhren noch bis zum späten Nachmittag, aber der Dauerregen ging auf die Nerven. Zum Glück fanden wir einen sehr schönen ruhigen Platz weg von der Hauptstraße. Da es auch die nächsten beiden Tage noch heftig regnete, blieben wir dort stehen und entspannten uns mit Lesen und Musikhören.

Bei den Kootenai Falls machten wir einen kurzen Stopp und schauten uns die dortigen Wasserfälle an. Gegen 17 Uhr überquerten wir dann die Grenze von Idaho nach Kanada. Der Grenzposten bestand aus einer alten Holzbaracke. Auf der einen Seite die Amis, auf der anderen Seite die Kanadier. Eine junge Grenzbeamtin winkte uns heran und wir mussten nicht einmal aussteigen. Wir reichten unsere Papiere durchs Fenster und beantworteten die üblichen Fragen und keine 5 Minuten später hatten wir den Stempel in unseren Reisepässen und fuhren schon weiter in Richtung Castlegar, BC. Das war mit Abstand der schnellste Grenzübergang, den wir jäh in Nordamerika hatten!