23. - 29.11.2009: Bosque Del Apache NWR - White Sands National Monument

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Von Socorro aus ging es am nächsten Tag direkt zum Bosque Del Apache National Wildlife Refuge. Statt skurrilen Gesteinsformationen waren jetzt Tausende von Vögeln angesagt, die hier jedes Jahr zwischen Oktober und Februar überwintern.

Um dort hinzukommen, fährt man auf der I-25 von Socorro aus südlich bis zur Ausfahrt 139, biegt dort links auf den Highway 380 ab. Nach einer Viertelmeile, biegt man in San Antonio rechts auf den Old Highway 1 ab (einfach nur den Hinweisschilder zum "Bosque Del Apache NWR" folgen). 9 Meilen später erreicht man das Visitor Center (GPS-Koordinaten: N33° 48' 16.14", W106° 53' 24.16").

Wie immer auch unsere erste Anlaufstelle. Hier bekommt man Informationen zu den besten Beobachtungsplätzen und eine Karte für die Rundschleife. Diese ist 12 Meilen lang und man kann die breite Sand-/Schotterstraße gut mit jedem Fahrzeug befahren. Der Eintritt für die Rundschleife liegt bei 5$ pro Fahrzeug pro Tag. Die lohnen sich aber!

Das Schutzgebiet liegt direkt neben dem Rio Grande, der Jahrtausende lang dieses Gebiet überflutete, so dass die Zugvögel hier im Winter genügend Nahrung fanden. Heutzutage ist der Rio Grande allerdings stark begradigt und die Wassermassen werden von Staudämmen kontrolliert. Eine natürliche Überflutung findet in diesem Gebiet nicht mehr statt. Um das Winterquartier für die Zugvögel zu erhalten, wird also heute entsprechend künstlich bewässert und angrenzende Felder werden mit Getreidesorten beackert, die den Vögeln im Winter genügend Nahrung geben.

Im Visitor Center erfuhren wir auch, dass in letzter Zeit mehrfach ein Berglöwe auf der Rundschleife entdeckt wurde. Obendrein sieht man viele Kojoten, die sich tagsüber an die Enten ranpirschen. Wir haben u.a. beobachten können, wie drei Kojoten gemeinsam auf der Jagt waren. Aber die Enten waren auf der Hut.

An unserem ersten Nachmittag sind wir die gesamte Schleife abgefahren und haben mehrfach gestoppt. Holzstege und Aussichtsplattformen bieten eine wunderbare Möglichkeit die vielen Vögel in aller Ruhe zu beobachten. Laut letzten Zählstand befanden sich zu dieser Zeit folgende Vögel im Gebiet:

Enten: 35357
Kanadagänse: 339
Schneegänse: 22600
Kanadakraniche: 6094
Seeadler: 2
Schwäne: 2
Blässhühner: 226
Falken und Eulen: 16

Die Stars unter den Vögeln sind ohne Frage die Kanadakraniche mit ihrer enormen Spannbreite, ihren tänzelnden Schritten und den laut trötenden Tönen und die Schneegänse, die jeden Morgen zu Tausenden gleichzeitig starten und sich zu den Getreidefeldern aufmachen.

Die Empfehlung des Visitor Centers sich morgens und abends zum "Flight Deck" aufzumachen, sind wir nur am ersten Abend gefolgt. Laut Ranger sollten hier abends Tausende von Vögeln landen, aber das war bei uns eher nicht der Fall. Nur vereinzelt flogen sie ein, dafür war der Sonnenuntergang umso schöner.

Grundsätzlich wird die Rundschleife eine Stunde nach Sonnenuntergang geschlossen. Wir fuhren auf dem Old Highway 1 einige Meilen weiter südlich und fanden außerhalb des Schutzgebietes einen ruhigen Stellplatz für die Nacht. Einen Campingplatz im Schutzgebiet gibt es nicht, dafür aber einen RV Park kurz vor der nördlichen Grenze.

Nun waren wir schon weiter südlich als noch vor ein paar Tagen, aber die Temperaturen sanken nachts immer noch auf -8°C. Unsere Gasheizung lief auf vollen Touren.

Am nächsten Morgen hieß es dann sehr früh aufstehen - 5.30 Uhr. Draußen war es noch stockdunkel und das Lenkrad war so kalt, dass Helen fast die Hände daran froren.

Wir machten einen kurzen Stopp beim "Flight Deck", um zu sehen, ob gestern Abend nicht doch noch mehr Vögel eingeflogen waren. Man konnte sie zwar hören, aber es war noch zu dunkel, um was sehen zu können. Andere trauten dem Braten ebenfalls nicht und wir fuhren mehr oder weniger im Konvoi dichter an den Rio Grande ran. Und siehe da ... Tausende weißer Gänsekörper saßen/standen in den flachen Lagunen nahe des Coyote Decks.

Laut Visitor Center starten die Schneegänse kurz vor Sonnenaufgang, der war für heute um 6.48 Uhr vorgesehen. Wir fanden einen schönen Platz nur für uns gegen 6.25 Uhr. Helen blieb in der warmen Fahrerkabine sitzen - von dort aus konnte sie prima die Gänse beobachten. Kirsten machte sich mit Stativ und Kamera nach draußen. Holy Cow ... war das immer noch kalt. Da sie mit Handschuhen nicht fotografieren kann, mussten die ausgezogen werden und entsprechend fror der Zeigefinger fast am Auslöser fest. Kirsten hatte gerade das Stativ und die Kamera ausgerichtet und wollte nur mal kurz einen Videocheck machen. Die Kamera lief und keine 3 Sekunden später machte sich eine Gans aus dem Gewimmel davon. Ein Sekundchen später ging dann das laute Gequake los und Tausende von Gänsen erhoben sich in die Lüfte - genau um 6.31 Uhr, also nicht direkt vorm Sonnenaufgang.

Erstaunlich ist, dass die Gänse nachts schon mit dem Kopf in Richtung Norden im Wasser sitzen und alle so programmiert sind, dass sie sich in die gleich Himmelsrichtung begeben. Zusammenstöße in der Luft konnten wir nicht beobachten - eine unglaubliche Koordination dieser Massen! Was denn aber den eigentlichen Startschuss für den Massenexodus beeinflusst, wissen wir nicht. Denn einen Morgen später war das schon ein ganz anderes Geschehen, aber dazu später.

In der Luft teilen sich die Schneegänsemassen dann in kleinere Schwärme auf und fliegen in alle Himmelsrichtungen zu den Feldern.

Wir haben den ganzen Tag auf der Rundschleife verbracht und neben den Kranichen und Schneegänsen auch einen Rennkuckuck, sowie eine Herde Rehe (Mule Deer) beobachtet. Abends sind wir dann zum Sonnenuntergang in die Nähe der Stelle gefahren, wo wir morgens schon den Massenstart gesehen hatten, in der Hoffnung, dass sich die 22.000 Schneegänse dort wieder einfinden. Aber das war nicht so - nur vereinzelnd zogen kleinere Schwärme über den Himmel. Dafür war der Sonnenuntergang mal wieder spektakulär. Null Wind und die Wasseroberflächen waren Spiegelglatt. Am Coyote Deck hatten sich Tausende von Kranichen niedergelassen und waren auch nach Sonnenuntergang immer noch fleißig am fressen.

An diesen Abend haben wir direkt an der nördlichen Parkgrenze gestanden. Obwohl dort totale Ruhe herrschte, ging einem das Getröte der Kraniche und das Quaken der Schneegänse nicht aus dem Kopf. Ein toller Tag!

Am nächsten Morgen wiederholte sich das frühe Aufstehen. Dieses Mal sind wir zu einer Stelle gefahren, wo man auf einem Damm stehen konnte und die Gänse auf beiden Seiten im Wasser saßen. Kirsten wollte den Massenstart gegen das Sonnenlicht aufnehmen. An diesem Morgen waren allerdings wesentlich weniger Gänse zu sehen und sie ließen sich - vermutlich wegen der eisigen Kälte - richtig Zeit. Nach und nach lösten sich kleinere Schwärme aus den Massen, der Rest startete aber erst um 6.44 Uhr.

Gans Helen verpasste auch diesen Start und kam erst später in die Gänge ... ihre Knochen waren bei -5°C eingefroren und sie bekam den Kopf nicht aus den Federn.


Unsere Highlights auf Video.

Der Sonnenaufgang war trotz des nicht ganz so intensiven Spektakels (gestern haben wir einfach Glück gehabt) trotzdem genial. Wir machten einen kurzen Stopp beim Coyote Deck - hier standen die Kraniche noch eingefroren im Eis. Gegen 7.30 Uhr verließen wir die Rundschleife und hielten kurze Zeit später an einem flachen Teich an. Hier machten sich in der Morgensonne gerade die Kanadakraniche auf den Weg. Kirsten gelangen noch ein paar schöne Fotos von diesen gigantischen Vögeln. Von Kopf bis Fuß sind es bis zu 1,20m und die Spannbreiter der Flügel beträgt über das Doppelte. Zum Starten müssen sie erst einmal ein paar Schritte Anlauf nehmen. Sind sie aber erst einmal in der Luft, dann gleiten sie wie auf Schienen, die langen Beine sind in der Vollstreckung.

Wir hätten hier sicherlich noch Tage verbringen können, aber das Motto war immer noch: Lass uns nach Süden fahren, es ist zu kalt hier!

Und so fuhren wir am selben Tag noch weiter bis zum White Sands National Monument. Gegen 15 Uhr kamen wir am Ende der Straße an und Kirsten machte sich auf, um ein paar Fotos vom Sonnenuntergang über den Schneeweißen Dünen zu schießen. Hier muss man höllisch aufpassen, dass man sich nach Sonnenuntergang nicht in die falsche Richtung verläuft. Kirsten orientierte sich an den Pfeilern für den Alkali Trail und schaffte es ohne Probleme zum Winnie zurück.

Wir waren kaum in Richtung Visitor Center unterwegs, da stand ein Fotograf im T-Shirt (es war bereits schon wieder unter 0°C!!!) am Straßenrand und hielt den Daumen raus. Er hatte die Orientierung verloren und konnte sein Auto inmitten der Dünen nicht wieder finden. Da wir eines der letzten Fahrzeuge vor Ort waren, setzte sich Helen nach hinten und wir halfen dem armen Mann (ca. 60 Jahre alt) sein Auto zu finden. Er kam aus Washington D.C. und besuchte zurzeit Freunde in der Gegend.

Anschließend fuhren wir im Dunkeln die 14 Meilen nach Alamogordo. Eine 5$ Little Ceasar´s Pizza gab es zum Abendessen und wir verbrachten die Nacht mal wieder auf einem Wal-Mart Parkplatz.

Kirsten holte das Wetterradio raus - über Thanks Giving war tolles Wetter angesagt, am Wochenende sollte aber eine Kaltfront mit Regen und Schnee über den Südwesten von New Mexico ziehen. Shit! Schnee? Helen was not amused! Da waren wir schon im Süden und es sollte noch einmal kälter werden?

Wir beschlossen das Wetter für ein paar Tage (am Ende war es eine ganze Woche) auf einem Campingplatz mit Strom und Wasser auszusitzen. Dank Passport America zahlten wir nur 11$/Nacht und die Duschen waren auch heiß!

Strom bedeutete auch, dass wir unseren Ofen nutzen konnten und so gab es am Thanks Giving Day Spare-Ribs (bekommt man schon vorgekocht inklusive BBQ-Sauce bei Wal-Mart für 10$) und Helens berühmten Kartoffelgratin, dazu frische Grüne Bohnen ... einfach köstlich!!!

Am Freitag war es ebenfalls noch sonnig und warm genug draußen und so konnte Kirsten Helen mal wieder die Haare schneiden. Die "Gans" bekam eine "Schafsrasur" und sah danach wieder richtig gut aus. Zum Glück konnte man hinten das kleine Missgeschick im dichten Haar kaum erkennen. Kirsten war aus Versehen mit dem Rasierer abgerutscht und ... "bzzzzt" ... ein paar Haare fehlten!

Das Wochenende über regnete es dann tatsächlich - teilweise in Strömen. Die Elektroheizung lief auf vollen Touren und wir arbeiteten fleißig am Computer. Helen räumte zwischendrin mal das Regal in der ehemaligen Dusche auf. Am Sonntag gab es dann frisch gebackenen Apfelkuchen mit Streuseln und Schlagsahne. Das Leben ist hart!