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Wie immer messen wir nach langer Standzeit unseren Reifendruck und beide inneren Hinterreifen hatten deutlich weniger drauf als vorgeschrieben. Vorsichtig
und entsprechend langsam fuhren wir auf der mit Schlaglöchern überzogenen Straße zwischen Teacapan und Escuinapa. Manche Schlaglöcher gingen über beide
Fahrspuren und waren 10 cm tief. Unangenehm!
In Escuinapa suchten wir eine große Reifenwerkstatt auf. Die beiden Reifen wurden im Wasserbad getestet und die neuen Mäntel waren OK. Es lag also an den Ventilen.
Durch den Reifenwechsel vor ein paar Monaten hatten sich kleine Gummiringe in unseren Verlängerungsventilen gelöst und waren brüchig geworden. Ganz langsam ist anschließend
die Luft entwichen. Natürlich findet man in Mexiko keine Verlängerungsventile für Wohnmobile. Für Lastwagen schon, aber die passten nicht durch unsere Felgen. Guter
Rat war teuer. Aber in Mexiko ist das wie in der ehemaligen DDR. Hier weiß man sich mit Improvisation immer zu helfen. Und so tüftelte unser netter Mechaniker
eine Weile an den Ventilen rum und fand am Ende mit flexiblem Teflonband auch eine super Lösung. Problem erkannt, Problem gebannt. Gut 1,5 Stunden waren wir in der
Werkstatt. Kosten? 50 Pesos - das sind ca. €2,50. Keine Frage, der Mechaniker hat von uns Trinkgeld bekommen und sich sichtlich über unserer Dankbarkeit gefreut.
Wir haben das schon mehrfach auf unserer Webseite erwähnt: zwei Frauen mit einem Wohnmobil in der Werkstatt ... wir werden zunächst nicht für voll genommen. Aber wir lassen
uns da nie beirren und schauen den Meistern über die Schulter. Am Ende sind die Männer immer wieder verblüfft, was Frau doch alles so weiß und kann. In Mexiko macht uns
das immer besonderen Spaß, denn hier regiert der Macho! Es sind aber meisten echt süße Machos - Softies sozusagen - mit einem breiten, weißen Grinsen.
Winnie hatte Wochenlang in Teacapan vorne zum Höhenausgleich auf zwei Holzbrettern gestanden. Diese hatten wir bei der Abfahrt vorne in den Beifahrerraum geschmissen, da sie
leicht feucht waren. Kirsten wollte von Escuinapa aus die Strecke nach San Blas mit dem GPS aufzeichnen und hatte aufgrund der Bretter nicht genügend Beinfreiheit, um den Laptop auf
den Schoß zu nehmen. Die Bretter mussten also nach hinten. Kirsten nahm das erste hoch und ließ es vor Schreck gleich wieder fallen. YUCK! Tausende von Holzmaden krabbelten auf
der Unterseite des Brettes. Vermutlich hatten sich die Maden während der schweren Regenfälle in Teacapan im Holz vergraben. Ekelhaft! Die Bretter waren nicht mehr zu retten und so
schmissen wir sie kurzerhand in den Müll. Danach krabbelte und juckte es bei uns am ganzen Körper.
Am nächsten Tag fanden wir einen schönen Strand südlich von San Blas. Hier konnten wir auf dem Parkplatz eines Restaurants kostenlos stehen und machten am späten Nachmittag eine
Strandwanderung. Zwei Touri-Busse voller Mexikaner waren gerade am Restaurant angekommen und die Musik war so laut, dass wir uns nicht unterhalten konnten. Ergo - ab an den Strand.
Kirsten trat am anderen Ende des Strandes in eine Biene und wurde in den Zeh gestochen. Mann, tat das weh! Das piekt und schmerzt so doll, dass man zunächst nicht einmal laufen kann.
Aber am Ende humpelte Kirsten dann doch - ohne bei Helen Huckepack zu gehen - nach Hause. Die Busse fuhren kurze Zeit später ab und das Meeresrauschen war wieder zu hören.
Nachts fing es dann aber an zu regnen und so setzten wir am nächsten Vormittag unsere Fahrt nach La Penita im strömenden Regen fort.
Helen hatte ihren ersten Zahnarzttermin bei Monica. Insgesamt arbeiteten hier drei Zahnärzte und Helen verschleißte einen nach dem anderen in den folgenden Wochen. Aber der Reihe nach:
Monica warf einen Blick in Helens Mund und fand Karies bei mindestens vier Backenzähnen. Oh, oh! Bei einem war schon Zahnschmelz abgebrochen und deswegen war Helen ja hier. Das sah nach viel Arbeit aus und
war es am Ende auch. 16 Zahnarzttermine zwischen dem 17. Februar und 20. April. Drei Wurzelbehandlungen, zwei Kronen, eine Füllung und ein Provisorium, an dem
im Herbst noch gearbeitet werden muss, denn das Zahnfleisch muss hier zur Zahnverlängerung aufgeschnitten werden und der Heilungsprozess hätte dieses Mal mit der Arbeit an den anderen Zähnen zu lange gedauert.
Da nicht an allen Zähnen gleichzeitig gearbeitet werden konnte - sie lagen auf verschiedenen Seiten und entweder oben oder unten - dauerte das ganze eben so lange. Die Zahnarztpraxis hier ist
hochmodern und zwischen Oktober und Ende Februar sind es hauptsächlich Kanadier und Amerikaner, die sich hier behandeln lassen. Insofern holt sich Juan Pablo Verstärkung aus Guadalajara.
Monica arbeitete also zwei Wochen lang an Helens Zähnen und wurde dann ganz plötzlich von Claudio abgewechselt. Helen hatte gerade ihre erste Wurzelbehandlung hinter sich und
Claudio setzte die Arbeit an der Krone fort. Aber auch er war nur noch für 14 Tage da und dann übernahm Juan Pablo die Arbeit.
Die Wurzelbehandlungen wurden jeweils samstags von einem Spezialisten aus Guadalajara durchgeführt. Hochmodern mit Apple Laptop und Röntgensoftware. Kirsten hat von
einer Wurzelbehandlung sogar Video gemacht. Das ersparen wir aber den Fans unserer Webseite - selbst Helen kann sich diese Tortur nicht anschauen. Unglaublich aber, wie viele Stäbe so in einen Zahn passen!
Da Helen stets betäubt mit offenen Mund auf dem Zahnarztstuhl saß und ihre Kadaver im Mund und das Arbeiten daran selbst nicht sehen konnte, übernahm Kirsten das Übersetzen und lernte dabei viele neue
Spanische Wörter. In der Praxis arbeiteten zwei Mädels - Stephanie und Jennifer, zwei Schwestern, 17 und 19 Jahre, die eine Weile in den USA gelebt haben. Sie übersetzten für die Patienten, waren aber nicht immer
leicht zu verstehen. Mexikaner bekommen den Mund nicht auf und da fällt es uns häufig schwer überhaupt die Wörter zu erkennen, egal in welcher Sprache. Nebenbei ist man natürlich auch durch die
fiesen Bohr- und Schleifgeräusche abgelenkt. Hohe Konzentration war hier erforderlich.
Kirstens Zähne waren zum Glück in Ordnung und es musste nur eine Zahnreinigung gemacht werden. Aber schon das Zuschauen bereitete echte Schmerzen! Helen konnte nach der ersten Wurzelbehandlung den Mund
nicht mehr richtig aufmachen. Der Muskel im Kiefer zum Öffnen des Mundes war total verkrampft und Kirsten fütterte die Arme meistens mit Suppe. Zwischendrin machte einige Entzündungen noch Probleme, aber nach über
2 Monaten war für Helen dann der Alptraum vorbei. Kosten? Insgesamt ca. 800€. In Deutschland oder England wäre wohl das Vierfache angefallen.
Der Hammer war, dass Kirsten direkt vor Helens letzter Behandlung Erdnüsse gegessen hat. Auf einmal knirschte es zwischen den Zähnen. Ach du Scheiße ... ein Stück Backenzahn war abgebrochen. Ausgerechnet der, mit der
größten Plombe! Juan Pablo schaute sich das Ganze an und meinte, dass das im Moment kein Problem sei. Die Plombe ist dicht und es war nur ein sehr kleines Stück abgebrochen. Alternativ müsste wohl eine
Krone her und durch die große Plombe vermutlich eine Wurzelbehandlung. NEIN DANKE!!!
Na ja, Helens Zähne waren nicht ihr einziges Problem! Sie brach sich nämlich auch fast den Ellenbogen beim Schließen unserer Wohnmobiltür! Zugegeben ... die muss man kräftig anziehen, damit sie schließt, aber doch nicht mit
Gewalt! Helen hämmerte die arme Tür zu und brach dabei den Metalltürgriff ab! Das ist schon das zweite Mal! Dieses Mal war es nicht das Gelenk, sondern der Griff selbst. Durch die Wucht und den fehlenden Widerstand landete Helen
bei Kirsten auf dem Schoß und knallte mit dem Ellenbogen gegen die Tischkante. Während Helen sich vor Schmerzen krümmte, schaute Kirsten erst einmal nach der armen Tür. Na supi, jetzt können wir von drinnen nur noch mit
einer Kneifzange die Tür öffnen! Arnold-Schwarzenegger-Helen lag leichenblass in ihrer Ecke und hielt sich den Ellenbogen. Kirsten verarztete sie mit einem Coolpack, aber das brachte noch mehr Schmerzen. Na ja, der Arm konnte
bewegt werden (im Gegensatz zum Türgriff!) - war also nicht gebrochen - und Helen musste Tage später enttäuscht feststellen, dass sie nicht einmal einen Blauen Flecken hatte.
Wo bekommen wir nun einen neuen Türgriff her? Kirsten zog mit den Einzelteilen los und suchte verzweifelt nach einer Lösung. Sie wurde von Laden zu Laden geschickt und alle schüttelten nur bedauernd den Kopf. Am Ende
landete Kirsten in einer Schweißwerkstatt für Autos. Yo, no problema! Wir deichseln und schweißen Ihnen einen neuen Türgriff. Sieht aus wie der alte! Das hörte sich gut an und sollte nur 250 Pesos (ca. 14€) kosten. Als
Kirsten das Teil dann am späten Nachmittag abholte, sah es nicht wirklich wie unser alter Türgriff aus und beim Einbauen in Winnie, war das Bohrloch zu kurz und das Ganze wackelte verdächtigt. Kirsten also wieder zurück und
nach weiteren 2 Stunden passte das Ganze dann auch. Sah aber optisch Scheiße aus und so suchte Kirsten einen Farbladen auf, der den Türgriff über Nacht galvanisierte und mit haltbaren Lack überzog. Das Ergebnis "Made in Mexico" kann man
oben auf dem Foto sehen. Aber was soll´s, der neue Türgriff funktioniert und wird ganz bestimmt Helens brutalen Attacken widerstehen! Hoffentlich jedenfalls!
Und nun folgt Helens drittes Problem. Sie hat das Kochen verlernt! Kirsten war im Stress und bat Helen die Pfannenkuchen zu machen. Eigentlich eine wirklich einfache Sache, oder? Well, um es kurz zu machen: Helens schmeckten wie Pappe und
sie verbrannte sie obendrein in der Pfanne - zugegeben, die Teflonpfanne war dreckig und Helen musste unsere Stahlpfanne nutzen, die nicht die beste für Pfannenkuchen ist. Helens O-Ton nach dem ersten Bissen: "I used to be good at cooking!" Es
folgte ein unglaubliches Kopfschütteln von ihr.
Aber es gab auch heitere Zeiten für Helen. Die Olympischen Winterspiele liefen in Vancouver. England ist traditionell keine Winternation und so waren wir überrascht, als auf einmal eine Goldmedaille für Großbritannien in der Liste auftauchte.
Ganz aufgeregt schauten wir nach, wer denn die Medaille gewonnen hatte. O-Ton Helen: "Was ist denn Skeleton?". So viel zum Fachwissen aus England. Ich sag ja ... keine Winternation! Die Engländer kennen
nicht einmal die Sportarten bei den Winterspielen. Okay, vielleicht im Eiskunstlaufen noch Torvell/Dean mit ihrem berühmten Bolero ... Eddie the Eagle kennt auch jeder in England, aber das war´s dann schon.
Als Helen nach Deutschland kam, musste Kirsten ihr erst einmal erklären was Biathlon ist. Und Helen wurde ein großer Fan von Martina Glagow. Damals haben wir unseren ausgestopften Seeotter Orphy mit Skiern, gelben Glagowhemd und Waffe ausgestattet und
er hieß fortan Orphy Molly.
Da sich Helens Zahnarzttermine so in die Länge zogen, musste eine Lösung fürs Übernachten her. Campingplätze in dieser Region sind fast dreimal so teuer wie in Teacapan und wir können uns 250 Pesos (14€) pro Nacht auf die Dauer nicht leisten.
Wir verbrachten zunächst ein paar Nächte auf einer nahe gelegenen Pemex-Tankstelle, aber die lag nicht am Meer, sondern an einer viel befahrenen Hauptstraße. Die Straßen von La Penita sind für Winnie auch ein Alptraum -
riesige Pflastersteine mit großen Schlaglöchern machen das Fahren zu einer sehr holprigen Angelegenheit und wir fürchteten um unsere neuen Reifen. Außerdem gastierte gerade ein Zirkus in der Stadt und die Musik war abends
Ohrenbetäubend. So fuhren wir zwischendrin immer mal wieder nach Rincón de Guayabitos. La Penita geht im Prinzip in Rincón über, ein Flusslauf trennt aber den Strand und so
muss man über die Hauptstraße ein paar Kilometer nach Rincón fahren.
Hier fanden wir am Los Ayalas Ende einen schönen, schattigen Platz und zum Strand waren es keine 200m. Kirsten holte das Boogieboard raus - seit Jahren schleppen wir es mit und es kam noch nie zum Einsatz. Helen wollte es wegschmeißen, aber nicht
mit Kirsten! Der Strand in Rincón liegt in einer sehr schönen runden Bucht und fast täglich gibt es Wellengang. Die Wellen sind zum Glück nicht gewaltig hoch und ideal zum Boogieboarden. Kirsten bekam den Dreh schnell raus - man muss die Welle im richtigen Moment
abpassen und sich dann auf das Board schmeißen. Trifft man die Welle richtig, dann saust man auf den Strand zu. Ein herrliches Gefühl und es macht riesigen Spaß!
Fast täglich sind wir den ca. 2km langen Strand entlang gelaufen, oder haben uns mit der Liege in die Sonne gelegt und gelesen. Entspannung pur!
Abends haben wir dankt unserer neuen 12V-Dose Videos auf dem PC schauen können. Seit Jahren waren wir nicht mehr im Kino und vom Zahnarzt bekamen wir u.a. den neuen Harry Potter, Star Trek und Avatar. Videos kann man hier auf dem
Wochenmarkt für umgerechnet 1€ kaufen. Da haben wir zugeschlagen!
Damit wir besser gucken können, machen wir immer das Licht in Winnie aus. Obwohl die Wohnmobiltür offen ist, realisieren die Leute offensichtlich nicht, dass jemand im Fahrzeug ist. Da öffnet doch ein Mexikaner direkt vor Kirstens Augen seine
Hose und will an den Zaun neben Winnie pinkeln. "Oy, could you please choose a different spot!" - Kirsten fielen so schnell die Spanischen Worte nicht ein, aber das machte hier keinen Unterschied. Der Pisser erschreckte sich gewaltig und packte peinlich berührt seine
Utensilien wieder ein. Einen Abend später - wir schauen gerade einen anderen Film - fängt Winnie an zu rütteln. Helen denkt "Schon wieder ein Pisspot" und stürzt zur Tür. Dieses Mal war es ein junges Pärchen, das im Sichtschutz von Winnie heftig am Knutschen war.
Die Filme waren nicht so spannend und "erotisch", wie das was draußen passierte!
Ein paar ernsthaftere Katastrophen gab es auch. Zum einen sorgte das schwere Erdbeben in Chile für Tsunami-Warnungen im gesamten Pazifikraum. Auch hier in Rincón/La Penita waren die Leute auf der Hut. Der Strand war zum Baden mit roten Flaggen gesperrt, überall lief CNN in den
Läden und ein Auto mit Sprechanlage informierte rundum die Leute hier. Am Ende war die Flutwelle hier aber zum Glück so klein, dass man sie eigentlich gar nicht mitbekommen hat. Dennoch gut zu wissen, dass nach der Katastrophe in
Indonesien sich das Tsunami-Warnsystem weltweit verbessert hat und es nicht zu Todesopfern in weit entfernten Gegenden mehr kommt.
Erschreckender für uns war ein Autounfall, der sich nachts direkt neben Winnie ereignete. Um 3 Uhr morgens wachten wir schlagartig durch einen lauten Knall auf. Auf der anderen Straßenseite war ein besoffener Fahrer in Höhe von Winnie auf einen parkenden Truck aufgefahren. Dieser wurde
mit voller Wucht zunächst gegen einen Lampenpfeiler und dann in eine Fußgängerzone geschleudert. Vorne und hinten total zerstört.
Kirsten sprang gleich aus dem Bett, hörte aber nur noch, wie jemand aufs Gaspedal trat und abdampfte. Der Besitzer des Trucks lief im Unterhemd auf die Straße und sah die Fahrerflucht. Er rief umgehend die Polizei an.
Von den Hotels aus der unmittelbaren Umgebung kamen Leute angerannt und schauten, was passiert war. Wir haben unglaublich Glück gehabt, dass der Truck nicht über den Grünen Mittelstreifen rüber in den Winnie geschleudert wurde. Das hätte böse für uns ausgehen können. Zum Glück war auch kein
Fußgänger unterwegs.
Während Helen gleich wieder einschlief, schaute Kirsten durchs Fenster. Nach einer Stunde kam dann die Polizei - auf einem Anhänger das Täterfahrzeug. Offensichtlich hatte der Restaurantbesitzer das Nummernschild erkannt und eine genaue Beschreibung an die Polizei gegeben.
Ein weiterer Abschleppwagen zog den Truck aus der Fußgängerzone und transportierte ihn ab. Am nächsten morgen sahen wir dann noch die Glassplitter und die total zerstörte Mülltonne.
Kirsten wollte hier nicht mehr stehen. Ostern war im Anmarsch und mehr und mehr Besoffene fuhren nachts noch auf den Straßen. Also zogen wir in eine andere Straße um, wo es keinen Durchgangsverkehr gab. Allerdings war das nebenstehende Hotel doch sehr laut! Helen scoutete auf einem ihrer Strandspaziergänge
einen ruhigeren Platz im Villenviertel von Rincón auf. Wir verbrachten 2 ruhige Tage und Nächte dort, bis uns eins olle Amerikanerin verscheuchte. Wir standen vor einem unbebauten Grundstück - sie war angeblich die Verwalterin von mehreren Häusern hier und behauptete, dass wir hier nicht stehen dürfen.
Wir wollten keinen Stress und zogen wieder zum lauten Hotel.
Einmal die Wochen mussten wir zum dumpen auf einen Campingplatz. Immer ein stressiger Tag für uns: Kuchen backen, Staubsaugen, am Computer arbeiten, Tanks entleeren etc.
Kurz vor Ostern wurde uns dann auf dem Campingplatz mitgeteilt, dass dieser für 14 Tage für Wohnmobile geschlossen ist. Tausende von Mexikanern reisen aus den Bergen an die Küste und
suchen nach Unterkünften. Statt 10 Wohnmobilen campen dann 300 Mexikaner hier.
Wo sollen wir jetzt hin? Da auch der Zahnarzt geschlossen war, hatten wir ursprünglich geplant nach Puerto Vallarta zu fahren, um in der Bahia de Banderas eine Bootstour zu machen. Kirsten kam auf dem Campingplatz aber in ein Gespräch mit einem anderen Camper, der seit 25 Jahren nach Mexiko kommt und
inzwischen Vollzeit hier lebt. Lyle warnte uns eindringlich davor nicht zu fahren. Die Straßen sind über Ostern lebensgefährlich und es kommt zu vielen Toten. Das hörte sich gar nicht gut an und Kirsten fragte ihn, ob er eine
Idee hat, wo wir denn überhaupt bleiben können.
Genau die richtige Frage! Lyle verwaltet hier über den Sommer 8 Luxusvillen für Amerikaner und Kanadier und ehe wir uns versahen hatten wir ein neues Zuhause - genau in der Gegend, wo wir vor ein paar Tagen verscheucht wurden.
Eine Luxusvilla direkt am Strand! Winnie geschützt im Schatten unter einem Dach. Eigenes Badezimmer im Haus. Waschmaschine und Trockner. High-Speed-Internet. Was will man mehr? Die Besitzer wollen 5$ pro Tag für Strom und Wasser von uns haben. Gerne!
Lyle versorgte uns mit noch mehr Videos und wir waren HAPPY! Helen bekam den Mund wieder auf und so kochten wir in unseren kleinen Backofen leckere Mahlzeiten.
Einen großen Supermarkt gibt es hier nicht, dafür geht man donnerstags auf den Wochenmarkt. Hier bekommt man frisches Brot, Obst und Gemüse und Filme auf DVD. Zu Ostern fanden wir an einem Stand sogar
buntbemalte Küken. Die Ärmsten! Vermutlich einmal komplett in den Farbtopf getaucht oder mit der Sprühdose gefärbt.
Bunt war es zu Ostern auch am Strand. 30.000 Mexikaner dicht an dicht gedrängt. Überall Live-Bands mit lauten Trommeln und Trompeten. Und natürlich durften die Fressbuden und Stände mit aufblasbaren Schwimmhilfen nicht fehlen. Es gab einfach alles ... bis auf Dixietoiletten. Last uns lieber nicht genauer darüber nachdenken, wo die Leute ihr
Geschäft verrichtet haben. Kirsten ist jedenfalls nicht mehr Boogieboarden gegangen.
Dennoch eine tolle Stimmung am Strand! Mexikaner sind Familienmenschen und Groß wie Klein tummelte sich fröhlich im Wasser. Bilder sagen mehr als Wort - hier ein kurzes Video:
Ostern am Strand von Rincón de Guayabitos
Die Fische und Garnelen wurden direkt am Strand gefangen. Was nicht essbar ist, wird mehr oder weniger erfolgreich wieder ins Meer geschmissen. Ein Spektakel, dass sich auch Mexikaner aus den Bergen anschauen:
Fischfang direkt am Strand
Helen versteckte für Kirsten am Ostersonntag auch ein paar Ostereier. Aufgrund der Hitze (im Schnitt 35°C im Winnie) mussten diese aber schnell gefunden werden. Den genauen Fundort verraten wir an dieser Stelle nicht.
Dann bekamen wir Besuch von einem wunderschönen Leguan. Er war mit Schwanz ca. 1m lang und seine Farbpracht war beeindrucken. Diese Urzeittiere sind schon faszinierend.
Helens Geburtstag haben wir genau wie Kirstens vor ein paar Wochen ganz gemütlich nur zu Zweit verbracht. Bei Kirstens gab es eine Pizza, zu Helens hat sich Kirsten in die Küche gestellt (bei 35°C eine sehr
Schweißtreibende Arbeit!) und Helens Lieblingsessen - Schweinemedaillons im Speckmantel, dazu frische Bohnen und Kartoffelbrei - gekocht. Sehr, sehr lecker!
Unsere eingefrorenen Fleischvorräte gingen dem Ende entgegen und wir suchten nach Ersatz in La Penita. Keine leichte Angelegenheit, denn die Schlachtereien sahen nicht unbedingt Vertrauenswürdig aus. Helen entdeckte die
Churizowurst für uns. Die ist scharf gewürzt, hat viel Knoblauch und man kann sie kochen oder braten. Wir haben sie mit frischem Kohl gekocht und das wurde prompt zu unserem neuen Lieblingsgericht. Die vegetarische Chilli-Lasagne war auch ein
Genuss. Hat man keine allzu große Auswahl, muss man erfinderisch werden und das macht Spaß!
Weniger lustig war, dass aufgrund der vielen Besucher zu Ostern der Ort nicht mit der Masse an Fäkalien fertig wurde. Die Scheiße wurde in den Fluss geleitet, der
keine 100m von uns ins Meer mündete. Der Gestank in der Hitze war unerträglich und natürlich war es schlagartig vorbei mit Baden und Boogieboarding. Kirsten war stinksauer! Warum muss man diese wunderschöne Natur verschandeln? Leider passiert genau dieses überall in der Welt. Werden wir jemals dazu lernen?
Wir hatten gerade unseren Flug für den Sommer nach Deutschland gebucht, da spuckte der Vulkan Eyjafjallajökull (Habe ich aus dem Internet kopiert. Wer kann das aussprechen - geschweige denn schreiben?) in Island explosionsartig Asche und legte Europa lahm. Für viele
sicherlich ein großer Stress und Ärger, aber irgendwie ist es auch wieder toll, dass wir die Natur nicht bestimmen können, oder? Dennoch hoffen wir natürlich, dass der Vulkan nicht direkt vor der Fußball-WM erneut ausbricht und wir
die ersten Spiele verpassen.
Am 28. April flog Lyle für 2 Wochen nach Edmonton zu seiner Tochter. Aus Sicherheitsgründen bat er uns ins Haus einzuziehen. Das taten wir natürlich gerne und so hatten wir 14 Tage lang eine 1 Millionen $ Villa für uns zur freien Verfügung.
Was soll man dazu sagen?
Das Leben ist hart in so viel Luxus!!!
Wer jetzt aber glaubt, dass wir die Füße hochgelegt haben, täuscht sich gewaltig. Kirsten nutzte das schnelle Internet und
arbeitete die ganze Zeit an ihrem Projekt und an diversen Webseiten. Helen räumte Winnie aus und auf und schruppte den Guten mal wieder so richtig von oben bis unten. Und die Blumen mussten wir auch gießen!