30.05.2010: Xochimilco

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Um 8.30 Uhr weckte uns dann das Geräusch der elektrischen Zitronenpresse. Mama Annette versorgte uns täglich mit frisch ausgepressten Säften - Mandarinen-Orangen-Saft oder Karotten-Apfelsaft. Frisch geschnittene Mangos durften auch nicht fehlen! Vitamine pur! Wie gesund! Und ausgesprochen lecker!

So wurden an diesem Morgen unsere schlaftrunkenen Körper sehr schnell wieder lebendig und wir machten uns kurz nach 10 Uhr zu den schwimmenden Gärten von Xochimilco auf.

Xochimilco ist ein Vorort von Mexiko-Stadt, gelegen etwa 25 km südlich der Innenstadt. Der Name des Ortes leitet sich von Nahuatl xochi(tl)=Blume, mil(li)=Feld und dem Ortssuffix -co ab und bedeutet übersetzt so viel wie "Der Ort des Blumenfeldes“.

Die "Schwimmenden Gärten“ sind für die Hauptstadtbewohner wie auch Touristenströme ein beliebtes Ausflugsziel. Sie bestehen aus einem Geflecht künstlich angelegter Kanäle mit einer Gesamtlänge von rund 150 km und Inseln aus bepflanzten, mit Seeschlamm bedeckten Flößen, deren Wurzelwerk mittlerweile bis auf den Grund des Texcoco-Sees reicht und ihm damit Land abgewinnt. Die Verwendung des fruchtbaren Schlammes machte es zu einer der effektivsten Anbauformen, die je entwickelt wurde, und ermöglichte ganzjährige Ernten (bis zu 7!).

Im 14. Jahrhundert befanden sich diese schwimmenden Gärten noch im Aztekenreich. Von dort aus sollte die Versorgung Tenochitlans, der Hauptstadt der Azteken sichergestellt werden, die ca. 20 km von Xochimilco entfernt lag. Xochimilco wuchs zum Hauptversorgungsort der Azteken heran. Heute sind die schwimmenden Gärten eine Touristenattraktion. Am Wochenende ist hier besonders viel los. Durch die musikalische Untermalung der Mariachi entsteht beinahe Volksfeststimmung, Tortilla und andere mexikanische Spezialitäten werden genossen, Getränke in Hülle und Fülle angeboten, kleine Fiestas der Einheimischen finden statt. Man kann sich ein trajinera (buntes, geschmücktes Floß) samt Führer mieten, um damit durch die Kanäle zu fahren und das Wunderwerk der Natur sowie die Schönheit der Gärten entspannt betrachten. Mit einer langen Stange werden diese durch die flachen Kanäle gesteuert. Aber auch der ursprüngliche Zweck der schwimmenden Gärten wird weiter verfolgt: hauptsächlich werden Gemüse, Pflanzen und Blumen angebaut, damit werden die Märkte beliefert.

Die schwimmenden Gärten stehen unter Naturschutz. Das Naturparadies wurde 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Durch die Abwässer der Millionenmetropole Mexiko-Stadt, die auf den Grundmauern von Tenochtitlán errichtet wurden, sind die Gewässer gefährdet. Es wird versucht, mittels Einleitung von Frischwasser aus Bergbächen und einer halbwegs funktionierenden Klärung der Abwässer, den Sauerstoffgehalt in den Kanälen anzuheben.

Wir waren begeistert von den bunten Farben und der entspannten Stimmung hier. Zum zweiten Mal nach El Tajín konnten wir eine Vorstellung der Voladores bewundern. Man könnte diese antike Mutprobe auch den Vorläufer des modernen Bungee-Jumpings nennen. Schwindelfrei muss man da schon sein! Der Musiker tanzt und spielt ohne Absicherung auf der schmalen Plattform in ca. 50 Meter Höhe. Mehr zu dieser beeindruckenden Darbietung im folgenden Video:


Voladores

Es gibt Sammelboote, auf denen man für 15 Pesos pro Person eine Stunde lang in den Kanälen schippern kann. Die "Britannia" (wäre doch so passend für Helen gewesen) hatte an diesem Morgen aber wenig Zulauf und die Wartezeit wäre entsprechend lange gewesen. Wir gönnten uns für 200 Pesos (ca. 13€) unser eigenes Boot mit Fahrer und genossen das bunte Treiben.


Die schwimmenden Gärten von Xochimilco

Annette liebt die Marimba Musik und winkte ein Marimba-Boot heran. 30 Pesos (ca. 2 €) kostet jedes gespielte Stück. Schön hörte sich die Musik an und Helen fingen an die Finger zu kribbeln. Ob sie auch mal mitspielen darf? Si, claro! Helen wechselte das Boot und lies sich kurz zeigen, wo das hohe C liegt. Noch nie hatte sie dieses Musikinstrument gespielt - geschweige denn diese Lieder. Aber da sie nun mal eine echte Musikerin ist, begleitete sie die beiden Profis auf beeindruckende Art und Weise (siehe Video). Wir waren anschließend der Meinung, dass sich die Stück mit Helen wesentlich besser anhörten als vorher. Sollten wir in unserem Leben irgendwann mal richtig Geld verdienen müssen, dann wisst ihr ja, wo ihr uns finden könnt. Helen an der Marimba, Kirsten an der Stange (nein, nicht DIE STANGE!).


Helen spielt Marimba

Berühmt ist Xochimilco auch für seine Minipferde und den riesigen Blumenmarkt. Dieser liegt unweit der schwimmenden Gärten und ist definitiv einen Besuch wert. Mehr als eine Stunde haben wir in der Hitze aber nicht ausgehalten. Ganz früh morgens kommen, ist hier die Devise.

Am Nachmittag sind wir dann zu Annettes Sohn Darie gefahren. Er hat mit seiner Freundin Veronica einen 8-Manate alten Sohn (Darie Junior). Veronica arbeitet und lebt seit einigen Jahren bei der Österreichischen Botschaft in Mexico City und machte sich gerade fertig für den Abflug nach Salzburg. Dort lebt ihre Mexikanische Mutter und die freute sich schon auf den Besuch. Annettes Sohn ist Chirurg und bekommt erst einige Wochen später Urlaub.

Wir gönnten uns am nächsten Tag einen Ruhetag. Schliefen aus, Annette füllte uns wieder mit Vitaminen auf und kredenzte uns zum Frühstück ein gefülltes Omelette mit Philadelphia-Käse - sehr, sehr lecker!