01.06.2010: Museo Dolores Olmedo Patiño - Coyoacán - Museo Frida Kahlo (Casa Azul)

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Am Dienstag ist der Eintritt in das berühmte Dolores Olmedo Patiño Museum frei und so fuhren wir gegen 10 Uhr dort hin.

Das Museum befindet sich auf einer großen Hazienda. Neben den 127 Gemälden des spanisch-mexikanischen Wandmalers Diego Rivera und den 25 Werken von Frida Kahlo werden Kunstwerke präkolumbischer Kulturen und der Kolonialzeit sowie Volkskunstgegenstände und Artefakte ausgestellt.

Annette hat vor Jahren die berühmte Dolores Olmedo mal persönlich kennen gelernt. Eine Begegnung mit einer der Ikonen Mexikos. Dolores Olmeda wurde 1908 - 2 Jahre vor der Mexikanischen Revolution - in Tacubaya (heute ein Vorort von Mexico City) geboren. Ihr Vater starb früh und ihre Mutter - eine Schullehrerin - hatte Mühe Dolores und ihre beiden Geschwister durchzubringen. Über die Mutter kam Dolores in Kontakt mit Interlektuellen, darunter der spätere Bildungsminister von Mexiko Vasconcelos. Dieser gab Diego Rivera den Auftrag Wände an vielen öffentlichen Gebäude zu bemalen, die die Geschichte Mexikos verbildlichen. Dolores lernte Rivera im Alter von 16 Jahren kennen - sehr viel später in ihrem Leben wurde sie auch seine Geliebte. Olmedo und Frida Kahlo konnten sich zu Lebzeiten nicht ausstehen. Geheiratet hat sie 1935 den Engländer Howard S. Phillips, der sich in Mexiko einen Namen mit dem monatlichen Magazin "Mexican Life" machte. Als Mutter von 4 Kindern wurde sie fast nebenbei die wohl berühmteste Geschäftsfrau Mexikos. Ihr gehörten sämtliche Ziegeleien rund um Mexico City. Zu ihren Freunden gehörten viele wichtige Persönlichkeiten, darunter auch der Mexikanische Präsident Miguel Alemán. Diese Kontakte verschafften ihr Bauaufträge ohne Ende. Im Alter von 94 verstarb sie 2002. 1994 wurde ihre Hacienda bereits in das Kunstmuseum umgewandelt.

Kaum waren wir auf dem wunderschönen Gelände des Museums angekommen, traf Annette den Museumsdirektor Senior Licienciado Gil Rodríguez Reyes. Man kannte sich gut aus vergangenen Tagen und Senior Reyes lud uns zu Kaffee und Kuchen ein. Er erzählte uns die Geschichte von Dolores Olmedo und wir bekamen im Anschluss auch noch ein Buch über sie geschenkt (kostet sonst 200 Pesos). Außerdem erinnerte er Annette daran, dass sie im vor 10 Jahren bereits Eisbein mit Sauerkraut versprochen hatte. Ooops! Annette kam um eine Einladung nicht herum und wir verabredeten uns für den nächsten Samstag. Annette konnte nicht fassen, dass der Mann so ein Gedächtnis hatte. Von ihm bekamen wir auch unseren neuen Spitznamen: Las Pipiripaus - die Weltenbummler!

Leider waren die Bilder von Frida Kahlo gerade in Berlin unterwegs (typisch, oder?). Dennoch waren wir von den Kunstwerken im Museum beeindruckt. Fotografieren war drinne verboten, aber der Besuch lohnt sich! Draußen schrien ca. 85 Pfauen sich die Kehle aus und schissen überall hin. Man musste schon genau aufpassen, wo man lief und vor allem stand. Eine Leidenschaft von Dolores Olmeda waren die Nackthunde. Xoloitzcuintles genannt - eine prä-historische Hundezucht ohne Fell. Auch sie liefen auf dem Gelände rum. Hässlich, wie die Nacht!


Pfauentanz und Nackthunde

Am Nachmittag machten wir einen Bummel durch Coyoacán (wie der Name schon sagt, das Kojotenviertel). Hier findet man noch sehr schöne Kolonialbauten und Pflastersteinstraßen. Annette kaufte uns den neuen Roman von Isabel Allende, damit wir endlich besser im Spanischen werden. Wir revanchierten uns mit einem leckeren Eis. Frisch gestärkt besuchten wir anschließend das Frida Kahlo Museum in Coyoacán. Es war die ehemalige Wohnung der der mexikanischen Malerin und ihres Ehemanns, dem mexikanisch/spanischen Wandmaler Diego Rivera. Zeugnisse ihres Lebens – Tontöpfe, ein Rollstuhl, vorkolumbianische Kunst – in Hülle und Fülle sind zu sehen.

Frida Kahlo wurde im "Blauen Haus“ in Coyoacán geboren und auf den Namen Magdalena Carmen Frieda Kahlo y Calderón getauft. Ihr Vater, Carl Wilhelm Kahlo, entstammte einer bürgerlichen Familie aus Baden. Ihre Großmutter väterlicherseits starb bei der Geburt des zweiten Kindes, und der Großvater heiratete erneut. Da Carl Wilhelm sich mit seiner Stiefmutter nicht verstand, wanderte er im Jahre 1890 als 18-Jähriger nach Mexiko aus. Er ließ sich in Mexiko-Stadt als Fotograf nieder und baute im Jahr 1904 in Coyoacán, einer damaligen Vorstadt der mexikanischen Hauptstadt, ein Haus, das später von seiner Tochter Frida zum Schutz gegen böse Geister in Kobaltblau gestrichen wurde und damit zur mittlerweile weltberühmten "Casa Azul“, dem Blauen Haus, wurde.

Frida Kahlo wurde 1907 als drittes Kind geboren (damals noch als "Frieda“), verschob später allerdings ihr Geburtsdatum auf das Jahr 1910, das Jahr der Mexikanischen Revolution. Sie fand es wichtig hervorzuheben, dass ihr Leben in ihren Augen mit dem neuen Mexiko begonnen habe.

Als Sechsjährige erkrankte sie an Kinderlähmung und behielt nach langem Krankenlager ein dünneres und etwas kürzeres rechtes Bein zurück. Am 17. September 1925 wurde sie bei einem Busunglück schwer verletzt, als sich eine Stahlstange durch ihr Becken bohrte. Von da an musste sie ihren Alltag immer wieder liegend und in einem Ganzkörpergips beziehungsweise Stahlkorsett verbringen. Bald danach begann sie im Bett zu malen, um sich zu beschäftigen. Im September 1926, mit neunzehn Jahren, schuf sie ihr erstes Selbstporträt, das Selbstbildnis mit Samtkleid.

Entgegen allen medizinischen Erwartungen lernte Frida wieder laufen, sie litt aber ihr ganzes Leben unter den schweren Schädigungen durch den Unfall. Das Malen wurde zum Ausdruck ihrer seelischen und körperlichen Qualen. Durch den Unfall wurde ihr auch die Möglichkeit genommen, Kinder auf die Welt zu bringen. Mehrere Fehlgeburten verarbeitete sie in Bildern wie Meine Geburt (1932).

Frida Kahlo heiratete am 21. August 1929 den mexikanischen Maler Diego Rivera, damals 43 Jahre alt und bereits weltberühmt durch seine riesigen politisch-revolutionären Wandbilder (Murales). Rivera wurde 1929 aus der Partido Comunista Mexicano ausgeschlossen, und auch sie verließ die Partei. Frida beklagte die häufige Untreue ihres Gatten, die sie ebenfalls in ihren Bildern verarbeitete.

In den 1930er Jahren unterstützte sie zusammen mit Diego Rivera den russischen Revolutionär Leo Trotzki, dem sie 1937 das "Blaue Haus“ in Coyoacán als Unterkunft zur Verfügung stellte. Frida Kahlo hatte in der Folgezeit verschiedene Liebesaffären, nicht nur mit Trotzki, sondern auch mit dem Fotografen Nickolas Muray, der costa-ricanischen Sängerin Chavela Vargas und dem Deutschen Heinz Berggruen, der später ein bedeutender Kunstsammler wurde.

Im Jahre 1934 unterzog sich Frida Kahlo einer Blinddarmoperation, erlitt eine Fehlgeburt und wurde am Fuß operiert. Während des Sommers trennte sich das Paar, nachdem Frida entdeckt hatte, dass Rivera eine Affäre mit ihrer Schwester Cristina unterhielt.

Am 6. November 1939 ließ sich Rivera von ihr scheiden und sie flüchtete sich in Alkohol, Affären und ihre Malerei. Jedoch wusste sie nicht, dass Riveras Scheidungsantrag lediglich zum Schutz Kahlos diente, da sie – durch die Obdachgewährung Trotzkis – in Verbindung mit dessen Ermordung gebracht wurde. Trotz aller Schwierigkeiten blieb Rivera immer ein wichtiger Mann in ihrem Leben: am 8. Dezember 1940 heirateten sie ein zweites Mal.

Ab 1941 lebten Kahlo und Rivera wieder in Coyoacán zusammen, und sie nutzten das Haus in San Angel als Riveras Studio. Drei Monate vor Fridas 34. Geburtstag starb ihr Vater; sie fiel in eine Depression, die ihre labile Gesundheit noch weiter schwächte.

In den nächsten Jahren wurde der körperliche Verfall Frida Kahlos immer deutlicher. Sie ließ Spinal-Punktionen vornehmen, trug die verschiedensten Korsetts und musste sich in den folgenden zehn Jahren schweren Operationen am Rücken und am Bein unterziehen.

Im Juni 1946 unterzog sie sich einer Knochentransplantation in New York und kehrte erst im Oktober nach Mexiko zurück. Gegen ihre Schmerzen wurden ihr Morphine in hoher Dosis verschrieben.

Im Laufe des Jahres 1950 wurde Kahlo sechsmal an der Wirbelsäule operiert. Wenn es ihr Befinden zuließ, malte sie. Ab 1951 war Frida Kahlo auf den Rollstuhl angewiesen. Krankenschwestern wurden angestellt, um sie zu versorgen. Ab 1952 begann sie ihre Reihe von Stillleben. Sie malte im Laufe der folgenden zwei Jahre 13 Bilder dieses Genres.

Erst 1953 wurden ihre Werke erstmals in einer Einzelausstellung in ihrer Heimat gezeigt, eine Anerkennung, die sie sich schon lange gewünscht hatte. Da sie zu dieser Zeit bereits schwer krank war, ließ sie sich im Bett zur Eröffnung tragen. Wenig später wurde ihr rechter Fuß amputiert.

Die Malerin starb am 13. Juli 1954 an einer Lungenembolie. Einige Freunde von Frida Kahlo schlossen auch einen Selbstmord nicht aus, da schon früher Gerüchte von einer versuchten Selbsttötung der Malerin kursiert hatten und auch Hinweise in ihrem Tagebuch zu finden sind. Diego Rivera lehnte eine Obduktion der Leiche ab.

Frida Kahlo ist die mit Abstand bekannteste Malerin Mexikos, wenn nicht sogar Lateinamerikas. Ihre Bilder wurden von der mexikanischen Regierung offiziell zum "nationalen Kulturgut“ erklärt. Ihr Ganzkörper-Selbstbildnis Roots erzielte im Mai 2006 einen Versteigerungserlös von 5,6 Millionen US-Dollar und gilt damit als das bislang teuerste Bild eines lateinamerikanischen Künstlers.

Zu ihrem Mythos hat ihr bewegtes Leben beigetragen: ihre Krankheit, ihre Leiden, ihre Ehe mit Diego Rivera, dessen Untreue und ihre Affären. Hinzu kommen ihr revolutionärer Eifer und ein leidenschaftlicher Nationalismus. Sie hat sich bevorzugt traditionell gekleidet, ihre Frisur nach Art der einheimischen Frauen hochgesteckt und deren selbstgemachten Schmuck getragen. Damit hat sie ihre indigenen Wurzeln bewusst öffentlich betont, was in der mexikanischen Gesellschaft bis in die Gegenwart eher ungewöhnlich ist. Eine indigene Abstammung wird zumeist als unvorteilhaft empfunden.

Es ist schwierig, hier eine Unterscheidung zwischen der Wirkung ihrer Person und der ihrer Kunst vorzunehmen, da die Grenzen ohnehin verschwommen sind und im Fall Kahlos von Anfang an kaum existiert haben.