02.06.2010: Basílica de Guadalupe

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Mit der U-Bahn ging es heute ganz in den Norden der Stadt. In dem nördlichen Vorort Villa de Guadalupe steht auf dem Berg Tepeyac die „Basilika der Jungfrau von Guadalupe Hidalgo“ (Basilica de Nuestra Señora Guadalupe). Sie ist das wichtigste Heiligtum Mexikos und eines der bedeutendsten Marienheiligtümer der Welt und mit 20 Millionen jährlichen Pilgern größter Wallfahrtsort der Welt.

Der Legende nach sah der getaufte Aztek Juan Diego am 9. Dezember 1531 auf dem Berg Tepeyac eine Erscheinung der Jungfrau Maria. Diese erschien ihm als indigene Frau und gab ihm in seiner Sprache den Auftrag, auf dem Berg ihr zu Ehren eine Kapelle zu errichten. Der Bischof glaubte ihm nicht. Der Hügel, auf dem Maria dem Juan Diego erschienen ist, war auch der Hügel, wo du Azteken zuvor Tonantzin verehrt haben, die mütterliche Göttin des Getreides. Der Bischof dachte, Juan Diego beabsichtige, unter dem Mantel des Christentums die alten Kulte weiterzupflegen und zeigte sich skeptisch. Aber bei einer weiteren Erscheinung an selber Stelle drei Tage später erhielt Juan Diego den Auftrag, an einer bestimmten Stelle am Berg Rosen zu pflücken und dem Bischof als Beweis zu bringen. Er fand die verheißenen, trotz des Schnees blühenden Rosen und nahm sie in seinen Mantel. Als er sie vor dem Bischof ausschüttete, zeichnete sich, dort wo die Blumen waren, in seinem Mantel das Bild der Jungfrau Maria ab. Der Bischof erkannte darin das Bild der "Jungfrau von Guadalupe", welches in Spanien verehrt wird. Er gab die Erlaubnis zum Bau der Kapelle und gewährte Juan Diego nahe dieser bis zum seinem Lebensende als Eremit zu wohnen.

Für die Missionierung Lateinamerikas war die Marienerscheinung "Unsere Liebe Frau von Guadalupe" wohl das bedeutendste Ereignis: Die zuvor als fremd empfundene Religion wurde von den Einheimischen schneller angenommen, da, nach katholischem Glauben, die Gottesmutter in ihrer Erscheinung als indigene Frau gezeigt hat, dass Jesus nicht nur für die Europäer in die Welt gekommen ist.

Ab 1695 wurde an der Stelle der Marienerscheinung eine große Basilika erbaut. 1745 erkannte der Vatikan das Wunder an. Kritische Stimmen bezweifeln seit langem die Existenz von Juan Diego und nennen ihn eine Erfindung von Bischof Zumárraga, der damit die Zerstörung des Azteken-Tempels der "Tonantzin" und den Bau der Kirche im Zuge der Christianisierung legitimieren wollte. Doch bis heute sind Juan Diego und die Jungfrau von Guadalupe von höchster Bedeutung für die Katholiken in Lateinamerika, Guadalupe ist mit rund 20 Millionen Pilgern jährlich der meistbesuchte römisch-katholische Wallfahrtsort der Welt.

Da der Untergrund absank, musste die Basilika für Besucher und Pilger gesperrt werden. Die neue Basilika, entworfen vom mexikanischen Architekt Pedro Ramírez Vázquez, welche 1974 geweiht und 1975 eröffnet wurde, ist von ihrer Größe und ihrer offenen Architektur sehr beeindruckend. Sie hat 10.000 Sitzplätze und kann insgesamt bis zu 40.000 Besuchern Platz bieten. Sie ist somit eine der größten Kirchen weltweit.

Als wir dort ankamen lief gerade ein Gottesdienst. Mehrere Tausend Gläubiger waren anwesend. So konnten wir leider nicht dicht an den Mantel von Juan Diego heran. Damit es vor diesem nicht zu langen Staus und Menschenaufläufen kommt, gibt es ein Fließband, wie auf dem Flughafen. Soweit uns bekannt ist, ist dieses das einzige Fließband in einer Kirche auf der Welt.

Die Erläuterungen zum heiligen Mantel sind sehr interessant.



Die Bekehrungswelle, die nach dem Erscheinen des Bildes einsetzte, wird verständlich, weil das Bild den Indianern bekannte Motive aufnahm:

- Maria erscheint umgeben von Sonnenstrahlen, aber die Sonne selbst verschwindet hinter ihr. Das sagte den Indios, die die Sonne anbeteten: Maria ist mächtiger als ihr Sonnengott.

- Maria steht auf einer erloschenen Mondsichel: Die Mondsichel war das Bildzeichen für Quetzalcoatl, den gefürchteten Schlangengott, den man mit Menschenopfern beschwichtigte. Dieses Zeichen sagte, dass Quetzalcoatl nicht mehr länger zu fürchten ist.

- Das Obergewand der schönen Dame ist grünlich-blau, trägt also die Farbe, die den Fürsten vorbehalten war. Und es ist geschmückt mit 48 goldenen Sternen, das bedeutet: die Frau ist mächtiger als die vielen Sterne, die die Indios als Götter verehrten.

- Auf ihrer rosa Tunika zeichnen sich Arabesken ab, die für die Azteken das Paradies darstellten. Darunter fällt ein besonderes Zeichen auf: unmittelbar unter den Enden des Gürtelbandes befindet sich die Sonnenblume, ein wichtiges Zeichen aztekischer Mythologie.

- Vier blätterartige Rundungen, die durch einen fünften Kreis zusammengehalten werden, bedeuten den Kontaktpunkt zwischen Himmel und Erde und zugleich das Herz, das alle widerstrebenden Kräfte vereint und belebt.

Juan Diego wurde 1990 beim Besuch von Papst Johannes Paul II. in Mexiko selig und 2002 beim erneuten Papstbesuch in Mexiko als erster Ureinwohner Lateinamerikas heilig gesprochen.

Von der neuen Basilica waren wir nicht sonderlich beeindruckt. Hässlich, das Monstrum! Auf dem Gelände kann man aber auch seit einiger Zeit wieder in die alte Basilica rein. Draußen und drinnen sieht man überall Stützbalken, die den Einsturz verhindern sollen. In der Parroquia de Indios hat man jetzt bei Ausgrabungen den möglichen Begegnungsort von Juan Diego und Maria entdeckt. Durch das Absperrungsgitter werfen die Pilgerer Geld in die Ausgrabungsgrube.

Gleich um die Ecke befindet sich die Capilla del Pocito - eine Kapelle mit einer wunderschönen blauen Decke. Am Opferbrunnen vorbei geht es dann durch die wunderschöne Gartenanlage ganz hoch auf den Hügel zur Capilla del Cerrito. Von hier aus hat man an klaren Tagen auch einen sehr schönen Blick auf Mexico City.

Zu erwähnen ist noch, dass Kirsten auf ihrer eigenen Mission hier unterwegs war. Von ihrem kleinen Stativ fiel ein Bein ab. Ehe sie es bemerkte (auf 2 Beinen steht das Ding leider nicht!), waren wir schon halb rum um das Gelände. Nun hieß es suchen, suchen, suchen. Ob es nun die Fügung von Guadalupe oder purer Zufall war ... Kirsten jedenfalls fand das Bein wieder. Hallelujah!

Ausgepowert stiegen wir gegen 16 Uhr wieder in die Metro. 4 Millionen Menschen fahren täglich damit. Jede Fahrt kostet 3 Pesos (umgerechnet 20 Cent). Um den Straßenverkehr zu entlasten, wurde am 5. September 1969 der erste Streckenabschnitt der U-Bahn in Betrieb genommen. Die Metro verkehrt heute auf elf Linien und einem Gesamtnetz von 201,7 Kilometern und wurde einst zu einem der größten und leistungsfähigsten U-Bahnsysteme der Welt entwickelt. Einzigartig ist das System der Zuordnung von aussagekräftigen farbigen Symbolbildern zu jeder der 175 U-Bahn-Stationen, das der hohen Rate an Analphabetismus in Mexiko-Stadt Rechnung trägt.

Zu Hauptverkehrszeiten wird es eng in den Bahnen. Fahrende Händler bieten CDs, Essen, Spielzeug, Kosmetikartikel usw. für 5-10 Pesos an. Viele davon sind behindert und leben an der untersten Einkommensgrenze. Wir haben etwas Spielzeug für Kirstens Neffen und Nichten gekauft.


Fahrt mit der Metro