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Annette musste heute morgen zum Zahnarzt und hat uns auf dem Weg am Chapultepec-Park abgesetzt. Wir haben uns die antike Wasseranlage angeschaut - nicht besonders spannend. Man
hätte sich das schenken können.
Anschließend trafen wir uns mit Annette im Nationalmuseum für Anthropologie wieder. Das Museo Nacional de Antropología ist ein Museum, in dem die präkolumbische
Vergangenheit und die lebende indianische Kultur Mexikos ausgestellt werden. Es befindet sich ebenfalls im Chapultepec-Park und zählt zu den bedeutendsten
archäologischen Sammlungen weltweit. Das 1964 eröffnete Gebäude entwarfen die Architekten Pedro Ramírez Vázquez und Jorge Campuzano. Die Ausstellungshallen sind
rings um einen Innenhof angelegt, der zur Hälfte von einem gewaltigen, rechteckigen "Regenschirm“ aus Leichtmetall überdacht wird. Eine einzige Betonsäule inmitten
eines künstlichen Wasserfalls bildet die Stütze des Daches. An unserem Tag lief leider kein Wasser und die Säule war von Ausstellungsbuden umringt. Nicht mal ein Foto wert!
Im Erdgeschoss und teils im Freien werden die indianischen Kulturen und Epochen Mexikos durch eine archäologische Sammlung und architektonische Beispiele dargestellt. Vieles hatten
wir schon an den Originalstätten in der Yucatan oder in Oaxaca gesehen. Trotzdem war es sehr interessant die verschiedenen Kulturen so dicht beieinander zu sehen. Neu
für uns war das wohl bekannteste und wichtigste Ausstellungsstück - der Piedra del Sol.
Der Stein der Sonne oder Sonnenstein, oft irrtümlich aztekischer Kalender-Stein genannt, ist eine große monolithische Skulptur aus dem Bereich des alten Haupttempels
von Tenochtitlán (Mexiko-Stadt).
Die Skulptur aus Basalt misst ungefähr 3,6 Meter im Durchmesser und ist 1,22 Meter dick. Das Gewicht beträgt 24 Tonnen. Der Stein wurde bei Planierungsarbeiten am
17. Dezember 1790 auf dem Platz südlich der Kathedrale entdeckt und auf Anordnung des Vizekönigs am Fuß des Westturms der Kathedrale angebracht. Der Stein wurde,
wohl wegen seiner Position am Kirchturm, volkstümlich Reloj de Montezuma (Montezumas Uhr) genannt. Seit 1885 befindet er sich im Nationalmuseum für Anthropologie
und Geschichte und nimmt in dessen Neubau im Chapultepec-Park in Mexiko die zentrale Position des Azteken-Saales ein.
Seit der Wiederauffindung wird über die Funktion des Steins gestritten. Wenn der Stein horizontal am oder im Umfeld des Templo Mayor befestigt gewesen ist, könnte
es sich um ein Cuauhxicalli gehandelt haben, auf dem Opfergaben niedergelegt wurden. Eine andere Interpretation sieht in dem Stein ein Temalacatl, auf dem der zu
Opfernde mit einem Seil angebunden war und sich nur mit Scheinwaffen gegen einen voll ausgerüsteten Krieger verteidigen durfte.
Der Stein beweist, dass die Azteken etwas von Astronomie und Mathematik verstanden. Die Steinskulptur zeigt einen Aufbau in konzentrischen Ringen um das zentrale,
schon in alter Zeit absichtlich verstümmelte Gesicht des Sonnengottes Tonatiuh. Aus dem Gesicht ist weit nach unten die Zunge herausgestreckt, die Form und Dekor
eines Opfermessers hat. Zu beiden Seiten des Mundes sind große Scheiben eines Ohrschmuckes zu sehen. Das Gesicht ist eingefügt in das Zentrum des aus vier Ästen
bestehenden Tageszeichen olin (Bewegung). Diese repräsentieren wohl die vier ehemaligen Welten, die zerstört wurden von wilden Tieren, von Wind, von Feuer und von Fluten.
Die Azteken glaubten in der fünften und letzten Welt zu leben.
Von innen nach außen zeigt der erste Kreis 20 Quadrate. Diese bedeuten die 20 Tage eines Azteken Monats. Ein Jahr bestand aus 18 Monaten. 18 x 20 Tage ergibt 360 Tage.
Die fehlenden fünf Tage sind als Punkte dargestellt und waren Opfertage.
Im nächsten Ring befinden sich Quadrate mit jeweils 5 Punkten. Man vermutet, dass hiermit 5-Tage Wochen dargestellt sind.
Die acht Pfeile im darauffolgende Kreis stellen die Sonnenstrahlen in den acht Himmelsrichtungen dar.
Den äußeren Kreis bilden zwei Schlangen. In ihren Schwanzenden ist das Datum 13 Acatl eingraviert. Es korrespondiert mit dem Jahr 1479, das Jahr indem der Stein
nach 52 Jahren Arbeit fertig gestellt wurde.
Der Azteken-Kalender ist 103 Jahre älter als der von uns heute verwendete Gregorianische Kalender.
Beeindruckend waren auch die Nachbauten der Grabkammern mit den Jademasken. Unter der Bezeichnung Federkrone Moctezumas (spanisch: Penacho de Moctezuma) wird ein kostbarer
Federkopfschmuck verstanden, dessen Original sich im Museum für Völkerkunde in Wien befindet. Es handelt sich vermutlich um den Kopfschmuck eines Priesters. Eine
Verbindung mit dem letzten aztekischen Herrscher Moctezuma Xocoyotzin ist höchst spekulativ.
Im Obergeschoss befinden sich die völkerkundlichen Säle. Hier sind die gegenwärtigen indianischen Völker Mexikos mit ihren traditionellen Trachten und Beispielen
ihrer Handwerks- und Baukunst ausgestellt. Da man für dieses Museum Tage benötigt, um alles im Detail zu sehen, schenkten wir uns das Obergeschoss und gingen
stattdessen in der Cafeteria Mittagessen.
Anschließend liefen wir zu Fuß zum Museum für Moderne Kunst. Hier hängt das berühmte Original von Frida Kahlos Las Dos Fridas. Es ist verboten dieses Bild außer
Landes zu schicken, insofern war es in Berlin nicht zu sehen.
Bei diesem Gemälde handelt es sich um eines der wenigen, die Frida Kahlo in einem großen Format schuf. Sie malte es 1939 für die große Surrealismus-Ausstellung, die 1940
in Mexiko stattfand. Das Bild kann als eine Verarbeitung der Trennung von Diego Rivera interpretiert werden. Bei der zur Linken sitzenden europäisch gekleideten
Frida handelt es sich demzufolge um die verstoßene, ungeliebte. Die rechte, in Tehuana-Tracht gekleidete hält ein Amulett mit einem Kinderbild Diego Riveras in der
Hand, von dem sich ein Blutstrom zu ihrem Herzen zieht, sich dort verzweigt und hinüberreicht zur anderen Frida. Das Herz der linken Frida ist in einer anatomischen
Innenansicht aufgeschnitten, die Blutgefäße zerteilt, und von einer weiteren Abzweigung der Ader tropft Blut in ihren weißen Schoß, das sie mit einer Klammer zu
stoppen versucht. Im Hintergrund türmen sich Gewitterwolken auf, die die Ruhe und Ausdruckslosigkeit auf den beiden Gesichtern wie bedroht wirken lassen. Der Eintrag
in Frida Kahlos Tagebuch, in dem sie die Vorstellung von der imaginären Freundin aus ihrer Kindheit festhält, ist überschrieben mit "Der Ursprung der zwei Fridas“,
liefert also aus ihrer Sicht die Erklärung für das, was sie in dem Bild dargestellt hat. In Die zwei Fridas zeigt sie sich als Begleitung und Freundin ihrer selbst.
Unglaublich beeindruckend dieses Bild!
Auch andere Kunstwerke in diesem Museum waren interessant. Kirsten konnte sich vor allem für die Reflektionen in einer Glaskunst begeistert. Das "Kopflos-Bild" von Helen
und Annette entstand in einer Stoff-Ellipse, die von Studenten gebaut wurde. Thema hier war die Umweltverschmutzung in Mexico City. Über eine halbe Stunde verharrten wir
dann vor einem Monitor. Es wurde die Videomitschnitte der Panamericana-Reise von Agnes Maret und Juan Miguel Gutierrez gezeigt. Sie waren 2008 mit einem Biodiesel-Fahrzeug unterwegs
und haben die 30.000km in 13 Monaten ohne Bezahlung von Diesel zurückgelegt. Irre, wie sie auch in den entlegensten Gebieten von Südamerika Treibstoff in Form von
verbratenen Speisefetten fanden. Alles durch eine ziemlich große Filteranlage gereinigt, die alleine einen Großteil ihres Fahrzeugraumes benötigte. Im und auf dem Fahrzeug
stapelten sich die ca. 40 Dieselkanister. Ganz ehrlich ... wir waren beeindruckt über das Umweltfreundliche Fahren, aber die Arbeit möchten wir uns nicht machen. Vor allem
hatten sie keinen Platz zum Leben und Schlafen in diesem Fahrzeug und mussten entsprechend häufig in einer Unterkunft übernachten, was auch wieder Geld kostet.
Museumsbesuchen machen uns immer unglaublich müde und wir freuten uns auf Zuhause. Annette wollte uns was Gutes tun und musste unbedingt noch einen Abstecher über die Innenstadt
machen. Dort war aufgrund von irgendwelchen Aktionen alles gesperrt und wir blieben prompt im dichten Verkehr stecken. Wir waren aber heilfroh, dass Annette in dieser riesigen Stadt mit dem Monsterverkehr
seit 40 Jahren unterwegs war. Ganz ehrlich, wir hätten hier täglich mindestens einen Unfall gebaut. Alleine schon deswegen, weil wir ständig gezögert hätten uns hier
im rasanten Tempo einzuordnen. Zufahren ist hier die Devise. Dann kann man auch ohne Probleme mal eben über 4 Spuren im dichtesten Verkehr die Seite wechseln, um rechtzeitig die
nächste Ausfahrt zu erwischen. Helen konnte gar nicht hingucken und saß grundsätzlich hinten!
Da wir zu müde zum Kochen waren, gab es heute Abend eine Pizza von Domino´s.