25.09.-01.10.2010: Durango - Silverton

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Unser nächstes Ziel war Silverton in Colorado. Von dieser alten Bergbaustadt und den umliegenden San Juan Mountains hatten wir schon viel positives gehört. Wir verbrachten auf dem Weg dahin eine Nacht bei Wal-Mart in Durango und dann ging es rauf auf einen der hohen Pässe, die nach Silverton führen.

Am Coal Bank Pass (10.600ft/3.230m hoch) parkten wir zwei Nächte lang auf dem Parkplatz für die Coal Bank Pass Wanderung, die wir natürlich auch gemacht haben. In der Höhe waren die Temperaturen im Vergleich zu Mexiko und Arizona natürlich viel angenehmer, aber die Höhenlage ließ uns ganz schön schnaufen. Unsere allererste Wanderung seit Wochen und unser Blut hatte noch nicht genügend rote Blutkörperchen, um den Sauerstoff besser zu transportieren. Langsam, aber stetig stiegen wir zum Engineer Mountain hoch - allerdings nur bis zum Fuß des Berges. Den steilen und sehr schmalen Aufstieg über Geröll zur Spitze des Berges haben wir dankend ausgelassen. Das sah uns zu gefährlich aus! Als wir Mittagspause machten, hörten wir auch das laute Donnern einer Steinlawine. Offensichtlich hatte jemand die losgetreten. Wir schauten erschreckt hoch, konnten aber weder die Steinlawine noch einen menschlichen Körper die steilen Felswände abstürzen sehen.

Vom Coal Bank Pass aus ging es zunächst wieder etwas runter bevor Winnie sich zum Molas Pass (10.900ft/3.325m hoch) hoch quälen musste. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf die Berge. Die Espen waren mitten im Farbwechsel und leuchteten Gelb in der Landschaft.

Unsere erste Anlaufstelle in Silverton war das Visitor Center. Das Wetter sollte die nächsten Tage schön sein. Die hiesigen Campingplätze waren uns mit 35$ aufwärts zu teuer, aber unweit von Silverton kann man kostenlos am South Mineral Creek auf BLM Land stehen.

Wir erlebten am frühen Nachmittag die Abfahrt des berühmten Dampflok-betriebenen Zuges mit. Seit über Hundert Jahren fahren diese Züge zwischen Durango und Silverton - eine echte Touristenattraktion. Uns waren aber die Kosten von 81$ pro Person zu hoch. Ohne Probleme konnten wir uns vor der Abfahrt aber den Zug von drinnen und draußen anschauen und das reichte uns auch schon.


Silverton-Durango Dampflok

Silverton ist eine alte Bergbaustadt und hat auch heute noch ihren Charme. Auf der Green Street (heute die Hauptstraße mit vielen Restaurants) haben vor Hundert Jahren die Reichen und gut bürgerlichen Bewohner der Stadt mit Familie gelebt. Einen Block weiter nach Osten liegt die Blair Street. Hier hat sich früher ein Bordell an das andere gereiht, um den Familienlosen Bergbaumännern ein wenig Freude zu bereiten.

Wir hatten Spaß durch den kleinen Ort zu bummeln. Das BLM Office war für die Saison bereits geschlossen und wir waren gerade dabei die Notizen an der Tür zu lesen, als uns Barry auf der anderen Seite der Tür zuwinkte. Wir hatten uns per Internet mit ihm verabredet, wussten aber nicht, dass er im BLM Office zu finden sei. Er hat in der Sommersaison hier und da mal ausgeholfen und nutzte das Büro für seine Computertätigkeiten.

Das ist das dritte Mal, dass wir uns mit Barry trafen. Das erste Mal war auf der Baja 2004, das zweite Mal in den Sawtooth Mountains in Idaho in 2007. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag.

Barry holte uns mit seinem Allradfahrzeug um 8 Uhr morgens beim BLM Campingplatz am South Mineral Creek ab und wir machten eine 160km lange Tour über die Berge auf der sogenannten Alpine Loop. Mit einem normalen Fahrzeug kann man diese fantastische Tour nicht machen. Zum Teil geht es bis fast 4000m hoch und die Schotterstraßen sind nichts für schwache Nerven. Durchgerüttelt und geschüttelt wird man ohne Ende und Kirsten, die vorne in der Mitte sitzen mussten, holte sich ein paar Blaue Flecke an der Wade, die ständig gegen den Schaltknüppel gedrückt wurde.


Gerüttelt und geschüttelt auf der Alpine Loop

Aber Indianer Herz kennt keinen Schmerz und dieser Tag war das "Leiden" wert. Es ging über viele schöne Pässe hinweg zur alten Bergbaustadt Animas Forks und weiter rüber nach Lake City. Die Berge der San Juan Mountains sind aus Vulkangestein und bilden zwei riesige Krater. Wir waren besonders begeistert von den Red Mountains mit den fantastischen Rot-Orange Streifen.

Die Tour dauerte mehrere Stunden und wir luden Barry anschließend zum Essen ein. Ein toller Tag mit vielen schönen Eindrücken, die wir ohne Barry nicht gesehen hätten.

Am nächsten Tag haben wir eine sehr steile Wanderung zum Ice Lake gemacht. Fast 800 Höhenmeter müssen vom Parkplatz bis zum Eis-blauen See bewältigt werden. Vorbei an einigen Wasserfällen und am Anfang noch in den schattigen Bäumen, läuft man gute 16km hin und zurück. Aber der Anblick dieses wunderschönen Blauen Sees lohnt sich. Wir sind sogar noch etwas weiter hoch zum Island Lake gelaufen. Laut Barry hätten wir von dort oben einen etwas anderen Weg zurück zum Parkplatz nehmen können, aber uns war dieser Abstieg zu steil und gefährlich.

Weiter unten trafen wir auf zwei Deutsche, die sich am späten Nachmittag noch auf den Weg nach oben machten. Aber im Leben hätten sie es nicht vor Sonnenuntergang bis nach ganz oben geschafft und wären vor allem nicht vor der Dunkelheit wieder unten am Auto gewesen. Die beiden drehten mit uns um und wir haben uns eine ganze Weile sehr nett unterhalten. Unten wartete Barry schon auf uns. Er wollte ein paar Tipps zu New Mexico haben und wir waren für den Abend verabredet. Kirsten hatte am Vorabend schon ein Chili Con Carne gekocht und das musste nur noch schnell warm gemacht werden.

Am nächsten Morgen ging es mit Barry dann noch einmal über den Ophir Pass rüber zu einigen Wasserfällen. Barry kommt seit Jahren nach Silverton und kennt alle geheimen Stellen. Wir waren begeistert von den Mystic Falls und hielten bei der Hin- und Rückfahrt über den schmalen und steilen Ophir Pass mal wieder die Luft an.


Mystic Falls und Ophir Pass

An unserem letzten Tag in Silverton sind wir mit Barry noch zu den Highland Mary Lakes gewandert. Erneut ging es ziemlich steil nach oben. Erst an einigen Wasserfällen vorbei, dann über der Baumgrenze zu den vielen Seen. Wir haben ein paar Rotschwanz-Falken und drei Weißkopfseeadler gesehen. Der Rückweg war dann für uns etwas beschwerlicher. Uns tat beiden das linke Knie weh. Kirsten hatte hinten Meniskus Probleme, Helen vorne. Wir werden alt!


Schwammiger Untergrund auf dem Weg zu den Highland Mary Lakes

Dieses Mal luden wir Barry zu einer Monster-Pizza ein und verabschiedeten uns von ihm. Das Wetter sollte am nächsten Tag schlechter werden und wir wollten aus den hohen Bergen raus und nach Utah rüber fahren. Barry fuhr südlich nach New Mexico, um sich die Bisti Wilderness Area anzuschauen.

Eigentlich wollten wir uns in Silverton mit Campern, die wir in Teacapan kennen gelernt haben, treffen. Ihnen gehörte ursprünglich ein Funnel Cake Restaurant, aber sie hatten es in der Zwischenzeit wohl verkauft. Man gab uns ihre Heimadresse, aber keiner war Zuhause. Wir hinterließen eine Nachricht und parkten für unsere letzte Nacht noch einmal am South Mineral Creek.

Helen schaffte es an diesem Abend erneut unseren Türgriff abzubrechen! Bloody Hell! Der besteht aus fest geschweißtem Stahl. Wie schafft die Frau das nur immer? Helen "Arnie Schwarzenegger"!

Zum Glück fanden wir am nächsten morgen jemanden, der uns die Teile für 10$ wieder zusammenschweißte.