05.-19.01.2011: Rincón de Guayabitos

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Wir verließen unser geliebtes Teacapan am 5. Januar und schafften es in zwei Tagen nach Rincón de Guayabitos, nur um zu erfahren, dass der Spezialist aus Guadalajara wegen eines Notfalles nicht kommen kann. Helens Zahnarzttermin wurde auf den darauf folgenden Mittwoch verschoben. Das ist mal wieder typisch Mexiko. Mañana, mañana! Und für uns in diesem Fall wirklich ärgerlich, denn wir hätten länger in Teacapan zu Helmuts Geburtstag bleiben können.

In Mexiko ist Anfang Januar immer noch Ferienzeit, aber auch hier in Rincón de Guayabitos merkte man die Auswirkungen des Drogenkrieges. Die Hotels waren halb leer und es war nachts richtig ruhig hier im Gegensatz zum letzten Jahr. Da plärrte es aus allen Röhren bis spät in die Nacht.

Wir parkten mal wieder einen Block vom Strand entfernt vor einem Campingplatz. Letztes Jahr war dieser aufgrund eines Besitzerstreites noch geschlossen. Seit ein paar Wochen ist er aber wieder auf Initiative damaliger Dauercamper geöffnet. Das erzählte uns Ursula aus Sylt, die hier seit Jahren mit ihrem Mann steht. Wir hatten noch nicht eingeparkt, da sprach sie uns gleich an. Unsere Deutschen Nummernschilder fallen eben doch auf. 5 Minuten später lief Lyle an uns vorbei. Er war auf dem Weg zu Ursula für ein Happy Hour Bier. Wie klein die Welt mal wieder ist!

Wir verbrachten insgesamt 14 Tage in La Penita/Rincón de Guayabitos. Helen hatte insgesamt drei Zahnarzttermine. Ihr wurde beim ersten das Zahnfleisch runter geschnitten, damit mehr Zahn zum Aufsetzen einer späteren Krone zur Verfügung stand. Eine Woche lang pochte es leicht am Zahn und wir mussten warten, bis sich die Wunde schloss und der Faden gezogen werden konnten. Helen konnte natürlich nicht richtig beißen und musste Tabletten gegen Infektionen und die Schmerzen nehmen.

Direkt nach der Operation erfuhr sie, dass sie erst am nächsten morgen wieder etwas heißes essen und trinken durfte. Well ... Madame was not amused. Keine Tasse Tee? No way! 4 Stunden nach der Operation kochte Kirsten ihr einen halben Becher. Wir ließen ihn etwas abkühlen und Madame schlürfte dann vorsichtig den Tee. Das ging so gut, dass prompt eine volle Tasse und dann kurz danach gleich die nächste folgte. Da Helen auf der einen Seite nicht kauen konnte, gab es eine Woche lang heiße Suppen und kalte Würstchen. Ohne Süßes kommt Helen auch nicht aus und so wurde die Schokolade einfach in ganz kleine Stücke geschnitten und langsam im Mund geschmolzen. Eigentlich aß Helen in der Woche mehr als sonst! Ist schon komisch ... wenn man nichts essen darf, dann hat man ständig Hunger und kann an nichts anderes denken. Gut, dass wie nie eine Diät machen!

Man könnte annehmen, dass Helen diejenige mit schlechter Laune war, aber dem war nicht so! Kirsten ging dieses Mal in La Penita/Rincón de Guayabitos alles auf die Nerven. Erst war kein Wellengang zum Boogieboarding (das Wasser war eh zu kalt), dann gab es den DVD Händler nicht mehr auf dem La Penita Markt, bei dem wir uns letztes Jahr noch mit neuen Filmen eingedeckt hatten. Zu laut war es auch! Im Gegensatz zum ruhigen Teacapan hört man hier ständig die lauten Motorbremsen der Lastwagen, die Gasautos fahren schon früh morgens mit ihrer lauten Erkennungsmusik vorbei, überall quasselten Franko-Kanadier usw. Wir konnten kaum schlafen. Und dann massakrierte sich Kirsten in der Dusche auch noch selbst. Sie wollte sich gerade die Beine rasieren und ihr lief Wasser in die Augen. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und ratschte sich die ganze Nase mit der Rasierklingenkappe (Gott, sei Dank nicht die Klinge selbst!) auf. Das Blut tropfte wie wahnsinnig und die Nase brannte wie Feuer. Eine Woche lang lief Kirsten mit der roten Schramme durch die Gegend und wunderte sich immer wieder über die Reaktion anderer. Die starrten Kirsten ins Gesicht und man konnte förmlich ihre Gedanken lesen. Von wem ist die denn attackiert worden? Da man sich selbst nicht sieht, vergisst man so eine Wunde im Gesicht sehr schnell. Zum Glück verheilte das Ganze ohne Narbe.

Winnie hatte auch so seine Probleme. Erst wurde er von zwei Mexikanern angepinkelt. Wir saßen mit dem Rücken zum Fenster und reagierten erst, als wir das Pissgeräusch hörten. Helen lief den beiden Männern hinterher und schimpfte die beiden auf Deutsch an. Auch wenn die kein Wort verstanden kam die Botschaft an.

Einen Tag später schmiss ein kleines Kind uns Steine aufs Dach. Null Respekt! Und das schon im Kindesalter!

Zu allem Überfluss mussten wir dann auch noch einen Platten feststellen. Mal wieder war es einer der Innenreifen hinten. Wie lange wir damit schon unterwegs waren, wussten wir nicht. Wir haben es nur durch Zufall bemerkt, als Kirsten bei einer Fahrt nach La Penita was von hinten holen musste und ein "Flapp, flapp, flapp"-Geräusch hörte. Ein 2cm langes und sehr spitzes Metallstück steckte fest im Mantel und der Mechaniker hatte echte Probleme es zu entfernen.

Der Reifen wurde geflickt und wir rotierten den heilen Außenreifen nach innen und den reparierten nach außen. Dabei musste das Verlängerungsventil gewechselt werden und wir vergaßen es mit einem Teflonband an den Schraubgelenken abzudichten. Folgedessen verloren wir über ein paar Tage wieder leicht Luft und mussten noch mal in die Werkstatt, um das Ventil abdichten zu lassen. Komischerweise war diese "Reparatur" teurer als das Flicken des Reifens. Mexiko Logik!

Apropos Mexiko Logik ... die Campingplatzkosten verdoppelten sich bei Deliah dieses Jahr fast. Von 150 Pesos auf 250 Pesos, obwohl dieses Jahr deutlich weniger Camper kamen. Wir fanden zum Glück einen ganz neuen Campingplatz in Los Ayalas. Das liegt direkt neben Rincón de Guayabitos. Beim San Francisco Campingplatz zahlten wir nur 185 Pesos (ca. 11,50 €) pro Nacht für einen Full-Hookup Platz. Dieser hatte nur 8 Stellplätze und war mit tollen Duschen, einem Swimmingpool, Waschmaschine und Trockner und ... ganz wichtig ... mit einen Ratten-schnellen Wifi ausgestattet. Kirsten nutzte die schnelle Verbindung zum Hochladen vieler Videos. Sie arbeite zur Zeit an einer Neuauflage unserer Südamerika Webseite 2002. Dieses Mal mit wesentlich mehr Fotos und allen Videos, die wir auf der 5-Monatigen Reise damals gemacht haben.

Am 19. Januar machten wir uns dann wieder nach Teacapan auf. Helen hat zwar am 7. Februar ihren nächsten Zahnarzttermin hier, aber wir hatten keine Lust die Zwischenzeit hier zu verbringen. In Teacapan ist es soooo viel schöner, ruhiger und Kirsten vermisste die Angeltouren mit Helmut und Agnes.

Wir verbrachten eine Nacht auf einer PEMEX Tankstelle nahe Tuxpan und schauten uns den Film "Die Bucht" auf DVD an. Die Bucht (engl. Originaltitel: The Cove) ist ein Oscar-prämierter Dokumentarfilm des Tierschutzaktivisten Richard O'Barry. Das Team von O'Barry und Regisseur Louie Psihoyos dokumentiert, wie im Jahr 2007 im japanischen Taiji Tausende von Delphinen (hauptsächlich Große Tümmler) in einer Bucht zusammengetrieben und getötet werden. In den 1960er Jahren war Ric O'Barry Delphintrainer der Fernsehserie Flipper. Ein einschneidendes Erlebnis für ihn war der Tag, als ein Delphin-Weibchen in seinen Armen starb. Seit 1970 kämpft er nun für den Schutz der Tiere. Im japanischen Küstenort Taiji werden jedes Jahr rund 23.000 Delphine in eine nicht einsehbare Bucht getrieben. Die schönsten Tiere werden separiert und anschließend an Delphinarien in aller Welt verkauft. Die restlichen Tiere werden abgeschlachtet. Der Film macht dieses Geschehen erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Bis zu 150.000 Euro zahlen Delphinarien und Vergnügungsparks in aller Welt für die Tiere aus Japan. Die boomende Delphinarium-Industrie bietet den finanziellen Anreiz, um die Treibjagd in Taiji in Gang zu halten. Weitere Informationen zum Film und zur Rettung der Delphine findet man unter www.opsociety.org.

Wir waren nach dem Film total deprimiert. Diese Dokumentation beweist einmal wieder, wie wir Menschen unseren einzigartigen Planeten kaputt machen. Geldgier ist da wie immer der motivierende Faktor. Wer diesen Film gesehen hat, der muss sich fragen, warum wir uns selbst vernichten. Delphinfleisch wird in Japan als Walfleisch verkauft. Delphine gehören zwar zur Gattung der Wale, aber es dürfte nur wenige Menschen geben, die diese intelligenten und Menschenfreundlichen Tiere tatsächlich essen würden, wenn sie wüssten, was sie da essen. Obendrein ist das Delphinfleisch aus Japan für den Menschen giftig. Die Quecksilberwerte liegen bei 2000ppm (Parts per milligram. Der gesetzlich zugelassene Wert liegt bei 0,4ppm!). Delphine stehen am Ende der Nahrungskette in unseren Weltmeeren. Aufgrund der schädlichen Einleitung der Industrie, steigen weltweit die Quecksilber und anderen Schwermetallwerte in unseren Meeren. Plankton nimmt die Schadstoffe auf und mit jeder höheren Nahrungsstufe verzehnfacht sich der Quecksilbergehalt im Blut der Meerestiere.

Japaner ernähren sich überwiegend von Fisch und haben in jedem Hafen der Welt einen Agenten zum Aufkauf des Fischfangs. Laut Film sorgt diese unglaubliche Überfischung dafür, dass wir vermutlich in 40-50 Jahren keinen einzigen Fisch in unseren Weltmeeren mehr finden. Wir haben dieses Problem auch schon in Teacapan bemerkt. Viele Fischer hier gehen mit Netzen raus, um Garnelen zu fangen. 95% im Netz sind Fische oder anderen Meeresbewohner, die nicht verwertet und tot ins Meer zurückgeworfen werden. Und am Ende kommen dann pro Fang vielleicht 3-5kg Garnelen dabei raus, die hier für ca. 7,50€ pro Kilo verkauft werden. Wo soll das noch hinführen?

Helmut, Agnes und Kirsten fangen zwar auch fast jeden dritten Tag Fisch, aber jeder einzelne wird gegessen. Die, die noch zu klein sind, schmeißen wir alle lebendig wieder rein.

Wir haben uns ernsthaft Gedanken darüber gemacht, ob wir nicht Vegetarier werden sollten. Aber auch das würde auf die Dauer für die Menschheit und unseren wunderbaren Planeten nicht funktionieren. Denn die Agrarflächen müssten sich um ein Vielfaches vergrößern, um uns 7 Milliarden Menschen zu ernähren und das wiederum sorgt für weitere Abholzung der Wälder, verstärkte Überdüngung der Felder und damit Verseuchung der Wasserwege und Meere. Wie man sich auch dreht und wendet, es bleibt eigentlich nur eine Lösung, um unseren Planeten zu retten und das dürfte die komplette Ausrottung des Menschen sein! Bevor wir alles zerstören!

Na, seit ihr auch schon alle deprimiert?