12.-16.05.2011: Oregon South Coast

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Unsere erste Station an der Oregonküste war Brookings, der südlichste Ort. Das Wetter war OK. Oregon hat es dieses Jahr besonders schlimm erwischt. Regen ohne Ende. Aber direkt an der Küste war es eigentlich ganz gut. Die Sonne blickte häufig durch die Wolken durch und beides sorgte fast jeden Abend für tolle Sonnenuntergänge.

Wir waren gleich begeistert von der Oregonküste. Der Oregon Trail, ein leider nicht ganz durchgehender Wanderpfad, führt direkt an der Küste entlang durch die vielen State Parks. Mal geht man durch den dichten Wald, oder direkt an den Klippen entlang. Weniger beliebt bei Helen waren die Strecken über den Sandstrand. Dennoch präsentiert sich die Küste hier als sehr vielfältig und spannend und keine 10km weiter folgt die nächste Attraktion.

Da wir nichts verpassen wollten, holten wir uns gleich im ersten Visitor Center die Meilen-bei-Meilen-Beschreibung, ein Heft mit allen Attraktionen und den genauen Meilenangaben am Highway 101. Sehr praktisch und informativ! Das Visitor Center in Brookings wird von einem älteren Ehepaar geleitet und da wir 5 Minuten vor Toresschluss erst dort ankamen, wurden wir noch schnell mit den besten Informationen versorgt. Anschließend haben die beiden uns noch mit ihrem Auto zu einem Viewpoint geleitet, auf dem wir nachts ohne Probleme kostenlos parken konnten - mit einem traumhaft schönen Blick auf die Küste!

Zum Sonnenuntergang sind wir noch zum Harris Beach State Park gefahren. Wie schon erwähnt, Strand ist nicht so Helens Ding. Die Flut kam auf und man musste schon auf die langen Wellen aufpassen, die sich unbemerkt den Strand hinauf schleichen. Helen passte nicht auf und prompt schwappte ihr eine Welle über die neuen Turnschuhe. Madame was not amused und brach nach nur 5 Minuten den Strandgang ab. Das fing ja gut an! Während Helen die Turnschuhe auf die Motorhaube zum Trocknen stellte und sich eine Tasse Tee kochte (was sonst?), machte Kirsten in aller Ruhe ihre ersten Küstenfotos. Der Wind war ziemlich kalt und man fängt schnell an zu frösteln hier. Gut, dass es zum Abendessen eine heiße Suppe gab.

Den nächsten Tag verbrachten wir im Samuel H. Boardman Scenic Corridor, einen 12 Meilen langen Küstenabschnitt mit vielen Viewpoints und interessanten Felsformationen. Hier führt der Oregon Trail direkt an der Küste entlang und Helen war richtig happy. Wir sind fast jeden Meter davon gelaufen, bei mehr oder weniger sonnigem Wetter. Mai ist einer der besten Monate an der Oregonküste. Die Küstenflora ist am blühen und alles ist von einem wunderschönen frischen Grün umgeben. Für uns eine richtige Wohltat, denn wir befinden uns fast das ganze Jahr über in Wüstenregionen und da ist eher alles in einer Bräunlichen Umgebung.

Abends wurde der schöne Tag mit einem tollen Sonnenuntergang am Myers Creek Viewpoint abgerundet. Hier entdeckten wir auch die ersten Seeanemonen und verbrachten eine ruhige Nacht auf dem dortigen Parkplatz, eingelullt vom stetigen Wellengang.

Am nächsten morgen waren wir in dichten Nebel gehüllt - ein typisch grauer Tag an der Küste. Kirsten nutzte das kostenlose und schnelle WiFi im Visitor Center von Gold Beach für ein paar Stunden. Am späten Nachtmittag haben wir die Küste für einen Ausflug entlang des Rogue Rivers verlassen, um den ältesten (ca. 400 Jahre) und größten Myrtle Tree zu besuchen. Die Heimat des Kalifornischen Lorbeer, auch Berglorbeer oder Kalifornischer Berglorbeer genannt, liegt im Küstengebiet der US-Bundesstaaten Oregon und Kalifornien.

Die Pflanze enthält ungesunde bis giftige Bestandteile; keine Pflanzenteile sollen als Nahrung genutzt werden. Nach anderen Quellen wird die Pflanze jedoch in der Küche verwendet. Die Blätter werden ähnlich Lorbeerblättern fürs Kochen verwendet; sie schmecken jedoch wesentlich intensiver als Lorbeerblätter und müssen deshalb sparsamer dosiert werden. Die Nüsse sind essbar, wenn sie geröstet werden.

Das Holz ist sehr hart; es wird zur Herstellung von Holzschüsseln, Holzlöffeln und anderen kleineren Gegenständen verwendet.

Leider hatte Winnie Probleme einen kurzen, eigentlich gar nicht mal so steilen Anstieg hoch zu kommen. Kirsten musste sogar aussteigen und anschieben, aber Winnie zog nicht und Helen musste rückwärts den Hang wieder runter rollen. Oh, oh, da stimmte was nicht. Wir stellten ihn unten auf einem Parkplatz am Fluss ab und liefen zu Fuß zum Myrtle Tree.

Helen entdeckte einen seltenen Rauhäutige Gelbbauchmolch auf dem Pfad. Er war oben Braun und hatte einen Orangefarbenen Bauch. Man konnte ihn in den Braunen Blättern am Boden kaum erkennen und Helen sah ihn nur, weil er sich ganz langsam bewegte. Auf dem Rückweg vom Myrtle Tree entdeckten wir noch zwei weitere direkt auf der Straße. Kirsten wollte sie erst hochheben, um sich die Unterseite mal genauer anzuschauen. Zum Glück tat sie das nicht, denn wir fanden im Internet einen Tag später folgenden Text:

"Der Rauhäutige Gelbbauchmolch zählt zur Familie der Echten Salamander. Ein besonderes Kennzeichen dieses Molches ist ein Schutzmechanismus gegen die natürlichen Feinde durch die Bildung eines starken Giftes, des Tetrodotoxins. Der Schutz durch die Bildung von Tetrodotoxinist im Tierreich weit verbreitet. Beispielsweise findet man diesen Schutzmechanismus u.a. bei Kugelfischen und Blaugeringelte Kraken. Durch die Produktion dieses Giftes zählt die Gattung Taricha zu den giftigsten Schwanzlurchen. Der Rauhäutige Gelbbauchmolch ist die wohl giftigste Art der Gattung. Bei TTX handelt es sich um ein Nervengift, welches in den Drüsen der Haut produziert wird und ein Abwehrstoff gegenüber Fressfeinden ist. Die Gewöhnliche Strumpfbandnatter ist der einzige potentielle Feind, der durch evolutionäre Anpassung eine Resistenz gegen dieses Gift entwickelt hat. Nach dem Fressen des Molches muss die Schlange für einige Stunden in ein Ruhestadium übergehen, damit ihr Immunsystem effizient arbeiten kann. Der Molch wiederum zeigt in Regionen, wo diese Schlange vorkommt, eine stark erhöhte Produktion des Giftes. Man kann von einem evolutionären Wettrennen (Koevolution) sprechen."

Der Rogue River ist auch ein Vogelparadies und wir entdeckten einen Weißkopfseeadler, einen Fischadler und eine ganze Horde von Geiern, die Aas in einem Baum fraßen - vermutlich einen toten Fisch des Weißkopfseeadlers.

Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichten wir an der Küste den Otter Point State Park. Die Sandsteinfelsen (es könnte auch Lehm sein) leuchteten hier in einem tiefen Gelb.

Es folgte ein echter Regentag. Aber auch den haben wir nutzen können. In Port Orford, dem einzigen ungeschützten Hafen an der Oregonküste, werden die Angelboote mit einem Kran aus dem Wasser gehoben. Von diesen sogenannten Dolly Docks gibt es nur sechs in der Welt, zwei davon in den USA. Wir hatten Glück, den der Dollymaster hatte heute ein wenig Zeit und wir konnten eine Runde mit ihm schnacken. Die Kräne arbeiten theoretisch 24 Stunden pro Tag lang. Allerdings müssen die Bootskapitäne das Rein- und Rausheben mindestens einen Tag im voraus anmelden. Gearbeitet wird in drei Schichten, in der Nacht kommt der Dollymaster aber nur auf Abruf. Verdienen tut er nicht viel. Die Arbeit ist nicht einfach. Bei hohem Wellengang oder bei Ebbe muss das Boot so weit wie möglich draußen an den Haken gehängt werden und dann muss der Dollymaster den Kran rumschwingen und das Boot an Land heben. Da kann es schon mal zu Berührungen mit der Kaimauer kommen. Der Beruf fordert eine geschickte Hand an den Kranhebeln und viel Konzentration. Wie das ganze vor Ort aussieht, zeigt das folgende Video:


Dolly Docks in Port Orford

Port Orford ist der Haupthafen an der Westküste für Fische, die lebend an den Verbraucher gebracht werden. Die Fische kommen direkt vom Boot in große Behälter und werden so zu den jeweiligen Fischmärkten transportiert. Besonders wertvoll ist der China Rockfish. Pro Pfund bekommen die Fischer 6$. Das ist fast doppelt so viel, wie für jeden anderen Fisch. Eine weitere Haupteinnahmequelle sind die 20-25cm großen Dungeness Krabben. Sie sind eine echte Delikatesse hier und werden zu Massen in runden Reusen gefangen.

Private Angler filetieren ihren Fang direkt am Hafen und wir konnten zuschauen (siehe Video). Wir waren von der Vielfalt an Fischarten begeistert. Zum ersten Mal in unserem Leben haben wir ein Blaues Fischfilet gesehen. Die Fische wurden von einer Mitarbeiterin der Oregon Fischaufsicht gewogen, vermessen und nach möglichen Umweltschäden begutachtet. Fischfang ist eine der Hauptindustrien hier und wird strengstens reguliert und beobachtet.

Anschließend sind wir mit sehr schnellen Schritten (Helen nannte es 'Bootcamp walking') die Trails auf dem Port Orford Heads State Park entlang gelaufen. Es war windig und feucht - einfach total ungemütlich. Viel zu sehen gab es eh nicht. Lediglich die Nellies Cove hatte historischen Wert. Von dieser geschützten Bucht wurden zwischen 1934 bis 1970 die ersten Rettungsboote an der Westküste gestartet, um gekenterte Seefahrer zu retten. Wir haben nur von oben ein Foto gemacht. Die über 500 Stufen nach unten haben wir uns nicht angetan.

Faul, wie wir heute mal waren, haben wir auch nicht gekocht, sondern sind in ein Fish & Chips Restaurant gegangen. Leider gab es keinen lokalen Fisch, sondern Seelachs aus Alaska. Trotzdem lecker und der Triple Berry Pie zum Nachtisch mit Vanilleeis war auch nicht zu verachten.

Abends schüttete es wieder in Strömen und Winnies Dach hielt den Wassermassen nicht Stand. Es leckte mal wieder auf Helens Bettseite. Wir stopften so gut es ging die Löcher mit alten Geschirrhandtüchern.

Zum Glück war es am nächsten Tag wieder trocken. Wir machten einen Spaziergang durch das New River Feuchtgebiet - ziemlich langweilig, da überhaupt keine Vögel zu sehen waren.

Der Küstenabschnitt bei Bandon hingegen ist super. Die Steilküste leuchtete im Gelben Stechginster, bei Ebbe findet man schöne Seeanemonen am Fuße der Felsen und in der geschützten Bucht am Coquille Point kann man ganz nah die Seehunde mit ihren Babys beobachten.

Seehunde sind sehr gute Schwimmer, die bis zu 200 m tief und 30 Minuten lang tauchen können. Für gewöhnlich dauert ein Tauchgang aber nur drei Minuten. Ausgewachsene Seehunde fressen ausschließlich Fische, und zwar Heringe, Sardinen, Dorsche, Lachse, Stinte und Plattfische. Jüngere Seehunde ernähren sich zu einem Großteil von anderen Meerestieren wie Krebstieren und Mollusken. Im Wasser sind Seehunde einzelgängerisch, auf Sandbänken kommen sie oft zu kleinen Gruppen zusammen. Sie sind jedoch keine sozialen Tiere und reagieren aggressiv auf Berührung durch Artgenossen; vor allem Männchen fügen sich gelegentlich gegenseitig blutige Wunden zu. Auf den Sandbänken findet man sie daher meistens gleichmäßig verteilt, mit eineinhalb Metern Mindestabstand zwischen zwei Tieren.

Von Juli bis Anfang September findet die Paarung im Wasser statt. Mehrere Männchen sammeln sich dabei um ein Weibchen und versuchen, auf ihren Rücken zu gelangen. Das Weibchen wehrt sich zunächst mit Bissen und Fluchtversuchen gegen die Paarung. Letztlich siegt eines der Männchen, indem es mit einem Biss in den Nacken das Weibchen ruhigstellt. Nach etwa drei Minuten ist der Paarungsakt beendet und beide Partner schwimmen ihrer Wege. Seehundmännchen sind weder monogam noch bewachen sie nach Art mancher anderer Robben einen Harem.

Die Tragzeit beträgt anschließend 11 Monate, wobei das embryonale Wachstum über die ersten zwei bis zweieinhalb Monate ausgesetzt wird. Die Wurfzeit liegt dadurch im folgenden Jahr erneut in den Monaten Juni und Juli. Es wird in der Regel nur ein Jungtier geboren, das bei der Geburt rund 10 kg schwer, 85 cm lang und voll schwimmfähig ist. Es wird ungefähr fünf Wochen gesäugt und dann allein gelassen.

Seehunde können 30 bis 35 Jahre alt werden. Dabei haben Weibchen in der Regel eine höhere Lebenserwartung als Männchen, die sich bei den Aggressionen gegen Geschlechtsgenossen mehr verausgaben und vielleicht deshalb selten älter als 25 Jahre alt werden.

Abgerundet wurde der Tag mit einem spektakulären Sonnenuntergang.