17.-28.10.2011: Northern Cascades - Boeing Tour - Leavenworth - John Day Fossil Beds NM, Painted Hills

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Wir verließen Kanada Mitte Oktober - langsam wurde es etwas zu kalt für uns. Da die Sonne wunderbar vom Himmel lachte, fuhren wir die große Schleife durch die North Cascades. Über Winthrop ging es rauf zum Washington Pass (5,477ft, 1825m hoch). Wir verpassten knapp den Sonnenuntergang und entschlossen uns da oben für den Sonnenaufgang zu übernachten. Es war bitter kalt. Nachts fielen die Temperaturen fast auf den Gefrierpunkt. Brrr ...

Am nächsten Tag folgten ein paar kleinere Wanderungen. Das Herbstlaub leuchtete in allen möglichen Gelb- und Rottönen. Wunderschön anzusehen! Über Mt. Vernon an der Westküsten ging es weiter in Richtung Seattle. In Mulkiteo befindet sich das berühmte Boeing Werk und wir nahmen an der 2-stündigen, geführten Werkstour teil (Kosten = 18$ pro Person, Video und Fotografieren ist verboten). Mit dem Bus ging es vom Visitor Center rüber zur Montagehalle. Dieses Gebäude ist nach Volumen das größte Gebäude der Welt. Um es zu umrunden, muss man schon 3,5km laufen. Hier passt ganz Disneyland (LA) oder 12 Mal das Empire State Building oder 5 Mal die Pyramiden von Gizeh rein. Einfach gigantisch groß! 19.000 Leute arbeiten in diesem Gebäude, 24 Stunden am Tag, 365 bzw. 366 Tage im Jahr. Auf unserer Tour konnten wir von der Besuchergalerie im oberen Teil des Gebäudes aber kaum Menschen sehen. Das Gebäude ist so groß, dass von oben die Arbeiter wie Liliputaner aussehen.

Im ersten Teil der Tour geht es in den Montagebereich der 747. Dieses Flugzeug wird komplett von Boeing hier in Seattle gebaut und die Produktion aller Teile und das anschließende Montieren bis zur fertig gespritzten Maschine dauert 4 Monate. 6 Millionen Teile müssen verarbeitet und montiert werden. 3 Millionen davon sind reine Bolzen, die die Außenhaut der Maschine zusammen halten. Kosten: $330 Millionen pro Jet plus $26 Millionen für Düsenantriebe, die von Rolls Royce oder General Electrics produziert werden.

Anschließend ging es in den Montagebereich der 737, das erfolgreichste Flugzeug von Boeing. Die vorbestellten Maschinen werden hier auf Hebebühnen montiert, die sich im Schneckentempo auf festgelegten Bahnen durch die Halle bewegen. Das Tempo ist so langsam, dass man die Bewegung mit dem bloßem Auge gar nicht wahrnehmen kann. Jedes Flugzeug durchläuft etwa 8 Montagestationen. Hier werden die einzelnen Außenhautabschnitte zusammengenietet, die komplette Bordelektronik eingebaut, Sitze und Kofferräume angeschraubt, Flügel montiert, Fahrgestelle moniert usw. Das folgende Video im Zeitraffer zeigt den Zusammenbau einer kompletten Maschine.


Bau eines Flugzeuges im Zeitraffer

Im Dritten Teil unserer Tour besuchten wir die Montagebereich der neuen 787, dem sogenannten Dream Liner. Keine 14 Tage vor unserer Tour wurde das erste Flugzeug dieser neuen Generation an eine Japanische Fluggesellschaft ausgeliefert. Boeing hat sich 2002 mit den führenden Fluggesellschaften in der Welt zusammengesetzt und das Konzept dieses Dream Liners vorgestellt. Statt einer Aluminiumhaut, die mit vielen Bolzen zusammengenietet werden muss, wird nun der überwiegende Teil des Flugzeuges mit einem Verbundmaterial hergestellt, das wesentlich leichter, aber auch härter ist, als die bis dato bekannten Materialien. Das Verbundmaterial hat extreme Vorteile. Enorme Kerosinersparnis, längere Haltbarkeit und weniger Verschleiß sind nur ein Teil der Erwägungen gewesen.

Da die Außenhaut aus gewobenen Verbundmaterial besteht, können bei der Montage der Einzelteile nun wesentlich weniger Nieten verwendet werden. 3 Millionen Bolzen weniger bedeutet eine schnellere Montage und weniger Arbeitsleistung. Die Teile der 787 werden nicht mehr in Seattle, sondern in der ganzen Welt produziert (USA, Japan, England und Italien) und kommen komplett fertig hier in Seattle an. Transportiert werden die größeren Teile, wie Tragflächen, Kabinensegmente in einer umgebauten 747, dem sogenannten Dream Lifter. Hier hat man auf die 747 einen weiteren Buckel angebaut, damit die großen Teile reinpassen. In Seattle wird die komplette Maschine dann in nur 3 Tagen zusammenmontiert! Wahnsinn!

Da fast kaum noch Metall verwendet wird, das rosten könnte, kann die Luftfeuchtigkeit in der 787 auf 35% statt der bisher üblichen 10% erhöht werden. Mit anderen Worten, wir Passagiere bekommen kein Nasenbluten wegen ausgetrockneter Schleimhäute und man muss auch nicht ständig trinken. Wer geht im Flugzeug schon gerne auf die enge Bordtoilette?

Außerdem kann der Luftdruck in der Kabine besser auf dem menschlichen Körper angepasst werden. In der Regel fliegen die Maschinen heute zwischen 11- und 12.000m hoch und bei regulären Metallflugzeugen herrscht ein Innendruck, der etwas einer Höhe von 2800m entspricht. In der 787 kann dieser Innendruck auf 2000m Höhenmeter herabgesenkt werden. Insbesondere für Babies wird dieses wesentlich mehr Komfort bringen. Da ihre Ohrkanäle noch nicht voll entwickelt sind, poppen ihre Ohren im Flieger und das Geschrei ist groß! Die 787 macht ein Ende damit und wir werden alle in der Zukunft ohne Kindergeschrei bei Langstreckenflügen schlafen können.

Interessant fanden wir auch, dass die Streichfarbe der Maschinen jetzt durch eine magnetische Anziehungskraft gehalten wird. Dabei bekommt die Farbe eine positive Spannung und der Flugzeugkörper eine negative (oder auch umgekehrt ... egal). Jedenfalls klebt die Farbe wie ein Magnet während des Fluges an der Außenhaut und kann nicht mehr abgehen.

Eine wirklich spannende Tour, die ihren Preis wert ist. Auch wir haben anschließend gesagt: "If it's not Boeing, I'm not going!".

Am nächsten Tag sind wir dann den südlichen Teil der Cascade Schleife gefahren und haben einen kurzen Stopp in Leavenworth eingelegt. Ein Ort, in dem die Häuser im Schweizer Stil gebaut wurden und wo man in jedem Restaurant eine Deutsche - oder vielmehr Bayrische - Speisekarte vorfindet. Es ist immer wieder lustig zu sehen, wie hier in den USA das Wort Frikadelle geschrieben wird. In Georgia haben die es Friccedelle geschrieben, in Leavenworth Frigadelle.

Weiter südlich sind wir dann noch zu den Painted Hills im John Day Fossil Beds NM gefahren. Diese bunten Tonhügel sehen von weitem aus, als wären sie mit Samt bedeckt.

Anschließend ging es direkt weiter bis nach Auburn, California. Hier mussten wir mal wieder einen Abgastest machen, den Winnie mit fliegenden Fahnen bestanden hat. Allerdings hörten wir in der Fahrerkabine ein Blubbergeräusch jedes Mal, wenn wir aufs Gaspedal traten. Das Problem hatten wir noch nie. Es stellte sich heraus, dass wir einen Liter Kühlwasser zu wenig im Kühler hatten und das Druckventil nicht richtig funktionierte, denn aus der Überlaufflasche wurde nichts in den Kühler zurückgeführt. Da die Flasche immer voll war, haben wir den Verlust im Kühler gar nicht bemerkt.

Seit Kanada haben wir richtig Meilen machen müssen, denn wir wollten bis Ende Oktober in Arizona sein. Hier hatten wir uns in Quartzsite mit Helmut und Agnes verabredet, damit wir dann anschließend gemeinsam auf die lange Reise nach Mittelamerika gehen können. Da wir in ständigen E-Mail Kontakt waren, wussten wir, dass die beiden inzwischen nach Parker ans Wasser gefahren waren, da in Quartzsite heftige Sandstürme herrschten.