18.-25.11.2011: Acapulco

Klicken Sie auf ein Bild, um es größer anzuzeigen.

Kurz vor Acapulco fuhren wir auf den Acapulco Trailer Park in Pie de la Cuesta. Die Managerin Rafaela gab uns nicht nur einen etwas besseren Preis für die Übernachtungen (200 Pesos pro Nacht, statt 250), sondern wusste auch sofort einen sehr guten Automechaniker für uns. Er hat schon das ein oder andere Mal an den Wohnmobilen auf dem Campingplatz gearbeitet und kennt sich sehr gut mit ausländischen Fahrzeugen aus. Hörte sich gut an und Kirsten telefonierte gleich mit Jesus. Der Name sollte doch schon versprechend sein, oder? Winnie brauchte ein Wunder! Da Jesus sehr sehr wenig Englisch konnte, versuchte sich Kirsten in ihrem besten Spanisch. Da wir Dank diverser Reparaturen in Mexiko die spanischen Wörter für sämtliche Autoteile bestens kennen, verstand Jesus sofort das Problem und kam noch am selben Nachmittag auf den Campingplatz zum Evaluieren des Schadens. Begleitet wurde er von einem Mexikanischen Freund, der aber seit Jahren in den USA lebt und für uns den Übersetzer machte, wenn es nötig war.

Die Diagnose war ein totaler Motorschaden. Sowohl Motorblock, als auch Zylinderkopf waren gewölbt und entsprechend verdampft das Kühlwasser in Massen in der Maschine. Das gleiche Problem hatten wir vor vier Jahren schon in Reno. Damals hatten wir nur den Zylinderkopf abschleifen lassen, da die Wölbung im Motorblock noch innerhalb der Toleranz lag und wir damals nicht 5000US$ ausgeben wollten - 3500US$ waren uns schon genug!

Aber der Motorblock hatte sich inzwischen stärker gewölbt, denn vor 6 Monaten hatten wir im Zylinderkopf ja erst neue Ventile machen lassen müssen und da wurde der Kopf plan geschliffen. Offensichtlich reichte das nicht und die vielen Tausende von Kilometern, die wir in den letzten Wochen gefahren haben, trugen zu diesem Monstergau bei.

Aber gut, dass uns das hier passiert ist, denn Jesus gab uns einen Reparaturpreis von knapp unter 1000US$ für eine komplette Motorüberholung. In Europa hätten wir dafür locker 6000 Euro bezahlt, in den USA mindestens das 5-fache. Glück im Unglück, sagt man da wohl.

Da es zu gefährlich für uns war, die Reparatur in Jesus' Garage in Acapulco durchführen zu lassen, schlug er vor, den Motor auf dem Campingplatz auszubauen. Dann können wir immerhin in dieser tollen Anlage weiter im Winnie schlafen und müssen nicht in ein teures Hotel. Super! Das hatten wir auch noch nie: eine solche Reparatur auf einem Campingplatz!

Jesus kam am nächsten Tag (Samstag) mit einem seiner Mechaniker vorbei und baute den Motor in 5 Stunden aus. Alle Motorteile wurden in seinen PKW verladen, alle anderen Teile wurden in Winnies Fahrerkabine verstaut. Jesus wollte am Sonntag den Motor in seiner Werkstatt in alle Einzelteile zerlegen, dann kommen am Montag Zylinderkopf und Motorblock zum Fachmann, Dienstag baut Jesus alle Teile des Motors wieder zusammen, Mittwoch wird der Motor wieder auf dem Campingplatz in Winnie eingesetzt. Da soll noch mal jemand sagen "in Mexiko ist alle Mañana, Mañana, Mañana ... und nichts passiert!" Letztes Mal haben wir in Reno einen Monat in der Werkstatt gestanden. Wir konnten den Preis und den Zeitablauf kaum glauben, aber Jesus machte auf uns einen super Eindruck.

Da vor Mittwoch also für uns nicht weiter etwas passierte, nutzen wir die Zeit, um unsere Fotos, Videos, Webseite etc. zu bearbeiten und uns einen Tag lang die Attraktionen von Acapulco anzuschauen.

Beim Wort Acapulco kommt einem gleich das Wort "Felsenspringer" in den Kopf. Dies ist eines der Top-Ten Attraktionen in Mexiko und weltweit bekannt. Wenn man schon mal hier ist, kann man das nicht auslassen!

Und so sind wir vier am Montag morgen in den Bus gestiegen und zur Altstadt gefahren. Busfahren in Mexiko ist immer wieder ein Erlebnis! Jeder Bus sieht hier anders aus und scheint einem Motto gewidmet zu sein. Bunt, interessant und vor allem laut geht es zu, denn die Mucke in einer höllischen Lautstärke darf hier auf keiner Busfahrt fehlen. Aber billig ist dieses "Vergnügen" allemal! Mal zahlt einfach beim Einsteigen 5 Pesos (ca. 40 US Cent), egal wie lang die Strecke ist. Unsere erste Bustour dauerte etwas 45 Minuten und wir mussten am Anfang stehen, da alle Sitze besetzt waren. Gutes Festhalten war angesagt, denn Mexikaner haben alle einen rasanten Fahrstil.

Die Altstadt von Acapulco besteht aus eine schattigen Zócalo, dem zentralen Platz, einer Kirche, die von Papst Johannes Paul II besucht wurde, mehreren Fußgängerzonen und einer schön angelegten Promenade direkt am Wasser mit super Blick auf den Rest von Acapulco. Wir hatten noch Zeit bis die Felsenspringer um 13 Uhr in Aktion traten und genossen den Bummel in der Altstadt. Die Weiß-Blauen-VW-Käfer-Taxen fanden wir super und die Stadt macht aufgrund der vielen Feger einen wirklich sauberen Eindruck. Man hatte uns im Vorfeld vor den Gefährlichkeiten in dieser Stadt gewarnt, aber wir fanden es sehr entspannend und freundlich und niemand drängte sich unangenehm uns auf.

Zu den Felsenspringer muss man ca. 10 Minuten vom Zócalo aus bergauf laufen. Wir waren alle überrascht, wie klein der Felsen von oben aussah. Kam einen gar nicht wie 35m hoch vor. Die enge Spalte, in die die Springer eintauchen, sah allerdings gefährlich aus. Der Eintritt liegt bei 40 Pesos pro Person - etwa 2 Euro. An diesem Montag waren wenig Touristen um 13 Uhr da, man konnte sich also in aller Ruhe seinen Platz zum Fotografieren aussuchen. Helmut blieb ganz oben, wir Damen liefen zur unteren Plattform runter.

Blick von der unteren Plattform - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Dafür war ein ausländisches Kamera-Team anwesend und wahrscheinlich deswegen sprangen insgesamt 9 statt der angegebenen 5 Springer. Gar nicht so einfach die auf die Linse zu bannen. Helen machte Video und wir drei anderen Fotos. Bevor es aber losgehen konnte, musste erst einmal der angetriebene Dreck aus der Eintauchzone entfernt werden. Knallen die Springer aus 25 bzw. 35m auf ein kleines Holzstück, dann gibt es schwere Verletzungen. Vor dem Sprung betet jeder Springer. Auch eine gute Idee! Man muss allerdings sagen, dass diese Jungs von klein auf an das Springen lernen und Vollprofis sind. Abends springen sie im Dunkeln sogar mit Fackeln runter.

Wie das tagsüber aussieht, zeigt das folgende Video:


Die berühmten Felsenspringer in Aktion

Nach 30 Minuten war das Schauspiel vorbei. Das Kamera-Team machte noch ein paar Aufnahmen aus Sicht der Springer. Der Kameramann wurde dabei vorsichtshalber von seinem Kollegen am Hosenbund festgehalten!

Den Rest der Stadt erkundigten wir anschließen mit zwei Busfahrten - die erste zum Coleta Beach raus und die zweite dann entlang der Hotelburgen zum südlichen Ende der Stadt. Eine billige und bequeme Art Sightseeing zu machen, allerdings haben unser Ohren wegen der lauten Mucke doch schon sehr gelitten. Man merkte, dass wir Stadtlärm nicht mehr gewohnt sind. Wir waren gegen 19.30 Uhr wieder beim Campingplatz in Pie de la Cuesta. Ein langer Tag!

Am nächsten Morgen bewaffneten wir uns mit alten Zahnbürsten und reinigten so gut es ging den leeren Motorraum. Öl von diversen Lecks, die wir über die Jahre hatten, Staub und Schmutz ... wenn nicht jetzt, wann dann haben wir uns gesagt. Eine echt Schweißtreibende Arbeit in dieser Hitze. Kirsten holte den Regenschirm raus, um uns etwas Schatten zu spenden.

Am Mittwoch bebte die Erde. Winnie stand vorne aufgebockt und wir dachten zunächst, dass jemand an der Motorhaube oder so ruckelte. Aber niemand war zu sehen. Helmut verspürte die gleiche Vibration und wir kamen darauf, dass wir gerade ein kleines Erdbeben miterlebt hatten. Da kommen einem gleich die Gedanken einer Monster-Tsunami. Wir standen ja direkt am Strand und die Wellen sind hier eh schon sehr hoch. Wir brauchten uns aber über eine eventuelle Evakuierungsroute gar keine Gedanken machen, da Winnie ohne Motor eh nicht von der Stelle kommt. Wir hatten an selben Tag noch ein weiteres etwas schwächeres Beben, aber eine Tsunami kam zum Glück nicht. Da hätte auch Jesus nicht helfen können!

Sonnenuntergang auf dem Acapulco Trailer Park - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Sonnenuntergang auf dem Acapulco Trailer Park - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Wie versprochen kamen Jesus und Silvino um 17.50 Uhr mit dem komplett zusammengebauten Motor. Mit einer Winde wurde der aus dem PKW gehoben und in Winnies Motorraum eingesetzt. Nur mit Mühe passte er wieder auf das Getriebe. So ein Motor wiegt gute 150kg! Mehr wurde an diesem Tag auch nicht mehr gemacht, da es bereits dunkel war.

Silvino kam am nächsten Morgen kurz vor 9 Uhr und fing mit dem exakten Einpassen des Motors ans Getriebe an. Da er alleine war, half Helmut, wo es ging. Eine unglaublich Schweißtreibende Arbeit für beide. Jesus kam mit einem anderen Mechaniker um 11 Uhr und dann wurde alles wieder komplett zusammengebaut und eingestellt. Gegen 15 Uhr war es dann soweit. Der Motor sollte zum ersten Mal gestartet werden. Jesus' Mechaniker klemmte sich mit seinem dicken Bauch hinter das Steuer und drehte den Zündschlüssel. Klack! Klack! Klack! Der Motor wollte nicht starten. Konnte er auch nicht, denn besagter Mechaniker hatte versucht ihn Im D-Gang statt im Parking zu starten und das geht eben nicht. Wir haben das Problem sofort erkannt - ist uns ja auch schon das ein oder andere Mal passiert. War dem Mechaniker etwas peinlich, als wir ihn auf den Fehler hinwiesen ...

Also nochmal starten. Winnie sprang an ... Oh, Gott ... klingt ja fürchterlich! Aber es dauert eben eine Weile, bis alle Flüssigkeiten sich verteilt haben und die Kolben geschmiert sind. Nach einer Weile hörte sich das schon richtig gut an und wir waren happy! Aber wie immer, gibt es ein kleines Problem, dass am Ende viel Zeit kostet. Offensichtlich hatten sie die vordere Motordichtung beim Einsetzen verkanntet, denn es leckte heftig Öl. Nun musste der Kühler (den wir übrigens bei der Gelegenheit gleich mal Entsäuren und verstärken ließen), der Lüfter und was sonst so noch alles vorne am Motor dran hing, wieder ausmontiert werden, damit eine neue Dichtung eingesetzt werden konnte. Das Ganze dauerte noch einmal zwei Stunden und erneut war es dunkel geworden. Jesus versprach am nächsten Morgen um 9 Uhr zu kommen, um mit uns eine Probefahrt zu machen.

Auf dieser ging nach nur wenigen Metern das Warnlicht für die Maschine im Armaturenbrett an. Was war nun los? Außerdem hörte sich Winnie auf der Straße wie ein Trecker an. Nachdem Jesus dem Stecker für die Emissionselektronik ausgesteckt hatte, blieb das Warnlicht aus. Mit anderen Worten, Jesus hatte das Problem lokalisiert. Wir brauchen eine neue Dichtung zwischen Krümmer und Auspuffrohr. Dazu mussten wir nach Acapulco zu einem Auspuffspezialisten fahren. Der hatte aber keine passende Dichtung, bis Jesus einfiel, dass er ja noch Teile von unserem Motoren-Kit hinten in seinem Kofferraum hatte und da war tatsächlich die richtige Dichtung dabei. Man hatte allerdings Probleme mit einer vergniedelten Schraube und konnte das Auspuffrohr nicht richtig wieder an den Krümmer ziehen. Da wirken ja enorme Kräfte und vor allem extreme Hitze. Aber irgendwie fanden die Jungs eine einigermaßen passende Schraube und beseitigten das Problem. Die neue Dichtung zwischen Krümmer und Motorblock war auch nicht ganz dicht und so wurde zusätzlich unsere alte noch mit eingesetzt - eine Doppeldichtung! Improvisiert das Ganze aber am Ende war dann alles dicht. Winnie schnurrte vor sich hin und wir konnten endlich am Nachmittag Acapulco verlassen.

Hier das Video mit den Reparaturen:


Winnies Motorreparatur auf dem Campingplatz

Keine 10km weit waren wir gekommen, da bekam Helen Lenkprobleme. Das Lenkrad blockierte für eine Sekunde. Zum Glück waren wir gerade ganz langsam in einem Dorf unterwegs und nicht mit 80km/h in einer Steilkurve! Nach mehrerem Hin- und Herdrehen des Lenkrades schien das Problem gelöst zu sein. Wir mussten allerdings abends feststellen, das Jesus ein Erdungskabel nicht an die Lichtmaschine befestigt hatte und das Kabel hatte sich um die Lenkstange gewickelt. Anhand von Fotos, die wir vor der Reparatur vom Motor gemacht haben, konnten wir selbst erkennen, wo es ran gehörte und beseitigten das Problem. Am nächsten Morgen entdeckten wir dann am Motorblock ein kleines Kühlwasserleck. Helmut meinte aber, dass es für solche Dinge ein Pulver gibt, das man in den Kühler tut. Kleinere Lecks können dadurch abgedichtet werden. Wir bekamen dieses Pulver auch und nach ein paar Tagen war das Leck schon fast zu.

Zu erwähnen ist noch, dass Helmut und Agnes bei der Rausfahrt aus Acapulco von einem korrupten Polizisten angehalten wurden. Uns hatte er vorher versucht zu stoppen, aber wir konnten seinem Wischiwaschi-Handbewegungen nicht folgen und fuhren einfach weiter. Gut, dass wir die Walkie-Talkies haben, denn Agnes konnte uns gleich Bescheid geben. Angeblich waren die beiden über Rot gefahren. Totaler Schmarren, wie Helmut sagen würde. Man wollte den beiden ein Ticket ausstellen. Helmut hat genau für diese Sache ein spanisches Dokument, auf dem die Dienstnummer, der Name des entsprechenden Polizisten, sowie dessen Vorgesetzter vermerkt werden müssen. Ein Beschwerdeformular, dass den entsprechenden Tourismusbehörden vorgelegt werden kann. Kaum hatte Helmut das Formular überreicht, kam Vorgesetzter vorbei, wünschte eine gute Fahrt und zog seinen Polizisten aus dem Weg. Am besten gar nicht anhalten, wenn man sie nicht gerade überfahren muss!