09.-16.01.2012: PN Volcán Masaya - Catarina - Granada - San Juan

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Der Nationalpark Volcán Masaya ist definitiv einen Besuch wert. Der Eintritt pro Person liegt bei 100 Cordobas (etwas über 4US$). Man zahlt aber nur einmalig, egal wie viele Tag man im Park ist. Campen kann man wunderbar beim etwas weiter oben gelegenen Visitor Center (50C pro Person pro Nacht). Wir waren nachts die einzigen vor Ort und genossen die Ruhe.

Vom Visitor Center aus sind wir dann nur mit einem Wohnmobil auf der durchgehend geteerten Straße zu den Kratern hoch gefahren. Winnie ersparten wir den steileren Teil.

Der Vulkan Masaya hat drei Krater. Der einzig aktive ist der imposante Santiago Krater, aus dem eine extrem Sulfathaltige Rauchwolke aufsteigt. Steht der Wind schlecht, atmet man diese giftigen Gase ein und fängt heftig an zu husten. Helmut und Kirsten hatten ihre Probleme damit. Aus Sicherheitsgründen müssen alle Autos hier in Fahrtrichtung parken, um im Notfalle schnell die Straße nach unten antreten zu können.

Wir liefen die 177 Stufen (Helen hat sie gezählt!) zum Gipfelkreuz hoch und machten dann anschließend noch eine einstündige Wanderung um den nicht-aktiven Krater.

Blick vom Gipfelkreuz auf den Santiago Krater - 360° Panorama
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Wir laufen um den nicht-aktiven Krater herum - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)



Masaya Vulkan

Später am Abend sahen wir mehrere Polizeifahrzeuge zum Krater hochfahren. Wir erfuhren am nächsten morgen, dass Präsident Ortega mit seiner Frau zu einem Fotoshooting da war. Es gab an diesem Abend einen fantastischen Sonnenuntergang da oben, aber wir waren zu faul, noch einmal mit den Fahrzeugen hoch zu fahren.

Dafür bekamen wir das Fotoshooting für die zukünftige Miss Nicaragua mit. Die jungen Mädels zogen sich im Visitor Center um und wurden geschminkt. Neugierig fuhren Helmut, Agnes und Kirsten zum Gipfel hoch und beobachteten das Shooting eine Weile. Fotomodell Nummer 1 war auch gleich unser Liebling. Die sah aus wie Prinz Williams Kate und posierte auch für uns Hobbyfotografen.

Abends sind wir dann in der Hoffnung auf einen weiteren schönen Sonnenuntergang noch einmal zum Krater hoch. Der Sonnenuntergang war nichts, aber dafür flogen die grünen Papageien direkt über uns rüber. Diese Parakeets sind etwas besonderes hier. Sie haben sich im Laufe der Evolution an die Sulfatdämpfe angepasst und nisten direkt im Kraterrand. Tagsüber sind sie auf Nahrungssuche und kehren dann kurz nach Sonnenuntergang zu ihren Nisthöhlen zurück. Zu dunkel für uns zum Fotografieren, aber ein trotzdem beeindruckendes Spektakel. Normalerweise kann man sie nur in einer geführten Nachttour für 10US$ pro Person sehen, an der wir aber nicht teilnahmen. Wir hatten einfach das Glück, dass wir zur richtigen Zeit zum Parkplatz zurück kehrten.

Am nächsten Morgen raschelte es dann laut in den Bäumen neben uns. Eine Horde von Kapuzineraffen war auf Nahrungssuche. Ein netter Abschluss für unseren schönen Aufenthalt hier.

Weniger schön war dann, dass wir auf dem Weg nach Masaya (so heißt die nächste größere Stadt hier) von der Polizei verfolgt und angehalten wurden. Wie waren auf einer 4-spurigen Hauptstraße unterwegs und Helen fuhr beim Überholen eines extrem langsamen Ananaslasters über eine durchgezogenen Linie. Warum die es hier überhaupt gab, war uns schleierhaft! Jedenfalls stand die Polizei genau zu diesem Zeitpunkt am Straßenrand (der Ananaslaster versperrte uns die Sicht) und sah Helens Überholmanöver. Wir bekamen erst gar nicht mit, dass sie uns verfolgten, denn wir suchten die Einfahrt zu einem Supermarkt. Da wir nur schlecht über die 4-spurige Straße kamen, hielten wir an einer Tankstelle und Agnes und Kirsten wollten schnell zum Supermarkt rüber laufen.

Das Polizeiauto stoppte direkt neben uns und verlangte unsere Führerscheine. Da wir grundsätzlich nicht unsere Originale geben, händigte Helen ihren abgelaufenen USA Führerschein und Kirstens abgelaufenen Internationalen Führerschein aus. Wie immer, wenn wir es mit der Polizei zu tun haben, können wir Null Spanisch und verstehen kein Wort!!! Leider ist das Wort "Ticket" international und man wollte Geld von uns. Aber nicht mit uns! Das ist doch schon wieder eine Abzocke der Touristen. Den Ananaslaster hatten sie bestimmt nur für uns so langsam fahren lassen ...

Wir weigerten uns und fragten nach dem Chef (auch ein Wort, dass man weltweit kennt). Die Polizisten wollten Kirstens Führerschein nicht mehr raus rücken, dabei war sie gar nicht gefahren! Kirsten schrie den Beamten auf Deutsch an und versuchte ihm den Führerschein wieder aus der Hand zu reißen. Es kam zu einem kurzen Handgemenge. Helen löste das Problem, indem sie mit unserer Kamera Fotos vom Polizeiauto und den Beamten machte. Auf einmal waren sie ganz freundlich und ließen uns ohne Strafe ziehen. Die sind das hier nicht gewohnt, dass Frauen sich zur Wehr setzten! Und wir können da schon zu Furien werden! Grins! Na ja, mal wieder ein kleines Abenteuer in der Rubrik "Touristenabzocke".

Helmut hatte Kirsten sein GPS-Gerät gegeben, damit wir in den engen Straßen von Masaya den Weg zum alten Markt finden und dann anschließend aus der Stadt raus weiter zum Catarina Mirador kommen. Bis auf die Burgartige Mauer war der Markt wenig spannend. Der Blick vom Catarina Mirador auf die Laguna de Apoyo war aber schon schön. Man konnte an diesem klaren Tag sogar die Kathedrale von Granada in der Ferne erkennen.

Granada war auch unser nächstes Ziel, allerdings brauchten wir vorher dringend noch Propangas. Die Gasplantage vor Granada hatte aber nicht den richtigen Schlauch und Anschluss für unseren Tank und es gab auch sonst weit und breit keine Möglichkeit für uns. Die Gaslaster, die Granada alle 14-Tage lang beliefern, hatten wir auch gerade verpasst. Oh, oh ... das bedeutete kein Gas für unseren Kühlschrank und das wenige, was wir noch hatten, brauchten wir zum Kochen. Wenn Helen ihre Tasse Tee (oder besser ihre 10 Tassen Tee pro Tag) nicht bekommt, dann ist das schon eine Katastrophe!

So schlimm war das dann aber doch nicht, denn unser "Campingplatz" war bei der Feuerwehr mitten in der Stadt und mit unserem langen Stromkabel konnten wir uns dort in das Stromnetz einstöpseln. Wir standen 5 Nächte bei der Feuerwehr (50C pro Person pro Nacht). Kein schöner Platz, dafür aber nur 5 Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt und Strom, Wasser und eine Toilette zum Dumpen hatten wir auch. Außerdem standen unsere Fahrzeuge sehr sicher da und ab und zu konnten wir sogar das WiFi von nebenan empfangen.

Granada hat uns gut gefallen. Viele nette Restaurants gibt es in der Stadt. Die Kirchen sind alle interessant. Manche Häuser erinnern mit ihren Säulen an die Südstaaten der USA. In der Fußgängerzone ist jeden Abend was los.


Kolibri in Granada

Aber es gibt auch ein paar Schattenseiten. Für uns unverständlich ist das Abwassersystem hier. Es gibt keins! Das Abwasser inklusive der Kloake läuft aus den Häusern raus und in kleinen Gräben die Straße runter zum Nicaragua See. Im Leben würden wir darin nicht baden. Es stinkt zum Himmel! Und auf dem Obst- und Gemüsemarkt ist uns fast schlecht geworden. Hier liegen Fleisch-, Fisch- und verfaulte Obst- und Gemüsereste mitten zwischen den Ständen. Der Gestank ist unglaublich und Kirsten musste mehrfach würgen. Gekauft haben wir hier nichts! Zum Glück bietet die Stadt auch mehrere große Supermärkte. Die Hinterhöfe von denen haben wir uns lieber nicht angeschaut!

Wir hatten dennoch eine gute Zeit hier. Das Wiedersehen mit Uli war schön. Ihn und seine englische Freundin hatten wir vor Jahren in Teacapan kennen gelernt. Helen hatte damals Lesley ihr Fahrrad verkauft, da ihres am Strand gestohlen wurde. Die beiden haben in der Zwischenzeit ein Koloniales Haus in Granada gekauft und es zu einem wirklich schönen Bed & Breakfast ausgebaut.

Und wir konnten einiges in Granada fixen. Kirsten entdeckte, dass bei unserer GPS-Maus ein Kabel locker war, also doch kein Softwareproblem. Neben der Feuerwehr gab es einen Laden für Computerreparaturen und der nette Mann lötete uns das Kabel ohne Kosten wieder an. Hurrahhh! Endlich funktioniert unser GPS wieder! Was für eine Erleichterung!

Wir nahmen uns auch die Zeit Winnies "Check Engine"-Problem zu lösen. Zur Erinnerung: seit Belize geht die Warnleuchte an (inzwischen dauerhaft!). Winnie läuft in einem Sparmodus und zieht nicht mehr richtig. Wir haben Probleme die Berge hoch zu kommen. So kann es nicht weitergehen und wir müssen endlich das Problem lösen.

Wir fragten die Feuerwehrleute nach einer guten Werkstatt. Roberto, ein Mechaniker, der auch die Feuerwehrautos repariert, kam vorbei und schaute sich unser Problem an. In der Werkstatt seines Bosses hatten sie aber keinen Scanner, der die Computer von Autos, die vor dem Jahre 2000 gebaut wurden, auslesen konnte. Man brachte uns zu einer Werkstatt in Masaya, die eigentlich einen Scanner haben sollte. Aber irgendwie stand der wohl an diesem Tag nicht zur Verfügung.

Stattdessen versuchte man es auf die alte Methode. Mit einem Kupferdraht wurde ein Computerstecker unter der Motorhaube kurz geschlossen und dann zählten sie in unserem Armaturenbrett die Anzahl der Blinklichter von unserem "Check Engine" Licht. Hah, das kannten wir noch nicht! Blink, blink, blink ... das Ganze wiederholte sich nach einer Weile.

Wir hatten erst 7, dann 11 und dann 12 Blinklichter in Folge. Mit diesen Zahlen kann man dann in einer Toyotaliste, die man online findet, die entsprechenden Fehlermeldungen auslesen. Na, dass war ja eine Methode, die wir als Laien super interessant fanden. Wozu braucht man einen Scanner, wenn selbst wir das mit dieser Methode herausfinden können? Da haben wir doch mal wieder richtig was gelernt!!!

Anyway ... die drei Zahlen bedeuteten, dass Winnie folgende Probleme hatte:
1. Nr. 7 = der Sensor für die Benzindrosselklappe. Die Mechaniker säuberten die Steckverbindung für den Sensor und das Problem war anschließend gelöst. One down!
2. Nr. 11 = der Computer selbst.
3. Nr. 12 = der Knock Control Sensor - was ist das??? Das wussten die Mechaniker auch nicht. Na, super!

Man vermutete, dass unsere Ventile neu eingestellt werden müssen. Außerdem riet man uns dringend in Mittelamerika Superbenzin zu tanken. Normalbenzin hat nicht nur zu wenig Oktan, sondern ist hier extrem verschmutzt und kann zum "Pingen, Klopfen" führen. Wir fuhren wieder nach Granada zurück und ließen die Ventile neu einstellen, obwohl uns Jesus in Acapulco gesagt hat, dass das nicht nötig ist. Auch das löste unser Problem nicht, denn die Warnleuchte ging immer noch an. 11 und 12 hingen offensichtlich zusammen, denn diese Zahlen tauchten immer wieder auf. Nun wollte man uns einen Ölwechsel und neue Zündkerzen aufdrücken. Beides lehnten wir ab. Die Zündkerzen waren keine 6 Wochen alt und sahen wie neu aus (wir wissen genau, wie verbrauchte Zündkerzen aussehen und die halten für mindestens 50.000km). Einen Ölwechsel brauchten wir auch noch nicht. Man reagierte sauer auf unsere Ablehnungen. Was wissen Frauen schon von Autoreparaturen? Da war das männliche Ego schwer verletzt! Lachhaft! Wir holten unser Haines Buch raus und versuchten herauszufinden, was denn nun der Knock Control Sensor ist. Bis auf den Namen fanden wir keine weitere Beschreibung. Allerdings gab es Informationen zu den Widerständen in der Zündspule. Es wurde gemessen und man glaubte nun, wir brauchten eine neue Zündspule. Wir waren skeptisch! Winnie startet doch OK. Da man an diesem Samstag eh keine neue Zündspule besorgen konnte, verabredeten wir uns für Montagmorgen.

Helmut und Agnes hatten in Granada alles gesehen, was sehenswert war und beschlossen am Sonntag nach San Juan Del Sur an den Strand zu fahren, um dort auf uns zu warten. Wir nutzten den Sonntag zu einem gemütlichen und sehr leckeren All-You-Can-Eat-Frühstück im Kakaomuseum (7US$ pro Person) und forschten dann anschließend im Internet nach dem verflixten Knock Control Sensor. Kirsten wurde auf einer Rennsport Webseite fündig. Die Allrad-Variante von Winnies 22RE Maschine wird in den USA für Autorennen verwendet und jemand hatte das gleiche Problem wie wir. Warnleuchte an, Auto zieht nicht richtig ... was und wo ist der Knock Control Center? Unter Autobastlern hilft man sich und siehe da, jemand hatte samt Foto und Beschreibung eine Antwort geschrieben. Wir sind nachts im Dunkeln noch mit der Taschenlampe raus und haben den besagten Knock Control Sensor hinter unserem Ölfilter gefunden.

Am Montagmorgen kam dann der Mechaniker, um unsere Zündspule auszubauen. Wir erzählten ihm von unserem Fund und baten ihn den Sensor zu checken. Vorsichtshalber stöpselten wir auch noch die Batterie ab, um den Computer neu zu starten (auch das hatten wir bei unserer Internetrecherche gelernt). Alles wurde wieder angestöpselt und wir starteten Winnie. Ein paar kräftige Tritte aufs Gaspedal ... und die Warnleuchte ging wieder an! Scheiße!!! Wohl doch die Zündspule! Grrr ...

Wir beschlossen Winnie mit Superbenzin voll zu tanken und waren schon wieder auf dem Weg zur Werkstatt, als wir bemerkten, dass die Warnleuchte nicht angeht. Häh? Wir waren so an die Warnleuchte gewöhnt, dass wir schon gar nicht mehr hingeschaut haben! Wir stoppten den Motor, ließen ihn dann wieder an und machten eine Stressfahrt (Vollgas auf der Schnellstraße nach Masaya) ... die Lampe blieb aus! Vermutlich brauchte der Knock Control Sensor eine Weile, bis er sich wieder justiert hatte. Wir waren happy, endlich war das Problem gelöst! Selbst die Mechaniker waren froh, denn sie hatten auch nicht wirklich eine Ahnung, was das Problem war. Na ja, beim nächsten Mal wissen sie, was ein Knock Control Sensor ist und wo er sich befindet. Man wird das Wort nicht so schnell vergessen.

Wir haben viel gelernt und die 40US$, die wir für das eigentlich mehr oder weniger unnötige Einstellen von Ventilen usw. ausgegeben hatten, haben sich alleine durch die Erfahrung schon gelohnt. Da soll noch mal einer kommen und sagen, dass Frauen und Autos nichts miteinander zu tun haben!

Für die ganz Wissensbegierigen hier noch die Erklärung, was der Knock Control Sensor denn nun eigentlich macht. Je nach Art und Sauberkeit des getankten Benzins, findet im Zylinderkopf die Zündung statt. Der Knock Control Sensor misst den genauen Zündpunkt und stellt bei einer zu frühen oder zu späten (das sind hier Millisekunden über die wir sprechen) automatisch die Zündung nach, um eben das Klopfen (Pingen) zu verhindern. Aus reichlicher Erfahrung wissen wir, dass Pingen zur Überhitzung der Ventile führen und in der Folge einen ernsthaften Motorschaden verursachen kann.

So ein Sensor tut also eigentlich was Gutes, ansonsten müsste man immer manuell die Zündung nachstellen. Offensichtlich ist das Benzin hier in Mittelamerika (es kommt fast immer aus Venezuela, nur die Esso Tankstellen benutzen Amerikanisches) extrem unsauber und hat unseren Knock Control Sensor mehrfach zum Justieren gebracht. Irgendwann war er dann wohl so weit aus seinem Bereich raus, dass er nur noch eine Fehlermeldung abgegeben hat. Na ja, ab jetzt wird nur noch Superbenzin hier getankt und wenn möglich bei Esso.

Nachtrag am 26. April 2012: seit Granada sind fast 4 Monate vergangen und bis zum Schreiben dieses Berichtes haben wir ... Toi, toi, toi ... nie wieder Probleme mit unserem Knock Control Sensor gehabt. Klopfen (Pingen) tut Winnie auch nicht!!!

Helmut und Agnes waren jedenfalls sehr froh, dass wir unser Problem selbst lösen konnten und noch am Montagnachmittag in San Juan Del Sur ankamen.