30.01.-05.02.2012: Panama City - Panama Kanal - Soberanía National Park - Fort Sherman

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Nach 8.000 gefahrenen Kilometern (seit der Grenze USA-Mexiko in Nogales) in 2 Monaten haben wir dann endlich das südlichste Ziel unsere Mittelamerikareise erreicht - Panama City und der Panama Kanal.

Direkt hinter der Bridge of the Americas haben wir die nächste Abfahrt genommen und konnten in unmittelbarer Nähe des Balboa Yacht Clubs für mehrere Tage kostenlos und sehr sicher stehen. Nach Absprache mit dem Managers des Jachtclubs durften wir sogar kostenlos die Duschen, Toiletten und WiFi nutzen. Für die Waschmaschine haben wir - wie alle anderen auch - mit Amerikanischen Quartern bezahlt. Ein idealer Platz, um Panama City in aller Ruhe zu erkunden. Wir waren auch nicht die einzigen Wohnmobile aus Europa vor Ort. Ein bekannter Platz unter den Wohnmobilreisenden!

Vom Balboa Yacht Club aus kann man direkt am Panama Kanal entlang zum sogenannten Causeway laufen - eine 4km lange Straße, die mehrere Inseln verbindet und mit Restaurants, weiteren Marinas und Duty Free Shops zu einem entspannten Bummel einlädt. Außerdem bietet sie einen schönen Blick auf die Skyline von Panama City. Auf dem Weg dahin sieht man das unglaublich hässliche Museum für Biovielfalt designed vom weltberühmten Architekten Frank Gehry. Seit Jahren soll es eigentlich fertig sein, aber entweder ist da jemandem das Geld ausgegangen oder es gab Proteste aufgrund des Aussehens.

Casco Viejo, die Altstadt von Panama City, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Sie ist seit 2003 zum Weltkulturerbe von der UNESCO erklärt worden und die alten Häuser werden nach und nach wieder in Stand gesetzt. Uns hat die Altstadt mit seinen engen Pflastersteinstraßen, den Metallbalkonen und bunten Häusern an New Orleans erinnert. Es macht richtig Spaß hier in aller Ruhe durch die Straßen zu schlendern, an jeder Ecke gibt es was zu sehen.

Mit den Renovierungen der Häuser steigen allerdings auch die Immobilienpreise bis ins Unermessliche. Mit der Folge, dass die arme Bevölkerung Panamas aus ihren traditionellen Wohnvierteln nach und nach verscheucht wird. Von unserem Taxifahrer wussten wir, wo genau die Grenze zwischen Arm und Reich im Casco Viejo verläuft. Der reiche, südliche Teil wird von der Touristenpolizei patrouilliert und ist sicher. Verläuft man sich aber in den armen Teil, dann sollte man schon auf sein Hab und Gut aufpassen. Wir haben uns in diesem Teil nicht einmal getraut ein Foto zu machen.

Trotz GPS haben wir uns auf dem Weg von Amador zu den Miraflores Schleusen verfahren. Hier laufen mehrere Highwayspuren direkt übereinander hinweg und eh wir uns versahen, bogen wir wieder in Richtung Amerika Brücke ab. Wohl oder übel mussten wir mehrere Meilen Umweg in Kauf nehmen und landeten dann zu allem Überfluss noch vor einer Autobahn-Zahlstation. Uns blieb nichts anderes übrig, als auf der 4-spurigen Autobahn eine Kehrtwende zu machen. Zum Glück war mal kein Polizeiauto in der Nähe. Panamas Polizisten verteilen nämlich gerne Strafzettel. Auf dem Panamerican Highway steht alle 10km ein Polizeimotorrad am Straßenrand. Kein Wunder, denn der Highway lädt zum Rasen ein. Aber wie immer werden fast nur die Touristen angehalten. Zum Glück kann Winnie in der Regel eh nicht schneller als die Höchstgeschwindigkeit fahren!

Der Panama Kanal ist sicherlich einer DER Highlights unserer Reise. 2014 wird er 100 Jahre alt. Ein technisches Meisterwerk, dass für die Menschheit eine extrem große Bedeutung hat, erspart es doch unendlich vielen Schiffen die gefährliche Umrundung des Kap Horns in Südamerika oder die Durchreise durch die Beringstraße.

Der Kanal erstreckt sich über 80km von der Pazifikseite in Panama City bis zur Atlantikseite in Colón. Die drei Schleusen Miraflores, Pedro Miguel und Gatun überbrücken die 26m Höhendifferenz vom jeweiligen Meeresspiegel zum Gatunsee.

Die Franzosen waren die ersten die 1880 den Bau dieses Kanals in Angriff nahmen, aber finanzielle Probleme und Tropenkrankheiten brachten das Projekt zum scheitern. 1903 erklärt sich Panama unabhängig von Kolumbien und nimmt Verhandlungen mit den USA zum Bau des Kanals auf. Am 15. August 1914 ist der Kanal fertig und die Amerikaner haben das Verwaltungsrecht bis zum Jahre 1999.

20.000 Menschen sterben beim Bau des Kanals, über 1 Million Schiffe sind seit dem durch den Kanal gefahren. Bezahlt wird nach Gewicht des Schiffes. Laut unserem Lonely Planet kostete die teuerste Durchfahrt 200.000US$ im Jahre 2001 für ein 90.000 Tonnen schweres Kreuzfahrtschiff aus Frankreich. Die günstigste Rate lag bei 36 US Cents - bezahlt von Richard Halliburton, der 1928 durch den Kanal schwamm. Das ist heute bei dem hohen Verkehrsaufkommen (ca. 40 am Tag) nicht mehr möglich, wegen der Krokodile auch nicht unbedingt zu empfehlen!

Zur Zeit baut man zwei weitere neue Schleusen in Miraflores und Gatun, die um einiges breiter und länger als die alten sind, damit zukünftig auch noch größere Schiffe durch den Kanal fahren können. Die neuen Schleusen werden mit einem Wasserrecycling-System ausgestattet. Das haben die alten Schleusen noch nicht und pro Schiff fließen fast 200 Millionen Liter Frischwasser ins Meer.

Wir hatten eigentlich gehofft als freiwillige Linehandler (Leute, die die Schiffsleinen halten) auf einer der privaten Jachten durch den Kanal zu fahren, aber leider hat sich niemand zu unserem Aushang beim Balboa Club gemeldet. Schade! Einmal im Monat kann man für 175 US$ auf einem Touristenboot durch den gesamten Kanal schippern. Das war uns dann aber doch zu teuer und so sind wir mit unseren Wohnmobilen am Kanal entlang gefahren.

Bei der Miraflores Schleuse standen morgens um 11 Uhr die Leute draußen Schlange. Auch hier wird aus Sicherheitsgründen jede Tasche durchsucht. Wir hatten keine Lust zu warten und schauten einfach mal frech durch den Zaun.

Kurz hinter der Pedro Miguel Schleuse befindet sich in Gamboa der Parque Nacional Soberanía. Hier soll es vor allem viele Tukane geben. Wir finden einen kostenlosen und sehr ruhigen Übernachtungsplatz gleich um die Ecke von der Pipeline Road und können von dort auch die Schiffe auf dem Kanal beobachten. Da niemand am Eingang des Nationalparkes ist, laufen wir kostenlos rein und sehen eine Menge Brüll- und Kapuzineraffen, aber leider keinen Tukan. Spät abends hören wir sie allerdings nah bei unseren Wohnmobilen - zu dunkel, um Fotos zu machen.

Am nächsten Tag fuhren wir zu der Gatun Schleuse und Kirsten zahlte die 5US$ Eintritt für die Besichtigungsplattform. Sie steht um 15.30 Uhr oben und beobachtet mehrere große Schiffe bei der Durchfahrt. Um 16 Uhr kommt dann ein Offizieller und sagt, dass man jetzt die Plattform schließt. Wie bitte? Warum hat das denn am Eingang keiner gesagt? Mal wieder ein Beitrag zum Thema Touristenabzocke!

Helen, Helmut und Agnes waren draußen auf dem Gelände unterwegs und schauten mal wieder durch den Zaun. Man kann sogar mit dem Auto durch die Gatun Schleuse fahren. Haben wir natürlich auch gemacht, denn wir wollten auf der anderen Seite bis zum Fort Sherman fahren. Da wird einem schon etwas mulmig zumute, wenn man weiß, dass hinter dem Schleusentor Tonnen von Wasser warten. Schaut euch mal die Videos an.


Panama Kanal: Miraflores und Gatun Schleusen.


Mit Winnie durch den Kanal.

Das Fort Sherman ist die alte Amerikanische Militärbasis an der Atlantikmündung des Kanals gegenüber von Colón. Man sieht noch die Ruinen der Wohnbaracken. Wir haben zwei Nächte kostenlos beim Leuchtturm neben der Marina gestanden und konnten hier in aller Ruhe das Rein- und Rausfahren der Schiffe beobachten.

Camping beim Fort Sherman - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Dann ging es wieder zurück nach Panama City. Agnes hatte Geburtstag und wir feierten ihren 70igsten bei einem Italiener auf dem Causeway. Später sahen wir sogar noch ein Feuerwerk über Casco Viejo. Ob die wussten, dass Agnes Geburtstag hatte?

An unserem letzten Tag in Panama City haben wir dann noch einmal ein Taxi in die Stadt genommen. Eigentlich wollten wir mit dem Bus fahren, aber es kam keiner und obendrein war es ein sehr heißer Tag. Die Taxis kosten hier nicht viel - man muss handeln. Da es Sonntag war, waren die Straßen leer und unser Taxifahrer entpuppte sich als Formel 1 Rennfahrer. Mit 100 Sachen ging es von der Autobahn auf der Schnellstraße entlang am Wasser durch die Neustadt ganz raus bis Panama Viejo. Helmut saß vorne und krallte sich mehr oder weniger am Armaturenbrett fest. Wir Damen saßen hinten und hielten uns die Nase zu. Boah ... was für ein Gestank kam denn da durchs Fenster? Es war Ebbe und wir fuhren an einer Fischfabrik vorbei. Offensichtlich landen die Abfälle im Wasser. Bei Ebbe gab es aber kein Wasser in der Bucht und der Wind stand extrem ungünstig. Die ganze Stadt wurde von dem üblen Fischgeruch belästigt. Nicht auszuhalten! Vielleicht doch ganz gut, dass unser Taxifahrer so ein Raser war!

Panama Viejo ist das ursprüngliche Panama City. Gegründet 1519. Heute stehen noch die Ruinen der Kirche, eines Klosters und die Wände mehrerer Häuser. Wir wollten anschließend einen Bus zum neuen Revolution Tower nehmen, wurden aber kurz vor der Busstation von mehreren Polizisten auf Motorrädern umringt. Was war denn nun los? Panamesisches Spanisch ist nicht leicht zu verstehen. Irgendwie hat man den Eindruck die reden unter Wasser mit einem. Kirsten hatte große Probleme herauszufinden, warum die uns so bedrängten. Man war offensichtlich um unsere Sicherheit besorgt. Vermutlich waren wir gerade auf dem Weg in einen weniger sicheren Stadtteil. Wir versuchten zu erklären, dass wo wir mit dem Bus hinwollten. Kurzerhand hielten die Polizisten einfach den nächsten Bus an und wir wurden mehr oder weniger da rein geschubst. Der Bus war proppenvoll und man schaute uns etwas misstrauisch an. Kein Wunder, wir wussten auch nicht so richtig, was denn nun los war.

Na ja, mal wieder ein kleines Abenteuer. Der Bus fuhr zumindest in die richtige Richtung und Helen sorgte dann dafür, dass wir in der Nähe des Revolution Towers ausstiegen. Mit Laufen ist es hier in der Stadt auch nicht gerade so super. Es gibt mehr Autobahnstrecken, als Fußwege. Jedenfalls fanden wir unseren Weg und landeten direkt am Fuße des neuen Wolkenkratzers. Leider arbeitete an diesem Sonntag nur der Wachmann in der Eingangshalle. Wir hatten gehofft, er lässt uns mit dem Fahrstuhl mal nach ganz oben fahren, aber das durfte er leider nicht.

Er gab uns den Tipp zum Panama White Tower zu fahren. Er hätte da mal gearbeitet und von dort hat man einen tollen Blick auf die Skyline der Stadt. Da wir keine Ahnung hatten, wo dieser White Tower war, hielt er ein Taxi für uns an und erklärte dem Fahrer, wo wir hinwollten. Wir handelten mit dem Fahrer einen Stundenpreis aus und los ging es. Ganz wieder zurück nach Panama Viejo und noch weiter gen Süden. In eine Wohngebiet für super Reiche. Hier lebt man feudal in den weißen Wolkenkratzern und einer wie der andere sah nach dem White Tower aus. Selbst unser Taxifahrer war nun etwas überfordert. Welcher ist es denn? Er fuhr ein Gebäude nach dem anderen ab und fragte für uns. Niemand wollte uns mal mit dem Fahrstuhl nach oben fahren lassen. Wir waren wohl nicht edel genug angezogen, oder so.

Am Ende haben wir dann aufgegeben und er hat uns zurück zu unseren Wohnmobilen gefahren. In einem sehr vernünftigen Tempo übrigens! Helmut war ganz erleichtert und wir haben dem Taxifahrer dann auch noch etwas Trinkgeld gegeben.

Er informierte uns auch, dass seit Tagen der Panamerican Highway auf der Höhe von Las Lajas gesperrt war. Schwere Demonstrationen von Einheimischen, die Panamas Präsidenten zu Zugeständnissen bezüglich sauberen Trinkwassers zwingen wollen. Angeblich war der Präsident unterwegs, um die Blockade aufzulösen (unter schweren Militäraufgebot). Das Land lag still! Keiner konnte mehr Waren innerhalb Panamas transportieren und an vielen Orten war es zu Nahrungs- und Benzinmangel gekommen. Oh, oh ... und wir müssen da durch, um wieder nach Costa Rica zu kommen.

Aber wir brauchen eh noch mindestens 2 Tage, um an diese Stelle zu kommen. Mal sehen, was passiert.