14.-18.02.2012: Volcán Poás - La Fortuna - Hanging Bridges - Lago Arenal - Lago Nicaragua

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Costa Rica ist mit Abstand das schönste und interessanteste Land in Mittelamerika was die Natur angeht. Ein Highlight jagt das andere und wir waren schon wieder unterwegs zu der nächsten Touristenattraktion - der Vulkan Poás (2,704m hoch). Dieser liegt etwa 40km nordwestlich der Hauptstadt San Jose und der imposante Krater mit seiner ständigen Rauchwolke ist 300m tief und 1,3km breit.

Da wir Winnie den steilen Aufstieg (immerhin kamen wir von Meereshöhe) nicht zumuten wollten, suchten wir auf der Westseite des Vulkans einen sicheren Stellplatz. Laut Lonely Planet gab es in La Virgin die Möglichkeit beim Sarapique Outdoor Centre zu campen. Leider galt das aber nur für Zelte auf der anderen Seite des Sarapique Flusses und der Parkplatz vorne an der Straße war zu klein. Dennoch bekamen wir von den Rafting Leuten den Tipp zur Familie Chisos in El Roble zu fahren. Deren Grundstück liegt direkt an der Bootsrampe für die Rafting Touren und die haben einen großen Stellplatz direkt am Fluss.

Mit etwas Mühe fanden wir diesen Platz dann auch und die Familie Chisos erlaubte und das Campen dort. Es gab sogar Toiletten und der Platz war schön und ruhig. Wir konnten Winnie da am nächsten Vormittag ohne Bedenken alleine stehen lassen und machten uns zu viert mit einem Wohnmobil zum Vulkan Poás auf. Da sich der Gipfel tagsüber häufig mit dichten Wolken umgibt, hieß es früh aufstehen und wir waren schon kurz nach Sonnenaufgang unterwegs.

Die zweistündige Fahrt ging von Null auf 2700 Höhenmeter, manche Steigungen waren ca. 25%. Für Winnie wäre das eine Tortur gewesen! Aber wir waren noch aus einem anderen Grund nur mit einem Wohnmobil unterwegs. Der Besuch des Vulkan Poás ist Schweineteuer! Pro Person zahlt man regulär 15US$ und pro Fahrzeug kommen dann noch einmal 5US$ Parkgebühren dazu. Wenn man bedenkt, dass der Krater nur sehr selten überhaupt in den dichten Wolken zu sehen ist, dann kann das zu einem teuren Schauspiel ohne Show werden.

Um uns diesen Frust zu ersparen, versteckten sich Helen und Kirsten hinten im Wohnmobil. Helen hockte hinter dem Küchentresen und Kirsten teilte sich die Toilette mit einer rollenden Papaya. Helmut und Agnes bekamen dann noch einen Seniorenrabatt und zahlten nur 10US$ pro Person. Wir sparten also insgesamt schon einmal 35US$.

Kaum war der Parkplatzwächter verschwunden, verließen wir schnell das Wohnmobil und liefen zum Kraterrand hoch. Hier oben tobte ein heftiger Wind und die feuchten Wolken zogen an uns nur so vorbei. Im Flachland lagen die Temperaturen so um die 35°C im Schatten, hier oben hatte es vielleicht 12°C. Ergo waren wir am Erfrieren!

Da wir zunächst nicht viel vom Krater sehen konnten, liefen wir runter zu einer Lagune. Für einen kurzen Moment lichteten sich mal die Wolken und wir konnten sie erkennen. Gut, dass wir nicht den vollen Preis für uns vier bezahlt haben!

Na ja, auf dem Rückweg machten wir dann doch noch einmal einen Abstecher zum Krater. Ob der Wettergott unsere Enttäuschung gehört hat? Jedenfalls kam auf einmal die Sonne raus! Boah, das war schon ein toller Blick in den Krater! Da wird einem schon mulmig, wenn man weiß, dass es unter einem so richtig heiß brodelt.


Blick in den rauchenden Krater vom Vulkan Poás.

Beim Rausfahren versteckten wir uns beide wieder hinter der Küchenzeile. Die Tickets wurden doch tatsächlich noch einmal kontrolliert! Wir konnten den Mann sehen, aber er uns nicht.

Normalerweise machen wir so eine Sparaktion nicht, aber ganz ehrlich ... für Mittelamerika ist dieser Eintritt unangebracht. Man verbringt vielleicht eine Stunde dort oben. Für den gleichen Preis kann man den ganzen Tag die Ruinen von Tikal oder Copán besuchen!

Beim Runterfahren hatten wir dann noch einmal einen Blick auf San Jose - eine Großstadt, die wir uns ersparten. Dafür gönnten wir uns frische Erdbeeren, die am Straßenrand auf über 2000m wuchsen und verkauft wurden. Offensichtlich gedeihen Erdbeeren auf Lavaboden und umgeben von Schwefelgeruch sehr gut, denn sie waren köstlich!

Winnie freute sich uns wieder zu sehen und es ging am Nachmittag noch gleich weiter nach La Fortuna. Hier thront der Vulkan Arenal und nach kurzen Suchen fanden wir einen super tollen Platz zum Übernachten. Wir standen ganz alleine beim Hotel Sierra Arenal auf der großen Rasenfläche mit Blick auf den Vulkan. Es gab obendrein kostenloses WiFi und eine heiße Dusche - und das alles für 5US$ pro Nacht pro Fahrzeug! Da kann man an einem so touristischen Ort wahrlich nicht meckern.

Direkt neben dem Hotelgelände lag ein Naturschutzgebiet und wir machten uns kurz vor Sonnenuntergang auf zum Vögel beobachten. Dabei lernten wir Giovanni kennen - einen Guide, der seit 10 Jahren dieses Naturgrundstück am Rande von La Fortuna in einen Ökopark umwandelt. Ganz alleine hat er mehrere Wanderwege, Brücken und eine Aussichtsplattform mit Blick auf den Vulkan auf dem riesigen Grundstück angelegt. 25 Jahre lang hatte er als Führer im Arenal Nationalpark und im Flussgebiet von Caño Negro gearbeitet. Nun führte er private Touren auf dem Ökogrundstück durch. Wir trafen ihn mit zwei jungen Amerikanern und die waren total begeistert von seiner Abendtour. Sie zeigten uns ihre Fotos von Fröschen, Faultier und vielen Vögeln. Okay, dass sah super aus. Wir waren interessiert und machten später mit Giovanni einen Sonderpreis für das Betreten seinen Grundstückes aus. Normalerweise nimmt er für die 1,5-Stunden Touren (morgens und abends) 15US$ pro Person. Anschließend kann man auf dem Grundstück so lange verweilen, wie man will. Wir handelten ihn runter auf 10US$ pro Person und er versprach uns am nächsten morgen (nach seiner Morgentour) die Stellen mit den interessantesten Tieren zu zeigen.

Um es vorweg zu nehmen - diese Tour war eines der Top-Drei-Highlights in Mittelamerika für uns! Auf dem Ökogrundstück zeigte uns Giovanni einen Emerald Basilisk. Den hätten wir im Leben nicht selbst gesehen, so gut getarnt saß er zwischen den Blättern. Kirsten hatte in Cahuita schon ein Weibchen dieser Art gesehen, nun hatten wir ein Männchen vor uns. Diese haben einen auffälligen Rückenkamm und wir konnten uns nicht satt sehen. Fantastisch! Alleine dafür hatte sich die Tour schon gelohnt. Aber es sollte noch besser werden!

Giovanni entdeckte einen Gaudy Leaf Frog (Rotaugenlaubfrosch) unter einem Bananenblatt für uns. Schaut euch das Foto mal an! Auch den hätten wir im Leben nicht selbst gefunden!

Rotaugenlaubfrösche sind nachtaktiv und verbringen den Tag versteckt auf der Unterseite großer Blätter, wo sie sich zum Schlafen anheften. Mit der Abenddämmerung werden sie aktiv, steigen herab und gehen auf die Jagd nach kleinen Wirbellosen oder widmen sich innerhalb der Regenzeit (Mai bis November) der Balz und Fortpflanzung.

In der für Laubfrösche charakteristischen Ruhe- und Schlafhaltung mit eng an den Rumpf angelegten Beinen und (halb) geschlossenen Augen sind die als Warn- bzw. Schreckfarben fungierenden Körperpartien nicht sichtbar, sondern nur die grünen Hautflächen. Beim Schließen der Augen werden die sogenannten Nickhäute eingesetzt, welche transparent sind und von einem goldfarbenen Netz durchzogen werden. Sie ermöglichen den Tieren weiterhin einen gewissen Durchblick bei gleichzeitigem Schutz bzw. Tarnen der auffälligen Augen.

Giovanni weckte den Frosch sanft für uns auf und wir waren begeistert von den roten Augen und Füßen.

Nächstes Tier war ein Faultier in einer Astgabel. Es war noch am Schlafen. Giovanni hatte ein super tolles Fernglas dabei und mit Kirstens Kamera konnten wir sogar tolle Nahaufnahmen durch die Linse machen.

Weiter ging unsere Entdeckungstour. Fünf Fledermäuse hingen an einem Baum, erneut ganz schwer zu entdecken. Giovanni hatte nicht umsonst 10 Jahre lang dieses Grundstück erkundet und kannte sämtliche Schlaf- und Fressstellen der Tiere. Zwischen den Braunen Blättern am Boden suchten wir nach winzigen Blue-Jeans-Fröschen - auch Erdbeerfröschchen genannt. Dieses Mal entdeckte Helmut den ersten. Sie gehören wie die roten Frösche am Red Frog Beach auf Isla Bastimientos zu den Baumsteierfröschen und ihre Haut ist leicht toxisch, wie die rote Warnfarbe schon deutlich zeigt.

Eigentlich sollte hier unsere Tour mit Giovanni schon zu Ende sein. Wir waren noch am Fotografieren von Kolibris und Vogelnestern, als er aufgeregt angerannt kam. Der Emerald Baselisk war aktiv geworden und war am Jagen von Insekten. Wir rannten los und erneut glühten die Speicherkarten unserer Kameras. Und auch das Faultier war inzwischen aufgewacht und schaute grinsend aus den Blättern. Giovanni hatte offensichtlich Spaß an uns und zeigte uns anschließend noch den Nachtvogel. Ganz ehrlich, das Weibchen saß so gut getarnt direkt am Wegesrand auf ihren Eiern, dass man ohne es zu wissen auch auf sie drauf treten könnte. Ganz still war sie. Machte über Stunden keine einzige Bewegung und ließ sich auch von uns nicht stören. Unsere Kameralinsen waren keinen Meter von ihr entfernt. Wahnsinn!

Inzwischen war es Mittag geworden und die Hitze setzte uns zu. Schweißgebadet, aber überglücklich, ruhten wir uns erst einmal in unseren Wohnmobilen aus. Nachmittags zog ein heftiger Regensturm auf, aber pünktlich zum Abend hin war es wieder trocken. Wir schnappten uns die Kameras und liefen erneut auf das Ökogrundstück. Dieses Mal sahen wir Tukans und der Nachtvogel saß immer noch auf ihrem Nest. Die Regentropfen perlten auf ihren Federn und sahen wie kleine Diamanten aus. Vom Faultier und dem Emerald Baselisk war nichts zu sehen.

Mal sehen, was unser Rotaugenlaubfrosch von heute morgen so macht. Wir liefen zu der Stelle und drehten jedes Blatt um. Nach einigen Minuten suchen, entdeckte Agnes dann den Süßen. Da hatten wir den ganzen Tag schon wirklich tolles gesehen, aber nun folgte das absolute Highlight unserer gesamten Mittelamerikatour. Der Rotaugenlaubfrosch wurde aktiv und wachte langsam auf. Er wischte sich die roten Augen, streckte alle Gliedmaßen und pumpte dann Luft in seinen kleinen Körper. Wir hatten zum Glück eine Taschenlampe und Stative dabei. Schaut euch das nächste Video unbedingt an! Es ist der Hammer!


Schon mal einen Frosch gähnen sehen?

Am nächsten Morgen sind Agnes und Kirsten dann noch einmal rüber, aber dieses Mal haben wir außer dem schlafenden Faultier und den Fledermäusen nichts mehr entdeckt. Giovanni war mit einer großen Gruppe unterwegs und die waren sichtlich enttäuscht. Aber so ist das nun mal in der Natur. Die Tiere machen ihr eigenes Ding. Wir hatten am Vortag einfach ein Sauglück, dass wir das alles mit Hilfe von Giovanni sehen durften.

In La Fortuna werden diverse Touren angeboten, die man in fast jedem Hotel buchen kann. Laut Janette und Uwe von der SeaBridge-Tour lohnt sich ein Ausflug in das Caño Negro Flussgebiet, das nahe der Grenze zu Nicaragua liegt. Die Bootstouren (ca. 50US$ pro Person inkl. Transport von und nach La Fortuna) gehen von Los Chiles aus. Fließende Lava sieht man leider seit gut einem Jahr nicht mehr aus dem Arenal Vulkan kommen. Er ist nach Jahrzehnten Aktivität im Moment erloschen, deshalb haben wir uns die Fahrt in den Nationalpark (10US$ pro Person) erspart. Dann gibt es noch das Eco Centro Danaus. Hier kann man Frösche und ähnliches wie auf unserer Giovanni Tour sehen, allerdings liegt der Eintrittspreis pro Person mit einer geführten Tour schon bei 22US$.

Wir können das private Projekt von Giovanni nur empfehlen. Er spricht neben sehr gutem Englisch auch ganz passables Deutsch und lebt in einer selbst gebauten Hütte auf dem Ökogrundstück. Erreichen kann man ihn per Email unter arenalguide@gmail.com.

Wir verabschiedeten uns aus La Fortuna mit einem Tukankonzert und fuhren zum Arenal See.


Tukanpärchen am Turteln.

Helmut, Agnes und Helen besuchten ein privates Regenwaldreservat - Hanging Bridges. Wie der Name schon sagt, läuft man hier über hängende Brücken durch die Baumkronen des Regenwaldes. Insgesamt sind es 14 Brücken auf der 3,5km langen Strecke. Die längste davon misst 98m, die höchste 50m. Gut, dass Kirsten wegen einer Migräne nicht dabei war. Das ist nichts für ihre Höhenangst! Aber Helen hat folgendes Video gemacht, damit Kirsten auch "dabei" war. Danke, Helen!


Hoch oben in den Bäumen.

Der Eintrittspreis pro Person liegt normalerweise bei 24US$, Helmut und Agnes haben den Seniorenpreis von 19US$ bekommen und Helen konnte als Studentin für 14US$ rein (sie hatte nicht einmal ihren Ausweis dabei!!!). Ihr seht, wir sparen, wo wir nur können!

Auf der Fahrt rund um den Arenal See kann man kostenlos eine Menge wilder Tiere beobachten. Wir wurden auf der Straße von einer ganzen Horde von Nasenbären gestoppt. In den Baumgipfeln saßen Tukane, Crested Guans und andere Vögel.

Abends konnten wir kostenlos beim Schweizer Hotel Los Hereos stehen. Die Besitzer haben uns vor der Einfahrt auf der Straße entdeckt und uns gleich sehr nett eingeladen. Wir waren hungrig und gönnten uns ein leckeres Abendessen im Restaurant - Gulasch mit Röstis. Die Portionen hätten allerdings ein bisschen größer sein können. Wir waren anschließend immer noch hungrig und ein Nachtisch musste her.

Die Anlage des Hotels ist wirklich sehr nett. Es gibt eine Bimmelbahn, mit der man auf den Berg fahren kann, um den Arenal Vulkan zu sehen. Die kleine Kirche hat eine wunderschön bemalte Decke und zum Hotel gehört ein riesiger Bauernhof. Die kleine Schweiz in Costa Rica. Wirklich sehr nett!

Am nächsten Tag haben wir in Nuevo Arenal noch die deutsche Bäckerei besucht. Total lecker! Alles handgemacht, aber die Preise sind wirklich stattlich!

Anschließend führte unsere Fahrt rund um den Arenalsee. Einen richtig tollen Blick auf den Vulkan gibt es aber nicht wirklich. Da wir Zeit hatten, sind wir noch am Nachmittag wieder über die Grenze nach Nicaragua gefahren. Das hat dieses Mal nur 90 Minuten gedauert. Kurz nach Sonnenuntergang fanden wir einen netten Platz hinter einem Restaurant direkt am Nicaragua See in San Jorge. Von hier konnten wir am nächsten Morgen die beiden Vulkane Concepcion (1610m) und Maderas (1345m) auf der Ometepe Insel sehen. Der Wind war allerdings extrem stark und das Wasser auf dem See schlug hohe Wellen. Wir ersparten uns deswegen die Überfahrt mit der Autofähre.