19.-26.02.2012: Pochomil - León - Somotillo - Honduras - San Vincente - Suchitoto - Ruta de Flores

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Kirsten hatte seit Wochen eine Infektion am Schienbein. Ursprünglich war es nur eine kleine Blase, die sie sich vermutlich beim Schnorcheln am Playa Uvita geholt hatte. Irgendetwas war aber unter der Haut und fraß immer weiter. Die Wunde wurde von Tag zu Tag größer und in der Mitte blieben Hautzellen mit einer Pigmentstörung zurück. Kirsten versuchte es zuerst mit einer Wund- und Heilsalbe, am Ende half dann aber nur eine Salbe von Helmut mit einem Antibiotikum. Man muss in diesen heißen Ländern höllisch mit Infektionen jeglicher Art aufpassen. Aufgrund der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit heil hier fast gar nichts.

Hitze ist hier gleich das nächste Stichwort. Wir fuhren von San Jorge an die Küste von Nicaragua. In Pochomil war es so heiß, dass man tagsüber nicht mal an den Strand gehen konnte ohne sich die Füße im Sand zu verbrennen. Zum Glück fanden wir einen schattigen Stellplatz neben der Mauer eines Hotels für unsere Wohnmobile. Aber wir waren uns einig: Die Hitze ist nicht auszuhalten. Mehr als eine Nacht bleiben wir hier nicht!

Kurz nach Sonnenuntergang machten wir dann doch noch einen Strandspaziergang. Ein Lüftchen brachte ein wenig Abkühlung. Auf einmal hörten wir direkt hinter uns lautes Geschrei und dann einen Knall! Zwei ATVs mit Kindern waren zusammengestoßen. Schreiend lagen Kinder begraben unter einem der ATVs, die Kinder von anderen ATV waren abgeworfen worden und lagen geschockt auf dem Strand. Von allen Seiten kamen Leute angerannt, um zu helfen. Wir rannten auch, bemerkten aber sofort, dass ausreichend Hilfe vorhanden war und da unser Spanisch in solchen Situationen doch nicht gut genug ist, hielten wir lieber Abstand, um allen genügend Raum zu geben. Außer ein paar Prellungen, Abschürfungen und dem Schock war den Kindern aber zum Glück nichts passiert.

Am nächsten Tag ging es weiter nach León. Erneut mussten sich unsere Fahrzeuge 13 Meilen/21km lang über eine Schotterstraße, die laut unseren Karten eigentlich geteert sein sollte, quälen.

León hat unglaublich viele enge Einbahnstraßen und auf der Suche nach einem Parkplatz, auf dem man angeblich kostenlos übernachten durfte, fuhren wir aus versehen in den Gegenverkehr. Es gab auch keine sichtbaren Hinweisschilder dafür. Na ja, da regt sich hier kaum jemand auf. Wir wurden von Fußgängern mit Handzeichen darauf aufmerksam gemacht und bogen vorsichtshalber gleich wieder ab. Der nette Parkwächter auf dem Parkplatz neben dem Markt, teilte uns mit tiefsten Bedauern mit, dass sein Dueño (der Boss) leider das Parken von Wohnmobilen nicht mehr erlaubt.

Zum Glück hatten wir schon kurz vor León Werbeplakate vom Hotel Austria mitten in der Stadt gesehen und versuchten es dort. Der Besitzer Herr Waldsam freute sich über den Besuch seines Landsmannes (Helmut ist geborener Öschi) und erlaubte und das Parken auf seinem Hinterhof für 5US$ pro Fahrzeug pro Nacht. Ein sicherer Platz mit Wasseranschluss und nur einen Block von der Kathedrale entfernt ... was will man mehr?!

Am späten Nachmittag machten wir dann gleich noch unsere Sightseeing Tour durch León - die Kathedrale, zwei Kirchen und die Uni - das war's. Mehr muss man hier nicht gesehen haben! In der Hitze macht das Sightseeing eh kaum Spaß. Aber in der Nähe des Hotels fanden wir dann noch eine gut besuchte Bäckerei und deckten uns mit Lemon Pie ein. Unser Highlight des Tages!

Wir nutzen den nächsten Vormittag noch zum Wäschewaschen (per Hand) und Trocknen, fuhren mit Winnie in eine Werkstatt, um den längst fälligen Ölwechsel zu machen und dann ging es weiter in Richtung Grenze von Honduras. In Somotillo, kurz vor der Grenze, fanden wir den Dixsa Truck Parqueo - einen großen Parkplatz für Laster. Sicher, aber wie erwartet laut - vor allem das ewige Hundegebell ging uns auf die Nerven. Der Nachtwächter hatte zu unserer besonderen Sicherheit seine beiden Hunde direkt neben unseren Wohnmobilen angekettet. Und die gaben mit den Dorfhunden die ganze Nacht ein Bellkonzert! Grrr ... entsprechend schlecht gelaunt waren wir am nächsten morgen.

Früh aufstehen mussten wir auch noch, denn wir hatten uns vorgenommen an einem Tag durch Honduras bis nach El Salvador zu fahren. Viel zu sehen gab es in diesem Teil Honduras eh nicht und wir erwarteten diverse Polizeikontrollen. Davor hatten uns viele gewarnt.

Die Ausreise aus Nicaragua war problemlos und dauerte nur 15 Minuten. Die Einreise nach Honduras war dagegen wieder einmal eine Geduldsprobe. Hier war im Moment alles eine riesen Baustelle - neue Grenzgebäude wurden gebaut. Grenzschlepper erledigten den Papierkram für die Lasterfahrer und es dauerte eine Weile bis man uns sagte, dass wir statt am Einreiseschalter anzustehen eigentlich in ein Büro auf der Rückseite des Gebäudes müssten. Das machte aber erst um 8 Uhr morgens auf und wir mussten warten. Immerhin durften wir im Klimatisierten Büro Platz nehmen und die Putzfrau beim Pseudo-Säubern der Schreibtische beobachten.

Kirsten wagte aus der Hüfte heraus ein paar Fotos von den vielen Papierstapeln zu machen. Für Honduras benötigt man viele Kopien, um sein Fahrzeug einzuführen. Ob diese Papierstapel jemals abgearbeitet werden? Man darf das bezweifeln!!!

Jedenfalls wurden wir dann kurz nach 8 Uhr von einem sehr netten Grenzbeamten bedient, der sämtliche Papiere ausfüllte, uns zum Kopieren von Reisepass und Co. schickte und am Ende dann freudestrahlend unser Bargeld in Empfang nahm. 35US$ pro Fahrzeug, plus 3US$ pro Person kostete uns die 1-tägige Durchreise durch Honduras. Wir hatten uns darüber ja schon vor Wochen bei der ersten Ausreise aus Honduras aufgeregt und blieben dieses Mal ganz ruhig. Kann man eh nichts machen!

Nach fast 2 Stunden waren wir dann endlich durch und wurden direkt hinter der Grenze von einer grottenschlechten Straße begrüßt. Schlaglöcher ohne Ende! Bienvenido a Honduras!

Choluteca war unser einziger Stopp in Honduras. Benzin tanken und Einkaufen. Im hiesigen Maxi Despensa Supermarkt dröhnte die Werbemusik - Helen tanzte begeistert beim Verlassen des Ladens und setzte gleich einen Trend. Hier ein kurzes Video dazu:


Helen startet den Tanztrend.

Nicht nur uns lief der Schweiß bei 37°C im Schatten. Offensichtlich fanden das auch die korrupten und weniger korrupten Polizisten, denn wir mussten durch keine einzige Kontrolle. Wir sahen zwar ab und an mal die Hütchen auf der Straße und die Polizeifahrzeuge am Straßenrand, aber die Herrschaften saßen allesamt im Schatten und hoben nicht einmal müde den Kopf. Da können andere viel schlimmeres berichten - alle 30km eine Kontrolle, Androhung von Strafzetteln ohne Ende, um Schmiergeld zu erhaschen usw. Wir hatten wohl einfach nur Glück und fuhren ohne Ärger in drei Stunden durch Honduras.

Der Grenzübergang nach El Salvador dauerte 2 Stunden und 20 Minuten. Die meiste Zeit davon verbrachten wir mit der Ausreise aus Honduras. Wir wurden von einem Büro zum nächsten geschickt und die rechte Hand wusste nicht, was die linke zu tun hatte.

In El Salvador wurden unsere Pässe zügig direkt hinter der Grenzbrücke abgestempelt. Für die Fahrzeugerlaubnis mussten wir 4km weiter fahren. Hier hieß es etwas warten, da mal wieder diverse Lasterfahrer vor uns waren. Dennoch klappte alles ohne Probleme und zum ersten mal waren wir komplett kostenlos in ein Mittelamerikanisches Land eingereist!

Wirklich viel zu sehen gibt es in El Salvador nicht. An die Küste sind wir wegen der Hitze nicht gefahren. Stattdessen ging es über San Miguel - mit einem kurzen Zwischenstopp in San Vincente (Eiffelturm-artiger Uhrturm) - nach Suchitoto, eine nette Kolonialstadt am Lago Suchitlán. Nach einer halben Stunde suchen, fanden wir beim Casa del Cultura de Paz (Kulturhaus) einen sehr schönen Stellplatz für unsere Wohnmobile - sogar mit Schatten unter den Bäumen!

Agnes hatte Magenprobleme und so sind wir dann mit Helmut abends zu einem kostenlosen Klassikkonzert im hiesigen Theater gegangen. Was für ein Kulturerlebnis!

Wie zu erwarten fing es nicht pünktlich an, aber wir vertrieben uns die Zeit mit lästern. Vor uns saßen drei eindeutig geliftete Damen (so um die 60-70 Jahre alt mit Dauerlächeln). Überhaupt hatten sich für dieses Ereignis viele in Schale geschmissen und wir waren ein wenig "underdressed" mit unseren Shorts und Sommerklamotten.

Gegen 19.30 Uhr kam dann ein älterer Herr mit Gehstock auf die Bühne und hielt eine lange Rede. Gäääähhhhnnnnn! Kurz vorm Einschlafen, mussten wir aufstehen und es folgten die Suchitoto-Hymne (unglaublich schlecht) und die Nationalhymne und anschließend gab es noch ein paar Ehrungen. Gäääähhhhnnnnn! Man nahm sich sehr wichtig hier!

Gegen 20.30 Uhr kam endlich das Orchester auf die Bühne und spielte gar nicht mal so schlecht Klassiker aus den 40er und 50er Jahren, á la As Time Goes By. Dann kam der Dean Martin Suchitotos auf die Bühne (Oh Gott, oh Gott!) und schnulzte sich einen ab. Helens Kommentar: "Oh,dear!"

Haben wir schon erwähnt, dass das Konzert zum Glück kostenlos war?!

Mittendrin dann aber doch noch ein echtes Highlight, dass wirklich hörens- und sehenswert war! Vier junge Männer spielten Lieder von Metallica auf ihren Violincellos. Heavy Metal Musik mal ganz instrumental. Echt super, wie das folgende Video zeigt:


Abendkonzert in Suchitoto.

Anschließend mussten wir leider wieder Dean Martin ertragen. Für dieses "unglaubliche" Kulturerlebnis sind wir schlappe 10.000km gefahren! Wir werden Suchitoto so schnell nicht vergessen!

Am nächsten Tag haben wir in einer Affenhitze eine Wanderung zu einem Wasserfall gemacht. In der Trockenzeit hat dieser kein Wasser, dafür sieht man die versteinerten Lavasäulen. Nach dieser Anstrengung verbrachten wir den Nachmittag auf unseren Campingliegen im Schatten!

Kirstens Geburtstag fing mit einem Ständchen von Agnes und Helmut an. Anschließend verließen wir Suchitoto und fuhren gen Norden. Mittags erreichten wir den Lago de Coatepeque. Vom Aussichtspunkt hatte man einen schönen Blick auf den Kratersee.

Von der Ruta de Flores hatten wir mehr erwartet - vor allem Blumen! Aber weit und breit waren nur Kaffee Plantagen zu sehen. Kaffee und Kuchen gab es dann auch traditionell zu Kirstens Geburtstag. Allerdings waren die Torten so süß, dass wir gleich noch ein paar Portionen salziger Pommes dazu bestellten. Eine erstaunlich leckere Kombination!!!

Nach nur vier Tagen in El Salvador fuhren wir dann wieder nach Guatemala rein. Wir hatten gehofft für Winnie eine neue Fahrzeugerlaubnis zu bekommen, aber da die alte noch bis zum 16. März gültig war, wollte uns der Grenzbeamte keine neue oder eine Verlängerung ausstellen. Für Helmut und Agnes war das kein Problem, da sie eh vor dem 16. März nach Mexiko fahren wollten. Wir hingegen wollten zu Ostern Anfang April noch in Antigua sein, um die fantastischen Osterprozessionen mitzumachen. Die einzige Möglichkeit ist die Ausreise aus Guatemala einen Tag vor Ablauf der Fahrzeugerlaubnis mit Antrag auf Wiedereinreise aus einem bestimmten Grund. Ansonsten muss man drei Monate warten, bis man regulär wieder nach Guatemala einreisen kann. Na ja, da kümmern wir uns in ein paar Wochen drum!

Wir machten Mittagspause bei der Mittelaltrigen Brücke in Esclavos und konnten gar nicht glauben, dass so ein historisches Bauwerk durch eine stinkende Kläranlage verschandelt wird.

Eigentlich war unser Tagesziel der Vulkan Pacaya gewesen, aber die Anfahrt dahin führte über eine steile Sand-/Schotterpiste und das wollten wir Winnie nicht zumuten. Wir hörten ein paar Tage später in Antigua, dass man die fließende Lava auf dem Vulkan seit gut einem Jahr nicht mehr sehen kann, da sie jetzt tiefer und der abgekühlten Lavamassen fließt. Gut also, dass wir dann doch direkt weiter nach Antigua gefahren sind.

In Villa Nueva entdeckten wir einen Wal-Mart (einen echten!) und machten spontan einen Einkaufsstopp. Endlich mal wieder guter Käse, leckeres Brot und köstliche gebratene Hähnchen! Anschließend kämpfte sich Winnie über die super steilen Berge nach Santa Lucía hoch. Zu allem Überfluss waren die Steigungen auch noch mit Schlaglöchern und Topes ohne Ende versehen und da mussten wir notgedrungen vom Gas runter. Aber Winnie schaffte es!

Wir erreichten Antigua im Dunkeln und holperten langsam über die Pflastersteinstraßen. Zum Glück konnten wir kostenlos beim Parkplatz der Touristen Polizei übernachten.