27.02.-03.03.2012: Antigua de Guatemala

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Der Parkplatz der Touristen Polizei liegt zwei Straßen vom großen Markt entfernt im Südwesten der Stadt. In der großen Anlage dürfen Wohnmobile im hinteren Teil neben dem Toiletten- und Duschgebäude parken. Kostenlos! Die Länge des kostenlosen Aufenthaltes ist abhängig von der Laune des jeweiligen Polizisten, mit dem man am Eingang spricht. Man erzählte uns drei Tage, aber ein anderes Deutsches Pärchen stand schon seit einer Woche dort.

Den Aufenthalt kann man in jedem Fall verlängern, indem man den Polizisten etwas Gutes tut. Kein Geld! Das steckt sich der jeweilige Beamte direkt in die eigenen Taschen und kein anderer erfährt davon. Stattdessen sind Sachspenden in Form von Zahnpasta, Duschgel, Toilettenpapier angesagt. Nach unseren Schätzungen leben ca. 10-15 Polizisten auf dem Gelände in Mehrfachbett-Räumen. Sie verdienen ein Hungerlohn und eine Sachspende kommt da genau richtig. Wir haben sogar Glühbirnen für das Toilettengebäude gekauft. Manchmal äußern die Polizisten bei dringendem Bedarf auch einen konkreten Wunsch und freuen sich, wenn man dem sofort nachkommt. Wir haben insgesamt nicht mehr als 1US$ pro Tag als Spende ausgegeben und konnten so lange stehen, wie wir wollten.

Stefan und Swantje haben sich der Reinigung der Toiletten und Duschen angenommen. Da sie selbst intensive Nutzer dieser Örtlichkeiten waren, fiel das weniger schwer. Allerdings sahen die Toiletten nach Benutzung der Polizisten doch manches Mal ekelhaft aus!

Antigua Camping bei der Touristen-Polizei - 360° Panorama
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Der Besuch von Antigua ist ein MUSS für Mittelamerika-Reisende. Diese wunderschöne Kolonialstadt liegt in einem Bergkessel, eingerahmt von drei Vulkanen. Sie wurde 1543 von Spaniern gegründet und diente 233 Jahre lang als Hauptstadt von Guatemala. 1773 machte ein Erdbeben Antigua dem Boden gleich und fortan wurde Guatemala Stadt zur Hauptstadt.

Nach und nach wurde Antigua wieder restauriert und ist seit 1979 ein UNESCO Weltkulturerbe. Und das zu recht! Keine andere Stadt im Mittelamerika bietet so viele wunderschöne Fotomotive!

Den besten Blick auf die Stadt und die umliegenden Vulkane hat man vom Cerro de la Cruz Mirador - einem Hügel im Norden der Stadt. Das große Kreuz ist deutlich auch aus der Stadt zu erkennen. Am besten geht man früh morgens da hoch, bevor die Wolken die Vulkane bedecken.

Antigua von oben - 360° Panorama
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Wir haben uns ein Tuc Tuc für die Fahrt nach oben gegönnt (40Q für drei Personen, 1,75US$ pro Person) und sind dann anschließend die Stufen wieder in die Stadt runter gelaufen.


Wunderschöner Morgen auf dem Mirador mit Blick auf Antigua.

Wir waren eine Woche in Antigua und sind täglich durch die Stadt gelaufen, um uns die vielen Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Es gibt viele alte Kolonialgebäude und Kirchenruinen und man könnte über jede einzelne einen Roman schreiben. Wir lassen an dieser Stelle einfach mal unsere Bilder für sich sprechen. Man kann hier wirklich Wochen verbringen und täglich etwas anderes entdecken. Uns taten die Füße ganz schön weh, denn das Laufen auf dem Kopfsteinpflaster geht schon auf die Knöchel und Fußballen. Trotzdem blieb endlich auch mal Zeit zur Entspannung. Die hatten wir nach der langen Reise durch Mittelamerika nötig!

Kulinarisch steht Antigua ganz weit oben in Mittelamerika. An allen Ecken gibt es nicht nur leckere Restaurants und Cafés, sondern vor allem super Bäckereien. Die Auswahl an Torten und Kuchen ist unschlagbar hier! Es dauerte nicht lange und wir entdeckten eine Bäckerei um die Ecke von der Kathedrale, bei der es jeden Nachmittag so gegen 15 Uhr frisch gebackenes Bananenbrot und Brot in verschiedenen Sorten gab. Heiß aus dem Ofen! Einfach köstlich! Wir haben den ganzen Campingplatz mit Bananenbrot angesteckt. Es gab außerdem einen tollen Supermarkt, bei dem wir uns täglich mit allem, was das Herz begehrte, eindecken konnten, sogar Gauda und ganz cremigen Gorgonzola hatten die hier! Ohne Frage: Antigua hatten wir zum Fressen gerne!!!

Trotz des unübersehbaren Tourismus hier, hat die Stadt auch etwas sehr authentisches. Aus den umliegenden Dörfern kommen die Einheimischen in ihren bunten Trachten in die Stadt, um ihre Waren zu verkaufen. Am Tanque de la Unión, dem Waschbrunnen Antiguas, sahen wir die Frauen und jungen Mädels aus Santa María de Jesús. Wir erfuhren von ihnen, dass es in ihrem Dorf kein Wasser gibt. Deshalb kommen sie täglich per Bus nach Antigua und waschen die Wäsche mit der Hand hier. Das ist harte und stundenlange Arbeit, dennoch scheinen die Frauen viel zu Lachen.

Eine fragte Kirsten, ob sie statt zu fotografieren nicht mal mithelfen könne. Kirsten krempelte die Arme hoch und machte sich an die Arbeit eine Kinderjeans zu reinigen. Mit der Schüssel Wasser aus dem Brunnen holen (bloß nicht die dreckige Wäsche ins Wasser halten!!! Das Brunnenwasser muss sauber bleiben!), über die Jeans gießen, dann mit einem runden Stück Seife die Jeans kräftig einreiben und kräftig mit einer Bürste schrubben.

Kirsten hielt die Jeans zur Inspektion hoch und bekam ein "Más!" (Mehr!) zu hören. Okay, also noch mal kräftig Schrubben. So? No, más!!! Das sorgte für Gelächter unter den anderen Frauen. Hier das entsprechende Video dazu, dass Agnes drehte:


Wäschewaschen in Antigua.

Wenn die Wäsche am Ende des Tages fertig gewaschen ist, wird sie nass in Plastikplanen eingewickelt. Dann stemmen sich die Frauen die schweren Ballen (ca. 20-30kg, wenn nicht mehr!) auf den Kopf und laufen zurück zur Busstation. Viele tragen obendrein noch ein Kind auf dem Rücken! Wahnsinn, was diese Frauen schleppen können und sie sind nicht mal 1,50m groß!

Ein Amerikaner erzählte uns, dass der ehemalige Bürgermeister von Santa María de Jesús die Dorfkasse geplündert hat und das deshalb die Elektrizitätsrechnung nicht mehr bezahlt werden kann. Ohne Strom funktionieren die Wasserpumpen nicht. Es gibt in den Häusern auch kein Trinkwasser und ältere Menschen und Kinder leiden gesundheitlich schwer darunter. Umso mehr muss man bewundern, mit welcher Gelassenheit und offensichtlich auch Spaß die Frauen nach Antigua kommen. Aber sie kennen es häufig in Guatemala gar nicht anders und leben einfach ihr Leben so wie es kommt.

Von Swantje bekamen wir den Tipp mit dem kostenlosen Shuttle vom Parque Central zur nahe gelegenen Azotea Kaffee Plantage zu fahren. Hier kann man für 50Q (ca. 6,50US) eine 2-stündige geführte Tour machen. Wir bekamen im ersten Teil der Tour eine Demonstration der Maya Kultur und Musikinstrumente vorgeführt. Hier das Video dazu:


Maya Instrumente - Azotea Kaffee Plantage.

Anschließend führte uns ein junger Mann über die Kaffee Plantage. Wir lernten, dass Kaffee ursprünglich aus Äthiopien kommt. Man unterscheidet zwei Pflanzen. Die Arabica produziert nur eine Ernte pro Jahr und ist deshalb qualitativ besser. Die Robusta wird zweimal im Jahr geerntet und überwiegend in Brasilien und Vietnam angebaut.

Auf der Azotea Kaffee Plantage wächst ausschließlich die Arabica. Schmetterlinge bestäuben die weißen Kaffeeblüten. Sie duften nach Jasmin und blühen nur drei Tage lang. Aus jeder Blüte entwickelt sich eine Kaffeefrucht, in der zwei Kaffeebohnen heranwachsen.

Es gibt rund um Antigua Probleme mit Baumkäfern. Um die Plage gering zu halten, ist jeder 20igste Kaffeestrauch mit einer aufgeschnittenen Colaflasche bestückt. Diese ist gefüllt mit einer Kerosin-Alkohol-Flüssigkeit. Die Käfer werden durch den Alkohol angelockt und ertrinken dann im Kerosin. Die Blätter des Kaffeestrauchs werden zum Schutz gegen Insekten organisch mit einem Gemisch aus Knoblauch, scharfem Chilipulver und Aloe bestäubt. Da die Arabicasträucher Schatten zum optimalen Wachstum benötigen, werden ebenfalls schattenspendende Bananenpflanzen angebaut.

Die roten Kaffeefrüchte werden hier zwischen November und April in Handarbeit geerntet. Maschinen trennen die rote Schale von den Bohnen. Die roten Schalen werden kompostiert und wieder als Dünger für die Kaffeesträucher verwendet. Die Bohnen werden 2 Tage lang in Wasser gegoren und dann anschließend 14 Tage lang in der Sonne getrocknet. Anschließend werden die Bohnen entweder ungeröstet in Säcke verpackt und in alle Länder der Welt verschifft oder direkt zum Verkauf auf der Azotea Plantage geröstet. Je länger die Bohnen geröstet sind, desto weniger bitter sind sie. Außerdem sinkt der Koffeingehalt. Was viele nicht wissen, ist, das länger gerösteter Espressokaffee weniger Koffein enthält, als Mittel-gerösteter Kaffee.

Kurz vor unserer Abreise aus Antigua wurde der Campingplatz bei der Touristen Polizei von einem Inguat-Verantwortlichen inspiziert. Inguat ist die staatliche Touristenorganisation. Er wollte mal schauen, wieweit die Aufräumarbeiten für die anstehenden Ostertage hier schon waren. Wir nutzten die Gelegenheit und fragten ihn nochmals nach einer Verlängerung für Winnies Fahrzeugerlaubnis. Er griff gleich zum Handy und erkundigte sich an der Grenze. Ja, wenn wir einen Tag vor Ablauf unserer Erlaubnis zur Grenze kommen, dass könnten wir eine Verlängerung beantragen. Sollte das nicht klappen, dann würden 1-3 Tage Ausreise (statt 3 Monate) aus Guatemala reichen, um anschließend wieder offiziell einreisen zu können. Na, schauen wir mal! Uns hat Antigua so super gefallen, dass wir hier gerne noch einmal zu Ostern zurück kommen möchten.