05.-10.03.2012: Lago Atitlan - Panajachel - Chichicastenango

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Wir verließen Antigua in Richtung El Tejar. Winnie hatte zum Glück dieses Mal keine Probleme die Steigungen hoch zu kommen!

Bei der Propanplantage in El Tejar lernten wir ein Belgisches Ehepaar kennen, die gerade vom Atitlán See gekommen waren. Laut ihrer Aussage war die Strecke über Patzún nicht allzu steil und wesentlich kürzer als der längere Weg über die Panamericana. Allerdings war eine Brücke nahe Patzún bei der letzten Überschwemmung zerstört worden, aber der Weg durch den Fluss war okay.

Wir sprachen uns kurz mit Agnes und Helmut ab, die an diesem Tag noch ein junges Deutsches Paar als Mitfahrer im Auto hatten, und entschlossen uns die kürzere Route zu nehmen.

Anfänglich war das überhaupt kein Problem, denn die Strecke führte durch ein paar kleine Dörfer an Wiesen und Feldern entlang. Nett! Dann kamen wir nach Patzún rein und folgten den Hinweisschildern nach Panajachel, obwohl unser GPS eigentlich eine andere Strecke anzeigte.

Wir landeten in einer recht engen Einbahnstraße, die stetig nach oben führte. Die Querstraßen, die rechts von uns lagen, wurden immer steiler und wir wunderten uns schon ein wenig. Auf einmal war die Straße vor uns komplett wegen einer Baustelle gesperrt. Rechts abbiegen war zwar möglich, aber ein großer Sandhaufen versperrte die eine Hälfte der Straße und auf der anderen Seite war ein hoher Gehweg. Kirsten stieg aus und dirigierte beide Wohnmobile Schritt für Schritt um diese enge Kurve. Rechts und links waren mal gerade 1cm Platz! Na ja, wir schafften diese Hürde. Anschließend ging es steil runter und wir sahen unten die eigentliche Hauptstraße durch Patzún (diese hätten wir gemäß GPS gleich von Anfang an nehmen sollen). Leider kam aber gerade in diesem Moment ein Beerdigungszug durch die Kreuzung und unser Weg war erneut gesperrt. Wir bogen eine Straße vorher ab und machten uns schon Sorgen, dass wir auf den super steilen Straßen (steiler als in San Francisco!!!) hängen bleiben würden. Aber mit viel Mühe und Not schafften wir es dann doch noch aus der Stadt zu kommen.

3 Meilen weiter mussten wir dann durch den Fluss. Das war zum Glück kein großes Problem, wie das folgende Video zeigt:


Kurz hinter Patzún müssen wir durch den Fluss.

Von Wegen die Strecke nach Panajachel war nicht sehr steil! Die Kurven wurden immer enger, die Straßen immer steiler und vor allem schlechter. Überall fiese Schlaglöcher und da konnten wir einfach nicht immer in den Steigungen Vollgas geben. Immerhin hatten wir teilweise aber tolle Blicke von oben auf das Hochland von Guatemala.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir Panajachel. Die Polizei leitete uns auch hier durch extrem enge Gassen. Unsere Deutschen Mitfahrer nahmen noch das letzte Boot nach San Pedro während wir auf der Suche nach einem guten Stellplatz waren. Kirsten lief durch die Straßen und fragte sich nach dem Hotel Paradise Inn durch (ein Tipp von Martina und Nicole). Helmut lief zu einem nahe gelegenen Campingplatz. Die wollten dort 150 Quetzales (ca. 19,50US$) pro Nacht haben und Strom und Wasseranschluss waren schon von einem anderen Camper belegt worden.

Beim Paradise Inn Hotel hingegen konnten wir kostenlos vor dem Hotel auf dem ehemaligen Touristenparkplatz stehen. Direkt am Fluss mit Blick auf den See. Der Wachmann vom Hotel meinte sofort, dass der Platz hier sicher ist und er wirft ebenfalls ein Auge auf unsere Fahrzeuge, wenn wir nicht da sind. Wir standen ganz alleine auf dem Parkplatz. Toiletten und Duschen hätte man bei den nahe gelegenen Restaurants nutzen können. Also ein idealer Platz für uns!

Kirsten und Agnes liefen die zwei Minuten zum See runter und genossen den schönen Sonnenuntergang!

Sonnenuntergang am Atitlán See - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Der Atitlán See ist ein tiefblauer Kratersee vulkanischen Ursprungs, umgeben von drei Bilderbuchvulkanen und den farbenfrohen Mayadörfern an seinen Ufern, der 18 km an der breitesten Stelle misst, in der Mitte 400 m tief ist und auf 1560 m über dem Meeresspiegel liegt.

Die Entstehung des Sees ist ebenso dramatisch wie seine Schönheit. Nach seiner geologischen Geschichte zu urteilen, war das Gebiet einmal Teil eines riesigen Vulkans, der vor ca. 85.000 Jahren bei einem gewaltigen Ausbruch seine Spitze verloren hat. Man sagt, dass Asche und Steine von diesem Ausbruch sogar in Panama gefunden wurden, und dass der Ausbruch das Klima weltweit beeinflusst hat.

Durch die fortdauernde vulkanische Aktivität in der Umgebung entstanden die drei imposanten Vulkane, die wir heute am Ufer des Sees sehen. El Toliman, Atitlan und San Pedro ragen am Südufer bis zu 3357 Meter über dem Meeresspiegel in die Höhe.

Sonnenuntergang am Atitlán See - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Wir verbrachten vier Nächte in Panajachel, besuchten den dortigen Markt, machten mit Agnes eine Wanderung nach Santa Catarina und nahmen das Boot über den See, um die anderen Dörfer zu besuchen. Jedes Dorf am See hat eine etwas andere Mayakultur und die traditionelle Kleidung ist je nach Dorf anders. Während Panajachel doch sehr touristisch ist und sich die Einheimischen nur gegen Bares fotografieren lassen, geht es in den anderen Dörfern viel authentischer zu und die Bevölkerung ist sehr aufgeschlossen.

Es gibt eine Straße rund um den See, doch an einigen Stellen ist sie in einem sehr schlechten Zustand und geht teilweise extrem steil in die Kraterwand. Das wollten wir Winnie nicht zumuten und nahmen deshalb Boote über den See.

Diese Wassertaxis kosten für Touristen das 5-fache. Pro Strecke sind es zwischen 20-25 Quetzales (2,50 bis 3,00US$) pro Person. Einheimische zahlen 4-5 Quetzales.

Wir waren an diesem Tag ohne Agnes und Helmut unterwegs und nahmen das Postboot statt eines der Touristenboote. Man wollte uns erst nicht mitnehmen, denn das Boot klappert die einzelnen Dörfer rund um den Atitlán See ab. Wir haben schnell mitbekommen, dass jedes Boot vor der Abfahrt erst einmal drei angebliche Kapitäne hat, die alle nacheinander angedackelt kommen und Geld haben wollen!!! Einige sogar mit offiziell aussehenden Tickets! Uns war sofort klar: da ist eine Abzocke im Spiel. Genau wie alle anderen haben wir dann grundsätzlich erst beim Aussteigen bezahlt.

Wir waren den ganzen Tag rund um den Atitlán See unterwegs. Mit dem Boot von Panajachel nach San Juan. Hier wurde der Tag der Frau gefeiert und die Frauen aus dem Dorf wurden kostenlos von einem Restaurant verpflegt - gebratenes Huhn mit Reis und Tortillas! Wir waren auch hungrig und scherzten mit den Damen, ob wir als Frauen uns da auch anstellen können. Sie nickten, aber wir haben uns dann doch nicht getraut. Wir wollten da niemanden was wegnehmen, aber es sah ja sooooo lecker aus!

Von San Juan haben wir dann ein Tuc Tuc nach San Pedro genommen und sind anschließend durch die Straßen gelaufen. Viel zu sehen gab es nicht. Mit dem nächsten Boot ging es dann weiter nach Santiago Atitlán. Kaum waren wir vom Boot runter, wurden wir von einem älteren Herren ins Gespräch verwickelt. Da es schon später Nachmittag war und wir nur wenig Zeit hier hatten, heuerten wir ihn als Führer an.

Santiago Atitlán ist eine historisch faszinierende Stadt römisch-katholischen und evangelischen Glaubens und des Glaubens an den Maximón. Die Verehrung des Maximón durch die Maya reicht Jahrhunderte zurück und ist einer der bemerkenswertesten religiösen Bräuche in der Region. Die Maya beten zu dieser menschenähnlichen Holzstatue, die in der Regel einen Hut, Krawatten und Schals und einen Anzug trägt und Zigarren raucht.

Jedes Jahr wechselt der Wohnsitz des Maximóns und eine andere Familie hat die Ehre ihn in seinem Haus zu haben. Ohne unseren Führer - Salvador (er behauptete, er sei ein Schamane, aber das glaubten wir nicht) - hätten wir diese Stätte nicht gefunden. Der alte Mann war unglaublich drahtig und fit und hetzte uns durch die steilen Straßen. Hechel, Hechel!

Den Maximón kann man nur gegen Bares sehen. 2 Quetzales Eintritt pro Person, pro Foto 10 Quetzales. Es ist ziemlich dunkel in dem Raum und ohne Blitz geht da gar nichts. Da war dann auch nichts mit Schummeln beim Fotografieren.

Anschließend ging es mit dem Boot wieder nach Panajachel. Ein langer Tag!

Am nächsten morgen verließen wir dann Panajachel mit dem Ziel Chichicastenango. Der direkteste Weg wäre über Solola gewesen, aber wir wurden von mehreren Seiten gewarnt, dass die steile Straße nach Solola hoch nichts für Winnie ist. Wir fuhren also wieder über San Andres raus und Winnie machte seine Sache zunächst ganz gut. Helmut und Agnes stoppten für eine Weile, um ihre Tanks zu entleeren, während wir weiterfuhren. Kurz hinter San Andres wurde Winnie dann immer langsamer. Wir hatten Gegenwind auf einer langen und geraden Steigung und Kirsten stieg mitten in der Fahrt aus, um Winnie anzuschieben. Aber der wollte nicht und wir standen mitten auf dem Hang. Zum Glück hielten zwei junge Männer mit einem Pickup. Wir holten unsere Spanngurte raus und befestigten die am Pickup. Die waren aber nicht stark genug und rissen gleich. Nun hieß es anschieben. Kirsten und die beiden Männer gaben ihr bestes, Helen Vollgas. Und tatsächlich ... Winnie kam wieder ins Rollen. Kirsten sprang hinten auf den Pickup auf und wir folgten Helen und Winnie. Von Agnes und Helmut weit und breit nichts zu sehen!

Wir gaben Winnie eine Verschnaufpause und warteten auf die beiden. Anschließend ging es hoch zur Panamericana und über Los Encuentros weiter nach Chichicastenango.

Auf 2500 m Höhe über dem Meeresspiegel gelegen, ist diese Stadt bei Touristen vor allem für ihren Markt bekannt, der jeden Donnerstag und Sonntag stattfindet und hunderte von traditionell gekleideten Dorfbewohnern aus der Umgebung anzieht.

Wir wollten uns das eigentlich auch anschauen, aber kurz vor Chichi fährt man steil zu einem Fluss runter und noch steiler auf der anderen Seite wieder hoch. 25% Steigung an einigen Stellen und extrem enge Kurven. Helen gab unten an der Brücke Vollgas und wollte gerade die erste Kurve nehmen, da kommt uns ein langer Laster in der Kurve entgegen und fährt über beide Fahrspuren. Helen konnte gerade noch ausweichen und musste dann anschließend eine Vollbremsung machen. Wir dachten schon, das war es ... jetzt kommt Winnie nicht mehr in Schwung. Aber in engen Kurven bekommen die Reifen wieder besseren Halt auf dem Asphalt und Winnie bekommt Schwung. Wir hatten es fast geschafft, als oben dann noch eine super steile Kurve vor uns auftauchte. Winnie wurde langsamer und langsamer und Kirsten sagte Agnes über Funk Bescheid: Raus! Wir müssen anschieben!

Wunder, oh Wunder ... zwei Frauen können doch tatsächlich ein drei Tonnen schweres Fahrzeug anschieben! Allerdings taten uns danach die Lungen weh! Hust,Hust! In dieser Höhe geht das Atmen viel schwerer und da reichen ein paar Meter rennen und schieben und man bekommt kaum noch Luft!

Kirsten sprang bei Helmut und Agnes mit rein und Winnie schaffte den Anstieg nach Chichicastenango. Aber schaffen wir das auch wieder zurück???

Chichi hat uns nicht wirklich gut gefallen. Die engen Gassen und Straßen waren häufig Einbahnstraßen und wir konnten auf Anhieb nicht die angestrebte Übernachtungsstelle finden. Kirsten musste mal wieder zu Fuß die Lange erkunden und am Ende konnten wir dann für 50 Quetzales auf der PDV Tankstelle (ehemalige Shell) stehen. Ein Block vom Markt entfernt und sehr zentral gelegen, aber dennoch nicht ein Traumübernachtungsplatz. Sehr laut während des Tages und nachts kommen die Hunde und pissen und bellen, was das Zeug hält!

Wir waren an einem Freitag da, also kein Markttag und in der berühmten Kirche von Chichi war auch nichts los. Mehr hat Chichi nicht zu bieten und Helmut und Agnes beschlossen noch am Samstag die Stadt zu verlassen, um nach Mexiko zu fahren. Wir fanden ein kleines Restaurant und hatten unser Abschiedsessen. Agnes hat uns später bei Eis und roter Grütze (vom Aldi aus Deutschland!!!) dann noch folgendes Gedicht zu unserer Reise vorgetragen:


Agnes' Abschiedsgedicht.

Wir wollten eigentlich noch den Sonntagsmarkt hier mitnehmen, konnten aber nachts nicht schlafen, da wir Sorgen hatten, mit Winnie erneut auf den Steigungen stecken zu bleiben. Wir sind am nächsten morgen dann um 6 Uhr aufgestanden und haben Agnes und Helmut gesagt, dass wir lieber mit ihnen aus Chichi raus fahren. Und wie zu erwarten war, hatte Winnie seine Probleme. Dieses Mal brauchte er aber nur einen kurzen Schubs von Kirsten, die vorher und nachher folgendes Video drehte:


Winnie mit Problemen auf den steilen Straßen.

Na ja, Winnie hat mit seinen vier Zylindern und drei Tonnen Gewicht eben auf so steilen Strecken seine Probleme. Kurz vor Los Encuentros stoppten wir dann die Wohnmobile und es hieß nach 135 Tagen gemeinsame Fahrt durch USA, Mexiko und Mittelamerika Abschied nehmen von Agnes und Helmut. Schnief! Eine lange und teilweise doch sehr anstrengende Reise, an die wir alle noch lange zurück denken werden. Wir haben wirklich viel gesehen und erlebt und Kirstens und Agnes' Planung im Vorfeld der Reise wurde erstaunlich gut eingehalten! Helmut und Agnes hatten jetzt noch gut fünf Wochen, um den langen Weg durch Mexiko und die USA bis nach Baltimore zu schaffen.

Wir hatten noch bis zum 16. März in Guatemala und wollten die letzten Tage rund um Quelzaltenango verbringen.