09.-30.04.2012: Antigua - Rio Hondo - Playa Escondido - Aguas Calientes - Finca Ixobel - Tlacotalpan - San Fernando

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Am Ostermontag, der hier in Guatemala nicht gefeiert wird, da alle wieder zur Arbeit müssen, war Antigua fast menschenleer. An Helens 50igsten Geburtstag sind wir "gestylt" in ein Indisches Restaurant gegangen. Die vegetarischen Gerichte waren köstlich! Helen fand die Mischung aus Mango Lassi und Erdbeershake genial. Ein sehr leckerer und total entspannter Abend. Wir blieben noch ein paar Tage in Antigua. Uns fiel der Abschied richtig schwer!


Helens Geburtstag

Da wir mit dem Bus schon durch Guatemala City gefahren waren und vom Verkehrschaos in dieser Millionenmetropole wussten, machten wir Guillermo das Angebot ihn und sein Fahrrad bis Rio Hondo mitzunehmen. Guillermo war vor langer Zeit mit einem Damenfahrrad (sah aus wie neu, so putzt er das jeden Tag!) in Kanada gestartet und ist die gesamte Strecke durch die Vereinigten Staaten und Mexiko bis nach Antigua geradelt. Unglaublich! Geboren in Mexiko, aufgewachsen in Kanada, und nun mit ca. 50 auf einer Abenteuerreise bis nach Südamerika runter. In der Yucatan ist sein Gepäckträger verloren gegangen. Seit dem hat er einen Rucksack hinten auf dem Rücken und einen vorne auf der Brust. Sein restlicher Besitz hängt in einem schweren Eimer am Lenker. Er finanziert diese Reise mit allen möglichen Jobs, die er so finden kann. Anstreichen von Häusern, Säcke schleppen auf Märkten, Wohnmobile waschen und Toiletten reinigen in Antigua - wir waren alle sehr dankbar darüber! Ein faszinierender, super ehrlicher Typ, von dem man sehr viel lernen kann. So könnten und wollen wir nicht reisen! Er war froh, dass wir ihn mitnahmen, denn trotz GPS sind wir in Guatemala City kurz von der Strecke abgekommen. Guillermo wäre hier mit dem Fahrrad entweder verloren gegangen oder ausgeraubt worden!


Buen viaje, Guillermo!

Wir verbrachten zwei entspannte Tage am Playa Escondido direkt am Izabal See. Am Sonntag tobte hier noch der Bär, montags hatten wir das Gelände am Strand ganz für uns. Herrlich ruhig!

Es war unglaublich heiß - wir waren ja wieder auf Meereshöhe. Umso mehr genossen wir das Schwimmen beim Wasserfall von Aguas Calientes. Direkt unterm Wasserfall ist das Wasser kochend heiß, da der obere Fluss thermal aufgeheizt ist. Seitlich kommt ein kalter Strom rein und man kann im Wasser sitzend Wechselbäder machen. Ein Paradies!


Schwimmen beim heißen Wasserfall von Aguas Calientes.

Inklusive Camping auf einer schönen Rasenfläche, kalten Duschen und Schwimmen beim Wasserfall haben wir nur 3 US$ pro Person bezahlt.

Zu Fuß wollten wir vom Wasserfall zum Lago Izabal laufen, um dort eine weitere Campingmöglichkeit anzuschauen. Die Strecke war ca. 1,5km lang. Wir waren keine 5 Minuten unterwegs, als wir hinter uns eine laute Raupe hörten. Der Fahrer hielt an und fragte, ob wir aufspringen wollen. Si, claro! Es war monsterheiß! Wir kletterten die Leiter hoch und krallten uns oben am Geländer fest. Auf dem Rückweg hatten wir erneut das Glück mitgenommen zu werden. Dieses Mal auf einem Anhänger, der von einem Traktor gezogen wurde - zusammen mit ein paar jungen Guatemalteken, die mit eiskaltem Bier zum Wasserfall unterwegs waren.

Am Nachmittag ging es weiter bis zur Finca Ixobel. Auf dieser schönen Plantage verbrachten wir eine Nacht. Wir waren die einzigen vor Ort und Winnie war bei den Hühnern und Leguanen beliebt. Sie tummelten sich in seinem Schatten. Idyllisch!

Am Freitag, den 20. April endet unsere Mittelamerikareise an der Grenze mit Mexiko. Den Grenzübergang bei El Ceibo gibt es erst seit zwei Jahren. Das Grenzbüro von Guatemala ist ein Wohnwagen, die Mexikanische Seite besteht aus einem hochmodernen Komplex. Man nimmt die Einreisebedingungen sehr ernst und will uns unseren Gauda und die Margarine aus Antigua wegnehmen. Den Käse essen wir an der Grenze auf, die Margarine landet mit dreckigem Teebeutel im Müll.

Wir hatten 12 Tage, um auf unserem alten Mexikovisum durchs Land zu reisen, und schafften es in 10 Tagen! Lediglich ein kurzer Stopp in Tlacotalpan, ein Dorf mit bunten Häusern, und ein paar entspannte Tage an der Costa Esmeralda gönnten wir uns. Ansonsten hieß es fahren, fahren, fahren. Die Regenzeit rückte näher und es war schwül und heiß.

Etwa 200km vor der USA Grenze bekamen wir zum ersten Mal, seit dem wir Mexiko bereisen, einen Eindruck davon, wie gewalttätig der Drogenkrieg in Mexiko wirklich ist. Es wurde langsam dunkel und wir suchten eine Pemex Tankstelle für die Nacht. Südlich von San Fernando gab es eine große, aber beim näheren Hinsehen stellten wir fest, dass sämtliche Fensterscheiben eingeschlagen waren und die Zapfsäulen nicht mehr aktiv waren. Gruselig! Wir fuhren weiter bis nach San Fernando (160km vor der Grenze). Helmut und Agnes hatten hier vor ein paar Wochen auf einer Pemex übernachtet (Helmut hatte uns per Email seine GPS-Daten geschickt). Wir brauchten Benzin und fuhren zunächst an die Zapfsäule. Kein Tankwart weit und breit! Kirsten ging zum Gebäude und sah, dass der ehemalige Laden komplett leer war. Ein einsamer Nachtwächter teilte ihr mit, dass die Tankstelle wegen eines schweren Raubüberfalls seit ein paar Tagen geschlossen war. Oh, oh!

Zum Glück gab es direkt in San Fernando wenigstens noch eine Tankstelle, die funktionierte. Aber der Tankwart riet uns von einer Übernachtung auf selbiger ab. Wir sollten lieber direkt zur Polizeistation im Ort fahren. Da es inzwischen fast dunkel war, blieb uns nichts anderes übrig.

Die Polizeistation sah auch nicht gerade sicher aus. Auf dem Parkplatz standen mehrere Autos mit platten Reifen - vermutlich konfiszierte Drogenfahrzeuge. Einige Fenster waren bis auf einen schmalen Schlitz (Schießscharten für Maschinengewehre!) zubetoniert, andere hatten Schusslöcher in den Scheiben. Sollen wir hier wirklich die Nacht verbringen? Kirsten fragte die schwer bewaffneten Polizisten vor der Station und die hatten kein Problem damit. Wir sind hier sicher, versicherte man uns. Okay ... mit einem sehr mulmigen Gefühl parkten wir ein.

Den ganzen Abend und die Nacht über, fuhren immer wieder Pickups mit schwer bewaffneten Einheiten auf den Parkplatz. Hier war richtig was los. Kaum lagen wir im Bett fuhr ein Auto mit grölenden Jugendlichen an der Polizeistation vorbei. Uns standen die Haare zu Berge und wir hatten Angst, dass jemand auf uns schießt. Aber zum Glück war das nicht der Fall. Diese Nacht werden wir so schnell nicht vergessen!

Am nächsten Morgen machten wir in San Fernando noch einen Ölwechsel und tauschten unseren Benzinfilter aus. Dann ging es direkt weiter zur Grenze. Es war der 30. April und wir reisten ohne Probleme nach Texas ein. Helmut und Agnes waren inzwischen wieder gut in Deutschland angekommen und planten schon wieder ihre nächsten Reisen.

Hier eine kleine Zusammenfassung unserer Mittelamerikareise:

Anzahl Reisetage gesamt: 186 Tage (28.10.2011 - 30.04.2012)
Gefahrene Kilometer gesamt: 14.835 km
USA: 8 Tage, 640km, Kosten pro Tag: 35 €
Mexiko: 39 Tage, 6.391km, Kosten pro Tag: 33 €
Belize: 14 Tage, 590km, Kosten pro Tag: 38 €
Guatemala: 65 Tage, 2.452km, Kosten pro Tag: 19 €
Honduras: 9 Tage, 725km, Kosten pro Tag: 32 €
Nicaragua: 15 Tage, 925km, Kosten pro Tag: 26 €
Costa Rica: 16 Tage, 1.255km, Kosten pro Tag: 19 €
Panama: 16 Tage, 1.440km, Kosten pro Tag: 33 €
El Salvador: 4 Tage, 417km, Kosten pro Tag: 31 €

Mittelamerika war ganz sicher eine Reise wert. Guatemala und Costa Rica könnte man auch noch einen zweites Mal besuchen. Die absoluten Highlights für uns waren das Schnorcheln am Belize Riff, der Panama Kanal und die Osterprozessionen in Antigua sowie die unglaubliche Vielfalt in der Tierwelt überall in Mittelamerika. Alles in allem war die Reise mit den vielen Sehenswürdigkeiten fantastisch, aber aufgrund unserer Zeitbegrenzung oftmals auch stressig. Man hätte viel mehr Zeit dort verbringen können. Leider mussten wir auf einige wenige Highlights wie z.B. die Kalkterrassen in Semuc Champey oder das Eierlegen der Schildkröten verzichten.

Dennoch haben wir unglaublich viel gesehen und erlebt und diese Reise wird uns noch lange in Erinnerung bleiben!

Viva Centro America!