01.-13.05.2012: Port Lavaca - Freeport - Galveston - Lake Charles - Avery Island

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Ausnahmsweise waren wir für unsere USA Durchfahrt mal planlos. Wir hatten einfach keine Zeit dafür auf unserer Mittelamerikareise. Hmmmm ... was machen wir? Das Wetter war herrlich sonnig und Helen meinte, dass wir uns eigentlich noch mal New Orleans anschauen können. Wir waren das letzte Mal zu Weihnachten 2004 da und wollten mal sehen, wie sich die Stadt vom Hurrikan Katrina erholt hat. So weit war das von Texas nicht und so sind wir in aller Ruhe gen Osten entlang der Golfküste gefahren.

Viel zu sehen gab es nicht - eine Ölraffinerie nach der anderen und ansonsten plattes Land mit Ackeranbau. Kirsten holte kaum die Kamera raus und das war nach den Tausenden von Fotos in Mittelamerika mal richtig entspannend. Insofern hatte sie auch die Kamera nicht parat, als ein schwarzer Puma direkt vor uns die Straße überquerte und gleich in einem Zuckerrohrfeld verschwand. Selten sieht man diese großen Katzen bei Tageslicht. Wir hatten Glück!

Über Port Lavaca - ein total verschlafendes Städtchen mit toter Main Street - ging es weiter nach Freeport. Hier entspannten wir uns ein paar Tage am kostenlosen Sandstrand und schrieben mal wieder an unserer Webseite. Mit Baden im Golf war nichts. Überall lagen stinkenden Algen am Strand und knallrote Hinweisschilder warnten vor gefährlichen Bakterien im Wasser, was die Amis aber nicht vom Baden abhielt!

Nach tagelangem Traumwetter erwischte uns dann ein heftiger Platzregen auf dem Walmart Parkplatz in Galveston. In Minuten stand alles unter Wasser und wir leckten mal wieder leicht durchs Dach. Seufz! Zwischen Galveston und Port Bolivar überbrückt eine kostenlose Autofähre die Galveston Bay. Wir durften zunächst nicht auf die Fähre, da unser leerer Benzinkanister halb mit Wasser gefüllt werden musste. Aus Sicherheitsgründen! Sehen wir so aus, als wenn wir unser geliebtes Zuhause und die Fähre in die Luft sprengen würden? Na ja, mit der zweiten Fähre ging es dann rüber.


Mit der Autofähre von Galveston nach Port Bolivar.

Reiner Zufall führte uns durch das kleine Städtchen "Winnie". Na, da mussten wir doch tatsächlich mal die Kamera raus holen (siehe Foto oben).

Durch Louisiana waren wir 2004 nur durchgefahren. Dieses Mal wollten wir was sehen. Lake Charles mit seiner historischen Altstadt hat uns gut gefallen. Wir bummelten an den schönen, alten (die ältesten von 1885) Villen vorbei und genossen die entspannte Ruhe in den schattigen Straßen mit den hohen Eichenbäumen. Kirsten kam ins Gespräch mit der Besitzerin des Frank Roberts House (1894). Gigi - ihr gehört auch der große und gleichnamige Fitnessclub Downtown. Sie hat sich gerade scheiden lassen und ihr Haus steht für 515.000 US$ zum Verkauf. Sorry, nichts für uns. Nicht einmal den süßen, ehemaligen Pferdestall (heute eine Garage und Lagerraum) auf ihrem Grundstück hätten wir uns leisten können. Die Auflagen sowie Instandhaltungs- und Versicherungskosten für diese alten Häuser sind schon enorm. Das können sich wirklich nur reiche Leute leisten.

Von ihr erfuhren wir auch, dass es an diesem Abend wieder mal eine American Idol Entscheidung gibt und ganz Lake Charles vor dem Fernseher sitzen wird, denn Joshua Ledet (geboren in Westlake, einem Stadtteil von Lake Charles) steht unter den letzten vier Kandidaten. Na, das wollten wir natürlich auch sehen und fuhren zum L'Auberge Casino. Hier konnten wir nicht nur kostenlos die Nacht verbringen (mit kostenloser Dumpstation und Trinkwasser), sondern in der Sportsbar auf großer Leinwand auch dieses spezielle Louisiana Highlight verfolgen. War fast wie bei einer WM oder EM in Deutschland! Alles starte gebannt auf die Leinwand - leider war der Ton so schlecht, dass wir kaum was verstanden haben. Aber großer Jubel brach aus, als fest stand, das Joshua unter den letzten drei war. Eine Woche später flog er dann aber doch raus und die American Idol Manie in Louisiana war beendet. Wie tragisch!

Über unser Wetterradio hatten wir von einem heftigen Sturm gehört, der via Texas über Nacht durch Lake Charles und weiter östlich ziehen sollte. Und tatsächlich ... um 3.30 Uhr morgens weckten uns Sintflutartige Regenfälle, die 8 Stunden lang anhielten. Was für Wassermassen! Unglaublich! Der Parkplatz beim Casino stand teilweise unter Wasser und der nebenan liegende Golfplatz ebenso.

Gegen Nachmittag hatte es sich dann beruhigt und wir fuhren weiter nach La Fayette. Am nächsten Tag besuchten wir die berühmte Tabasco Fabrik und Geburtsstätte auf Avery Island nahe New Iberia. Die Tour war kostenlos. Leider waren wir auf einem Freitag da und die Produktionsbänder standen heute still, denn die berühmte Chilisoße wird in 24 Stunden Schichten von Montags bis Donnerstags produziert.

Wir erfuhren, dass Edmund McIlhenny kurz nach dem Bürgerkrieg in den USA in den Besitz von Samen der Capsicum Pfefferpflanze kam und sie auf Avery Island einpflanzte und weiterzüchtete. Im August werden auch heute noch die roten Chilischoten per Hand gepflückt. Dafür verwendet man den sogenannten Baton Rouge - einen Holzstab, der mit exakt der richtigen roten Farbe bestrichen ist, die die perfekt reifen Schoten haben sollen. Nach diesem Stab ist auch die Hauptstadt Louisianas benannt worden. Reisen bildet!

Die frisch geernteten Schoten werden mit einem speziellen Salz, der ebenfalls von Avery Island kommt, vermischt und dann mit Maschinen zerdrückt. Dieses Chilipüree gärt dann drei Jahre lang in Eichenfässern. Die Fässer werden von Jack Daniels gekauft, da sie für die Whiskyproduktion nur einmalig verwendet werden dürfen. Nach der Gärung wird spezieller Essig zugeführt, das Ganze wird einen Monat lang in Maschinen umgerührt, anschließend gefiltert und dann in die berühmten kleinen Tabascoflaschen abgefüllt. 700.000 Flaschen an jedem einzelnen Produktionstag!

Die Tabascosauce ist heute weltweit bekannt (sogar Queen Elizabeth II betröpfelt ihre Omelettes damit!) und da Avery Island nicht besonders groß ist, wird dort heute nur noch ein kleiner Bruchteil der Chilischoten angebaut und geerntet. Der Großteil kommt aus Mittel- und Südamerika und wird dort direkt nach der Ernte auch frisch verarbeitet. In großen Metallgefäßen wird die Chilimasse dann nach Avery Island transportiert und dort in den Eichenfässer (ca. 400.000 Fässer zu jedem Zeitpunkt!) zur Gärung gelagert. Eine interessante Führung! Weitere Informationen findet man unter www.TABASCO.com.

Anschließend wollten wir uns in New Iberia noch die Konriko Reismühle anschauen. Sie ist die älteste (1912 erbaut) in den USA. Wir verpassten knapp die letzte Tour des Tages, durften aber trotzdem kostenlos das kleine Einführungsvideo noch sehen. Kirsten fand die grüne Echse vor der Eingangstür sowieso spannender.